Seat Leon X-Perience 2015 Fahrbericht

Man nehme den erfolgreichen Kombi Seat Leon ST und versetze ihn mit einem hohen Ausstattungsniveau und Allrad-Eigenschaften – heraus kommt der Seat Leon X-Perience, der die Seat-Modellpalette nun im Allrad-Bereich ergänzt und das darstellt, was Seat derzeit maximal bauen kann. Von Thomas Majchrzak

Trotz des manch milden Winters spielt Allrad in Deutschland eine immer größere Rolle. Beliebt ist in Deutschland seit einer Weile die Verbindung von einem Kombi mit Allrad, was sich z.B. wunderbar für den Skiurlaub eignet. Die Audi-Allroad-Modelle sind die bekanntesten, jetzt legen die Konzernschwestern die bezahlbaren Alternativen nach.

Während Skoda den schon bewährten Skoda Octavia Combi Scout in neuer Generation anbietet, heißt dieser bei Seat nun Leon X-Perience und kommt erstmals in dieser Form auf den Markt. Natürlich ist für den hohen trim level und den Allrad-Antrieb ein Aufpreis fällig, allerdings verhält sich die deutsche Autokundschaft mittlerweile so, dass ohnehin tendenziell die höheren Ausstattungsniveaus ausgewählt werden. Trotzdem wird der X-Perience eher einen geringen Anteil an den Verkäufen ausmachen, weil er nun mal die Speerspitze darstellt. Der Seat Leon ST hat allerdings zumindest in Deutschland mittlerweile schon das normale Kurzheck überholt, macht schon mehr als die Hälfte der Verkäufe aus.

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Wofür steht die X-Perience?

Experience, also Erfahrung oder Erlebnis, soll zum einen durch die Offroad-Eigenschaften entstehen. Damit man sich zum Beispiel weniger Gedanken machen muss, wenn man auf einer Gebirgsstraße mal auf den nicht so gut befestigten Randstreifen fährt oder wenn der Schotterparkplatz voller Schlaglöcher ist. Man kann allerdings auch an die Stadt denken, wo immer mehr Berliner Kissen und andere Huckel installiert werden, bei denen man gerne auch mal aufsetzen kann. Oder der hohe Bordstein am Ende einer Parkbox.

So steht der Seat Leon X-Perience im Fahrwerk 15 mm höher und garantiert so mehr Spielraum. Das macht sich in unserem Test sehr positiv bemerkbar, weil wir durch eine kleine Küstenstadt mit vielen künstlichen Verkehrshindernissen fahren.

Der Seat Leon X-Perience kommt serienmäßig mit Allrad-Antrieb, dieser funktioniert über eine Lamellenkupplung. Bei normaler Fahrt werden größtenteils die Vorderräder bedient, bei Traktionsverlust oder starker Beschleunigung wird über die Kupplung Kraft an die Hinterräder übertragen.

Exterieur

Das Mehr an Bodenfreiheit fällt optisch von außen sofort auf, zudem werden die aggressiven Felgen dadurch betont. Serienmäßig steht der Super-Leon auf 17 Zoll, optisch anzuraten ohne Kompromisse sind 18 Zoll wie hier bei uns auf den Fotos. Seitlich umrahmen schwarze Offroad-Guards aus Plastik die Radhäuser. Damit setzt man im Design auf den praktischen Offroad-Look, der an diesen Stellen auch mal Kratzer verzeiht. Am Heck setzt sich der schwarze Plastikschützer ebenfalls von der lackierten Fläche ab. Ein Kunststoff-Schützer im Alu-Look befindet sich in der Mitte des unteren Hecks.

Auf den Fotos sehen wir auf der Straße die Farbe Monsun Grey und im Gelände die Farbe Adventure Brown.

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Interieur

Noch eigenständiger ist das Interieur: Die ohnehin schon sehr gute Qualitätsanmutung in den Seat-Innenräumen wird hier durch farbliche Akzente wie Kontrastnähte unterstützt. Orangefarbene Kontrastnähte finden wir zum Beispiel am Schalthebel, an der Innenseite des Lenkrads oder an den Seitenwangen der Sitze. Zur Auswahl stehen neben Stoffbezügen in Schwarz oder Grau mit schwarzem Kunstleder an den Seitenwangen auch noch ein Voll-Lederpaket in Schwarz sowie wie hier gezeigt optional braunes Alcantara für die Sitz-Innenbahnen. Diese Variante empfehlen wir, da sie eine perfekte Kombination aus hochwertiger Optik und angenehmen Klima-Eigenschaften darstellt. Die Sitze bieten guten Seitenhalt und ein komfortables Fahrgefühl.

An den Türschwellern und am Lenkrad ist das X-Perience Logo angebracht. Abgesehen vom Logo und von den Ziernähten macht das Lenkrad von der Form her zunächst denselben Eindruck wie beim normalen Seat Leon. Allerdings ist das Lenkrad hier etwas dicker und vermittelt so weniger einen Racing-, als vielmehr einen Offroad-Eindruck. Das passt zum Fahrzeug und trägt dazu bei, sich ein wenig zu entschleunigen.

Der zentrale 5,8 Zoll-Bildschirm für die Multimedia-Einheit ist mit einer Näherungssensorik ausgestattet, so dass die wichtigen Touch-Punkte auftauchen, wenn sich der Finger dem Bildschirm nähert. Allerdings ist das Multimedia-System doch schon etwas betagt, auf dem Screen lässt sich die Route nicht allzu gut erkennen – ein Schwachpunkt des Autos. Allerdings sind grundsätzlich alle Funktionen gut erreichbar und zu bedienen. Die Climatronic ist im Leon X-Perience serienmäßig. Insgesamt erhält man eine weitgehende Vollausstattung mit dem schon für Seat hochpreisigen X-Perience, folgende Optionen erfordern jedoch noch jeweils einen Aufpreis:

Voll-Lederausstattung 1.500 Euro
Alcantara 550 Euro
Panorama-Glasdach 1.000 Euro
Navi 700 Euro
ACC (Adaptiver Tempomat) im Fahrer-Assistenzpaket II: 560 Euro

Im Fond finden auch zwei Erwachsene gut Platz. Der Kopfraum ist überzeugend, die Beinfreiheit reicht auch knapp für Leute bis 1,90 m Größe hinten. Auch auf den Rücksitzen ist der Stil mit den Alcantara-Innenbahnen (optional) bzw. den Stoff-Innenbahnen in Serie durchgezogen.

Der Kofferraum ist wie vom Seat Leon ST gewohnt sehr gut einsetzbar. Die schöne herabfallende Dachlinie kostet natürlich etwas Volumen, er fasst aber noch 587 Liter und bei umgeklappter Rückbank bis zu 1.470 Liter. Die Ladeöffnung ist praktisch, der schöne Alu-Ladekantenschutz ist serienmäßig und die Rücksitze lassen sich mit zwei praktischen Hebeln in Windeseile umklappen. Die Ladefläche ist dann fast ganz eben. Zudem ist es auch möglich, nur die mittlere Ski-Durchreiche zu öffnen.

Motoren

Los geht es beim Seat Leon Flaggschiff mit dem 1.6 Liter TDI mit 110 PS und 6-Gang-Schaltgetriebe für 28.750 Euro.

Ferner stehen zwei 2 Liter Diesel zur Verfügung, einer mit 150 PS und Schaltgetriebe (29.740 Euro) und einer mit 184 PS und Doppelkupplungsgetriebe (33.060 Euro). Der Verbrauch liegt offiziell bei 4,9 bzw. 5,1 Liter / 100 km, wobei wir effektiv auf knapp über 7 Liter / 100 km im Test kommen. Das dürfte auch weniger sein. Die stärkere Diesel-Variante beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 7,1 Sekunden.

Bei den Benzinern steht ein 1.8 Liter Turbo mit 180 PS und DSG/Automatik im Programm. Angegebener Verbrauch: 6,8 Liter. Geschaltet wird hier auch über das bekannte und bewährte Doppelkupplungsgetriebe DSG, die eine der besten Automatik-Lösungen auf dem Markt darstellt.

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Fahrverhalten

Der Seat Leon X-Perience zeigt wie die ST-Version ein tadelloses Fahrverhalten. Das Fahrwerk ist straff genug für schnelle Kurven, aber schluckt bereitwillig alle Fahrbahnunebenheiten. Durch das etwas höher liegende Fahrwerk, das dickere Lenkrad und die Crossover-Attitüde neigt man eher dazu, nicht allzu sehr zu rasen, sondern zu cruisen. Und das kann der Seat Leon X-Perience nur allzu gut. Die Sitze sind auch auf längeren Strecken komfortabel, wir empfehlen hier wie schon beschrieben die Alcantara-Variante.

Wir haben den 150 PS Diesel mit 6-Gang-Schaltgetriebe getestet und können zu dem Motor nur raten, die Power reicht sowohl für Überholvorgänge auf der Autobahn als auch für spritziges Anfahren in der City. Der Verbrauch könnte etwas niedriger sein. Dafür schleppt man aber ja auch den Allrad-Antrieb mit sich herum. Im Winter kann sich dieser als Vorteil erweisen; außerdem auch in Situationen, in denen man zum Beispiel am Berg anfährt bei Nässe und die Reifen vorne durchdrehen würden.

Offroad

Crossover-Modelle haben die beschriebenen Vorteile, doch wie sieht es aus, wenn man richtig offroad fährt? Wir haben das im Umland einer Motocross-Strecke ausprobiert. Durch den Allradantrieb ist Anfahren am Berg und auch, wenn man mitten an einer Steigung hält, gar kein Problem. Zudem dirigieren wir den Seat Leon X-Perience über tiefe Furchen, bei denen man gewöhnlich Angst haben muss, dass ein Auto aufsetzt. Selbst bei einer Steilabfahrt zeigt der X-Perience keine Nervösität, insgesamt sind wir beeindruckt davon, wie gut so ein Crossover beim Geländegang ist. Der Toskana-Urlaub mit abenteuerlicher Anfahrt zum Landgut ist gesichert.

Fazit: Trotz des schon hoch liegenden Preises für einen Seat Leon bleibt das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugend. Mit einem Seat Leon X-Perience ist man eigentlich direkt wunschlos glücklich, ein gutes Auto, das man nur empfehlen kann. Wer es lieber sportlicher mag, der wird mit dem Seat Leon SC glücklicher. Gegenüber dem Seat Leon ST als normalen Kombi wird man sich für den X-Perience entscheiden, wenn man ohnehin ein höheres Ausstattungsniveau nehmen möchte, ggf. in der Alpenregion wohnt oder der den Offroad-Look besonders schätzt.

Mehr zum Leon X-Perience gibt es auch bei motoreport.

Autogefühl: ****

Text & Video: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Kamera: Autogefühl, Holger Majchrzak

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