Mercedes A-Klasse Verkaufszahlen: Absatzeinbruch in Deutschland

Mercedes A-Klasse A 250 mit Sport Paket, Mountaingrau (W 176)

Die Mercedes A-Klasse Verkaufszahlen zeigen zum 1. Halbjahr 2014 einen deutlichen Absatzeinbruch gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Über 30 Prozent ging es von einem hohen Niveau aus nach unten für das Modell, das in seiner sportlich-jungen Beschaffenheit so anders ist als die bisherige A-Klasse, die als Kompaktvan mit hoher Sitzposition und einfachem Einstieg eher ein älteres Publikum ansprach. Hat das Konzept der neuen A-Klasse etwa doch fehlgeschlagen oder was steckt hinter dem Rückgang? Von Thomas Majchrzak

Je stärker die SUV wurden, desto eher dachte man, die Zeit der Vans sei vorbei. Wer will die hohe Sitzposition im biederen Van, wenn man auch das stylische SUV haben kann? Nun sind viele SUV noch deutlich teurer als Kompakt-Vans, das Raumkonzept der Vans überzeugt Familien immer noch mehr und ältere Kunden sind manche SUVs schlichtweg ein Stück zu hip. Die Vans sind tot, es leben die Vans!

Also launchen die Hersteller gerade ein Feuerwerk an neuen Fahrzeugen. Volkswagen hat jüngst den Golf Plus zum neuen Golf Sportsvan gemacht, dieser wurde dadurch salonfähiger und staubte sich vom biederen Image ab. In einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bietet er Premium-Qualität und ein tolles Raumkonzept, greift sogar schon Mercedes an. Insgeheim freut man sich bei Volkswagen darüber, dass Mercedes seine alte A-Klasse in die ewigen Jagdgründe geschickt hat. In Wolfsburg ist man sich sicher, einige bisherige A-Klasse-Kunden erwischt zu haben, die nun keineswegs die neue A-Klasse mit Sporteinstieg nehmen möchten und auch nicht die deutlich größere und teurere B-Klasse wünschen.

Bei BMW steht der neue BMW 2er Active Tourer auf dem Programm und stellt sich ebenfalls gegen Sportsvan und B-Klasse. Auch hierhin könnten alte A-Klasse-Kunden abwandern, wobei der Preis wahrscheinlich eher eine Alternative zur B-Klasse ist als zur alten A-Klasse.

A-Klasse

A-Klasse
Mercedes A-Klasse W176 (ab 2012)

Nun hat die neue A-Klasse, eingeführt im Herbst 2012, bei Mercedes einige neue Impulse gebracht. Noch nie kamen so viele vergleichsweise junge Kunden zu der Marke, die traditionsgemäß mit die älteste Kundschaft in der Industrie überhaupt hat – und teilweise eben noch ein dementsprechendes Image. Bei Mercedes möchte man nun jung und hip sein, und da kommt eine neue sportliche A-Klasse gerade recht. Ein großer Vorteil zudem für nicht ganz so finanzkräftige Käufer, denn somit bekommt man heutzutage schon ein weitgehend standardisiertes hochwertiges Mercedes-Cockpit und entsprechende Technik im Einstiegsmodell.

Im Jahr 2013 schlug die neue A-Klasse voll ein, bei Mercedes erfreute man sich des großen Zuspruches. Nun ist es im Launch-Jahr allerdings immer so, dass besonders viele Vorführwagen bei den Händlern zugelassen werden und die Niederlassungen und Händler sich auch teilweise verpflichten, eine bestimmte höhere Anzahl an Wagen abzunehmen. Darum erklärt sich zum Teil, warum im folgenden Jahr 2014 nicht mehr ganz so viele Autos neu zugelassen wurden. Denn während im ersten Halbjahr 2013 noch 26.153 Neuzulassungen für die A-Klasse in Deutschland anstanden, waren es von Januar bis inkl. Juni 2014 „lediglich“ 18.043 Stück. Den Rückgang von 30 Prozent können die Werks- und Händlerzulassungen nicht ganz allein erklären.

Laut Mercedes sei der Rückgang rein planmäßig und im Lebenszyklus der neuen A-Klasse-Generation vorgesehen. Also kein Grund zur Panik. Verwiesen wird auch auf den neuen Mercedes GLA. Das kleine neue Halb-SUV oder Crosshatch, wie man es schon bezeichnet hat, könnte durchaus auch einige A-Klasse Kunden abgefangen haben. Und dann wären da noch die Kunden, die mehr investieren und nun doch die B-Klasse wählen.

Fassen wir die Gründe zusammen, warum die Neuzulassungen für die A-Klasse in Deutschland in 2014 gegenüber 2013 so stark gesunken sind:

– Wegfall der Werks- und Händlerzulassungen aus dem Jahr des Marktstarts
– Ggf. Abwanderung bisheriger A-Klasse-Kunden aufgrund des Wechsels des Fahrzeugkonzepts
– z.B. extern zum Golf Sportsvan
– z.B. intern zum Mercedes GLA oder zur Mercedes B-Klasse

Es gibt natürlich durchaus auch bestehende A-Klasse-Kunden, die sich auch für das neue Modell begeistern. Aber die vielen einzelnen Faktoren dürften den Rückgang insgesamt erklären. Für Mercedes bleibt es ein Vabanque-Spiel, denn einerseits durfte man bestehende Kunden nicht vergraulen durch Abkehr vom bisherigen Konzept, andererseits brauchte die Marke dringend eine Verjüngung. In der Mercedes-Chef-Etage hat man sich entschieden, dass Letzteres wichtiger war. Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung.

A-Klasse
Mercedes A-Klasse W169 (bis 2012)

Der Blick auf die vergangenen Jahre bestätigt zudem, dass das mutige Konzept der neuen A-Klasse auch weiterhin zahlenmäßig aufgeht: Denn Mercedes bewegt sich mit der A-Klasse immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Im Jahr 2012 gab es mit der alten A-Klasse noch 15.110 Neuzulassungen im ersten Halbjahr in Deutschland, im Jahr 2011 sogar „nur“ 10.939 Stück. Da kommen die 2014er-Zahlen locker drüber, was verdeutlicht, dass das jetzige Modell ein deutlicher Verkaufserfolg ist und 2014 nur abgerutscht ist, weil in 2013 so ein extrem gewaltiges Niveau vorgegeben wurde. So zählt die Mercedes A-Klasse auch 2014 noch grob zur Top 20 der meistverkauften Autos in Deutschland, darüber darf man sich immer freuen, selbst wenn man im Vorjahr noch mehr Schlagkraft hatte.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Mercedes

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