Peugeot RCZ-R Probefahrt

Peugeot RCZ-R, Foto: Peugeot

Mit dem Peugeot RCZ-R ist den Franzosen ein großer Wurf gelungen. Nicht unbedingt, weil der RCZ im Alltag so viel Power bräuchte, sondern weil das allgemeine sportliche Fahrgefühl schlichtweg gut ist. Lenkrad und Sportsitze machen richtig Freude – und bezahlbar bleibt der bisher sportlichste Serien-Peugeot allemal. Von Thomas Majchrzak

Peugeot RCZ-R, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R, Foto: Peugeot

„Wir zielen mit dem RCZ-R klar auf Neukunden ab“, sagt Peugeot-Sprecher Oliver Bohr. Schon 200 Bestellungen gibt es in Deutschland für den 270 PS Beauty. Bestandskunden des Peugeot RCZ würden eher dabei bleiben, weil sie die Alltagstauglichkeit suchen. Beim Peugeot RCZ-R will man eher die markenfremden vernehmen, die zum Beispiel eine günstige Alternative zu einem PS-starken Premium-Sportwagen suchen.

Der Peugeot RCZ-R ist damit also schon jetzt ein Erfolg, zumindest haben ihn schon mehr bestellt, als erwartet. Ob solch ein Auto einen überragenden wirtschaftlichen Erfolg bringt, ist zwar weiterhin fraglich. „Aber als profitorientiertes Unternehmen bauen wir kein Auto, das nicht auch Gewinn erwirtschaften würde“, so Thomas Schalberger, Direktor Marketing und Kommunikation bei Peugeot.

Peugeot RCZ-R, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R, Foto: Peugeot

Jedenfalls bleibt der Peugeot RCZ-R ein Imageträger. Denn er lenkt ab von der schlechten Wirtschaftspresse in der jüngsten Zeit, das Unternehmen muss sich wieder freischwimmen. Und wer in einen Peugeot RCZ-R steigt, der lässt sich vom starken Löwen tatsächlich gerne beeinflussen. Sofort fällt man in die grandiosen Sportsitze, die das Prinzip der Mischung von Alcantara und Leder einmal umkehren.

Häufig findet man die Mischung so vor, dass die Sitzflächen mit Alcantara bezogen sind und die Sitzwangen mit Leder. Gut, da schwitzt man im Sommer dann weniger drauf. Aber cleverer ist es im Peugeot RCZ-R: Die Sitzfläche ist bis auf eine sehr ansprechende Aussparung zwischen den Knien mit Leder bezogen, ebenso größtenteils die Rückenfläche. Das fühlt sich gut an. Die Seitenwangen für den Seitenhalt an den Schultern sind dagegen mit Alcantara bedeckt, was einen sicher im sitzt hält. Man fühlt sich einerseits sportlich fit, andererseits wohlig umschlungen wie im Ohrensessel.

Peugeot RCZ-R Sportsitze, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R Sportsitze, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R Cockpit, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R Cockpit, Foto: Peugeot

Perfekte Voraussetzungen dafür, das kleine Sportlenkrad zu greifen, das aufgrund der Größe und der seitlichen Perforation gut in den Händen liegt. Da es unten abgeflacht ist, bekommt man auch als Großgewachsener keine Probleme mit der Beinfreiheit.

Und dann geht’s los. Gestartet wird klassisch mit einem Schlüssel. Der Motor erwacht eher dezent zum Leben, und wenn man den kleinen 1,6 Liter Motor sachte fährt, bleibt er auch recht ruhig. Bringt man ihn auf Drehzahl, fängt er ordentlich an zu schnurren. Obwohl der Hubraum wirklich sehr gering ist, hat man nicht das Gefühl, nur mit einem 1,6 Liter Turbo unterwegs zu sein. Der offizielle Verbrauch von 6,3 Liter ist dagegen niemals haltbar, da muss man sich eher an 10 Litern plus orientieren. Zumindest, wenn man ein bisschen Spaß haben will. Geschaltet wird stets manuell, Automatik ist für den Peugeot RCZ-R nicht verfügbar. Die Renn-Puristen mögen sagen: Richtig so! Allerdings ist es gerade im Premium-Bereich mittlerweile weit verbreitet, dass großartige Sportwagen auch ein Automatikgetriebe bieten. State-of-the-art eben.

Peugeot RCZ-R, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R, Foto: Peugeot

Das Fahrverhalten ist tadellos, es gibt keine Lastwechsel, der Wagen lässt sich immer wunderbar dirigieren. Einfach ein Auto, das man gerne weiter fährt. Und dank der komfortablen Sportsitze (das es sowas noch gibt!) kann man durchaus auch längere Strecken damit fahren.

Im Cockpit fallen ansonsten noch die roten Kontrastnähte auf, die noch eine Prise mehr Emotion dazugeben. Das tolle Lenkrad kann man übrigens auch für einen normalen Peugeot RCZ ordern, die speziellen Sitze dagegen nicht. Zwar sind auch die normalen Sportsitze aus dem RCZ für den RCZ-R verfügbar. Doch wenn schon, denn schon. Bei der Wahl eines Peugeot RCZ-R sollte man auf jeden Fall die Highclass-Sportsitze mit Materialmix nehmen. Einziger Nachteil: Für diese gibt es keine Sitzheizung.

Peugeot RCZ-R Innenraum, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R Innenraum, Foto: Peugeot

Die vordere Differenzialsperre verhindert, dass der vorderradangetriebene PS-Protz allzu sehr ins Schwimmen gerät, wenn man ihm ordentlich die Sporen gibt – lobt auch mein-auto-blog. Gut, ein bisschen drehen die Vorderräder schon kurz durch, wenn man heftig beschleunigt, was das Lenkrad ein wenig verzieht. Aber der Effekt hält sich in Grenzen, gerade auch im Vergleich zu anderen reinen Vorderrad-Antrieblern mit viel Kraft.

Peugeot RCZ-R Heckspoiler, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R Heckspoiler, Foto: Peugeot

Außen ist der Unterschied zwischen Normal- und Rennversion am ehesten am Spoiler zu erkennen. Der Peugeot RCZ hat einen bei Bedarf ausfahrbaren Spoiler, beim Peugeot RCZ-R bleibt der Wing immer sichtbar. Die Veränderungen sind allerdings allgemein sehr dezent, man muss schon genauer hingucken und Bescheid wissen, um den RCZ-R auf den ersten Blick zu erkennen. Doch das Fahrverhalten bleibt unverwechselbar. Das Fahrwerk bietet mehr Führung und ist einerseits straffer, andererseits lässt es keinen Komfort vermissen. Und das ist schließlich ein Kunststück. Kleinere Unebenheiten werden nicht rupplig-hart wie bei manchem japanischen Renner an den Fahrer weitergegeben.

Peugeot RCZ-R auf dem Circuito de Navarra in Nordspanien, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R auf dem Circuito de Navarra in Nordspanien, Foto: Peugeot

Los geht es mit dem Peugeot RCZ-R bei 41.500 Euro. Ein fairer Preis, wenn man die PS-Leistung betrachtet und die tatsächlich noch vorhandene Alltagsqualität. Im „Fond“ gibt es zwei Notsitze, die entweder als Taschenablage dienen, oder als Notplatz hinter dem Beifahrer, wenn dieser stark nach vorne rückt. Der Kofferraum ist für einen Sportwagen riesig, und dank der umklappbaren Rückbank lassen sich darin sogar noch Ikea-Regale transportieren.

Peugeot RCZ-R auf dem Circuito de Navarra in Nordspanien, Foto: Peugeot
Peugeot RCZ-R auf dem Circuito de Navarra in Nordspanien, Foto: Peugeot

Zum Vergleich: Der normale Peugeot RCZ kostet als 160 PS Diesel 31.100 Euro und als 155 PS Benziner 28.600 Euro. Im Vergleich dazu haut der Preis vom Peugeot RCZ-R natürlich schon rein, aber er macht sich durch das Plus an Fahrspaß und Sportlichkeit bezahlt. Wer letztlich doch den sparsamen Diesel nehmen möchte und lediglich von der R-Version emotional berührt wurde, der sollte zumindest das kleine Racing-Lenkrad nehmen. Dann hat man zumindest ein bisschen R-Feeling.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Peugeot

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