Neuer Audi TT & Audi TTS Coupé 2015 Testbericht

Von außen sind die Änderungen dezent, der größere Kühlergrill fällt auf und die etwas zackigere Formensprache. Doch der neue Audi TT hat unter der Haut und auch im Fahrverhalten viel Neues zu bieten. Die Sportversion Audi TTS kommt zudem mit noch mehr Power. Die Erfolgsgeschichte Audi TT geht weiter. Von Thomas Majchrzak

Hier geht’s zum Roadster.





Eigentlich ist der Name ja recht ungewöhnlich. Alle Audis tragen eine Kombination aus Buchstabe und Ziffer, nur der TT darf eben TT heißen. Dabei lehnt er sich übrigens an zweierlei Dingen an: Zum einen an die Tourist Trophy, dem legendären und umstrittenen Motorrad-Rennen auf der Isle of Man, zum anderen an die sportlichen NSU TT Modelle der ehemaligen NSU Motorenwerke, die später mit Audi fusionierten und im Volkswagenkonzern aufging.

Bei den Scheinwerfern kommt beim neuen Audi TT optional eine LED-Technologie zum Einsatz, die über einzelne Leuchtdioden das Fernlicht steuert. Wie erstmals beim Audi A8 eingeführt, bewegt sich das Blinklicht als Blinkfolge zur Abbiegerichtung – ein nettes kleines Gimmick. Überhaupt hat man bei Audi Wert auf Details gelegt. So gibt es weiterhin die charakteristische Tank-Klappe, diese hat allerdings darunter keinen separaten Schraubverschluss, die Zapfpistole kann also direkt eingesteckt werden. Und die Audi-Ringe sind von der Kühlergrill-Front über den Kühlergrill gewandert – damit zitiert man den Audi R8.

Der neue Audi TT mit Turbobenziner

Über 500.000 Stück hat Audi von den ersten zwei Generationen TT verkauft. Der neue Audi TT ist nun teurer geworden, 1.000 Euro mehr als die vergleichbare Vorgängerversion. Der kleinste 1.8 Liter Motor entfällt zudem vorerst, was den Basispreis gegenüber dem Vorgänger – zumindest vorerst – weiter hebt. Der Einstiegspreis für den Basismotor 2.0 TFSI mit 230 PS (Verbrauch auf dem Papier: 6,0 Liter / 100 km, effektiv eher 9 Liter / 100 km) liegt nun bei 35.000 Euro. Dieser sprintet in 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Schnell wird beim Fahren klar, dass Besitzer des derzeitigen TTS ohne Probleme auf den neuen Audi TT mit 230 PS zurückgreifen können. Denn der neue Turbobenziner entfaltet eine derartige Kraft, dass man im normalen Straßenverkehr niemals mehr gebrauchen kann. Zumal die Power rein über die Vorderachse abgewickelt wird. Optional gibt es allerdings auch für den „normalen“ neuen TT den quattro Allradantrieb.

Beim reinen Vorwärtstrieb vorne wird elektronisch geregelt: Ist die ESC / Stabilitätskontrolle eingeschaltet, so merkt man, dass der Schlupf vorne schnell begrenzt wird. Dadurch ist es möglich, auch mit 230 PS nur über die Vorderräder fix unterwegs zu sein. Das ESC Sport bietet dann mehr Bewegungsfreiheit, lässt das Lenkrad beim Beschleunigen deutlich schwammiger werden, dafür geht es auch brachialer nach vorne. Und dann kann man das ESC noch ganz ausschalten. Ein Driftkönig wird der TT aber natürlich trotzdem nie.

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Audi TT Diesel

Auf der Diesel-Seite gibt es einen 2.0 TDI mit 184 PS (offizieller Verbrauch 4,2 l / 100 km, der tatsächliche weicht nicht viel nach oben ab!). Dieser kommt in 7,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Überraschend: Wir raten tatsächlich zum Diesel. Dieser hat eine souveräne Laufruhe, klingt nicht klassischerweise wie ein Diesel und bietet immer genug Drehmoment.

Bei einem realen Verbrauch, der tatsächlich bei gut 5 Litern liegt, ist das wirklich überzeugend. Die Audi-Benziner verbrauchen immer noch zuviel und somit ist der Diesel eine gute Wahl. Allerdings muss man natürlich auch genug Kilometer pro Jahr machen, damit sich die Investition lohnt.

Audi TTS 2015

Der neue Audi TTS beginnt bei 49.100 Euro (bisher: 46.500 Euro) und bietet 310 PS anstatt wie bisher 272 PS. Der neue Beschleunigungswert liegt bei 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Allerdings kommt der TTS mit dem 2.0 TFSI trotz der deutlich höheren PS-Zahl nur auf 10 Nm mehr Drehmoment (380 Nm anstatt 370 Nm beim 2.0 TFSI mit 230 PS). Der größte Unterschied liegt beim Allradantrieb, denn der TTS kommt serienmäßig mit dem „quattro“, der normale 2.0 TFSI nur optional. Beim Allradantrieb lautet das Prinzip dann Antrieb „vorne + hinten“. Bei sportlicher Fahrweise soll so viel Kraft auf die Hinterräder geleitet werden, dass bei rutschigen Verhältnissen auch angeblich Drifts möglich sind. Die Stabilitätskontrolle ESC ist dabei teilweise und auch komplett abschaltbar.

Bei unserem Test auf der Rennstrecke Ascari in Südspanien können wir das Driften nicht überprüfen, da man bei trockenen Verhältnissen das Heck kaum zum Ausbrechen bringen kann. Hat man zu viel Geschwindigkeit, fängt der Audi TTS eher an, zu untersteuern. Dafür, dass die meiste Kraft über die Fronträder auf den Boden kommt, ist der TTS aber so fein elektronisch geregelt, dass sich dieser Effekt nicht allzu stark bemerkbar macht.

Im TTS, beim S line Sportpaket oder in der Option Audi magnetic ride ist die Karosserie um zehn Millimeter tiefer gelegt. Serienmäßig arbeitet der neue Audi TT mit einem manuellen Sechsganggetriebe, optional mit einer Sechsgang S tronic – das ist das Doppelkupplungsgetriebe bei Audi. Der TT kommt serienmäßig auf 17 Zoll, der TTS auf 18 Zoll Alufelgen – optional bis zu 20 Zoll.

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Weniger Gewicht, mehr Multimedia

Für bessere Leistungswerte und auch für eine bessere Umweltbilanz wurde beim Audi TT der dritten Generation gegenüber dem Vorgänger 50 kg Gewicht eingespart. Damit wiegt das Audi TT Coupé mit 2.0 TFSI und Handschaltung leer ohne Fahrer 1.230 kg. Auch bei der Produktion, so Audi, werden nun fast zehn Prozent Treibhausgas-Emissionen gegenüber der Vorgängerproduktion eingespart.

Größte Neuheit ist jeweils das Audi virtual cockpit, das komplett digitale Instrumente enthält, die jeweils nach Wunsch Navi, Tempo usw. anzeigen. Das zentrale Display ist 12,3 Zoll groß und bietet eine hohe Auflösung. Klima, Lüftung und Heizung werden durch Regler verändert, die direkt in den Lüftungsdüsen sitzen – die übrigens an Flugzeugturbinen erinnern sollen. Nur die allerwichtigsten Funktionen – etwa Warnblinklicht – werden noch über eigene Schalter bedient. Das Cockpit ist ganz auf den Fahrer ausgerichtet: Bedienelemente und Lüftungsdüsen zeigen auf den Besitzer des „Fahrer-Autos“.

Durch die Maßnahmen des Virtual Cockpit und den Klimareglern innerhalb der Lüftungsdüsen werden viele einzelne Knöpfe überflüssig. Das macht den Audi TT zu einem sehr cleanen, aufgeräumten Auto. Das Interieur ist unser Meinung nach das vielleicht beste derzeit auf dem Markt. Es sieht extrem modern und hochwertig aus und ist gleichzeitig einfach zu bedienen und funktionabel.

Ganz klar müssen wir uns aber gegen die Integrierung von weiteren Mehrwertdiensten für den Fahrer aussprechen. So ist es z.B. auch möglich, Facebook während der Fahrt über das Virtual Cockpit zu bedienen – das braucht kein Mensch, der halbwegs verantwortungsvoll Auto fährt. Ein weiteres Problem: Der Beifahrer ist von dem neuen Virtual Cockpit System weitgehend ausgeklammert. Zwar ist die Sicht auf das Display im Sichtfeld des Fahrers möglich, aber Audi geht wohl eher davon aus, dass der Fahrer alles bedient. Ob das in die richtige Richtug geht, ist auch nicht ganz klar.

Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen hat Audi übrigens die Technologie „Symphoria“ entwickelt, eine Software zur Nachbereitung und Wiedergabe von Audiosignalen. Das soll dem Klang im neuen Audi TT mehr Tiefe und einen räumlichen Eindruck verleihen. In unserem Test haben wir ein Bang & Olufsen Soundsystem verbaut, dass mit einem sehr klaren Klang glänzt.

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Je mehr Kurven wir räubern, desto mehr entpuppt sich der neue Audi TT als echte Fahrmaschine. War in der zweiten Generation die Lenkung noch die ersten paar Grad nach links und rechts etwas „tot“, reagiert das Lenkrad hier sofort auf jede Bewegung. Optional kann man sich auch die Progressiv-Lenkung bestellen, die das Ergebnis noch verbessert. Denn dabei verstärkt sich – eben progressiv – der Lenkeinschlag mit zunehmendem Lenkimpuls. Dadurch kann man selbst bei kurvigen Straßen immer beide Hände am Lenkrad lassen.

Audi TT 2015 Abmessungen

Länge: 4,18 m
Radstand: 2,51 m
Gepäckraumvolumen: 305 l

Fazit: Die Grund-DNA und die Abmessungen sind bis auf den noch verlängerten Radstand gleich geblieben. Dabei hat der neue Audi TT außen im wahrsten Sinne an Kante gewonnen und glänzt im Innenraum mit einem innovativen Cockpit, das in puncto Optik und Bedienung sehr viel Freude macht. Die gewohnt hohe Qualität bei Audi unterstreicht das wertige Gefühl des Fahrzeugs. Mehr Sportwagen braucht es nicht. Wenn es den jetzt noch mit Hinterrad-Antrieb geben würde, mag da mancher Sportwagenfan denken. Ja, für die Rennstrecke wäre der Hinterradantrieb nicht verkehrt, aber der optionale quattro gleicht das weitgehend aus. Und für die Straße wird 90 % der Käufer auch der Vorderrad-Antrieb genügen. Der neue Audi TT wird wieder ein Erfolgsschlager. Leider muss man auf eine günstige Einstiegsversion, wahrscheinlich mit einem 1.8 Liter Benziner, noch etwas warten. Der Audi TT Roadster geht Anfang Oktober in den Verkauf.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Audi

Weitere Meinungen zum neuen TT:
Passion Driving
1300ccm
Autorild
Trendlupe
Racingblog
Driver’s Groove

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