Mercedes CLS Facelift für CLS Coupé und CLS Shooting Brake

Grob umfasst das neue Mercedes CLS Facelift eine geänderte Frontpartie mit neuen Scheinwerfern, die ein adaptives Fernlicht bietet, kleinere Updates im Interieur, neue Motoren mit Euro-6-Norm und eine 9-Gang-Automatik. Die meisten Änderungen sind nicht sichtbar, sondern geschahen auf Detail-Level. Und daher kommt auch die seltene Tatsache, dass der Mercedes CLS deutlich günstiger geworden ist. Von Thomas Majchrzak

Über 1.000 Teile wurden beim CLS für das Facelift abgeändert. Denn alleine, wenn man die Motoren aktualisiert, muss man so ziemlich jedes Kabel anpacken. Allerdings wollte Mercedes auch Kosten einsparen, in dem mehr gleiche Teile aus anderen Modellen benutzt werden – eine sinnvolle Maßnahme. Dass dieser Preisvorteil auch an die Kunden weitergegeben wird, ist äußerst selten. In der Regel steigen die Automobil-Preise im Zuge der Inflation und Modellupdates. Das mag vielleicht mit Gutmenschentum seitens Mercedes zu tun haben, vielleicht aber auch mit der pressierenden Konkurrenz von Audi und BMW.

Als der Mercedes CLS 2004 auf den Markt kam, begründete er als viertüriges Limousinen-Coupé ein eigenes Teilsegment. Doch die Konkurrenz schlief natürlich nicht, und so brachte Audi den A7 und VW stärkte in Richtung unterer Preisskala den CC als eigenes Modell. Bei BMW ist es schwierig, einen direkten Vergleich zu ziehen, das 6er Gran Coupé kommt am ehesten in Frage. Seit 2011 kommt der Mercedes CLS in der zweiten Generation, nun im Juni 2014 in der Überarbeitung. Die Zulassungszahlen in Deutschland sind dabei recht stabil:

2012: Im Schnitt 373 Mercedes CLS neu zugelassen in Deutschland pro Monat
2013: 483 / Monat
2014: 375 / Monat (bisher)

Insofern gäbe es zumindest in Deutschland keinen unmittelbaren Handlungsdruck, auf stark sinkende Verkäufe zu reagieren. Das Facelift wird den Schnitt für dieses Jahr sicherlich noch nach oben korrigieren.

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Startete der CLS bisher bei knapp unter 60.000 Euro (mit dem CLS 250), liegt die Einstiegsvariante nun bei 54.000 Euro (CLS 220). Dieser krasse Preisunterschied liegt dabei zusätzlich am neuen, noch kleineren Diesel, der nun ebenfalls verfügbar ist. Alle neuen Motoren erfüllen die Euro-6-Norm:

Neue Motoren

CLS 220 BlueTEC Vierzylinder-Turbodiesel mit 170 PS und 400 Nm
CLS 250 BlueTEC Vierzylinder-Turbodiesel mit 204 PS und 500 Nm
CLS 350 BlueTEC V6-Turbodiesel mit 258 PS und 620 Nm

CLS 400 V6-Turbobenziner mit 333 PS und 480 Nm
CLS 500 V6-Turbobenziner mit 408 PS und 600 Nm

CLS 63 AMG, 5,5 Liter V8-Biturbo mit 557 PS (oder 585 PS)

Selbst, wenn man den bisherigen Einstiegsmotor CLS 250 vom Preis vor und nach dem Facelift vergleicht, so sinkt dieser von 60.000 auf 56.500 Euro. Beachtlich.

Angeboten wird auch ein neues 9-Gang-Automatikgetriebe, das allerdings nicht von vornherein in allen Modellen zur Serienausstattung gehört. Es ist sehr zu empfehlen, wir haben bei unser Testfahrt im Prinzip keine Schaltvorgänge mehr gespürt, weil die Gänge so geschmeidig eingelegt werden.

Front und Scheinwerfer

Während sich im Detail viel getan hat, sieht man von außen nicht viele Änderungen. Ungewöhnlich für ein Facelift, häufig werden die Details belassen und man setzt einfach ein paar neue Scheinwerfer dran. Beim CLS fällt zum einen der neue Kühlergrill auf, der nicht aus Streben oder einem Gitter besteht, sondern eine punktartige Struktur mit „Diamanten“ aufweist. Die Scheinwerfer haben eine zusätzliche kleine Design-Welle erhalten. Mit dem wellenförmigen Design möchte sich Mercedes von der derzeit vorherrschenden europäischen Designlinie abheben, viele dynamische Kanten zu benutzen. Die geschwungenen Linien dürften ferner ein Wink zum asiatischen Markt sein, wo diese Formen geschätzter sind als im symmetrisch geprägten Europa und der USA.

Natürlich kam Mercedes nicht darum herum, die Scheinwerfer zu ändern. Aber wenn, dann wollte man auch technologisch etwas tun. Scheinwerfer waren und sind im Zeitgeist des Automobildesign immer ein zentraler Punkt: In den 1990ern waren sie eckig, in den 2000ern rund, in dieser Dekade geschwungen – und nun kommt noch die neuste Technologie dazu. Der neue Mercedes CLS führt im Facelift besondere LED-Scheinwerfer ein, dessen Leuchtdioden einzeln gesteuert werden. Wir haben uns das neue „Wunderlicht“ live angesehen, natürlich bei Nacht.

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Multibeam LED-Scheinwerfer heißen die neuen Wunderwaffen, dabei handelt es sich um ein adaptives System für das Fernlicht. 24 starke LEDs werden einzeln angepasst, um die Fahrbahn auszuleuchten, ohne andere Fahrzeuge zu blenden. Dies geschieht situationsabhängig, eine Kamera tastet nach vorne ab, um zum Beispiel entgegenkommende Fahrzeuge zu erkennen. Dadurch ergeben sich erstaunliche Effekte. Zum Beispiel ist es möglich, mit Fernlicht zu fahren und trotzdem in gewissem Abstand einem Fahrzeug zu folgen. Dabei wird dann wie bei einem Tunnel das vorausfahrende Fahrzeug „ausgespart“, und rundherum mit Fernlicht ausgeleuchtet. Gut 2.000 Euro Aufpreis kostet das adaptive Fernlicht (ILS, Intelligent Light System), das dann alternativlos ist. Das normale automatisch abblendende Fernlicht gibt es für den CLS ab sofort nicht mehr.

Den CLS kann man ab sofort vorbestellen, und in der Tat nehmen die designsuchenden CLS-Kunden das Angebot der neuen Scheinwerfer gut wahr, so Mercedes. Der überwiegende Teil bestellt das neue System direkt mit. In einer Welcome Home Funktion kann man sich das Schauspiel der Lichter auch rein zum Spaß anschauen. „Eine neue technische Spitzenposition“, verspricht sich Daimler-Vorstand Prof. Dr. Thomas Weber von der Fernlichttechnologie. Nun ja, schön, wenn Automobile auch mal nicht unbedingt super wichtige, aber emotionale Funktionen bieten, die dann auch noch der Sicherheit dienen.

Denn das neue Fernlicht hat in der Tat einen Sicherheitsaspekt. Die Straße ist eben besser ausgeleuchtet. Mercedes hat zudem untersuchen lassen, dass man mit gewöhnlichem manuellen Fernlicht nur in fünf Prozent der Situationen, in denen man Fernlicht nutzen könnte, dieses auch anschaltet. Mit dem intelligenten System läge die Quote dagegen bei 65 Prozent.

Interieur

Beim Interieur fällt am größten der neue 8-Zoll-Bildschirm auf. Dieser bietet ein sehr klares Bild. Allerdings ist er in einen noch größeren Rahmen eingefasst, wahrscheinlich, damit dies kohärenter zu den Belüftungsdüsen darunter passt. Der dicke schwarze Rand des Displays wirkt allerdings eher störend. Auf der Multimedia-Seite stehen Online-Dienste vom so genannten Mercedes connect me zur Verfügung, das sind zum Beispiel eine Notruf-Funktion und ein Pannenmanagement.

Angenehm ist die neue Auswahl an Lenkrädern. Das Standard-Lenkrad ist grundsätzlich schon sportlich ausgelegt. In der AMG-Line gibt es dann ein kleineres Lenkrad mit perforiertem Leder an den seitlichen Griff-Flächen und abgeflachter Unterseite. Wer es edler möchte, kann auch ein Lenkrad mit Holzintarsie wählen. Eine Lenkradheizung gibt es für den CLS, diese ist allerdings nicht mit dem Holzlenkrad zu vereinbaren.

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Für den Komfort ist weiterhin gut gesorgt. Die hochwertigen Sitze laden zum Verweilen ein. Und wenn der Rücken doch mal schmerzt, helfen die neuen Massagefunktionen. Es gibt nicht nur eine Massage, sondern direkt vier verschiedene. Besonders zu empfehlen sei die aktivierende Massage, die sich wellenartig von unten nach oben mit parallelen Druckpunkten fortsetzt.

Wer übrigens häufiger mit vier Personen fahren möchte und wenn dabei die Personen auf der Rückbank über 1,80 m sind, sollte bedenken: Die schöne Coupé-Form mit der herabfallenden Dachlinie hat einen entscheidenden Nachteil: Der Kopfraum im Fond wird stark reduziert. Auch für die Beine bleibt nicht viel Platz für die Fondpassagiere, auch wenn die Aussparungen für die Knie an den Rücksitzlehnen etwas helfen. Insgesamt bleibt festzuhalten: Der CLS ist trotz seiner Länge vorwiegend ein Auto für zwei Personen.

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Fahrverhalten

Das Mercedes CLS Facelift gibt sich wie gewohnt als geeignete Reiselimousine. Die vorderen Passagiere werden vom Fahrwerk verwöhnt, das auf Wunsch mit Luftfederung erhältlich ist. Diese bietet noch mehr Komfort und sorgt für den Ritt auf dem fliegenden Teppich. Zudem lässt sie sich „hochfahren“, etwa wenn man langsam auf einer unebenen Straßen fährt.

Das Lenkverhalten wirkt direkter, das verleiht dem CLS einen Tacken mehr Sportlichkeit.

In punkto Motor haben wir den CLS 250 mit 204 PS und 500 Nm getestet. Wer Wert auf einen niedrigen Einstiegspreis und geringen Verbrauch legt, ist damit gut bedient. In Deutschland kann man diesen und auch den neuen CLS 220 wählen, in anderen Märkten ist z.B. nur der CLS 220 und dann direkt der große 350er verfügbar. Letzterer ist das volumenstärkste Modell. Man kann verstehen warum, denn dieser bietet durchaus mehr Fahrspaß. Beim CLS 350 ist Drehmoment zu jeder Zeit abrufbar, schon beim CLS 250 muss man sich darauf einstellen, dass es nicht unmittelbar mit einem Wumms voran geht. Sportlich Ambitionierte sollten also zum CLS 350 greifen. Da der Einsatzzweck des CLS allerdings darin besteht, bequem und stilvoll zu reisen, ist man in der Regel mit dem CLS 250 auch gut bedient und fährt auch deutlich zeitgemäßer. Dadurch, dass man die Gasannahme und Drehzahlausrichtung leicht mit der Wahl zwischen Eco- und Sport-Modus abändern kann, ist es auch möglich, sich bei Bedarf etwas mehr Drive einzustellen.

Alle Elemente des neuen Mercedes CLS gelten übrigens sowohl für das CLS Coupé als auch für den CLS Shooting Brake.

Fazit: Es ist nur zu begrüßen, wenn Einsparungen bei Teilen auch an die Kunden weitergegeben werden. Egal, ob da nun eine Reaktion auf die Konkurrenz hinter steckt oder nicht. Der CLS bleibt die souveräne Reiselimousine, die mit dem neuen Lichtsystem noch etwas mehr Emotionalität bringt und auch mehr Sicherheit. Erfreulich ist auch, dass Mercedes nicht nur PS-Protze anbietet, sondern auch mal die Motorenpalette nach unten abrundet.

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Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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