Ford Focus Testfahrt – Das meistverkaufte Auto der Welt

Ford Focus Modell-Familie mit 5-Türer, Limousine, und Kombi (v.r.), Foto: Ford

Auch wenn der Toyota Corolla immer wieder mit dem Ford Focus um den Titel des meistverkauften Autos der Welt ringt, so war der Ford Focus zumindest in bestimmten Jahren das meistverkaufte Auto der Welt. Zuletzt 2013 mit 1,1 Millionen Einheiten – allein 300.000 Stück in China und damit dort die Nr.1 im Pkw-Segment, so heißt es bei Ford. Der Ford Focus findet auf 120 Märkten weltweit so zahlreich Gefallen, dass gerade das Preis-/Leistungsverhältnis offensichtlich stimmen muss. Wir wollten uns anhand des aktuellen Modells selber davon überzeugen, bevor das Facelift ansteht. Von Thomas Majchrzak

Seit Herbst 1998 gibt es den Ford Focus, seitdem wurde er weltweit 12 Millionen mal verkauft, davon 6,9 Millionen mal in Europa. Anfang 1999 in Deutschland emotional und äußerst erfolgreich eingeführt begleitet von einer TV-Werbung, in dem der Song „You Gotta Be“ von Des’ree weltbekannt wurde. Rasch begann der Aufstieg des Ford Focus, im Jahr 2000, 2001 und 2012 soll er ebenfalls das meistverkaufte Auto der Welt gewesen sein.

Im November 2004 gab es die zweite Modellgeneration, von 2007 bis 2010 war er sogar als Hardtop-Cabrio erhältlich, das durchaus seinen Reiz hatte. Mit der dritten Modellgeneration 2010 wurde das Coupé-Cabrio eingestellt. Schade, damit sank die Vielfalt auf dem Automarkt, aber man muss natürlich verstehen, dass ein Hersteller die unwirtschaftlichen Projekte aussortiert.

Ford Focus Fünftürer, Foto: Ford
Ford Focus Fünftürer, Foto: Ford

Der Ford Focus wird auf vier Kontinenten in acht Werken gebaut, in Deutschland, USA, Russland, China, Thailand, Vietnam und Argentinien. Weltweit baut Ford zwei Focus pro Minute, in Europa ein Auto alle 90 Sekunden.

Hart umkämpfte Kompaktklasse

Im aktuellen Modelljahr beginnt der Ford Focus mit einem Basispreis von 16.450 Euro, dazu gibt es häufiger Aktionspreise, bei denen man mehrere Tausend Euro Rabatt bekommt. Das ist ein Wort und lässt verstehen, warum die Kompaktklasse weltweit und auch in Deutschland so wichtig ist: Hier gibt es viel Auto für vergleichsweise wenig Geld.

Ford Focus, Foto: Ford
Ford Focus, Foto: Ford

Von außen fallen die nunmehr klassische Form und die kompakten Abmessungen auf. Je nach der aktuellen Ford-Designlinie setzten die akzentuierten Front- und Heckleuchten den Haupt-Design-Focus (schreiben wir hier mal mit „c“ …). Beim Öffnen der Türen klappen automatisch auf mechanische Weise die Plastikschützer aus, die bei engen Parkboxen ein Verkratzen des Lacks an der eigenen und an der gegnerischen Tür verhindern. Allerdings soll es bei diesem System ab und zu schon zu Fehlfunktionen gekommen sein. Auf den ersten Blick ist es jedenfalls eine sinnvolle praktische Einrichtung, die für dieses Alltagsauto richtig gedacht ist.

Ford Focus Innenraum, Foto: Ford
Ford Focus Innenraum, Foto: Ford

Im Innenraum sticht sofort das sportliche Lenkrad ins Auge, dessen mittleres Element zurückgesetzt ist, während der Kranz weiter nach vorne heraus kommt, die unteren Streben laufen somit „nach hinten“. Das schafft eine typisch amerikanische Atmosphäre und erinnert leicht an legendäre Ford-Modelle wie den Ford Capri RS 2600. Auch die Textur, die hinteren Griffmulden für die Finger und das allgemeine Handling des Lenkrads erzeugt ein sehr sportliches Autogefühl, welches positiv überraschend ist für ein scheinbar gewöhnliches Auto der Kompaktklasse, das zehntausendfach pro Jahr in Deutschland verkauft wird. Wir fahren schließlich nicht die Sport-Version, sondern „nur“ den Ford Focus 5-Türer mit 1 Liter EcoBoost Motor mit 125 PS – den gibt es dann ab 22.770 Euro. Laut Ford ist dieser Motor der sparsamste Benziner in der Kompaktklasse. Der angegebene Verbrauch liegt bei 5 Litern / 100 km. Der Hauptgrund dafür: das geringe Gewicht. Der Ford Focus wiegt lediglich 1.297 kg (inkl. der erwähnten Optionen). Im Testverbrauch zeigt der Focus sich natürlich etwas durstiger, liegt sogar 2,5 Liter über der offiziellen Angabe.

Dafür unterschreitet der kleine Flitzer-Motor die Angabe für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h. Sei es vielleicht eine leicht abschüssige Straße oder sei es das „Aufladen“ mit getretener Kupplung, wir messen jedenfalls knapp 9 Sekunden von 0 auf 100 km/h – und das ist deutlich schneller als die Angabe von 11,3 Sekunden. Chapeau!

Ford Focus Innenraum, Foto: Ford
Ford Focus Innenraum, Foto: Ford

Völlig ohne Widerstand funktionieren die Schaltwege, so macht es auch Spaß, mit einem manuellen Getriebe zu fahren. Die Schaltwege sind also kurz und butterweich und fügen sich dadurch in das sportliche Fahrgefühl mit ein. Dazu passend beträgt der Wendekreis nur 10,88 m und liegt damit unter der magischen 11-Meter-Marke.

Ford Focus Cockpit, Foto: Ford
Ford Focus Cockpit, Foto: Ford

Das Ford SYNC System funktioniert gut und intuitiv, ein iPhone4 ist zum Beispiel innerhalb von 15 Sekunden (inkl. aller Bedienschritte) mit dem Fahrzeug gekoppelt. Reibungsfrei. Der zentrale Bildschirm wirkt dagegen leicht rückschrittlich, da gibt es bei vielen Wettbewerbern schon schöne große und hochauflösende TFT-Screens, die dann zum Beispiel auch die Rückfahrkamera besser in Szene setzen.

Ford Focus Ausstattungsvarianten

Beim Ford Focus gibt es die drei Haupt-Ausstattungsvarianten Ambiente, Trend und Titanium.

Trend bringt ein Audiosystem mit CD und USB-Schnittstelle mit sowie Klimaanlage, beheizbare Außenspiegel und einen Fahrersitz mit einstellbarer Lendenwirbelstütze.

Titanium bietet dazu noch eine Ambientebeleuchtung vorn (LED), Tempomat, 2-Zonen-Klimaautomatik, Lederlenkrad und Lederschaltknauf sowie Sportsitze vorn.

Bei den Komfortmerkmalen der Titanium-Ausstattung zeichnet sich die 5-stufige Sitzheizung ab, in der Regel gibt es da bei den meisten Herstellern nur 3, 2 oder eine Stufe.

Umfassendes Sicherheitspaket

Ford bietet übrigens ähnlich wie Volvo umfassende Sicherheits-Features an, die in diesem Fall optional im Fahrer-Assistenz-Paket enthalten sind. Der darin enthaltene Active City Stop funktioniert bei Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h und baut bei einer drohenden Kollision mit dem Vordermann zusätzlichen Bremsdruck auf. Sollte der Fahrer gar nicht reagieren, bremst das Fahrzeug ab einem bestimmten Abstand automatisch und mindert so die Aufprallkraft. Bei Geschwindigkeiten bis zu 15 km/h kann das System so selbstständig Auffahrunfälle sogar vollständig vermeiden. In dieses Feature sollte man unbedingt investieren und nicht an der Sicherheit sparen, denn das kann Verletzungen vermeiden und selbst nur bei einem Unfall ohne Personenschaden das Geld sparen, das man für die Option ausgegeben hat. Wünschenswert wäre ferner, wenn Ford dieses Feature wie Volvo in die Serienausstattung mit aufnimmt, wobei hierbei sich natürlich das Problem ergibt, dass Ford in diesem Wettbewerbssegment einen stärkeren Preisdruck hat. Weiter im Assistenz-Paket enthalten ist übrigens auch der ebenfalls sehr sinnvolle Tote-Winkel-Warner, der in den Außenspiegeln ein Signal gibt, wenn der Spurwechsel nicht sicher ist wegen eines sich von hinten annähernden Fahrzeugs.

Ford Focus Toter-Winkel-Warner, Foto: Ford
Ford Focus Toter-Winkel-Warner, Foto: Ford

Wahl zwischen Fließheck, Limousine und Kombi

Grundsätzlich kann man neben der 5-türigen „Limousine“ (Fließheck) noch die 4-türige Limousine (klassisches Stufenheck) und den fünftürigen Kombi/Turnier wählen.

Für 500 Euro Aufpreis gegenüber dem 5-Türer-Fließheck gibt es die Limousine.
Für 800 Euro Aufpreis gegenüber dem 5-Türer-Fließheck gibt es den Turnier.

Hier ein Blick hinter die Fassade des Ford Focus; hinter der Außenhaut versteckt sich vorne eine technische Raffinesse:

Beim Ford Focus öffnen die Kühlungs-Klappen nur bei Bedarf, um den Luftwiderstand zu verringern, Foto: Ford
Beim Ford Focus öffnen die Kühlungs-Klappen nur bei Bedarf, um den Luftwiderstand zu verringern, Foto: Ford
Beim Ford Focus öffnen die Kühlungs-Klappen nur bei Bedarf, um den Luftwiderstand zu verringern, Foto: Ford
Beim Ford Focus öffnen die Kühlungs-Klappen nur bei Bedarf, um den Luftwiderstand zu verringern, Foto: Ford

Ford Focus Abmessungen

Länge: 4.358 – 4.556 mm (von Fünftürer Fließheck über Limousine hin zu Turnier)
Breite: 1.823 mm
Höhe: 1.484 – 1.505 mm
Radstand: 2.650 mm
Leergewicht: 1.270 – 1.700 kg

Ford Focus, Foto: Ford
Ford Focus, Foto: Ford

Ford Focus – Mengenkönig auch bei Ford Deutschland

Vom Ford Focus wurden allein in Deutschland 45.485 Stück im Jahr 2013 neu zugelassen, so viel wie von keinem anderen Ford (ganz knapp darauf folgt der Ford Fiesta). Das liegt zum einen daran, dass die Kompaktklasse einfach die meistgefragte Klasse überhaupt ist, in Deutschland mit einem Anteil von einem Viertel an allen Neuzulassungen. Ähnliche Verkaufszahlen erreichen daher übrigens auch BMW 1er, Mercedes A-Klasse, Opel Astra, Skoda Octavia und Audi A3. Und dann gibt es da noch den VW Golf, der mit über 244.000 Einheiten im selben Zeitraum alle abhängt. Sei’s drum, der Ford Focus bleibt ein Mengenwunder und hat eine dementsprechend wichtige Bedeutung für Ford, für die Wirtschaft allgemein und natürlich für die Kunden.

Ford Focus, Foto: Ford
Ford Focus, Foto: Ford

Das bringt die Zukunft: Ford Focus Facelift

Im Zuge des Facelifts Mitte 2014 wird der Ford Focus neue Motoren erhalten, ein Facelift außen sowie ein modifiziertes Interieur mit aktualisiertem Infotainment-System. Der Notbremsassistent soll dann auch bis 50 km/h funktionieren.

Fazit: Der Ford Focus bestätigt das Ford-Image, weit vorne beim Preis-/Leistungsverhältnis zu sein. Der Focus ist allseits praktisch, liegt im gut im Preis und bietet für ein Auto der Kompaktklasse ein erstaunlich sportliches Fahrgefühl. Lediglich die Infotainment-Einheit könnte von der Optik her und der Größe des Screens eine Optimierung vertragen, was bald mit dem Facelift geschehen soll.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Ford