Ford Edge: Neuer SUV zeigt Kante

Ford Edge - Foto: Ford

Erst der 4,27 Meter kurze Ecosport aus Brasilien, nun der 4,87 Meter lange Edge (zu deutsch: Kante) aus den USA. Ford Europa will neben dem europäisch geprägten Kuga (Länge 4,52 Meter) auch am oberen Ende des SUV-Segments Honig saugen, ohne jedoch zu viel selbst investieren zu müssen. Speziell von vorn kommt der US-Sprößling recht großspurig daher, während es am Heck und im Interieur sozialverträglicher zugeht. Von Thomas Imhof

Die SUV-Welle hat noch immer keinen Strand gefunden, an dem sie endlich sanft auslaufen kann. Im Gegenteil: Sports Utility Vehicles erfreuen sich bekanntermaßen auch in Deutschland und Europa weiter steigender Beliebtheit. Machten die freizeitorientierten Modelle mit mehr oder minder starkem Offroad-Appeal 2008 noch rund zehn Prozent des Pkw-Gesamtmarktes aus, ist ihr Anteil europaweit auf 22,5 Prozent gestiegen. Sprich: Jeder fünfte neu verkaufte Wagen ist heute ein SUV.

Auch Ford genießt bereits den warmen Regen eines SUV. Der zum Modellwechsel 2013 etwas größer und komfortabler gewordene Kuga legte bis Ende Mai im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent (!) auf 39.700 Einheiten zu. Im spanischen Ford-Werk Valencia rollte kürzlich schon das 500.000. Exemplar von den Bändern. Erfreulich nehmen die Finanzbuchhalter zur Kenntnis, dass die Kunden gern zu gut ausgestatteten Versionen greifen. Vier von fünf Modellen der Baureihe gehen in der Top-Ausstattung Titanium vom Hof. Immerhin 60 Prozent aller Autos werden mit dem Einpark-Assistenten geordert, der Anteil von Allradvarianten ist mit über 50 Prozent ebenfalls sehr renditefördernd. Das Multimedia-Konnektivitätssystems Ford SYNC bestellt sogar nahezu jeder Kuga-Kunde gleich automatisch mit.

Erfolgsmodell: Der Kuga- Foto: Ford
Erfolgsmodell par excellence: Der Kuga- Foto: Ford

Die Kölner haben Blut geleckt – und decken mit dem in Brasilien gestylten Ecosport und dem nun vorgestellten Edge demnächst auch die beiden entgegengesezten Pole des Segments ab. Der kompakte EcoSport wird an diesem Wochenende offiziell bei den deutschen Händlern eingeführt. Er basiert auf dem Fiesta und ist vorerst nur mit Frontantrieb und einem sperrigen, an der Heckklappe montierten Reserverad zu haben. In Südamerika hat das Fahrzeug in seinem Segment einen Anteil von 37 Prozent erreicht und ist im Fußball-WM-Land Brasilien sogar zur Nummer eins aller SUV aufgestiegen. Für Europa spricht Ford von 16.000 Vorbestellungen. Die Preise starten bei 19.200 Euro für den Benziner mit 82 kW (112 PS).

EcoSport - der kompakte SUV aus Brasilien feiert gerade Deutschland-Premiere - Foto: Ford
EcoSport – der kompakte SUV aus Brasilien feiert gerade Deutschland-Premiere – Foto: Ford

 

Nun also der im Oakville Assembly Complex” in Ontario/Kanada gebaute Edge – in Amerika seit 2007 ein echter Bestseller, der selbst noch 2013 einen neuen Verkaufsrekord in seiner Kategorie aufstellen konnte. „In den kommenden fünf Jahren möchten wir im Segment der SUV stärker wachsen als der Branchendurchschnitt und diesbezüglich unsere Absatzzahlen in Europa verdreifachen“, kündigt Roelant de Waard, Vizepräsident, Ford Europa, Verkauf & Marketing, an. „Nie zuvor haben sich so viele Kunden für einen Kuga entschieden, und auch mit dem neuen EcoSport verfolgen wir ehrgeizige Ziele. Wenn sich der neue Edge in den Verkaufsräumen dazugesellt, ist unsere SUV-Familie in Europa komplett. Ihr gemeinsames Merkmal: Alle drei Modelle stehen in Bezug auf das Design, moderne Technologie-Lösungen, intelligente Funktionen und hohe Leistungsfähigkeit jeweils an der Spitze ihrer Klasse“.

Klare Ansprache: Von vorn mangelt es dem Ford Edge nicht an Präsenz - Foto: Ford
Klare Ansprache: Von vorn mangelt es dem Ford Edge nicht an Präsenz – Foto: Ford

Vollmundige Töne für einen Crossover, der auf der weltweit genutzen C/D- oder Mondeo-Plattform aufbaut und  in Deutschland immerhin gegen Branchengrößen wie einen Audi Q5 oder BMW X5 antreten muss. Was aber noch ein wenig dauert: Denn Ford führt den neuen Edge Anfang 2015 zunächst in Nordamerika ein, erst in der zweiten Jahreshälfte folgen Europa, Südamerika und die Region Asien/Pazifik. Ford verspricht einen „hervorragend verarbeiteten Viertürer mit fünf Sitzplätzen.“ de Waard sieht vor allem das Platzangebot als großes Plus: „Der neue Edge hat einen größeren Innenraum als deutlich teurere Modelle von Mitbewerbern. Mit seinem sportlich-modernen Design, umfassendem Komfort und wegweisenden Sicherheitsfunktionen tritt er selbstbewußt gegen europäische Premiumfahrzeuge an“.

Mit 4,87 Meter ist der Edge nur zwei Zentimeter kürzer als ein BMW X5 - Foto: Ford
Mit 4,87 Meter ist der Edge nur zwei Zentimeter kürzer als ein BMW X5. Das Gewicht beträgt knapp 1,9 Tonnen – Foto: Ford

Motorisch geht es in Europa mit zwei Versionen des 2,0-Liter-TDCi-Vierzylinder-Diesels los. Die 132 kW (180 PS) starke Variante mobilisiert ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmeter und wird mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe verblockt. Als CO2-Ausstoß werden 149 g/km „angestrebt“. Die stärkere Version leistet 154 kW (210 PS) bei Kohlendioxid-Emissionen von 159 g/km. Hier dürfte das Sechsgang-Ford PowerShift-Automatikgetriebe mit Doppelkupplung und Paddle shifts am Lenkrad für mehr Fahrspaß sorgen.

 

Das Interieur entspricht dem aktuellen Ford-Design - Foto: Ford
Das Interieur folgt dem aktuellen Ford-Design – Foto: Ford

Als erstes Ford-Modell erhält der große SUV eine adaptive Servolenkung, die das Lenkverhalten und die Manövrierbarkeit über den gesamten Geschwindigkeitsbereich spürbar verbessern soll. Ein Novum für Europa ist die aktive Geräuschminderung ANC (Active Noise Cancellation). Drei Mikrofone messen lästige Lärmfrequenzen im Innenraum und neutralisieren sie über das bordeigene Audiosystem durch gegenläufige Klänge. Folge laut Ford: die subjektive Wahrnehmung von Motor-, Fahr- und Windgeräuschen nimmt deutlich ab.

Heckpartie mit Power-Insignien im unteren Stoßfänger und Querverbindung zwischen den Heckleuchten. Wie beim Kuga lässt sich die Hecktür per Fußtritt öffnen - Foto: Ford
Heckpartie mit Power-Insignien im unteren Stoßfänger und Querverbindung zwischen den Heckleuchten. Wie beim Kuga lässt sich die Hecktür per Fußtritt öffnen – Foto: Ford

Eine weiteres Technikschmankerl kommt in Form der zweigeteilten Frontkamera (Front Split View Camera). Sie verbessert den Überblick an schlecht einsehbaren Kreuzungen und bei der Ausfahrt aus engen Parklücken, indem sie den Querverkehr durch ein 180-Grad-Kamerasystem im Fahrzeugbug erfasst.

Auch die schon beim Kuga als sehr segensreich empfundene Fernsteuerung der Heckklappe via Fußsensor findet sich im Ford Edge wieder. Ford SYNC 2, das Multimedia-Konnektivitätssystem mit Sprachsteuerung, gehört ebenso zu den entweder serienmäßigen oder optionalen Systemen wie die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Auffahrwarnsystem FA (Forward Alert) und Kollisions-Vermeidungs-Assistent, der Quereinparkassistent (Perpendicular Parking) und die Querverkehrswarnung (Cross Traffic Alert). Toter-Winkel- und Spurhalteassistent sind ebenso Standard wie eine Verkehrsschild-Erkennung und ein Start/Stopp-System beim Ampelhalt. Die Fond-Insassen werden von Gurt-Airbags besonders weich abgefangen, das Lenkrad ist beheiz- und die Vordersitze kühlbar. Der Allradantrieb schließlich kommt mit einer Torque Vectoring Control (zum Eliminieren von Untersteuern) und einer Lenkwinkelkontrolle (Curve Control).

Der Edge in erster Generation - Foto: Ford
Der nur als Grauimport nach Europa gekommene Ford Edge der ersten Generation – Foto: Ford

Inwieweit der US-Amerikaner in Sachen Material- und Verarbeitungsqualität tatsächlich europäischen Ansprüchen genügen wird, müssen wohl erst die ersten Testfahrzeuge zeigen. Im Interieur betont Ford den sauberen optischen Übergang von der Türverkleidung zum Armaturenträger und andere Schnittstellen, an denen visuelle Brüche verhindert wurden. Nun, das sollte aber auch selbstverständlich sein.

Das Exterieur-Design des Ford Edge wird vom üppig verchromten und stark geriffelten Kühlergrill dominiert – man mag es halt gerne „big“ auf der anderen Seite des Atlantiks. Die schmalen Hauptscheinwerfer tragen LED-Technologie und 20 Zoll große LM-Felgen füllen die sportlich ausgestellten Radhäuser gut aus. Das Heck wiederum weist mit seiner horizontalen Strebe zwischen den LED-Rückleuchten ein sehr typisches Ford-Designmerkmal auf.

Das Fahrwerk des Ford Edge bietet mit seiner aufwändigen hinteren Einzelradaufhängung (Integral-Hinterachse) beste Voraussetzungen für ein sportives Handling. Hier sind wir optimistisch, hat sich doch Ford speziell auf diesem Gebiet einen vorzüglichen Ruf erarbeitet. Zumal man davon ausgehen darf, dass das Fahrwerk der Europa-Versionen nochmals feingetunt werden dürfte.

Text: Autogefühl, Thomas Imhof

Fotos: Ford

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