Mercedes B-Klasse Electric Drive 2015 Fahrbericht

Mit der Mercedes B-Klasse Electric Drive bietet Mercedes bald ein komplett alltagstaugliches Elektrofahrzeug, das vielfältige Einsatzbereiche hat. Wir sind den neuen Elektro-Premiumvan kurz vor der Markteinführung in Deutschland im November 2014 gefahren und rechnen mit einem großen Anklang unter den Elektroauto-Kunden. Auch Mercedes-Kunden in den USA dürfen erstmals B-Klasse fahren – exklusiv Elektro. Von Thomas Majchrzak

Allzu häufig überschlägt sich Mercedes mit neuen AMG-Modellen, die immer noch mehr PS bekommen. Diese Fahrzeuge stärken ein kraftvolles Image, haben aber mit der Lebenswirklichkeit der meisten Kunden wenig zu tun – und sind von Umwelt-Überlegungen völlig entkoppelt. Umso erfreulicher ist der Schachzug von Daimler, im Zuge der jüngsten Überarbeitung (hier zum Bericht über das Mercedes B-Klasse Facelift mit Benziner/Diesel) die B-Klasse fortan mit Erdgas-Antrieb und auch als Elektro-Version anzubieten.





Obwohl Erdgas derzeit den insgesamt umweltfreundlichsten Antrieb bietet, weil die Produktion von Batterien sehr energieintensiv ist, verspricht sich die gesamte Branche von den Elektroautos mehr Impulse. Denn grundsätzlich, wenn man das mal hinbekommen könnte, könnte ja irgendwann einmal die Energie für die Produktion aus erneuerbaren Energien stammen. Und wenn denn die Infrastruktur stimmt, könnte jeder sein Auto zu Hause oder auf der Arbeit laden – und man hätte den Vorteil, dass man nicht mehr zur Tankstelle müsste. Irgendwie hat es ja auch etwas cooles, wenn man sein Auto zu Hause in der Garage mit Stromanschluss lädt.

In den USA war die Mercedes B-Klasse bislang völlig unbekannt und nicht erhältlich, umso erstaunlicher ist es, dass das Facelift in den USA schon früher auf den Markt kam – und zwar ausschließlich als Electric Drive. Mercedes verspricht sich davon einen wirtschaftlichen Erfolg – und auch ein Zeichen gegen den BMW i3. Mit einem wirtschaftlichen Erfolg für die normale Mercedes B-Klasse rechnet man in den USA wohl nicht, daher wird nur die Elektro-Variante vertrieben – mit Fokus auf die Sunshine States, allen voran Kalifornien, wo die Elektromobilität boomt.

Warum könnte die Mercedes B-Klasse Electric Drive erfolgreich sein? Sie bietet ein allseits praktisches Konzept. Ein vielseitig einsetzbares Elektroauto. Einmal spricht man die typische reifere B-Klassen-Kundschaft an, die ohnehin schon kaufkräftig ist und auch mit einem Aufpreis für Elektro leben könnte. Zudem wird die B-Klasse in der Elektroversion plötzlich viel jünger und man spricht noch eine andere Zielgruppe an.

Pressefahrveranstaltung Mercedes Benz, B-Klasse,  Mallorca Oktober 2014, Electric Drive, Cirrus Weiss, Leder ARTICO* schwarzPressdrive Mercedes Benz; B-Class,  Mallorca October 2014, Electric Drive, Cirrus White, interior ARTICO*/black

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Beim Exterieur gibt es ein spezielles Electric Drive package. Zwar kann man die Elektroversion auch in allen normalen Farben bestellen, exklusiv sind darüber hinaus die Farbkombinationen weiß/blau und blau/weiß verfügbar. Wir zeigen hier auf den Fotos die Farbe cirrus white mit blauen Akzenten an Kühlergrill und Außenspiegeln. Dazu gibt es spezielle Felgen im Vielspeichen-Look. Leider kommt auch direkt ein fetter hässlicher Aufkleber mit „Electric Drive“, den man sich auch sparen könnte. Da heißt es abknibbeln nach Fahrzeugkauf.

Im Innenraum wartet ein wunderschönes Finish aus blauen und weißen Kontrastnähten an Sitzen, Lenkrad und Armaturenbrett. Neben der AMG-Line wahrscheinlich das schickste B-Klasse-Interieur.

Zudem bietet die Electric Drive Version weitere Finessen: So kann man das Auto abstellen und die Klima-Anlage anstellen, so dass das Auto etwa nach dem Einkaufen vortemperiert ist: im Sommer kühl, im Winter warm. Das funktioniert wegen der großen Batterie. Eine gute Möglichkeit, noch mehr Komfort zu erzeugen, wenn denn an diesem Tag nicht auf die volle Reichweite zugegriffen werden muss.

A propos Reichweite: 200 km gibt Mercedes an, und per Range Extending Pack auch noch 30 km mehr. Dazu gibt es optional eine Zusatztaste, die vor dem Ladevorgang gedrückt wird. Ist dieser Modus aktiv, lädt dieselbe Batterie noch intensiver auf, wenn man mal weiß, dass man noch ein paar Extra-Kilometer an diesem Tag benötigt. Allzu häufig sollte man das jedoch nicht machen, weil dies wohl auf die Lebensdauer des Akkus schlagen soll.

Das Innenraum-Konzept ist genial: Weil die Batterie sich mittig im Unterboden des Fahrzeugs befindet, sieht man im Fond nur einen kleinen Huckel mittig im Fußraum. Und der Platz im Kofferraum bleibt unberührt.

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Bei der Fahrt zeigt sich die Mercedes B-Klasse wie von Elektroautos gewohnt extrem leise und souverän. Das Drehmoment ist sofort abrufbar, so macht zügig fahren richtig Laune. Gleichzeitig kann man entspannt cruisen, erwischt sich sogar immer wieder dabei, wie man die Musik ausmacht und einfach der Stille lauscht.

Wenn man die Mercedes B-Klasse Electric Drive fährt, fragt man sich, warum man überhaupt eine normale B-Klasse kaufen sollte. Für die meisten Leute werden die 200 km Reichweite locker genügen – selbst, wenn diese im kalten Winter nur 140 km betragen sollte.

Voraussetzung ist die gute Ladeinfrastruktur zu Hause. Tiefgarage ohne Stromanschluss? Keine Chance. Eigenes Haus mit Einfahrt oder Garage, wo ein Stromanschluss verfügbar ist oder einfach gelegt werden kann? Perfekt. Ein kompletter Ladevorgang an der Haushaltssteckdose wird ca. 10 Stunden dauern, da muss man schon über Nacht einstöpseln. Aber die meiste Zeit des Tages steht ein Automobil sowieso nur herum. Alternative würde es in 3 Stunden über eine Wallbox oder Ladesäule funktionieren.

Fazit: Mercedes liefert ein überzeugendes Elektroauto-Konzept, das in der Praxistauglichkeit einen BMW i3 locker schlägt. Allein schon, weil man die hinteren Türen separat öffnen kann. Zudem hat die Mercedes B-Klasse Electric Drive mehr Komfort als ein e-Golf, insbesondere für die Passagiere im Fond. Nun bleibt die Frage nach dem Preis, dieser liegt wie nun veröffentlicht bei 39.151 Euro. In den USA beträgt der Preis derzeit 41.450 Dollar, wobei man möglicherweise 7.500 Dollar abziehen kann, wenn man die Steuervorteile in einigen Bundesstaaten mit berücksichtigt – weshalb Mercedes eine Beispielrechnung von 33.950 Dollar ausweist. In Deutschland haben wir diese Steuervorteile nicht, aber nun sehen wir, wie der Basispreis der B-Klasse Electric Drive gegenüber BMW i3 (ab 34.950 Euro) und e-Golf (34.900 Euro) aufgestellt ist. Mercedes setzt also deutlich höher an, und das könnte zum Verkaufsproblem in Deutschland werden.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Mercedes

Mehr zur B-Klasse electric gibt es bei mbpassion Blog.

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