Audi A7 Facelift Testbericht – besser als der Mercedes CLS

Ein ganz neuer Audi A7 Sportback ist das nicht; das jüngste Facelift der Sportlimousine bietet neue Motorisierungen, ein neues Getriebe, neue LED-Scheinwerfer und Heckleuchten sowie ein aktualisiertes Infotainment-System. Was davon live bei uns hängen geblieben ist, berichten wir im ersten Fahrbericht – mit Fokus auf den neuen kleinen Turbodiesel. Das Audi A7 Facelift sticht die Konkurrenz aus. Von Thomas Majchrzak

Wenn man nur den deutschen Markt betrachten würde, fragt man sich, warum für Audi solch ein Auto überhaupt wichtig ist. 250 pro Monat werden vom Audi A7 Sportback abgesetzt, drei Viertel davon gehen als Diesel raus. Audi verkauft sogar geringfügig mehr vom A8, der Q7 wird genau so häufig, nur ein R8 noch weniger verkauft. Aber der kostet bekanntlich auch deutlich mehr.w Immerhin befindet man sich beim Audi A7 aber schon in einem sehr margenträchtigen Bereich.

Der Audi A7 Sportback stellt sich hauptsächlich gegen den Mercedes CLS, der kürzlich auch ein Facelift erhielt (sicher kein Zufall). Der CLS wurde in diesem Jahr gut 350 Mal pro Monat verkauft, führt also noch vor dem Audi A7. Beide Fahrzeuge bewegen sich zwischen klassischer Limousine und Coupé, das macht den Reiz aus. Was nicht heißt, dass man kein Schiff bewegt: Der Audi A7 ist 4,97 Meter lang.

Exterieur

2010 kam der A7 Sportback erstmals auf den Markt. Im Facelift 2014 fallen zuerst die neuen serienmäßigen LED-Scheinwerfer auf. Die neuen Front-Scheinwerfer weisen als bestimmendes Design-Element eine gerade horizontale Linie auf, die nur zu den Seiten leicht geschwungen abfällt. Durch den eher symmetrischen Aufbau zeichnet sich diese Designsprache klar von der Richtung ab, die Mercedes jüngst mit komplett geschwungenen Formen vorgibt. Die horizontale Linie im Licht findet sich beim Audi A7 Facelift auch am Heck wieder. Die modell-bestimmende Coupé-Form am Heck bleibt, auch das leicht „überhängende“ Heck beim Abschluss. Insgesamt war der Audi A7 schon vor dem Facelift ein schönes Auto, ganz so groß fällt das Update außen nicht auf. Der geänderte Kühlergrill fällt z.B. nicht sonderlich ins Gewicht. Das Frontscheinwerfer-Update macht das Auto insgesamt ein Stück maskuliner. Die Karosserie besteht übrigens zum Großteil aus Aluminium, wenn auch nicht ganz.

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Interieur

Im Interieur ist mehr Exklusivität eingezogen. Edle Holzbeläge ziehen sich von den Innenseiten der Türen im Yacht-Stil vorne um das gesamte Armaturenbrett und kommen auf der anderen Seite wieder an. So etwas war man bisher nur von Autos wie dem Jaguar XJ gewohnt. Audi verabschiedet sich im Audi A7 von der rein nüchternen Linie und gibt mehr Platz für edle Elemente. Auch die neue Sitzlüftungs-Funktion ist vermutlich die beste auf dem Markt. Dreistufig und auf höchster Stufe auch höchst effizient. Der Sitz bleibt immer kühl und trocken. Die neue Massage-Funktion bietet alle erdenklichen Massage-Wünsche von Klopfen über Welle bis zum Fokus auf Rücken oder Schultern. Eine Wohlfühloase.

Im Fond ist übrigens trotz der Coupé-Linie ausreichend Platz. Auch große Erwachsene haben hinten keineswegs Probleme mit der Kopffreiheit. Das ist im CLS zum Beispiel nicht so. Der Audi A7 kann also gut und gerne ständig zu viert genutzt werden. Im Kofferraum geht der Praxistest weiter: Durch die Hatchback-Öffnung ist der gesamte Laderaum sofort und einfach zugänglich – nicht als klassischer Kofferraum, der eher einem Loch gleicht. Obwohl man also keinen kompletten praktischen Kombi hat, stecken unter der elektrischen Heckklappe immerhin 535 Liter Stauraum, die sich durch Umlegen der Sitze auf 1.390 Liter erweitern lassen.

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Neue Motoren

Ab sofort stehen an neuen Motoren zwei Benziner und drei Diesel zur Verfügung, von 218 PS bis 333 PS.

Für Audi steht zurecht der 3.0 TDI in der „ultra“‑Version im Fokus. Ultra nennt Audi seine sparsamsten Motoren. Dort hat der Audi A7 nur Frontantrieb und leistet nur 218 PS, soll aber auch nur 4,7 Liter auf 100 km verbrauchen. Rightsizing statt downsizing, so der Hersteller.

Das Fahrverhalten des Audi A7 Facelift ist überragend. Das Fahrwerk mehr als tadellos, es schluckt einfach alles. Trotz der Länge von 4,97 m fühlt sich der A7 nicht groß, schwer und behäbig an, er lässt sich über das kleine Sportlenkrad hervorragend steuern. Die Übersicht und ein weiter Lenkeinschlag ist jederzeit gegeben. Auch hier fällt der Mercedes CLS klar ab, dort ist der Lenkeinschlagswinkel geringer und das Auto wirkt im Innern weniger geräumig, unübersichtlicher und behäbiger. Der Audi A7 ist klar die sportlichere Variante – auch mit dem neuen 3.0 Liter Turbodiesel mit 218 PS.

Dieser reicht überraschend sogar für dieses Fahrzeug aus. Während wir beim Mercedes CLS eher zum größeren Diesel raten würden, kann man den Audi A7 mit dem neuen kleinsten Diesel ohne Einschränkung empfehlen. Business-Kunden und auch private Kunden, die nicht ganz so tief in die Tasche greifen wollen, werden hier fündig. Zumal man Sprit spart.

In der Praxis könnte unser neuer Diesel-Freund jedoch durchaus weniger verbrauchen. Die 4,7 l auf 100 km werden niemals erreicht, man muss eher mit 7 Litern rechnen. Aber die größeren Varianten verbrauchen noch mehr. Dass beim neuen 3.0 TDI kein quattro zum Einsatz kommt, spart Geld und ist in der Regel auch nicht von Nachteil. Beim kräftigen Beschleunigen wird die Vorderachse etwas leicht, aber elektronisch abgeregelt entsteht kein größerer Schlupf.

Übrigens feiert Audi auch grade sein Turbodiesel-Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde der erste TDI ausgeliefert, bis heute steckt der in 7,5 Millionen Fahrzeugen. Interessant: Ist der Diesel in Amerika und Asien bisher kaum ein Thema, prescht Audi hierbei auch in den Märkten des billigen Sprits voran: In China führte Audi 2008 als erster Premiumhersteller den TDI ein, 2009 launchten die Ingolstädter eine Diesel-Offensive in den USA. 2013 sind die Verkäufe von Audi TDI an US-Kunden um gut 40 Prozent gestiegen. Es sieht also danach aus, als würde hier auch langsam ein Wandel stattfinden. Zudem testet Audi einige neue Technologien aus, die in die Diesel integriert werden. Hier auch noch mehr dazu.

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Fazit: Löblich ist also, dass im Audi A7 Facelift auch mal nicht nur die Motorenpalette nach oben, sondern eben auch nach unten erweitert wird. Mit dem Facelift hat der Audi A7 noch mal an Klasse und Kante gewonnen. Das überragende Fahrverhalten, die Einfachheit des Handlings trotz der Fahrzeuglänge und die praktischen Vorteile vorne, im Fond und im Kofferraum machen den Audi A7 zum unser Meinung nach besseren und mehr Spaß versprechenden Auto als den neuen Mercedes CLS im Facelift. Nun können wir nachvollziehen, warum Mercedes beim CLS den Preis gesenkt hatte und auch einen kleinen Diesel angeboten hat. In Stuttgart muss man sich in dieser Klasse vor den vier Ringen aus Ingolstadt warm anziehen. Noch führt der CLS in Deutschland gegenüber dem A7 bei der Zulassungsstatistik. Das dürfte sich bald ändern.

Ab Spätsommer 2014 steht das Audi A7 Facelift bei den Händlern, der Preis beginnt bei 51.300 Euro. Wer Lust auf mehr Sportlichkeit hat, wählt den Audi S7 Sportback ab 82.300 Euro – oder den noch stärkeren RS7, den wir vor dem Facelift schon einmal getestet haben.

Frisch angekündigt hat Audi zudem, dass schon bald ein V6 TDI e-tron in Serie gehen soll, also ein ähnliches Konzept wie jüngst beim Audi A3 e-tron.

Autogefühl: *****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Und hier Newcarz über das A7 Facelift.

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