Neue V-Klasse Camper Mercedes Marco Polo

Vor einer Weile haben wir die neue Mercedes V-Klasse vorgestellt, jetzt haben wir uns bei der statischen Premiere den neuen Mercedes Marco Polo angesehen, der Luxus in das Camper-Segment bringen soll. Dabei gibt es mit dem Marco Polo Activity auch eine günstigere Alternative für Sportbegeisterte. von Thomas Majchrzak

Marco Polo

Das Hauptziel des Mercedes Marco Polo besteht darin, den Fahrkomfort eines Pkw mit der Vielseitigkeit eines Wohnmobils zu verbinden. Damit werden Kunden bedient, die gerne den Komfort eines großen Campers genießen, aber nicht wirklich mit einem riesigen Schiff in den Urlaub fahren wollen. Das neue Reisemobil ist 5,14 m lang und 1,93 m breit (ohne Außenspiegel). Die Fahrhöhe beträgt 1,98 m, so sind Tiefgaragen und Co. kein Problem.

Entwickelt wurde der neue Marco Polo auf Basis der V-Klasse und mit dem bekannten Spezialisten für Caravanzubehör, Westfalia. Von dort kommen die Lösungen für die Schlafplätze und die ausfaltbaren Anbauten für den Campingbereich. Sogar die passenden Stühle kommen serienmäßig direkt mit, Vorteil: Es gibt extra dafür vorgesehene Aufbewahrungsplätze im Fahrzeug. Die Markise ist dagegen Option.

Werden beide Rückenlehnen der Rücksitzbank umgeklappt, entsteht hinten im Innenraum ein 2,03 m x 1,13 m großes Doppelbett mit Kaltschaummatratze. Zwei Erwachsene können darauf sehr gut schlafen. Insgesamt sind in diesem Setup maximal vier vollwertige Schlafplätze möglich. Denn das zweite ebenso große Bett versteckt sich im Aufstelldach.

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In der Luxus-Version Marco Polo ist der Dachhimmel von innen genau wie die Seitenverkleidungen im Farbton Porzellan gehalten. Diese helle Atmosphäre soll das Gefühl von viel Platz noch verstärken. Die Sitze sind in Stoff in den Farben Seidenbeige, Schwarz oder in Leder Seidenbeige erhältlich. Der lackierte und edle Holzbodenbelag in Yachtoptik ist serienmäßig und ist in hellem oder dunklem Holz verfügbar. Insgesamt ergibt sich durch die Möbelgestaltung die Atmosphäre einer modernen Lounge mit kontrastierenden Farben. Der Marco Polo erhält auch eine Küchenzeile, die auf Wunsch eine LED-Ambientebeleuchtung enthält. Die Küchenzeile umfasst Spülbecken, Kochfelder, Kühlbox und Staumöglichkeiten. Zwei Glasflammen erhitzen das Essen, eine Kühlbox hält den Vorrat frisch – mit bis zu minus 20 Grad. Drei Schubladen bieten Platz für Geschirr, Töpfe und Co., unten befindet sich ein kleiner Schrank. Der Frischwassertank umfasst 38 Liter, der Abwassertank 40 Liter. Die Tanks sind so im Fahrzeuginnenraum angelegt, dass sie frostsicher sind. Am Klapptisch kann man sich zum Mittagessen treffen.

Um den Tisch herum lässt sich nämlich schnell eine gemütliche Sitzgruppe erstellen: Denn beide vorderen Sitze lassen sich umdrehen, so dass sich die Personen am Tisch gegenübersitzen. Mit der durchgehenden Rückbank ergibt sich so eine Sitzgruppe für fünf Personen.

An dieser Stelle kommt das entscheidende Element zum Tragen: Das (auf Wunsch elektrisch funktionierende) Aufstelldach ermöglicht, sich stehend im Fahrzeug aufzuhalten. Dieses zeichnet den Marco Polo auch schon von außen von der Mercedes V-Klasse ab. Mit dem Marco Polo ist es Mercedes gelungen, ein Auto zu entwerfen, das trotz bulligem Aufstelldach noch elegant wirkt. Das ist scheinbar ein Paradox, funktioniert aber, wie es unsere Bilder zeigen. Ansonsten haben die Designer genau darauf geachtet, dass die geschwungene Formsprache aus dem Cockpit der V-Klasse auch im hinteren Innenraum des Marco Polo ersichtlich wird. Was nach Aluminium aussieht, ist hier auch Aluminium. Und die matt-silbernen Oberflächen wechseln sich mit schwarz-hochglanz und eben dem Holzboden ab.

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Für die langen Reisen wirbt Mercedes mit den vielen erhältlichen Assistenzsystemen, etwa dem aus der V-Klasse bekannten Seitenwind-Assistenten. Dieser hält das Fahrzeug elektronisch stabil, falls eine plötzliche Windböe das Auto erfasst. Der Seitenwindassistent ist bei Marco Polo und Marco Polo Activity serienmäßig. Optional sind zum Beispiel ein Toter-Winkel-Warner und ein Spurhalteassistent. Bei den Motoren stehen drei Turbodiesel mit 136, 163 und 190 PS zur Verfügung.

Der Hauptmarkt für dieses Auto ist tatsächlich Deutschland. Selten kommt es noch vor, dass Hersteller für den Markt hierzulande primär Autos bauen, locken doch die größeren Volumen-Märkte China und USA. Doch das „kompakte“ Caravan-Segment ist ur-europäisch, in Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweiz, Österreich ist man häufiger mit Fahrzeugen im Stile des Marco Polo unterwegs. Andere Märkte verlangen da schon eher die riesigen Motorhomes oder sind gar nicht in diesem Bereich unterwegs. In China werden die V-Klassen-Fahrzeuge allerdings auch zunehmend beliebt, aber eher im VIP-Bereich und nicht für Reisen.

Der neue Mercedes Marco Polo beginnt preislich bei 54.835 Euro.

Marco Polo Activity

Jeder Autohersteller will immer die junge dynamische Familie als Zielgruppe. Nun wird es wenige junge dynamische Familien geben, die sich eine V-Klasse leisten können, geschweige denn einen Marco Polo, der gut locker 70.000 Euro kosten kann. Also gibt es neben der Luxus-Variante Marco Polo (Basis V-Klasse) auch den Marco Polo Activity auf Basis des Vito. Von außen erkennt man das zum Beispiel am Kühlergrill, der eben den Vito-Kühlergrill darstellt und nicht ganz so edel daher kommt.

Im Marco Polo Activity ist alles auf Praktikabilität ausgerichtet: Einfachere und strapazierfähige Materialien, ein günstigeres Cockpit und auch keine Küchenzeile. Mit dem zusätzlichen Platz soll Raum für Sportgeräte gewonnen werden. So ist der Marco Polo Activity eher für den Wochenend-Ausflug mit dem Surfboard gedacht als für die zweiwöchige Campingreise zum Campingplatz der Wahl an der See wie beim Luxusmodell.

Die Rücksitzbank lässt sich auf einer Schiene nach vorne schieben, um im Laderaum noch mehr Platz für Sportgerät zu schaffen. Mehr Platz gibt es auch im 1,93 m x 1,35 m großen Bett, das dadurch für drei Personen Platz bietet. Zwei weitere Personen können im Dachbett schlafen.

Ist das Bett nicht in Aktion, wird ein kratzunempfindlicher Tisch ausgeklappt. An den Seitenfenstern sind auf einer Leiste praktische Cupholder angebracht.

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Beim Marco Polo Activity ist die Motorenpalette auch nach unten erweitert: Hierbei stehen zwei kleinere Diesel zur Verfügung, der kleinste 1.6 Liter Vierzylinder mit 88 PS, der zweite mit 114 PS.

Das abgespeckte Konzept macht sich preislich stark bemerkbar. Während eine Mercedes V-Klasse Basis bei 42.900 Euro beginnt und der Marco Polo bei 54.835 Euro, startet der Marco Polo Activity bei 38.960 Euro.

Mercedes will erstmals Gebrauchtwagenmarkt für den Marco Polo schaffen

Mercedes will nach eigenen Angaben erstmals einen Gebrauchtwagenmarkt für den Marco Polo schaffen. War es bisher sehr schwer, so ein Fahrzeug gebraucht zu bekommen, bietet Mercedes nun erstmals umfassende Leasingangebote im Dienstwagen-Bereich an. So sollen Mitarbeiter auch die Möglichkeit bekommen, einen Marco Polo zu leasen. Diese Fahrzeuge landen dann nach einem Jahr auf dem Gebrauchtwagenmarkt und sollen eben dem Problem entgegnen, dass sich eine normal verdienende Familie kaum einen neuen Marco Polo leisten kann. Der Marco Polo Activity ist dagegen auch schon neu eine clevere Lösung für alle, die den schicken Luxus der Top-Version nicht unbedingt benötigen, aber trotzdem mit viel Platz unterwegs sein möchten.

Text/Foto/Video: Autogefühl, Thomas Majchrzak