Auch der neue Mini bleibt ein Mini

Der neue Mini, Foto: Mini

Der neue Mini, der nun dritte seit 2001 unter BMW-Regie entwickelte Mini, gibt sich mehr evolutionär denn revolutionär. Doch unter einer sanft nachgeschärften und überall ein wenig größer gewordenen Hülle gibt es mehr Platz für Mensch und Gepäck, eine entschlackte Bedienführung, neue Dreizylinder und viele nützliche Assistenzsysteme. So wird der neue Mini nicht nur im Format noch erwachsener. Von Thomas Imhof

Exakt zum 107. Geburtstag von Sir Alec Issigonis hat BMW am Montag in Oxford den neuen Mini enthüllt. Der britische Konstrukteur griechischer Abstammung hatte 1959 mit dem Ur-Mini einen Paradigmenwechsel im Automobilbau eingeleitet. Auf einmal galt Mini nicht nur in der Modewelt als „hip“. Nun also die dritte Neuauflage des charmanten Winzlings – und die erste gute Nachricht gleich dazu: Auch der neue Mini bleibt ein Mini – alles andere wäre auch eine faustdicke Überraschung gewesen.

Der neue Mini, Foto: Mini
Der neue Mini, Foto: Mini

Das Münchener Designteam um den Dänen Anders Warming hat das Kult-Mobil mit aller gebotenen Behutsamkeit evolutionär verfeinert. Die superkurzen Überhänge vorn und hinten, die steil stehende Frontscheibe, die großen Glasflächen, die rundum führende Fensterlinie und das scheinbar schwebende Dach blieben erhalten. Ebenso wie ein Glashaus, das zusammen mit den abgedunkelten Dachsäulen das ganze Auto scheinbar übergangslos umfasst. Evolution findet dennoch statt: In Details wie dem unverändert hexagonalen, aber weiter aufgerissenem Grill, der im Topmodell Cooper S durch zusätzliche Lufteinlässe noch dramatischer wirkt. Oder der sich nach hinten verjüngenden Fenstergraphik, die eine Keilform andeutet. Ein echter Hingucker sind die optionalen LED-Scheinwerfer. In ihrem äußere Lichtring ist nämlich neben dem Tagfahrlicht auch gleich noch der Blinker integriert.

Auf Wunsch und ohne Aufpreis lackiert BMW Dach und Außenspiegelkappen in einer Kontrastfarbe – Weiß oder Schwarz. Erstmals ist für den neuen MINI auch eine Dachreling erhältlich – und die extrem beliebten Rallye-Streifen sind natürlich auch weiter im Sortiment.

Der neue Mini, Foto: Mini
Der neue Mini, Foto: Mini

Viele Kunden des bisherigen Modells wünschten sich händeringend etwas mehr Platz für sich und ihr Gepäck. BMW erhörte den Ruf – und blies den neuen Mini in alle Richtungen auf. Der Mini „F56“ (so der interne Code) ist mit 3.821 Millimetern (Cooper S: 3.850 mm) satte 98 Millimeter länger als sein Vorgänger. Auch die Breite (+44 mm) und Höhe (+ sieben mm), der Radstand (+28 auf 2.495 Millimeter) und die Spurweiten (vorn +42, hinten +34 mm) nahmen zu. Folge: Der neue Mini macht seinem Namen nun noch weniger Ehre als zuvor, punktet aber mit mehr Platz für Insassen und Gepäck. Der Kofferraum schluckt nun immerhin 211 Liter – ein Mehr von 51 Liter – und die im Verhältnis 60:40 geteilte Fondsitzlehne ist nicht nur wie üblich umklapp-, sondern auch neigungsverstellbar. Auch der Einstieg zur Rückbank soll nun deutlich verrenkungsfreier ausfallen – im Fond des Mini lockt zudem eine um 23 Millimeter gestreckte Sitzauflage.

Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini
Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini

Ein weiterer Kritikpunkt des nun auslaufenden Modells war das über die Jahre veraltete, weil zu kleinteilige Bedienkonzept. Samt des in der Größe einer XL-Pizza die Mittelkonsole beherrschenden Zentralinstruments. Beim neuen Modell haben die Designer nun gründlich aufgeräumt. Ein neues Kombiinstrument auf der Lenksäule mit Geschwindigkeits- und Drehzahlanzeige, Farbdisplay für Fahrzeugstatusangaben und Tankinhalt bringt die wichtigsten Infos nun direkt ins Sichtfeld des Fahrers. In den frei gewordenen Raum auf der Mittelkonsole rückt eine neue Infotainment-Einheit mit „farbiger Lichtinszenierung mittels LED-Ring für optisches Feedback“ (Pressetext). Und vierzeiligem TFT-Display oder optionalem 8,8-Zoll-Farbdisplay.

So sah übrigens die Vorstellung davon im Mini Vision Concept aus, und das hier ist daraus geworden:

Das neue Mini Rundinstrument, Foto: Mini
Das neue Mini Rundinstrument, Foto: Mini

Aber auch die Bedienelemente geben sich nun weniger filigran. Beispiel Zündschlüssel: Er muss jetzt nicht mehr erst umständlich in einen waagerechten Schacht eingeschoben werden, um Zündung und Motor zu aktivieren – über einen zudem noch rot illuminierten Start/Stopp-Knopf geht es einfacher. Auch die bislang nicht immer auf Anhieb auffindbaren Heizungs- und Lüftungsregler wurden in Form von drei neuen Runddrehschaltern vereinfacht. Die Tasten für die elektrischen Fensterheber wanderten von der Mittelkonsole in die Türen. Dennoch – und das wird Traditionalisten freuen – bleiben auf der Mittelkonsole noch ein paar klassische Kippschalter übrig.

Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini
Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini

Neues dafür wieder in der Motorenpalette, wo nun erstmals auch Dreizylinder unter der Haube Platz nehmen. Nur dem Mini Cooper S bleibt ein 2,0 Liter großer Turbo-Benziner mit vier Zylindern erhalten. Mit 192 PS beschleunigt er das Auto in 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und düpiert mit 235 km/h Spitze so manchen Mittelklasse-Vertreter. Das schon bei ungemein niedrigen 1.250 U/min anliegende Drehmomentmaximum von 280 Nm erlaubt aber genauso gut auch Beschleunigungsorgien aus dem Drehzahlkeller heraus.

Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini
Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini

Im Mini Cooper hingegen ist die Wachablösung längst vollzogen: Der hier installierte Turbo-Dreizylinder mit 1,5 Liter Hubraum schickt 136 PS an die Vorderachse. Auch dieser Voll-Alu-Motor setzt seine Drehmomentspitzen von bis zu 230 Nm schon ab 1.250 U/min. Der Cooper spurtet in 7,9 Sekunden auf 100 km/h, das Top-Tempo beträgt 210 km/h.

Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini
Der Neue Mini Innenraum, Foto: Mini

Der Mini Cooper D folgt mit einem 116 PS starken und ebenfalls 1,5 Liter großen Dreizylinder-Dieselmotor ebenfalls dem Downsizing-Konzept. Seine Common-Rail-Einspritzanlage arbeitet mit Drücken von bis zu 2.000 bar und trägt mit zum niedrigen Normverbrauch von 3,5 Liter/100 km (CO2: 92 g/km) bei. Den Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt der Selbstzünder in 9,2 Sekunden; auf der Autobahn schwingt er sich zu Tempo 205 auf.

Der neue Mini, Foto: Mini
Der neue Mini, Foto: Mini

Alle neuen Mini-Motoren setzen auf eine Kombination aus Turbo-Aufladung, Benzin-Direkteinspritzung und variabler Nockenwellensteuerung auf der Ein- und Auslassseite (Doppel-Vanos) oder – im Cooper S – sogar einer vollvariablen Ventilsteuerung (Valvetronic). Und erfüllen selbstverständlich schon die erst noch kommende Euro 6-Abgasnorm.

Bei den Getrieben haben Mini-Fahrer die Wahl zwischen einem Sechsgang-Handschalter und einer optional für alle Varianten verfügbaren Sechsstufen-Automatik. Wer gern per Schaltwippen am Lenkrad ins Geschehen eingreift, kann zusätzlich eine Sechsgang-Sport-Automatik mit verkürzten Schaltzeiten ordern. Durch Datenaustausch mit dem Navigationssystem kann die Automatik bei der Steuerung der Schaltvorgänge sogar das Streckenprofil berücksichtigen. So lässt sich zum Beispiel unnötiges Hochschalten zwischen zwei kurz aufeinander folgenden Kurven vermeiden.

Der neue Mini, Foto: Mini
Der neue Mini, Foto: Mini

Ein weiteres Novum für Mini sind drei über einen Drehschalter individuell anwählbare Fahr-Programme. Neben der Standardeinstellung stehen ein Sport- und ein Green-Modus zur Wahl. Je nach Gusto ist so eine knackig-sportliche oder effizienzbetonte Fahrzeugabstimmung einstellbar, die auch das erstmals im Mini integrierte und zweistufig verstellbare adaptive Dämpfersystem mit einbezieht. Eine Besonderheit im Green Mode ist die Segelfunktion: Bei Modellen mit Automatikgetriebe wird zwischen 50 und 160 km/h der Antriebsstrang abgekoppelt, sobald der Fahrer das Gaspedal lupft. Dann rollt der Mini mit Leerlaufdrehzahl weiter.

Der neue Mini, Foto: Mini
Der neue Mini, Foto: Mini

Last but not least kommt der neue Trendsetter in nicht unerheblichem Maß in den Genuss von bislang der Muttermarke BMW vorbehaltenen Assistenzsystemen. Allen voran ein oberhalb der Lenksäule ausfahrbares Head-Up-Display, eine kamerabasierte Geschwindigkeits- und Abstandsregelung mit Auffahr- und Personenwarnung, ein Fernlichtassistent und eine Verkehrszeichenerkennung.

Der neue Mini, Foto: Mini
Der neue Mini, Foto: Mini

Auch eine Rückfahrkamera und ein Parkassistent gehören zum neuen Rüstzeug. Wie auch eine lobenswerte und für ein Auto dieser Klasse längst nicht selbstverständliche Technik-Premiere: eine aktive Motorhaube, die sich bei Kontakt mit einem Fußgänger so anhebt, dass ein Kontakt mit besonders harten Motorteilen vermieden wird. Auch dies ein gutes Beispiel dafür, wie sich vor Jahren zunächst für Oberklassemodelle entwickelte Innovationen nach und nach in die unteren Segmente fortpflanzen. So machen auch sie einen Mini, der auf den ersten Blick zunächst wie ein facegeliftetes Modell des Vorgängers wirkt, deutlich wertiger.

Der neue Mini mit dem britischen Premier-Minister David Cameron (links) und Peter Schwarzenbauer, Vorstandsmitglied der BMW Group. Foto: Mini
Der neue Mini mit dem britischen Premier-Minister David Cameron (links) und Peter Schwarzenbauer, Vorstandsmitglied der BMW Group. Foto: Mini

Erfreulicherweise hat BMW die Preise um lediglich 50 (bei den beiden Benzinern) beziehungsweise 100 Euro (für den Diesel) angehoben. Vor Einführung eines möglichen neuen Mini One geht es ab nächstem Frühjahr demnach mit 19.700 Euro für den Mini Cooper, 23.800 Euro für den Mini Cooper S und 21.450 Euro für den Mini Cooper D los. Auch wenn es damit weiterhin etwas teurer bleibt, einen Mini von BMW zu fahren, dürfte die Minimania nicht abflauen. Denn erneut steht eine Vielzahl von Varianten zu erwarten. Wobei wir auf einige – wie zum Beispiel den eher nutzlosen Paceman – auch verzichten könnten.

Hier eine persönliche Betrachtung des neuen Mini von Lena Ließfeld.

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Mini

Kommentare sind geschlossen.