Jaguar F-TYPE Project 7: Die bissigste Raubkatze aller Zeiten

Der F-TYPE Project 7 ist das erste Modell der neu gegründeten Spezialabteilung Jaguar Land Rover Special Operations. Der puristische Roadster wird in einer weltweit auf 250 Einheiten limitierten Kleinserie aufgelegt; 20 Fahrzeuge sind für Deutschland bestimmt. Das Design lehnt sich eng an die 2013 gezeigte einsitzige Studie an, verfügt aber nun über zwei Sitze und Überrollbügel. Der aerodynamisch verkleidete „Höcker“ auf der Fahrerseite zitiert eines der berühmtesten Jaguar Modelle aller Zeiten: den dreimaligen Le Mans-Sieger (1955-57) Jaguar D-TYPE, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Von Thomas Imhof

Die Karosserie des Jaguar F-TYPE Project 7 behält die für den Jaguar F-TYPE charakteristischen „Herzlinien“ bei, weicht aber vor allem am Heck vom Großserienbruder ab. Die vom Le Mans-Sieger D-TYPE inspirierte Kopfstütze auf der Fahrerseite ist gleichzeitig Verkleidung für einen Überrollbügel und setzt sich als stabilisierend wirkende „Finne“ nach hinten fort. Da das Serienmodell im Vergleich zur Project 7-Studie von 2013 nun ein Zwei- statt Einsitzer ist, findet sich auch hinter dem Beifahrer ein Überschlagschutz.

Jaguar F-TYPE Project 7 - Weltpremiere beim Goodwood Festival of Speed - Foto: Jaguar
Jaguar F-TYPE Project 7 – Weltpremiere beim Goodwood Festival of Speed – Foto: Jaguar

 

Beide Insassen nehmen in eng anliegenden Schalensitzen Platz; deren Bezüge erwecken mit einem gesteppten Rauten-Muster ebenfalls Reminiszenzen an den Motorsport. Optional sind Vierpunkt-Renngurte zu ordern. Kohlefaser-Einlagen an der Mittelkonsole, ein mit Alcantara (optional Leder) überzogenes Lenkrad, „Paddle shifts“ aus gefrästem Aluminium und Türeinstiegsleisten mit Project 7-Logo setzen weitere Highlights im Interieur.

Für das radikalste Jaguar Serienmodell aller Zeiten haben die Briten ihren bekannten 5,0-Liter-V8 Kompressor nochmals um 25 auf nunmehr 575 PS gedopt. Bei unverändert 680 Nm Drehmoment. Damit erledigt der Supersportler den Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden; die theoretische Höchstgeschwindigkeit dürfte deutlich über 300 km/h liegen, wird aber bei der 300er-Marke elektronisch abgeriegelt. Die beim R Coupé optionalen Karbon/Keramik-Bremsen sind hier serienmäßig installiert und sorgen für verlässliche Verzögerung.

Jaguar F-TYPE Project 7 - 20 Stück sind für deutsche Kunden reserviert - Foto: Jaguar
Jaguar F-TYPE Project 7 – 20 Stück sind für deutsche Kunden reserviert – Foto: Jaguar

Zum quicklebendigen Charakter tragen das gegenüber dem F-TYPE V8 S Cabriolet um 80 auf 1.585 Kilogramm gesenkte Gewicht und der im Vergleich zu einem zivilen F-TYPE Cabriolet bei Tempo 300 um nochmals 177 Prozent gesteigerte Abtrieb bei. Letzteres glaubt man unbesehen, trägt doch der Jaguar F-TYPE Project 7 einen neuen zweiteiligen Front-„Splitter“, seitliche Schürzen, einen fetten Heck-Diffusor und einen verstellbaren Heckspoiler.

Die Windschutzscheibe wurde nach bester Speedster-Manier um 114 Millimeter gekappt, die Seitenscheiben wurden in der Höhe entsprechend angepasst. Das so genannte Bimini-Verdeck ist wohl nur für den Notfall gedacht – dann, wenn sich bei einem plötzlichen Regenguss auf die Schnelle keine Brücke zum Unterstellen finden lässt. Es lässt sich zusammenfalten und bei Nichtgebrauch im 196 Liter fassenden Kofferraum verstauen.

Die verkleidete Kopfstütze für den Fahrer soll an die Rückenflosse des D-TYPE erinnern - Foto: Jaguar
Die verkleidete Kopfstütze für den Fahrer soll an die Rückenflosse des D-TYPE erinnern – Foto: Jaguar

Ohnehin ist der Jaguar F-TYPE Project 7 primär als Windsbraut gedacht. Denn auch akustisch hat er einiges zu bieten: Die mit je zwei seitlich austretenden Endstücken bestückte Auspuffanlage betört mit einem authentischen, schon vom V8S-Cabriolet und R-Coupé bekannten Sound. Elektronisch gesteuerte Bypass-Ventile im hinteren Teil des Auspuffstrangs bewirken bei höheren Drehzahlen ein prickelndes Crescendo mit Gänsehaut-Garantie. Vor allem in einem Tunnel…

Mit 20 Zoll großen und glänzend schwarz lackierten Leichtmetallfelgen im Design „Storm“ steht das Kraftpaket standesgemäß auf dem Asphalt. Auf den wird die Kraft über den bekannten Achtstufen-Quickshift-Automaten geleitet, schlupffrei dank des auch aus anderen Jaguar Modellen bekannten elektronischen und aktiven Sperrdifferentials.

Drei Jaguar reinsten Bluts: Project 7, F-TYPE R Coupé und D-TYPE  - Foto: Jaguar
Drei Jaguar reinsten Bluts: Project 7, F-TYPE R Coupé und D-TYPE – Foto: Jaguar

Das Fahrwerk des Jaguar F-TYPE Project 7 nahmen sich die Werkstuner der Special Vehicle Operations natürlich auch noch einmal vor: Modifizierte Achsschenkel bewirken einen negativeren Sturz an der Vorderachse, revidierte obere Federbeinlager und neue Querstabilisatoren an Vorder- und Hinterachse versteifen das Fahrwerk. Auch die Feder-/Dämpferraten wurden nochmals feinjustiert. So dürfte ein galaktisches Fahrerlebnis auf die glücklichen 250 Kunden warten.

Enge Schalensitze im radikal offenen Speedster - Foto: Jaguar
Enge Schalensitze im radikal offenen Speedster – Foto: Jaguar

 

„F-TYPE Project 7 ist das perfekte Beispiel dafür, wie ein Design-Team in Zusammenarbeit mit den Ingenieurs-Kollegen eine Studie sehr zügig in ein Serienfahrzeug verwandeln kann. Wir haben die Grenzen des Machbaren nochmals verschoben, ohne den Purismus des Designs zu schmälern. Project 7 ist modern und fokussiert, mit einem Auftritt, der von großer Entschlossenheit kündet. Und daher die perfekte zeitgenössische Verkörperung des D-TYPE, von dessen Formen wir uns inspirieren ließen“, sagt Designdirektor Ian Callum.

 

Designchef Ian Callum mit seinem jüngsten Werk in Goodwood - Foto: Jaguar
Designchef Ian Callum mit seinem jüngsten Werk in Goodwood – Foto: Jaguar

Den Jaguar F-TYPE Project 7 gibt es in fünf Farben: Ultra Blue, Italian Racing Red, British Racing Green (alle auf Wunsch mit weißen Streifen), Ultimate Black und – neu – Glacier White (optional mit grauen Streifen). Jedes Auto ist einzeln durchnummeriert und trägt zwischen den Sitzen eine von Ian Callum signierte Plakette. Erste Auslieferungen beginnen Mitte 2015.

Zum Großteil in Handarbeit aufgebaut werden die Modelle bei der neu gegründeten Jaguar Land Rover Special Operations. Das 150 Mitarbeiter starke Designer- und Techniker-Team wird demnächst neue und hochmoderne Räumlichkeiten nahe des Jaguar Land Rover-Entwicklungscenters Gaydon beziehen. Geleitet wird diese Abteilung für spezielle Wünsche vom früheren Land Rover Markenbotschafter John Edwards (Managing Director) und dem von Williams Advanced Engineering zu Jaguar gewechselten Paul Newsome. Newsome war unter anderem Projektleiter für die von Jaguar und Williams entwickelte, leider aber nicht in Serie gegangene Supersportwagen-Hybridstudie C-X75.

Range Rover Sport SVR bei Tests auf dem "Ring" - Foto: Land Rover
Noch getarnter Range Rover Sport SVR (550 PS) bei Tests auf dem „Ring“ – Foto: Land Rover

Mit dem Jaguar F-TYPE Project 7 setzt Jaguars neue Spezialabteilung ein erstes starkes Zeichen – während das zweite schon am Horizont auftaucht: Der ebenso wie der Jaguar F-TYPE Project 7 beim diesjähigen Goodwood Festival of Speed gezeigte Range Rover Sport SVR mit 550 PS. Erste Bilder zeigen das noch getarnte Auto bei Testfahrten auf der Nürburgring Nordschleife.

Text: Autogefuehl, Thomas Imhof
Fotos: Jaguar Land Rover

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