Skoda Fabia RS Fahrbericht

Skoda Fabia RS in blau. Foto: Autogefühl

Der Skoda Fabia RS sorgt seit 2010 dafür, dass man sich auf der Fahrt von Wanne-Eickel nach Castrop-Rauxel auch mal fühlen darf wie Walter Röhrl auf der Rallye Monte Carlo – zumindest ein bisschen. Der Fabia RS ist die Umsetzung der Rallye-Strategie für den allgemeinem Automarkt, schließlich hatte Skoda davor jahrelang in den Motorsport investiert. Von 1999 bis 2005 fuhr man die große World Rallye Championship mit, erst mit dem Octavia, dann mit dem Fabia WRC. Mittlerweile bestückt man nur noch die kleineren Rallye-Klassen – aber der Rallye-Nimbus für den kleinen Straßen-RS bleibt. Genau das hat uns gereizt, den kleinen Renner mal zu testen. Von Thomas Majchrzak

Wir nennen ihn bewusst nicht Giftzwerg – so wird er viel zu häufig genannt. Und außerdem ist das Auto, das wir fahren, auch gar nicht grün. Es ist eher unser Racing-Schlumpf.

Hier unser Video:

Exterieur

Den Skoda Fabia RS gibt es wie man sieht in einem wunderschönen blau – und in Kombination mit schwarzem Kühlergrill und schwarzen Felgen sieht er richtig schick aus. Da guckt man sich durchaus nach um. Unter den schwarzen Felgen stecken rote Bremssättel – Racing-Style is angesagt.

Skoda Fabia RS, vorne, Foto: Autogefühl
Skoda Fabia RS, vorne, Foto: Autogefühl

Starten und Fahren

Hier ist ein klassischer Schlüssel angesagt. Die Automatik schaltet zügig, und wenn man auf „S“ schaltet, dann werden die Gänge länger hochgezogen und es röhrt ordentlich. Durch das geringe Gewicht von gerade mal 1,3 Tonnen bringt der 1,4 l TSI DSG Motor mit seinen 180 PS ordentlich Schub. Der TSI hat eine doppelte Aufladung, sequentiell erst mit Kompressor, dann mit Turbo – und kommt übrigens konzernintern auch im VW Polo GTI und Seat Ibiza Cupra vor. Mit dem Skoda Fabia RS kann man so auch mal großgewachsene an der Ampel nass machen. Wenn man richtig auf die Tube drückt und sich das Auto nach hinten neigt vom Schub, dann malt man schwarze Markierungen auf den Asphalt. Der Vorderradantrieb kann eben nur eine begrenzte Kraft übertragen, und hier hört es auch auf, mehr Power würde der kleine Racer gar nicht vertragen, da müsste dann wie in der Rallye der Allradantrieb her. Immerhin: Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten hat der Skoda Fabia RS sogar eine Querdifferentialsperre, nicht mechanisch, sondern elektronisch über das ABS geregelt.

Skoda Fabia RS badge, Foto: Autogefühl
Skoda Fabia RS badge, Foto: Autogefühl

Selbst auf der Autobahn, wenn es mal von 100 km/h auf 140 km/h geht, ist genügend Power vorhanden. Da erwartet wohl kein BMW-Fahrer, dass ihn der kleine Skoda gleich abzieht. Allerdings wird es oberhalb von 140 km/h doch recht laut im Innenraum, für lange schnelle Autobahnfahrten ist es nicht das geeignete Auto. Auch ist das Fahrwerk zu weich dafür abgestimmt, als dass man allzu schnelle Kurven fahren könnte. Eine RS-Version könnte ruhig einen Tacken härter abgestimmt sein.

Von 0 auf 100 km/h Tacho-Video:

So konzentriert sich der Fabia darauf, ein extrem praktisches Auto für die Stadt zu sein, der aber immer ordentlich Wumms liefert, wenn man mal Spaß haben möchte. Obwohl der Skoda Fabia RS klein aussieht, ist er ein echtes Raumwunder. Und es noch erstaunlicher: Eigentlich ist er recht kastenförmig, aber gerade als RS sieht er trotzdem super schick aus. Das ist nicht einfach hinzubekommen. So bleibt viel Platz im Kofferraum, etwa auch mit einer kleinen Plastik-Gepäckabtrennung, die sehr praktisch ist. Die Sitze lassen sich auch problemlos umlegen.

Skoda Fabia RS, Felgen, Foto: Autogefühl
Skoda Fabia RS, Felgen, Foto: Autogefühl

Praktikabilität

Zum hinten sitzen ist es für Erwachsene in Ordnung, so lange die Fahrt nicht allzu lang ist. Der Kopfraum ist nie das Problem, aber die Beinfreiheit. Ist eben kein großes Auto. Aber selbst Großgewachsene können noch mehrere Hände über dem Kopf stapeln. Durch die Neigung der Frontscheibe und die hoch gezogenen Seitenscheiben hat man vorne das Gefühl, sehr viel Platz und Luft zu haben.

Skoda Fabia RS Interieur, Foto: Autogefühl
Skoda Fabia RS Interieur, Foto: Autogefühl

Insofern: Im Innern erinnert nicht viel an Racing, höchstens die Aufdrucke auf den Sitzen – und das tolle Lenkrad. Griffig, poriert für einen guten Halt und für weniger Schweiß an den Händen, gut zu packen, macht Spaß zu steuern. Die Schaltwippen hinter dem Lenkrad sind willkommen für die RS-Version, könnten aber etwas länger sein, damit man mit den Finger besser herankommt.

Ansonsten: Nüchterner Stil im Innenraum, alles gut verarbeitet, zweckmäßig, aber wenig emotional. Skoda konzentriert sich nicht auf Design-Ausfälle, sondern auf klevere Preispositionierung und Praktikabilität. Basispreise: 22.300 für die Limousine und 22.900 Euro für den Kombi. Der ist dann noch länger, das ist von außen durch ein kleines zusätzliches Fenster hinten seitlich zu erkennen.

Skoda Fabia RS Lenkrad, Foto: Autogefühl
Skoda Fabia RS Lenkrad, Foto: Autogefühl

2011 gab es übrigens auf der Essen Motor Show eine Design-Studie: der Fabia RS als Cabriolet. In Serie gehen sollte er nicht und es gibt ihn dementsprechend bis heute leider nicht – aber das wäre doch mal was!

Beim Thema Rallye ist Skoda nun in der WRC2 dabei, der Nachwuchs-Rallyemeisterschaft, mit dem Fabia S2000. Das ist ein eigens aufgebautes Auto, soll eine Viertemillion kosten, hat einen Vierzylinder-Saugmotor mit 16 Ventilen und 2 Litern Hubraum. 270 PS. Aus zwei Litern Hubraum? Wow.

Für den Ottonormal-Rallyefahrer gibt es dann noch den Skoda Fabia R2, der die Anforderungen der Rallyekategorie R2 erfüllt. Der 1.6 Liter Motor leistet hier 180 PS, daran sieht man schon, dass das Fahrzeug grundsätzlich auf dem Serienmodell basiert. Allerdings unterscheiden sich Motorabstimmung, Fahrwerk, und Getriebe erheblich. Den R2 gibt es für über 60.000 Euro bei der Firma Impromat Car in Tschechien, die reibungsfreie Zulassung in Deutschland kann aber nicht garantiert werden.

Skoda Fabia RS, hinten, Foto: Autogefühl
Skoda Fabia RS, hinten, Foto: Autogefühl

Das ist bei unserem kleinen Straßenrenner natürlich anders. Hier kompakt die Daten:

Technische Daten Skoda Fabia RS

Skoda Fabia RS Abmessungen Limousine (Kombi)
Breite: 1,64 m
Höhe: 1,492 m (1,494)
Länge: 4,029 m (4,276)
Der Unterschied in der Höhe ist also unwesentlich, der Kombi ist lediglich 25 cm länger, also so etwa ein Ellenbogen.
Leergewicht (inkl. Fahrer 75 kg): 1.318 kg (1.313)

Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit 224 km/h (Der Kombi schafft offiziell noch 2 km/h mehr)
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,3 s
Kombinierter Verbrauch angegeben: 6,2 l/100km

Effektiv weicht der Verbrauch gar nicht mal so groß ab, wir hatten meistens einen Verbrauch von 7,7 l bei gemischter Fahrt Autobahn/Stadt/Landstraße – und das teilweise sogar mal bei Volldampf! Das ist wirklich in Ordnung, bei gemütlichem Fahren könnte der angegebene Verbrauch sogar erreicht werden und das ist sehr selten.

Garantie
2 Jahre ohne Kilometerbegrenzung, 3 Jahre auf Lack, 12 Jahre gegen Karosseriedurchrostung, Skoda Mobilitätsgarantie.

Skoda Fabia RS in blau. Foto: Autogefühl
Skoda Fabia RS in blau. Foto: Autogefühl

Wir ziehen als Fazit für uns:

Der Skoda Fabia RS macht optisch Spaß, schränkt niemals ein, weil er für alle Fahrten und Transporte zu gebrauchen, super praktisch und wendig ist – und hat eine überragende Motorleistung für einen Kleinwagen. Als Rallye-Symphonie könnte der Skoda Fabia RS jedoch bei einer Überarbeitung eine sportlichere und und gleichzeitig harmonischere Abstimmung vertragen, damit es sich noch besser um die Kurven röhrlt. Exklusiv bleibt man auf der Straße in jedem Fall: nur jeder 100. Skoda Fabia fährt als RS-Variante hinaus in die Welt.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Video: Autogefühl, Katharina Kruppa & Thomas Majchrzak

Die zweite Perspektive
Thomas Imhof zum Skoda Fabia RS: Der Fabia RS ist die etwas rustikalere und einige hundert Euro billigere Alternative zu den identisch motorisierten Konzern-Brüdern Polo GTI und Seat Ibiza Cupra. Das durchgehend geschwärzte Outfit, das farblich abgesetzte Dach und die roten Bremssättel geben dem leicht tiefergesetzen Tschechen den erwarteten RS-Appeal. Der 180 PS starke 1.4 TSi hängt dank sequentieller Aufladung – erst Kompressor, dann zusätzlich Turbo – gierig und willig am Gas, das Siebenstufen-DSG hingegen wechselt die Gänge – speziell beim Runterschalten – schon mal etwas hektisch und ruppig. Bei vollem Krafteinsatz kämpfen die Vorderräder mit Traktion, dann machen sich auch in der Lenkung Antriebseinflüsse bemerkbar. Das Fahrwerk ist auf straff getrimmt, wirkt aber nicht wirklich harmonisch abgestimmt und hat fühlbar Probleme beim Wegfiltern gröberer Unebenheiten. Ein Go-Kart-Fahrgefühl – wie es ein Ford Fiesta ST erzeugen kann – will sich nicht einstellen. Was auch an der künstlichen Lenkung liegen mag. Innen macht sich die gegenüber VW und Seat günstigere Preispositionierung in Form einer gewissen Tristesse bemerkbar. Immerhin bieten die Sitze genügend Seitenhalt, und der vertikale Aufbau des Fabia sorgt für eine gute Rundumsicht samt üppiger Kopffreiheit.

Hier Infos zum Skoda Octavia RS:
https://www.newcarz.de/2013/07/12/schnellster-octavia-aller-zeiten-skoda-octavia-rs/
https://www.newcarz.de/2013/06/06/skoda-octavia-rs-familienkutsche-auf-abwegen/