Allradantrieb auf dem Vormarsch

Der von Audi Tradition frisch restaurierte Audi Rallye quattro A2 aus der Weltmeister-Saison 1983 mit Hannu Mikkola am Steuer, Foto: Audi

Allradantrieb auf dem Vormarsch – der Trend ist offensichtlich nicht mehr aufzuhalten. Zwar ist Allrad eine vergleichsweise alte Idee, doch hat es sich über Jahre hinweg nur in speziellen Fahrzeugklassen wie Geländewagen und Rallye-Sportautos durchgesetzt. Mittlerweile ist der Knoten geplatzt und Allradantrieb wird immer häufiger in Alltagsautos eingebaut. Grob geht in Deutschland schon jedes 7. Auto als Allrad-Version raus. Warum ist das so? Von Thomas Majchrzak

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Es gibt einige entscheidende Gründe, warum Allrad nicht mehr aufzuhalten ist:

1. Mehr Power
Bei Herstellern, die standardmäßig mit Vorderrad-Antrieb arbeiten, wie zum Beispiel Audi, ist irgendwann über 200 PS Schluss mit Traktion an den Vorderrädern. Da sich ein Fahrzeug bei der Beschleunigung nach hinten neigt, wird die Vorderachse leichter und die Räder verlieren Traktion. Über die Hinterräder kann man so noch gerne viel mehr PS verbauen, aber vorne drehen die Räder irgendwann dann nur noch durch. Daher gibt es die hochmotorisierten Versionen bei Audi sogar ausschließlich als quattro. Audi Q7, R8, A4 allroad, A6 allroad sowie alle S- und RS-Modelle sind nur mit Allrad erhältlich. Bei allen weiteren Baureihen bietet Audi ihn optional an.

Die RS-Modelle gibt es nur mit quattro. von links: Audi RS 7 Sportback, RS 6 Avant, RS 5 Cabriolet, RS Q3, Foto: Audi
Die RS-Modelle gibt es nur mit quattro. von links: Audi RS 7 Sportback, RS 6 Avant, RS 5 Cabriolet, RS Q3, Foto: Audi

2. Mehr Sportlichkeit
Hier ist die Wirkungskette anders herum: Nicht weil man muss, sondern weil man möchte, wird der Allradantrieb verbaut. Denn wenn vier Räder zugleich angetrieben werden, kann auch eine noch bessere Beschleunigung erfolgen. Abzuwiegen ist das natürlich immer mit einem potenziellen Gewichtsnachteil durch ein Allradsystem. Doch je geringer die Traktion, desto höher der Vorteil für den Allradantrieb.

3. Mehr Sicherheit
Für die wetterfühligen Deutschen wird der Winter immer härter und immer länger. Gefühlt gibt es auch immer mehr Schnee. Auf der anderen Seite steht der Klimawandel, der aber nicht unbedingt nur wärmere Temperaturen beschert, sondern eben ein extremeres Klima, auch für uns. Doch sei es Schnee oder Regen, es kann in dieser Hinsicht nicht schaden, Allrad zu haben. Damit kommt man sicher immer besser vom Fleck, wenn es glatt ist. Ein Sicherheitsvorteil und ein besseres Gefühl im Alltag.

4. Mehr SUV
Die Fahrzeugklasse, die gewöhnlicherweise Allrad beherbergt, erfreut sich größter Beliebtheit. Zwar gibt es auch Soft-SUV mit Zweiradantrieb, doch der allgemeine SUV-Hype trägt auch zu höheren Verkaufszahlen von Allradfahrzeugen bei. Bestes Beispiel: Land Rover.

5. Mehr Technik
Die fortschreitende Technik macht auch manchmal einen Allrad-Antrieb erforderlich oder er ist eine gute Lösung. Etwa wenn ein zusätzlicher Elektromotor betrieben wird und dieser dann die Hinterräder antreibt und der Verbrenner die Vorderräder.

6. Mehr Luxus
Allrad kann auch als Luxus-Feature verkauft werden, denn im Premium- und Luxus-Segment kann man sagen: Ja warum denn nicht Allrad? Die Technik gibt es, sie hat Vorteile, kostet zwar ein bisschen was, aber der Aufpreis für Allrad macht bei ohnehin hohen Preisen auch nicht mehr viel aus.

Auch den Jaguar XJ gibt es seit Anfang 2013 mit Allrad. Foto: Jaguar
Auch den Jaguar XJ gibt es seit Anfang 2013 mit Allrad. Foto: Jaguar

7. Mehr Marketing
Genau mit den vorherigen Punkten lässt sich wunderbar Marketing und Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Allrad als Sport-Feature, Allrad als Sicherheits-Feature, Allrad als Technik-Kompetenz. Und dann gibt man dem Kind noch einen schönen griffigen Namen, wie den Erfolgsnamen quattro oder etwas stylisches wie xDrive, auch wenn man das gar nicht selber gebaut hat.

8. Mehr Zulieferer
Und genau das leitet uns zum letzten Punkt: Die Zulieferer werden in Zeiten von Auslagerung und Prozessoptimierung gestärkt. Wenn BMW zum Beispiel nur ein Viertel der Fahrzeugtechnik selber entwickelt und baut, muss das nicht schlecht sein, im Gegenteil. So kommen Top-Zulieferer zum Zug, die jeweils mehr in die Verfeinerung ihres Spezialgebiets stecken können.

Kommen wir dem gegenüber gestellt zu den Nachteilen von Allrad:

1. Allrad bedeutet einen Aufpreis.
2. Allrad bedeutet mehr Gewicht.
3. Allrad bedeutet damit und wegen erhöhter Reibung mehr Verbrauch.
4. Allrad bedeutet eventuell, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt und daher unvorsichtiger fährt.

Allerdings wiegen die Pro-Argumente immer stärker – was eben an den Zulassungszahlen deutlich wird. Damit beschäftigen wir uns im nächsten Teil der Autogefühl Allrad-Serie.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: siehe Hersteller
Zahlenquelle: KBA

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