Skoda Fabia 2015 Testbericht – neuer Klassenbester

Der ganz neue Skoda Fabia läutet eine neue Design-Ära bei Skoda in dieser Klasse ein. Der Fabia darf jetzt nicht nur praktisch, sondern auch schick sein. Die Konkurrenz um Opel Corsa, Ford Fiesta und auch konzernintern VW Polo muss um die Vorherrschaft bangen, denn nach unseren ersten Fahr-Erfahrungen und Eindrücken spricht wirklich alles außer eines für den neuen Skoda Fabia. Von Thomas Majchrzak





Der VW-Polo-Bruder basiert auf derselben Plattform. Die erste Generation Fabia lief von 1999 bis 2007, die zweite von 2007 bis nun 2014. Das letzte Facelift gab es 2010. In der Tat wirkte der Fabia zuletzt so, als wenn er einer der „ältesten“ Vertreter in der Marke ist. Das Fahrwerk war nicht mehr sonderlich überzeugend, die Lenkung nicht sonderlich spaßig und die Qualitätsanmutung war in Ordnung, aber eben auch nicht mehr.

Flacher, breiter und kürzer

Nun ist die Karosserie 3 cm flacher, aber insgesamt 9 cm breiter. Allerdings ist er 8 mm kürzer als der Vorgänger. Überraschend: Gleichzeitig ist die Innenraumlänge um 8 mm gewachsen. Und auch der Kofferraum fasst 15 Liter mehr und damit nunmehr 330 Liter, das ist der Bestwert in der Klasse. Bei umgeklappter Rücksitzbank steigt das Ladevolumen auf bis zu 1.150 Liter.

Der neue Skoda Fabia hat auch ordentlich abgespeckt: Mit dem kleinsten Motor bringt er nur noch 980 kg auf die Waage. Das reduziert den Verbrauch. Sparsamster Motor wird der Skoda Fabia GreenLine mit 1,4 TDI mit 75 PS sein, offiziell lautet hier der Verbrauch 3,1 l/100 km.

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15 Außenfarben sind erhältlich, diese Auswahl ist wichtig für so einen Kleinwagen. Dabei sind zahlreiche Kombinationen möglich, denn Fahrzeugdach, Außenspiegelgehäuse und Räder können jeweils in vier Lackierungen gewählt werden. Somit ergeben sich insgesamt 100 verschiedene Variationen.

Durch die Änderung der Abmessungen wirkt der Skoda Fabia erwachsen, steht satter auf der Straße und markiert sein ganz eigenes Design-Bild. Ab dieser Generation werden Käufer bewusst den Fabia wegen seines Designs anderen Autos vorziehen. Zum ersten Mal kann man sogar sagen: Dieses Auto sieht attraktiver aus und unverwechselbarer als ein VW Polo.

Interieur

Mehr noch wird dies im Interieur deutlich: Wir schauen uns die Top-Ausstattung Style an, bei der weiße Hochglanzflächen das Armaturenbrett zieren. Das ist ganz anders als gewöhnlich und erinnert zum Beispiel an den VW up!. Hier schafft der Skoda Fabia zudem den Spagat zwischen außergewöhnlich und nüchtern. Einerseits ist das Interieur sehr aufgeräumt und auf das Mindeste begrenzt, andererseits sorgen die kontrastierenden Elemente für Emotion. Da ist ein Opel Corsa Innenraum zum Beispiel deutlich verspielter – und ein VW Polo deutlich langweiliger.

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Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Active, Ambition und Style, ab 2015 gibt es auch noch eine GreenLine.

– Active beginnt bei 11.790 Euro, weiter geht es mit…
– Ambition für 13.870 Euro, dort erhält man u.a. City-Notbremsfunktion, elektrische Fensterheber vorn, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, die Rücksitzlehne ist im Verhältnis 60:40 geteilt umklappbar, das Musiksystem Swing bietet SD-, USB- und Line-In-Eingänge und ein 5,5 Zoll großes TFT-Display
– Style ab 15.670 Euro kommt zusätzlich mit 15-Zoll-Felgen, Leder-Multifunktionslenkrad und keyless entry

MirrorLink-Technik spiegelt das Smartphone wie schon vom VW Polo Facelift bekannt auf den Fahrzeug-Screen.

Einziger Schwachpunkt: Das Navi mit Mirror Link

Und genau hier liegt das größte Problem im Skoda Fabia. Grundsätzlich kann es für Skoda beruhigend sein, wenn dies das einzige Problem am Auto ist. Aber es ist so unnötig. Man mag die Bemühungen um die Smartphone-Integration verstehen. Doch was soll ein System, dass zum Beispiel nur mit HTC-Telefonen funktioniert, aber Apple-Kunden (auch wenn es Apples Schuld ist) außen vor lässt? Und warum wird dieses System nicht optional angeboten? Wir würden uns wünschen, wenn man immer noch ein ganz normales Navigationssystem bestellen kann. Denn in unserem Test (mit einem Test-Handy natürlich, denn unser iPhone hätte ja nicht funktioniert) reißt die Verbindung zwischen Navi-App auf dem Handy und Bildschirm häufiger ab, zudem ist die App an sich eine Katastrophe. Verfahren ist vorprogrammiert. Eine völlig falsche Entwicklung aus unserer Sicht.

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Für clevere Lösungen war und ist Skoda doch so bekannt, und zum Glück gibt es diese nach wie vor: So wird im neuen Fabia wie z.B. auch im Skoda Rapid ein Eiskratzer unter der Tankklappe versteckt – für Notfälle. Des Weiteren hat man an den fahrenden Alltag gedacht, und so finden sich überall praktische Ablageflächen, in die auch gut Getränkeflaschen hineinpassen. Von innen an der Scheibe kann man Parktickets an einem Halter befestigen, und der Kofferraum lässt sich mit einer Gummi-Lasche herunterziehen, damit man sich die Finger nicht schmutzig macht.

Ausstattungsversionen, Motorisierungen und Preise im Überblick

Fabia Active
Motorisierung – Getriebe – Preise ab
1,0 MPI 44 kW (60 PS) 5-Gang manuell 11.790 €
1,0 MPI 55 kW (75 PS) 5-Gang manuell 12.490 €
1,2 TSI 66 kW (90 PS) 5-Gang manuell 13.740 €
1,4 TDI 66 kW (90 PS) 5-Gang manuell 15.940 €

Fabia Ambition
Motorisierung – Getriebe – Preise ab
1,0 MPI 44 kW (60 PS) 5-Gang manuell 13.870 €
1,0 MPI 55 kW (75 PS) 5-Gang manuell 14.570 €
1,2 TSI 66 kW (90 PS) 5-Gang manuell 15.820 €
1,2 TSI 81 kW (110 PS) 6-Gang manuell 16.770 €
1,2 TSI 81 kW (110 PS) 7-Gang DSG 18.170 €
1,4 TDI 66 kW (90 PS) 5-Gang manuell 18.020 €
1,4 TDI 66 kW (90 PS) 7-Gang DSG 19.420 €
1,4 TDI 77 kW (105 PS) 5-Gang manuell 18.620 €

Fabia Style
Motorisierung – Getriebe – Preise ab
1,0 MPI 55 kW (75 PS) 5-Gang manuell 15.670 €
1,2 TSI 66 kW (90 PS) 5-Gang manuell 16.920 €
1,2 TSI 81 kW (110 PS) 6-Gang manuell 17.870 €
1,2 TSI 81 kW (110 PS) 7-Gang DSG 19.270 €
1,4 TDI 66 kW (90 PS) 5-Gang manuell 19.120 €
1,4 TDI 66 kW (90 PS) 7-Gang DSG 20.520 €
1,4 TDI 77 kW (105 PS) 5-Gang manuell 19.720 €

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Fahrverhalten

Wir testen den 1-Liter-Saugermotor. Der ist lediglich für die Stadt gedacht, und dort tut er auch seinen Dienst. 6 Liter verbrauchen wir auf 100 km, das könnte weniger sein. Aber es geht auch bergauf und bergab. Beim Bergauffahren hat der kleine Sauger deutlich Probleme, ebenso auf der Autobahn. Wenn man nur in der Stadt unterwegs ist und diese Stadt relativ flach ist, kann man diesen Motor nehmen. Dann ist er sogar angenehm, weil ohne Turbo ist es grundsätzlich ein wenig leiser. Das Motorengeräusch ist daher insgesamt sogar gut, auch wenn er hoch dreht.

Für die meisten Kunden wird jedoch eher der 1.2 Liter TSI in Frage kommen, so dass beim Auffahren auf die Autobahn der Turbo einsetzen kann. Wenn man sich dann anschaut, dass z.B. die Kombination Top-Ausstattung Style mit dem 90 PS Turbo noch unter 17.000 Euro liegt, dann kann man nicht meckern.

Was für alle gilt: Das Schaltgetriebe ist überragend, es schaltet völlig ohne Widerstand in jeden neuen Gang und macht daher auch dementsprechend Freude. Das eher indirekte Lenkverhalten vom Vorgänger ist beseitigt, die Lenkung funktioniert für einen Kleinwagen recht präzise und erfordert ebenfalls nicht viel Kraft. Man kann tatsächlich sagen, dass es Spaß macht, Skoda Fabia zu fahren. Klein, wendig, edel, aber zweckmäßig und unprätentiös.

Fabia: Wichtig für Skoda

Für Skoda ist der Fabia das zweitwichtigste Modell nach dem Octavia, 3,5 Millionen Einheiten wurden seit 1999 verkauft. In Deutschland kommt der Skoda Fabia auf über 3.000 Neuzulassungen pro Monat in 2014, damit nimmt er in der Kleinwagen-Klasse Platz vier ein, hinter VW Polo, Opel Corsa und Ford Fiesta (in dieser Reihenfolge, wobei zeitweise der neue Opel Corsa den Polo überholt hat). Bis heute ist der Bestand an Skoda Fabia in Deutschland auf über 600.000 Fahrzeuge angewachsen.

Weitere Impulse wird auch die neue Auflage des Skoda Fabia Kombi geben, der die Kofferraumvolumen-Werte auf 530 Liter bzw. auf 1.395 Liter erhöht (bei umgeklappter Rücksitzbank). Der Normalwert ist um 25 Liter gegenüber dem Vorgänger angewachsen. Insgesamt werden sich mit dem Kombi bis zu 1,55 Meter lange Gegenstände transportieren lassen. Für mehr Komfort wird sich zum ersten Mal ein Panorama-Glasdach bestellen lassen.

Fazit: Der neue Skoda Fabia wird möglicherweise zahlenmäßig in Deutschland am Ford Fiesta vorbeiziehen. Der Einstiegspreis von 11.790 Euro ist überzeugend, ebenso die Preise in den höheren Ausstattungslinien. Dafür bietet der Skoda Fabia gerade im höchsten Ausstattungsniveau eine erfrischend andere Art: Sehr clean, aber trotzdem hat er das gewisse Etwas. Nur mit dem ausschließlichen Mirror-Link-Navigationssystem hat Skoda den Kunden keinen Gefallen getan. Erhältlich ist der neue Fabia ab sofort, ab 15. November steht er bei den Händlern, im Januar 2015 zieht die erwähnte Kombi-Variante nach. Gerade die Kombivariante war bisher nicht für sein tolles Design berühmt, mit der neuen Attraktivität jedoch ist hier ein schickes kompaktes Auto mit viel Nutzwert zu einem günstigen Preis entstanden – ein Erfolgsgarant. Auch die normale Kurzheckvariante ist nun nicht mehr eine Sparversion des Polo, sondern wird von vielen Kunden bewusst genommen, weil das Design gefällt oder weil natürlich das Preis-Leistungs-Verhältnis weiterhin so extrem gut ist.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Skoda

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