Seat Toledo Testbericht – Stufenheck mit Überraschungen

Wenn man den Seat Toledo anschaut, dann sieht man eine klassische Pkw-Form einer Stufenheck-Limousine. Doch was kann solch ein Auto heutzutage bieten? Eine Portion dynamisches Design hat Seat dem Toledo schon verpasst, nun wollten wir herausfinden, welche Überraschungen im Toledo stecken. Von Thomas Majchrzak

Von 1991 bis 2009 wurde in zwei Generationen schon einmal ein Seat Toledo gebaut, zuletzt als Kompaktvan und Verwandter des Seat Altea. Seit Frühjahr 2013 gibt es den neuen Seat Toledo, der auf dem Skoda Rapid basiert und auch in Tschechien bei Skoda gebaut wird. Nun ist die Form gar nicht mehr wie beim Vorgängermodell van-artig, sondern erinnert an die klassische Form eines Stufenheck-Pkw, so wie ein Kind ihn zeichnen würde. Nur hat Seat im Zuge der modernen Designsprache darauf geachtet, dass der Seat Toledo trotz der klassischen Form schnittig daher kommt.

So sprechen die Leuchten an Front und Heck die dynamische Seat-Designsprache, kantig und zugespitzt. Erinnerungen an den Leon werden wach. In der Seitenlinie fällt dann das stufige Heck auf, das allerdings keineswegs durch einen abgesetzten Kofferraum entsteht. Es ist vielmehr eine Art Trick, denn die Stufe ist in die Heckklappe integriert. So erhält man einen vollen Zugang zur hinteren Ladefläche wie bei einem Kombi, nur dass man im Design immer noch ein Stufenheck hat. Zudem ist der Laderaum wirklich riesig. Quadratisch, praktisch, gut, man könnte sich fast schon eine Waschmaschine darin vorstellen. So ist der Kofferraum ein Hauptargument für den Seat Toledo, die Volumenangabe reicht von 550 bis 1.490 Liter bei umgeklappter Rückbank.

Innerhalb der Verkäufe von Seat in Deutschland spielt der Toledo bisher keine große Rolle, da diese Fahrzeugform hierzulande nicht allzu sehr im Trend liegt. Anders sieht es dagegen in Süd- und Osteuropa aus – und auf den Wachstumsmärkten dieser Welt. Dort sind klassische Stufenhecks für günstige Kurse gefragt. Die Verkäufe des Konzernbruders Skoda Rapid (knapp über 7.600 Stück in 2013) zeigen aber, dass durchaus Potenzial nach oben besteht. Den Rapid gibt es wie bei uns schon vorgestellt mittlerweile auch noch als Spaceback, also mit noch mehr Luft im Laderaum. Bei Seat hat man diesbezüglich bisher noch nicht nachgezogen – und es gibt auch keine Pläne dazu. Dafür ist der Toledo nicht wichtig genug, man verspricht sich keine großen weiteren Verkaufserfolge durch eine „Spaceback“-Version. Dadurch soll die Modellpalette auch schlank gehalten werden. Als nächstes neues Auto steht das Seat SUV an, das auch auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) gebaut wird und somit tendenziell eher dem Leon ähneln wird.

SEAT Toledo

SEAT Toledo

Von außen wirkt der Seat Toledo so kompakt und schmal, doch im Innenraum ist er ein wahres Raumwunder. Selbst wenn groß gewachsene Fahrer und Beifahrer auf den Vordersitzen unterwegs sind, bleibt auf den Fondsitzen massig Beinfreiheit. Beinahe wie in einem großen SUV. Man frag sich, wo dieser Platz herkommt. Sitzt man hinten aufrecht, ist auch die Kopffreiheit kein Thema, nur wenn man den Kopf weiter zum Fenster bewegt, wird es ab 1,90 m etwas eng. Auch die Sitzposition ist hinten sehr angenehm. Für vier Erwachsene voll empfehlenswert.

Wir testen die Vordersitze im Mix Alcantara-Stoff innen und Kunstleder außen, eine tolle Kombination, bei denen man im Sommer nicht schwitzt und im Winter nicht friert. Trotzdem sieht es sehr edel aus. Dies stellt auch die Top-Ausstattung dar, wobei selbst dies von nur wenigen Kunden genommen wird. Den Seat Toledo nehmen die meisten Kunden, weil sie einen günstigen Preis erzielen möchten. Durch die Sitze in unserem Testwagen und die gebürstete Aluminium-Zierleiste, die das Cockpit waagerecht durchkreuzt, entsteht hierbei aber sogar schon ein hochwertiger Eindruck des Innenraums. Ansonsten steht hier das Motto an: Simplicity. Nur das Nötigste, aber dann richtig. Alle Hebel und Funktionen sind an ihrem Platz, kein unnötiger Schnickschnack, und die Ausführungen und Qualität stimmen einfach. Die kleine Multimedia-Einheit ist kein digitaler Hit, aber übernimmt alle Funktionen von Navi bis Blueetooth und reagiert sehr schnell. Direkt nach dem Anlassen des Fahrzeugs ist alles sofort startklar.

SeatToledo_autogefuehl003

SeatToledo_autogefuehl002

SeatToledo_autogefuehl004

Das kleine und griffige Lenkrad ist schon aus dem Seat Leon bekannt und lässt ein einfaches Handling des Fahrzeugs zu. Im Vergleich zum Leon sitzt man im Toledo nicht so sportlich tief, und auch das Fahrgefühl ist eher entspannter. In schnellen Kurven taucht er auch ein wenig mit ein. Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt, so dass man ruhig reisen kann. Dabei muss man dann auch bedenken, dass der Toledo bei Geschwindigkeiten ab 140 km/h durchaus etwas unruhiger wird als ein Leon. Ganz klar ist der Toledo also kein Auto zum Rasen, sondern zum Reisen. Bald soll beim Fahrwerk aber laut Seat noch nachgebessert werden, das Problem ist also bereits erkannt.

Seat Toledo Preise und Ausstattungslinien

Der Basispreis des Seat Toledo liegt bei 13.990 Euro. Die Ausstattungen staffeln sich in Toledo Reference (ab 16.320 Euro), Toledo Reference 4YOU (ab 16.990 Euro, ab hier ist z.B. die Klimaanlage und eine Einparkhilfe enthalten), Toledo Style (ab 18.220 Euro, hier kommt z.B. das Lederlenkrad dazu) und Toledo Style 4YOU (ab 18.690 Euro). Bei den Sondermodellen 4YOU lassen sich laut Seat Preisvorteile von bis zu 5.000 Euro erzielen.

Das Schöne beim Seat Toledo: Extras kosten nicht viel, wer sich die Einparkhilfe hinten extra dazu bestellen möchte, zahlt dafür z.B. nur 200 Euro.

Seat Toledo Motoren

Auch bei den Motoren ist alles preislich gut kalkulierbar: Denn zwischen dem schwächsten und dem stärksten Motor mit Automatik liegen, je nach Ausstattungslinie, jeweils nur gut 3.000 Euro.

Bei den Benzinern gibt es den 1.2 Liter Motor mit 86 oder 105 PS sowie den 1.4 Liter mit Doppelkupplungsgetriebe (DSG) 122 PS.
Ferner gibt es einen 1.6 Liter Diesel mit wahlweise 90 PS (ohne und mit DSG) oder 105 PS.

Wir fahren den Diesel mit 90 PS – angegeben ist dieser mit 4,5 l auf 100 km im kombinierten Verbrauch. Im Testverbrauch erzielen wir knapp über 5 Liter. Selten nur nähert man sich der offiziellen Angabe aus dem Verbrauchszyklus. Das ist wirklich klasse. Man hat das Gefühl, dass man den Tank gar nicht leer bekommt. Wir befinden uns also mit dem kleinen Diesel in einer Region, die sehr attraktiv wird für Privatpersonen, die ihre Kosten gering halten möchten oder für Flottenkunden, die direkt einen Fuhrpark mit vielen günstigen, aber zuverlässigen und platzbietenden Fahrzeugen ausstatten möchten.

Der 90-PS-Diesel reicht erstaunlicherweise für den Alltag auch völlig aus. Da der Seat Toledo ohnehin nicht zum Schnellfahren verführt, vermisst man auch keine Power. Trotz der geringen PS-Zahl liefert der Diesel über das Drehmoment genügend Vortrieb. Ein sehr angenehmer Motor, so kann man es zusammenfassen. Die manuelle Schaltung ist wie aus dem Volkswagen-Konzern gewohnt ohne Fehl und Tadel und trägt zu dem angenehmen Gefühl bei.

SEAT Toledo

Seat Toledo Abmessungen

Länge: 4,48 m
Breite: 1,70 m
Höhe: 1,46 m
Radstand: 2,60 m
Leergewicht: 1.161 kg

Zum Vergleich: Der Konzernbruder Skoda Rapid geht beim selben Basispreis los. Seat fasst die Ausstattungsvarianten etwas mehr zusammen, Skoda bietet eine kleinteiligere Wahl. Letztlich ist es aber eine Entscheidung des Designs innen und außen – was gefällt besser?

Fazit: Der Seat Toledo ist eine große Nummer, wenn es darum geht, möglichst viel Auto in hoher Qualität für möglichst wenig Geld zu erhalten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist großartig, denn man kann trotz guter Austattung und Motor locker einen Listenpreis von unter 20.000 Euro erzielen. Das Platzangebot vorne, hinten und im Laderaum bleibt außergewöhnlich. Wer vom Design eine klassische Stufenheck-Limousine bevorzugt, aber alle Vorteile eines Kombis genießen möchte, liegt hier genau richtig. Dank der tollen Verarbeitung im Interieur und der hervorragenden Sitze darf der Toledo sogar Spaß beim Fahren machen, so dass der Fahrzeugwert nicht nur auf die Praktikabilität reduziert werden muss. Sicher nicht eines der emotionalsten Autos, aber eines mit dem insgesamt besten Paket.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Seat