Ferrari California T: Mit Turbo-Power in die Sonne

Ferrari löst den bisherigen California mit 490 PS starkem 4,3-Liter-V8-Saugmotor durch eine 560 PS starke Bi-Turbo-Variante namens California T ab. 49 Prozent mehr Drehmoment und 15 Prozent weniger Verbrauch sind Folgen eines „downsizings“, bei dem der Hubraum des in Front-Mittelmotorbauweise installierten V8 auf 3,9 Liter schrumpfte. Das 2+2-sitzige Luxus-Cabrio wird schon ab dem Sommer zu haben sein und zuvor auf dem Genfer Salon debütieren. Von Thomas Imhof

Seit den 1950er-Jahren steht ein Ferrari California-Modell traditionell für eine italienische Allianz aus Eleganz, Sportlichkeit, Vielseitigkeit und Exklusivität. Der neue Ferrari California T bringt es mit seinem um 70 auf 560 PS (bei 7.500/min) gesteigerten und exakt 3.855 cm³ großen V8 auf eine Höchstgeschwindigkeit von 316 km/h – und zoomt die Zeitspanne für den Sprint auf 100 km/h auf 3,6 Sekunden zusammen. Die Literleistung von 145 PS/Liter ist so ziemlich die beste in diesem Teil des Sportwagensegments, und das maximale Drehmoment von 750 Nm übertrifft den Bestwert des Sauger-Pendants um fast 200 Nm! Der Verbrauch im Euro-Zyklus soll trotz dieser Leistungs-Explosion laut Ferrari von 13,1 auf 10,5 Liter Super Plus sinken, was einer CO2-Reduktion von 299 auf 250 g/km entspräche. Wird die Leistung jedoch exzessiv abgerufen, dürfte dieser Wert schnell Makulatur sein. Auch der neue Ferrari California T wird selbstverständlich über die Hinterräder angetrieben und per Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe geschaltet.

Bugpartie mit vergrößertem Kühlermaul - Foto: Ferrari
Bugpartie mit vergrößertem Kühlermaul – Foto: Ferrari

Auch der trocken 1.675 Kilogramm auf die Waage bringende Ferrari California T kommt erneut mit einem aus Aluminium gepressten Klappdach, dass sich auf Knopfdruck in 14 Sekunden öffnet oder schießt. Die Außenmaße haben sich gegenüber dem nun auslaufenden Vorgänger nicht geändert; jedoch wurde das Exterieur des 4,57 Meter langen Modells vom Ferrari Designcenter unter Leitung von Fabio Manzoni und des Studios von Pininfarina nochmals deutlich geschärft. Die Flanken sollen mit neuem Kotflügelschwung an den legendären 250 Testa Rossa erinnern; wobei sich die Linie des vorderen Kotflügels schwungvoll nach hinten zum muskulösen hinteren Gegenstück zieht.

Neue Luftauslässe im hinteren Kotflügel und geänderter Diffusor - Foto: Ferrari
Neue Luftauslässe im hinteren Kotflügel und geänderter Diffusor – Foto: Ferrari

Am Heck wurde der Diffusor mit seinen nun drei senkrechten Finnen neu gezeichnet; zugleich liegen die je zwei Auspuffendstücke pro Seite nun neben statt übereinander. Neue Luftein- und -auslässe im Bereich der Kotfügel, ein deutlich größerer Kühlergrill und zwei Luftauslassschächte in der Motorhaube zeugen vom aufwendigeren Thermo-Management eins Bi-Turbo-Motors. Die Scheinwerfer wurden ebenfalls geändert und optisch an jene des Ferrari 458 angelehnt.

Im Bug eingebauter und vom Maserati Quattroporte- V8 abgeleiteter Bi-Turbo mit 560 PS - Foto: Ferrari
Im Bug eingebauter und vom Maserati Quattroporte-V8 abgeleiteter Bi-Turbo mit 560 PS – Foto: Ferrari

Ferrari brüstet sich damit, den „mitreißendsten Klang, der jemals aus einem Turbo ertönt ist“, komponiert zu haben. Spezielle Fertigungstechniken bei zentralen Bauteilen wie der „Flat-Plane“-Kurbelwelle und dem dreiteiligen gegossenen Abgaskrümmer samt Turbogehäuse hätten dafür gesorgt, dass der Motor sowohl während der Ansaug- als auch der Auslassphase einen kraftvollen und mit zunehmender Drehzahl weiter anschwellenden Klang erzeuge. Zugleich sei es den Ingenieuren gelungen, das berüchtigte Turboloch praktisch komplett zu eliminieren. Es seien vor allem die kompakten Twin-Scroll-Turbinen, die dank geringer Trägheit ein extrem direktes Ansprechen auf Gaspedalbefehle ermöglichen, heißt es im Pressetext. Dadurch sei sichergestellt, dass die Drehmomentkurve wie bei einem Sauger dank eines variablen Ladedrucks (Variable Boost Management) über das gesamte Drehzahlband konstant ansteige. Der bislang letzte via Turbolader gedopte Ferrari war übrigens der legendäre, zu den Kultsportwagen der 1980er Jahre zählende Ferrari F40.

Ferrari California T-Cockpit:: Feines Leder und neue Ladedruckanzeige - Foto: Ferrari
Ferrari California T-Cockpit: Feines Leder,neuer Touchscreen und neue Ladedruckanzeige – Foto: Ferrari

Auch beim Fahrwerk des Ferrari California T schärften die Italiener nach: Die Lenkung soll nun noch direkter ansprechen, die neue Anordnung von Lenkgetriebe und Aufhängungen, neue Federn und MagnaRide-Stoßdämpfer der jüngsten Generation (mit 50 Prozent schnellerer Reaktionszeit) unterdrücken in Verbindung mit Beschleunigungssensoren, die die Karosseriebewegung erfassen, lästige Roll- und Nickbewegungen. Folge: noch präziseres Handling und ein Plus an Fahrkomfort. Die letzte Evolutionsstufe der F1 Trac Traktionskontrolle soll zudem optimale Beschleunigung aus Kurven sichern.

Die ohnehin schon sehr verzögerungsstarke Karbon/Keramik-Bremsanlage arbeitet dank neuer Bremsscheiben und -beläge aus Verbundstoffen noch effizienter, sagt Ferrari. Schon nach 34 Metern soll ein mit 100 km/h fahrender Ferrari California T nach einer Vollbremsung zum Stillstand kommen.

Blick ins Interieur des mit einem Aluminium-Klappdach bestückten 2+2-Cabrios - Foto: Ferrari
Blick ins Interieur des mit einem Aluminium-Klappdach bestückten 2+2-Cabrios – Foto: Ferrari

Frischer Wind auch im 2+2-sitzigen Innenraum des Ferrari California T. Über der neu gestalteten Mittelkonsole findet sich nun eine zwischen den beiden zentralen Lüftungsdüsen angebrachte Ladedruckanzeige im Tuben-Design. Die TPE-Anzeige mit berührungsempfindlicher Oberfläche spendet neben dem Ladedruck beim Durchblättern weitere Informationen zum gerade anliegenden Leistungspotential. Das neue Infotainment-System kommt mit einem 16,5 Zentimeter großen Touchscreen, und auch das Lenkrad präsentiert sich mit seinen nach Formel-1-Manier integrierten Drehreglern, Knöpfen und Schaltpaddles im neuen Design. Feines „Frau“-Semianilin-Leder wird auch weiterhin großzügig ausgelegt, beibehalten wurde auch im neuen Modell die umklappbare Rücksitzlehne.  Der Innenraum ist so flexibel nutzbar, dass der Besitzer den Rest-Kofferraum auch bei geöffnetem Verdeck dank der Öffnung zwischen dem Gepäckabteil und den Rücksitzen optimal nutzen kann.

Der nun abgelöste Ferrari California mit Saugmotor Foto: Raupp
Der nun abgelöste Ferrari California mit Saugmotor – Foto: Raupp

Der Ferrari California T ist unter www.ferrari.com in den beiden Premiere-Farben Rosso California und Blu California zu bestaunen. Über den genauen Markteinführungstermin und die Preise ließ Ferrari noch nichts verlauten. Doch dank der aufgezählten Modifikationen dürfte sich der Preis von zuletzt 180.000 Euro deutlich erhöhen. Dennoch dürfte auch der neue Ferrari California T noch vor dem 458 Italia der günstigste Ferrari im Angebot der Marke mit dem „Cavallino Rampante“ bleiben. Dazu muss er „nur“ unter der 200.000-Euro-Marke bleiben.

Eine sehr informative Website zum neuen Ferrari California T unter https://california-t.ferrari.com/en/

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Ferrari

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