Audi connect, autonomes Fahren & mehr: Blick in die Zukunft

Im Keller der Ingolstädter Autofabrik frönen Ingenieure Düsentriebschem Erfindergeist. Sie entwickeln Produkte, die wie das selbsteinparkende Auto schon gut funktionieren und vor der Markteinführung stehen, aber auch Innovationen, die noch Lichtjahre von der Serienfertigung entfernt sind. Ein Blick in die Entwicklungsstuben von Audi. Von Holger Majchrzak

Von der Idee, die niemand braucht bis zum Ei des Columbus ist es oft nicht besonders weit. Manch Spinnerei wurde später zum Welterfolg. Mit Audi connect werden jetzt schon Mehrwertdienste angeboten, die in den USA so erfolgreich sind, aber hierzulande noch in den Kinderschuhen stecken. Nur was ist von einem Rücklicht zu halten, das ein riesiges Warndreieck auf die Straße projiziert? Psychologisch ein Hammer, sagen Audi-Ingenieure, kein vernünftiger Mensch würde so ein Warndreieck überfahren und es biete somit den perfekten Auffahrschutz bei schlechter Sicht, etwa durch Regen oder Nebel. Klingt einleuchtend, aber wird es wirklich Autos geben, die ihre eigenen Verkehrszeichen hinter sich auf die Straße werfen? Wird das je genehmigt werden?

Nicht praktisch, aber hübsch anzusehen eine weitere Idee aus der Licht-Schmiede von Audi – das komplette Heck wird durch organische Leuchtdioden (OLED) illuminiert. Man kann damit ein virtuelles Feuerchen entfachen, das nach hinten leuchtet, oder gelbe Streifen als Blinker irrlichtern lässt. In der B-Note, also beim künstlerischen Eindruck, geben wir dafür eine hohe Punktzahl. So ist das aber kaum straßentauglich zu realisieren.

Richtig gelungen und zukunftsweisend hingegen das Laser-Fernlicht, das Straßen bis zu 500 Meter weit taghell ausleuchten kann. Es wird schon eingesetzt beim Sportwagen Audi R8 LMX und ist – wenn man das Thema Blendung des Gegenverkehrs in den Griff bekommt – ein Beleuchtungselement, das bei vielen Autofahrern, die auf nächtlichen Landstraßen und Autobahnen unterwegs sind auf Interesse stoßen dürfte.

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Die Samsungs und Sonys dieser Welt werden demnächst Konkurrenz von Audi bekommen. Der Auto-Produzent bietet ein eigenes Tablet an. Das ist ein Info- und Entertainmentsystem, was zusammen mit dem Auto angeboten wird, auf Android läuft und damit eine siebenstellige Zahl von Anwendungen bietet. Im rollenden Auto natürlich nur was für Beifahrer und Fondpassagiere; der Fahrer mag in Pausen damit arbeiten. Das Tablet ist, weil im Kfz integriert, gegen Hitze, Kälte und Stöße optimiert und daher kein elegantes Leichtgewicht, aber ein robuster Allrounder. Preise und Auslieferung stehen noch nicht fest, aber das Audi-Tablet ist im Prinzip fertig entwickelt. Schöne Idee; große Touchscreens bieten ja auch andere Hersteller in ihren Fahrzeugen an, aber das Teil zum Mitnehmen zu bauen, ist originell.

Perfekt in der Vorführung funktioniert auch bereits das pilotierte Parken bei Audi. Vier Kameras, zwölf Ultraschallsensoren und ein Laserscanner wurden dafür in ein Testauto verbaut. Der Fahrer verlässt sein Auto, aktiviert eine App auf seinem Mobilfon, drückt auf Start und dann parkt das Auto komplett alleine ein. Auch mit mehreren Rangierzügen, in kleine Lücken und auch in kleine Garagen, in denen der Fahrer kaum die Tür zum Ein- und Aussteigen öffnen kann. Die Sensoren sorgen nicht nur für das Kratzer und Beulen freie Einparken, sie reagieren natürlich auch auf bewegliche „Hindernisse“ wie Fußgänger und stoppen das rollende Fahrzeug sofort.

In Florida hat Audi das pilotierte Parken testweise zum pilotierten Fahren ausgebaut, bei dem ein A7 Sportback bis zu 60 km/h unterwegs war und selbständig lenkt, beschleunigte und bremste. Vor allem für Stausituationen ist das System gedacht, in dem ebenfalls ein – noch sehr teurer – Laserscanner arbeitet. In der Oberklasse, so Audi, könnte das pilotierte Fahren und Einparken in drei bis fünf Jahren Realität werden. Es soll in monotonen Fahrsituationen wie Staus und bei komplexen, den Fahrer überfordernden Situationen helfend eingreifen. Wenn man sich die Perfektion ansieht, mit der das Audi Testfahrzeug einparkt, ist das autonom fahrende Auto keine Science Fiction mehr. Allerdings müssen hier – ähnlich wie bei den oben geschilderten Beleuchtungsinnovationen noch eine Menge rechtlicher Hürden aus dem Weg geräumt werden. Denn wer haftet eigentlich, wenn das Auto ohne Fahrer unterwegs ist?

Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Audi

Mehr zu den Entwicklungen auch bei Newcarz und bei IMEDIA sowie bei motoreport und trendlupe. Und bei der-auto-blogger.de.

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