Citroen Cactus Concept auf der IAA 2013

Citroen Cactus Concept IAA 2013, Foto: Autogefühl

In diesem Jahr präsentiert Citroen das neue Citroen Cactus Concept: Was Citroen schon 2007 auf der IAA in Gestalt des kugeligen C-Cactus thematisierte, findet in einer zweiten Cactus-Studie nun ihre Fortsetzung. Alles Überflüssige wird über Bord geworfen, ohne dass die Reduktion auf das Wesentliche das Wohlbefinden schmälert. Ein schöner Kontrapunkt zum hyperaktiven, aufgeheizten Designkosmos der IAA, findet Thomas Imhof

Update: Als Citroen C4 Cactus geht das Concept in Serie!

Ein funktionales Design ohne jede Form von Aggressivität, durchgehende Sitzbänke mit Sofa-Anmutung in einem wohltuend entschlackten Innenraum und Luftkissen, die vor Beulen und Kratzern schützen sollen. Das sind nur einige der originellen Details einer Studie, die zu den unterbewerteten Stars der IAA 2013 zählen. Das unter Leitung des britischen Citroen-Designers Mark Lloyd entstandene Concept Car soll vorderhand einen kleinen SUV oder Crossover ankündigen, der ab 2014 unter anderem gegen den Peugeot 2008 und den Renault Captur antreten könnte.

Citroen Cactus Concept IAA 2013, Foto: Autogefühl
Citroen Cactus Concept IAA 2013, Foto: Autogefühl

Zugleich gibt das in Perlmutt-Weiß lackierte Modell einen Hinweis auf die Designsprache der zukünftigen C-Linie von Citroen – mit schmalen Scheinwerferschlitzen samt LED-Tagfahrlicht à la C4 Picasso, hoch aufragendem Bug und prominent herausstehendem Doppel-Winkel-Logo. Schnörkellos gezeichnet auch das Heck mit großer Prallfläche und LED-Leuchten mit optischer 3D-Wirkung.

Citroen Cactus Concept Interieur, Foto: Citroen
Citroen Cactus Concept Interieur, Foto: Citroen

Mit 4.210 Millimeter Länge, 1.750 Millimeter Breite und 1.530 Millimeter Höhe hat der Cactus die typischen Ausmaße eines kompakten Hatchbacks. Die auf 21 Zentimeter angehobene Bodenfreiheit und kurze Überhänge zeichnen ihn ebenso aus wie der Verzicht auf eine durchgehende B-Säule und das scheinbar schwebende, aufgesetzte Dach. Im wahrsten Sinne des Wortes aufgeblasen haben die Franzosen die Rammschutzleisten an den Flanken und Stoßfängern. Diese „Airbumps“ schützen mit softer Oberfläche gegen Kratzer, während Luftkapseln im Innern als Aufpralldämpfer dienen. So sollen auch die beim Einparken auf Französisch drohenden Beulen keine Chance mehr haben.

Die an der Studie nur angedeuteten Scheinwerfer sind in die vorderen Airbumps integriert – während die beiden U-förmigen Tagfahrlichter an der Motorhaubenkante andocken. Die Heckpartie ist nach dem gleichen Prinzip aufgebaut: Die LED-Rücklichter mit 3D-Effekt sind im breiten Airbump integriert, der wiederum den Kofferraum schützt. Die unlackierten Kunststoffbeplankungen in Schwarz mit Textureffekt an Radläufen, Schwellern und Schürzen betonen eine gewisse Robustheit und erinnern an die Studie Lacoste von 2010. Als graphische Elemente stehen sie im Kontrast zu den in Lama-Grau gehaltenen Airbumps.

Citroen C-Cactus von 2007, Foto: Citroen
Citroen C-Cactus von 2007, Foto: Citroen

Springen wir in den Innenraum des ohne klassische B-Säule auskommenden Citroen Cactus Concept: Schon der rundliche Vorgänger C-Cactus von 2007 hatte sich Tugenden wie Einfachheit, Praxistauglichkeit und die Verwendung nachwachsender Rohstoffe auf die Fahnen geschrieben. Die Bodenverkleidung bestand aus recyceltem Leder, zahlreiche Teile waren aus Kork, der Filz der Türverkleidungen und der Ablagen im Armaturenbrett bestanden aus chemisch unbehandelter und biologisch abbaubarer Wolle. Der Cactus anno 2013 hält mit Sitz- und Türverkleidungen in einer Kombination aus Baumwollstoff in meliertem Blau und pflanzlich gegerbtem Naturleder „Camel“ dagegen. Die cognacfarbigen Häute zieren auch das Armaturenbrett und das Lenkrad.

Citroen C-Cactus von 2007, Foto: Citroen
Citroen C-Cactus von 2007, Foto: Citroen

Der Innenraum des Cactus gibt sich pragmatisch, ruhig, komfortabel und dennoch nicht freudlos. Erfreulich unzerklüftet präsentiert sich die tief liegende Armaturentafel. Alle Anzeigen und Bedienfunktionen sind ähnlich wie im neuen BMW i3 in zwei Bildschirme gebündelt. Ein 7-Zoll-Display ersetzt das Kombiinstrument – und via 8-Zoll-Touchscreen auf der Mittelkonsole lassen sich sämtliche Bedientasten für Klima und Audio, Navigationssystem, Internetdienste und Fahrhilfen einsparen. Der Beifahrer-Airbag wanderte in den Dachhimmel – wir sind allerdings mehr als gespannt, wie er sich von dort bei einem Aufprall optimal entfalten soll.

Citroen Cactus Concept IAA 2013, Foto: Autogefühl
Citroen Cactus Concept IAA 2013, Foto: Autogefühl

Da auch ein herkömmlicher Schaltknüppel Drucktasten im unteren Teil des Armaturenbretts und Schaltpaddel am Lenkrad wich, ergibt sich eine geradezu fürstliche Bewegungsfreiheit. Auch an praktischen Ablagen herrscht kein Mangel – und ein Panoramadach taucht alles in ein freundliches Licht. Dessen Tönung entspricht einer Sonnenbrille der höchsten Kategorie 4 (92-97 %, für Hochgebirge und Gletscher) und beugt damit Hitzestaus vor.

Was man früher vor allem von US-Limousinen kannte, feiert beim Cactus ebenfalls fröhliche Urständ: eine durchgehende vordere Sitzbank mit ausklappbarer Mittelarmlehne. Auf der lässt sich – nicht nur im Autokino – wie auf einem Sofa lümmeln. Die obere Ablage des Armaturenbretts (auf der Beifahrerseite) und die Türgriffe tragen Dekorelemente, die wie die Schnallen eines Überseekoffers aussehen. Auch die Rückbank ist ungeteilt.

Citroen Cactus Concept Interieur, Foto: Citroen
Citroen Cactus Concept Interieur, Foto: Citroen

Zum umweltfreundlichen Image des Modells passt der Hybrid Air-Antrieb. Als Full-Hybrid-Lösung kombiniert er eine Druckluft-Hydraulik-Einheit mit einem Benzinmotor aus der PureTech-Familie. Macht unterm Strich einen Verbrauch von weniger als drei Liter/100 km, behauptet Citroen.

Citroen Cactus Concept IAA 2013, Foto: Autogefühl
Citroen Cactus Concept IAA 2013, Foto: Autogefühl

Was nicht weit unter dem Konsum des Vorgängers aus 2007 läge. Dessen Diesel-Hybrid-Antriebsstrang kam bei nur 1.306 Kilo Gesamtgewicht im Normverbrauch mit 3,4 Litern aus – was 78 Gramm CO2 pro Kilometer gleichkam.

Bis heute besticht der 4,20 Meter lange und 1,80 Meter breite C-Cactus durch die extrem reduzierte Zahl an Bauteilen. Beispiel Innenraum: Der hatte mit kaum mehr als 200 Einzelkomponenten nur rund halb so viele Bausteine wie ein gewöhnliches Auto dieser Klasse. So entfiel unter anderem das komplette Armaturenbrett: Alle dort untergebrachten Funktionen wurden auf der Mittelkonsole und der feststehenden Lenkradnabe zusammengefasst. Der Vorderwagen bestand nur aus einer feststehenden Motorhaube mit integrierten Kotflügeln und einer Wartungsklappe. Durch die wurden – ganz ähnlich wie beim Audi A2 – Ölstand und Scheibenwaschwasser kontrolliert und aufgefüllt. Auf versenkbare Fenster verzichtete Citroen ebenfalls, einfache Schiebefenster taten es auch. Last but not least boten auch die Türverkleidungen ein treffliches Beispiel für verringerte Komplexität: Sie bestanden statt aus zwölf aus nur noch zwei Teilen.

Zurück zum aktuellen Citroen Cactus Concept: „Simple to live”, “simple to love” und “simple to share” heißt das Motto eines witzigen Promotion-Videos (1:41 Minuten), das wir hiermit wärmstens empfehlen.

Mal schauen, welche netten Ideen am Ende auch im Serienmodell überleben werden. Die durchgehende Sitzbank wäre doch schon mal ein Anfang.

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Videos: ausfahrt.tv / Autogefühl / Citroen

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