Bentley SUV: Grünes Licht für den Luxus-Laster

Skizze des Bentley SUV, Foto: Bentley

Bentley baut nun doch ein SUV: VW-Konzernchef Martin Winterkorn hat heute in Anwesenheit des britischen Premierministers David Cameron die Serienentwicklung eines Bentley SUV bekanntgegeben. Als vierte Modellreihe der britischen Volkswagen-Tochter soll es ab 2016 im Stammwerk Crewe vom Band laufen und dort über 1.000 neue Jobs schaffen. Von Thomas Imhof

Das britische Königshaus hat einen neuen Thronerben – und Bentley demnächst eine vierte Modellreihe! Schon 2011 hatten die Briten auf dem Genfer Salon mit der Studie EXP 9 F ihre Gelüste auf den Luxus-SUV-Markt angemeldet, für das bombastische Styling und die Glubschaugen-Scheinwerfer jedoch mehr Häme als Lob eingesteckt. Später hatte das Bentley SUV noch einen Auftritt in Goodwood. Chefdesigner Luc Donckerwolke (Ex-Lamborghini, Ex-Seat) hat nun aber noch genug Zeit, die schlimmsten Design-Sünden auszumerzen und das Auto an die elegante und zugleich kraftvolle Bentley-Design-DNA anzupassen.

So sah die Studie damals aus, näheres zu dem damaligen Entwurf hier.

Bentley SUV Studie EXP 9 F, Foto: Bentley
Bentley SUV Studie EXP 9 F, Foto: Bentley

Die Zielvorgabe für den Bentley-SUV ist in jedem Fall ambitioniert – will doch Bentley nicht weniger als den „luxuriösesten und kräftigsten SUV weltweit“ auf die Räder stellen. Er soll die typischen Markenwerte wie Luxus, hohe Performance, Qualität und liebevolle Verarbeitung (craftsmanship) zur Schau stellen und sich auch optisch vom Rest der SUV-Gang abheben. Über die letzten 16 Monate gesammelte Kundenbefragungen hätten eine „extrem positive Resonanz“ der Kundschaft auf die SUV-Pläne erbracht, so Bentley. Was jedoch nicht einhellig auf das Design der Genf-Studie zurückzuführen sei, wie man freimütig bekannte.

„Bentley-Fans in aller Welt freuen sich auf den ersten SUV der Marke“, verkündete Martin Winterkorn. Und versprach: „Wir werden einen weiteren ‚echten‘ Bentley entwickeln – kräftig, exklusiv und erfolgreich!“ In den nächsten drei Jahren wolle der Volkswagen-Konzern in Crewe über 800 Millionen Pfund (umgerechnet 930 Millionen Euro) in neue Fertigungsanlagen und die Entwicklung neuer Modelle investieren, so Winterkorn weiter. Denn es gelte das Ziel, die Bentley-Absätze von zuletzt 8.500 Fahrzeuge bis 2018 auf jährlich 15.000 Fahrzeuge nahezu zu verdoppeln. Allein vom neuen SUV erhofft man sich in Wolfsburg und Crewe jährliche Volumina von 5.000 Stück.

Skizze des Bentley SUV, Foto: Bentley
Skizze des Bentley SUV, Foto: Bentley

All das hörte Premier David Cameron natürlich besonders gerne. Er bezeichnete die Entscheidung für den Standort Crewe auch als großen Erfolg für die britische Automobilindustrie*: „Im Vereinigten Königreich läuft heute schon alle 20 Sekunden ein neues Auto vom Band”, betonte der Labour-Politiker. „Ich bin sehr froh, dass Bentley das neue Modell an seinem Stammsitz baut und damit nicht nur neue Jobs schafft, sondern auch bestehende sichert. Zugleich werden talentierten Nachwuchskräften exzellente Ausbildungsmöglichkeiten ermöglicht.”

*Bis auf letzte Kleinserienhersteller wie Morgan beherrschen längst ausländische Konzerne die noch bis in die 60er Jahre blühende britische Autoindustrie. Jaguar und Land Rover gehören zum indischen Tata Konzern, dazu sind die Japaner mit Nissan, Honda und Toyota sowie die US-Töchter Ford und Opel im UK aktiv. Dazu kommt mit Bentley eine Volkswagen-Tochter, während Rolls Royce und Mini zur BMW Gruppe gehören. Selbst Lotus ist längst nicht mehr britisch, sondern in den Händen von Proton (Malaysia). Und MG ist schon seit längerem im chinesischen Besitz.

Ein paar Fakten zu Bentley:

• Bentley Motors beschäftigt am Standort Crewe rund 4.000 Menschen
• Bentley ist bei den Investitionen in Forschung & Entwicklung die Nummer 3 der britischen Automobilindustrie und belegt Platz 18 unter allen in England tätigen Unternehmen
• Bentley exportierte 2012 Güter im Wert von über einer Milliarde Pfund (1,16 Milliarden Euro)
2012 verkaufte Bentley 8.510 Fahrzeuge (+ 22 Prozent gegenüber 2011)
• Im ersten Halbjahr 2013 stieg der weltweite Bentley-Absatz um neun Prozent auf 4.279 Fahrzeuge.
• Amerika blieb mit 1.282 Fahrzeugen (+12 Prozent) größter Einzelmarkt.
• Auch Europa legte mit 22 Prozent auf 740 Einheiten deutlich zu.
• Im Vereinigten Königreich stieg der Absatz gar um 25 Prozent auf 698 Autos
• In China hingegen ging das Volumen um 23 Prozent auf 817 Fahrzeuge zurück – ein Minus, das Bentley auf die im Laufe des Jahres startende Einführung des neuen Flying Spur zurückführt.
• Auch die Region Naher Osten war im Aufwind – +28 Prozent auf 394 Fahrzeuge.
• Asia Pazifik wollte da nicht nachstehen, und beschleunigte um satte 53 Prozent auf 222 Autos. Nach Japan gingen 96 Bentleys (+ 28 Prozent).

Gute Aussichten also für das kommende Schlachtschiff auf Crewe, für das ein Preis von (mindestens) 180.000 Euro gehandelt wird. Die Super-Reichen zwischen Moskau, Dubai und Peking werden aber bis 2016 auch noch zusätzliche Wahlmöglichkeiten erhalten: Denn auch Lamborghini und Maserati haben Luxus-SUV in der Mache.

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Bentley

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