Mercedes GLK Testbericht – GLK 250 Bluetec 4MATIC

Hip sind heutzutage die Mini-SUVs oder deren Verwandten wie der Mercedes GLA, die Premium-Kompakt-SUVs wie der Mercedes GLK sind in Deutschland dagegen leicht rückläufig. Trotzdem sichern sie sich auf einem noch recht hohen Niveau einen festen Platz. Der Mercedes GLK ist schon ein echtes SUV, das die höhere Sitzposition anbietet, ohne gleich allzu ausladend bei den Abmessungen zu sein. Der aktuelle Mercedes GLK ist zwar nicht mehr der neuste, aber eigentlich einer der Mercedes mit dem besten Gesamtpackage. Von Thomas Majchrzak

Modellgeschichte und Facelift 2012

Der Geländewagen Luxus Kompaktklasse (interne Bezeichnung X204) basiert auf der Plattform der vorherigen C-Klasse (W204) und ist seit 2008 erhältlich, hat also durchaus schon so langsam sein Lebensalter erreicht. Bis Ende November 2011 wurde er ausschließlich im Werk Bremen gebaut, danach auch zusätzlich in Peking. Im Sommer 2012 erhielt der GLK zuletzt ein Facelift. Dabei kamen als Optionen moderne Sicherheitssysteme wie der adaptive Tempomat Distronic Plus hinzu, ein Toter-Winkel-Assistent und ein Spurhalteassistent. Der GLK war auch der erste Mercedes mit einem Surround View-Kamerasystem. Außen erhielten die Scheinwerfer abgerundete Ecken und der Kühlergrill wurde vergrößert. Im Interieur gab es ein neues Lenkrad, übernommen aus dem CLS, zudem die schicken Alu-Lüftungsdüsen im Kreuz-Design. Schließlich hielten noch neue Motoren Einzug.

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Exterieur

Von außen widerspricht der Mercedes GLK den aktuellen Vorstellungen, alle Stadt-SUVs möglichst rund zu machen. Bewusst setzt er sich gegen die Konkurrenz und bietet somit noch einen Look, der tendenziell noch eher an richtig geländegängige Fahrzeuge erinnert. So steigt die Frontscheibe ganz steil an und das Heck schließt kastenförmig. Dadurch macht der GLK einen größeren Eindruck. Dabei ist er mit einer Länge von 4,53 m auf dem Papier gar nicht einer der größten in seinem Segment.

Das Exterieur-Design kann man am besten mit dem Wort „zeitlos“ zusammenfassen, der GLK ist keine Erscheinung einer bestimmten Zeit. Somit dürften die Restwerte auch langfristig stabil bleiben.

Interieur

Das Interieur hat viel vom jüngsten Facelift profitiert, insbesondere wegen des Lenkrads. Dieses ist an den Seiten perforiert, bietet Griffmulden für die Daumen und trägt am unteren Ende eine zierende Aluschale. Das Gefühl in einem Automobil hängt immer so viel vom richtigen Lenkrad ab, weil dort der meiste Kontakt zwischen Fahrer und Fahrzeug erfolgt. Und das ist im GLK einfach ideal. Die kreuzförmigen Lüftungsdüsen im Mercedes corporate Design sind das modernste Element im Innenraum. Die großen Armaturenbrettabdeckungen – entweder aus Alu oder aus edlem Holz – stehen auch beim Mercedes GLK für das Motto sensual purity, also Klarheit im Design mit Sinn für Eleganz. So verdeckt die Abdeckung an der Beifahrerseite die Kante vom Handschuhfach, so geht Innenraumdesign.

Zusammen mit den noch vielen Knöpfen des etwas in die Jahre gekommenen Multimedia-Systems bleibt jedoch nicht der modernste Eindruck vom Innenraum, ohne aber, dass man sich wie in einem alten Auto fühlt. Man merkt nur, dass es hier mittlerweile etwas anderes gibt und der GLK dies wohl in seinem Leben nicht mehr erhalten wird. Aber hier gilt wie beim Exterieur: Die Funktionen sind eher zeitlos und so, wie das Cockpit derzeit gestaltet ist, wird jeder damit gut zurechtkommen.

Die Klima-Funktionen haben eigene klassische Drehschalter, ein Bluetooth-Handy ist schnell gekoppelt und mit dem Dreh-Regler kann man etwas kompliziert, aber dafür auch gut während der Fahrt das Navigationssystem bedienen.

Großartig für die Kompakt-SUV-Klasse ist die Möglichkeit einer Sitzlüftung, die sogar in Verbindung mit der Sitzheizung funktioniert – etwa wenn man mal mit nasser Kleidung ins Auto steigt nach einem Regenguss.

Die aufrechte Sitzposition ist angenehm, wobei der GLK von der Länge der Vordersitze nicht direkt ein Auto für große Menschen ist. Kopf-Freiheit bleibt allerdings reichlich. Die Sitze im Fond fallen vergleichsweise nicht allzu kurz aus, so können Erwachsenen auch hinten gut sitzen. Für eine bessere Kniefreiheit sorgen Aussparungen an den hinteren Abdeckungen der Vordersitze.

Der Kofferraum: quadratisch, praktisch, gut. Hier kommt das eckige Design dem Platz zur Hilfe. Mit dem GLK wird man auch auf Reisen niemals Platzprobleme beim Gepäck bekommen.

Besonders positiv fällt uns zudem die Klangqualität auf. Wir haben in unserem Testwagen kein besonderes High-End-Soundsystem verbaut, das mit einem großen Namen auf sich selber hinweist, doch die Klarheit im Klang kommt sofort im Gehörgang an.

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Einstiegspreise und Motoren

Der Einstiegspreis von 37.000 Euro ist gebunden an den GLK 200 CDI, dem kleinsten Diesel mit 143 PS und Schaltgetriebe. In der Serienausstattung ist lediglich enthalten: Klimaautomatik, Vordersitze elektrisch einstellbar, Außenspiegel links und rechts beheizt, von innen elektrisch einstellbar. Die weiteren Features sind eigentlich selbstverständlich. Also: Die Einstiegsversion ist quasi nackt.

Wir fahren den Mercedes GLK 250 BlueTEC 4MATIC, also ein 4-Zylinder Diesel mit Allrad und 204 PS. Geschaltet wird per 7-G-Tronic, zusätzlich hinzu kommt bei der Serienausstattung gegenüber der Einstiegsversion nur der Tempomat. Der Preis beginnt hier dann bei 47.000 Euro.

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Fahrverhalten

Man muss nur einige Meter fahren, schon merkt man: Wir fahren in einem Mercedes. Das macht sich hauptsächlich durch das überragende Fahrwerk bemerkbar, das wohl immer noch eine Art Optimum an Komfort darstellt. Zudem ist das Fahrverhalten auf ruhiges Cruisen ausgelegt, dazu trägt auch die etwas indirekte Lenkung bei. Hier würden wir uns für die Zukunft wünschen, dass die Lenkung etwas progressiver auf die Lenkbewegungen reagiert.

Der 204 PS Diesel erweist sich als guter Partner im Mittelfeld. Mehr Power braucht man im GLK nicht, wir finden: Genau die richtige Wahl. Im Testverbrauch erzielen wir gut 7 l / 100 km, das finden wir echt in Ordnung, das liegt nämlich auch nur geringfügig über dem offiziellen Verbrauch von 6,1 l / 100 km. So eine geringe Abweichung kommt selten vor. Natürlich trägt auch das ruhige Fahrverhalten dazu bei, dass man den Gasfuß tendenziell nicht so stark benutzt.

Der Mercedes GLK ist ein ideales Reiseauto, egal ob zu zweit oder mit der Familie. Eigentlich gibt es kaum Nutzungen, für die der GLK nicht in Frage kommt. Ein Auto, mit dem jeder etwas anfangen kann – zudem er auch vollkommen stadttauglich ist. Dazu trägt der überraschend kleine Wendekreis bei. Schlägt man das Lenkrad komplett ein, hat man für SUV-Verhältnisse fast das Gefühl, man dreht sich auf der Stelle. Da haben die Mercedes-Ingenieure ganze Arbeit geleistet. In Verbindung mit dem gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten fast ohne Widerstand zu bedienendem Lenkrad ergibt sich ein äußerst wendiges SUV, was den Mercedes GLK zum Beispiel vom Volvo XC60 abgrenzt. Der hat zwar andere Vorzüge, ist aber eben nicht so wendig.

Wenn man das 360-Grad-Kamerasystem dazu bucht, kann man sich eine weitere großere Hilfe mit an Bord holen. Legt man dann den Rückwärtsgang ein, erscheint auf der linken Bildschirmhälfte eine Fake-Draufsicht wie von einer Drohne, mit der man das Fahrzeug dirigieren kann, und auf der rechten Hälfte (genauer: 1/3 – 2/3 Aufteilung) die normale Rückfahrkamera mit Hilfslinien. Mercedes bietet hierbei auch eine besonders hohe Auflösung, so dass die Sicht durch die Kamera exzellent ist. Noch besser gefällt uns der zweite Modus. Mit einem Druck auf den zentralen Bedienknopf in der Mittelkonsole wechselt die Ansicht zur einer reinen vergrößerten Kamerasicht nach hinten. Dabei sind dann hinten drei Kameras aktiv und die Sicht erstreckt sich auch seitlich nach hinten heraus – so dass man auch sich seitlich nähernde Personen und Fahrzeuge besser erkennen kann. Mercedes bietet damit eine der besten Lösungen auf dem gesamten Markt an.

Zulassungsstatistik

Da 95 Prozent der Mercedes GLK auf Deutschlands Straßen als Diesel zugelassen werden, gehen wir auf die Benziner hier nicht näher ein. Drei Viertel geht übrigens auch mit Allrad raus, d.h. der Großteil der Kunden entscheidet sich nicht für den Einstiegsdiesel, sondern z.B. eben für den 250er.

Weltweit ging es für den Mercedes GLK zuletzt nur noch oben, hier die Absatzzahlen:
2010: 75.674 Stück
2011: 93.836
2012: 109.813
2013: 125.516

In Deutschland liegt der Mercedes GLK in der Regel in der Top 10 der meistverkauften SUV. Nach dem ersten Halbjahr 2014 kam der GLK allerdings „nur“ noch auf 7.751 Neuzulassungen – ein deutlicher Rückgang, 8.904 Fahrzeuge waren es noch im Vorjahr. Indes wurden im ersten Halbjahr 2014 übrigens 6.717 Mercedes GLA neu zugelassen, möglicherweise sind ein paar Käufer vom GLK übergewechselt.

Im Premium-Wettbewerb sieht es derzeit so aus (KBA-Zahlen 1. Halbjahr 2014):

Audi Q5: 10.411 Einheiten
Mercedes GLK: 7.751 Einheiten
BMW X3: 6.562
Volvo XC60: 5.186

GLK und X3 sind übrigens beide ab knapp 37.000 Euro erhältlich, der Q5 ab 36.000 Euro, der Volvo ab 34.400 Euro. Man ist sich also bei den Deutschen weitgehend einig beim Preis – zumindest in der Einstiegsvariante. Wenn wir allerdings einen ähnlichen Motor vergleichen, liegt z.B. ein Mercedes GLK 250 BlueTEC mit 204 PS mal eben 5.900 Euro über dem Pendant BMW X3 xDrive20d mit 190 PS. Und beide haben Automatik und Allrad. Auch der Audi Q5 liegt 5.600 Euro unter dem GLK-Preis, allerdings als Schalter. Mit Automatik beträgt die Preisdifferenz dann noch 3.400 Euro. Der Volvo XC60 liegt mit vergleichbarer Motorisierung, Allrad und Automatik noch 4.000 Euro unter dem GLK, also damit dann allerdings über Audi und BMW. So schnell können sich die Verhältnisse ändern, wenn man nicht nur die Einstiegspreise vergleicht.

Audi tritt mit dem Q5 und auch mit dem kleineren Q3 mächtig aufs Gas und zieht der Konkurrenz derzeit davon. Ein Grund könnte wie in dieser kurzen Preisanalyse sein, dass Audi bei den heute ausgewählten mittel bis hohen Motoren- und Ausstattungsvarianten das attraktivste Angebot bietet. Bei uns im Test hatten wir z.B. schon den Audi SQ5. Was man also klar sieht: Zumindest anhand der Listenpreise, außen vor gelassen, was für Rabatte es beim Händler später gibt, bleibt der Mercedes schon deutlich der teuerste unter den Kompakt-SUVs.

Abmessungen Mercedes GLK

Länge: 4,53 m
Breite: 1,84 m
Höhe: 1,68 m
Radstand: 2,75 m
Bodenfreiheit: 20 cm
Leergewicht: 1790 – 1925 kg (je nach Motor)

Fazit: Eigentlich kommt man gar nicht auf die Idee, dass es noch ein größeres Modell à la Mercedes ML oder Mercedes GL sein muss – der GLK reicht in seiner Größe völlig aus, um alle Vorteile eines SUVs auszukosten und die Nachteile von ganz riesigen SUVs zu vermeiden. Von außen zeitlos, von innen zeitgemäß, aber nicht zu übertrieben, stellt der Mercedes GLK einen unaufgeregten Gefährten dar, der in jeder Situation seinen Dienst tut und ein überragend ruhiges und komfortables Fahrverhalten an den Tag legt. Wer das kantige Design schätzt, ein butterweiches Auto ohne Makel möchte und ausreichend Platz, der liegt hierbei genau richtig. Dass der Audi Q5 in Deutschland dem GLK gerade zahlenmäßig davon zieht, könnte daran liegen, dass der Audi insgesamt einen moderneren Eindruck macht bei Exterieur, Interieur und auch beim Fahrverhalten. Der Mercedes GLK bleibt insofern hier die elegante, klassische Wahl. Die größte positive Überraschung bleibt die tolle Wendigkeit: Der GLK ist für die Stadt bestens geeignet und wunderbar zu dirigieren. Komfortfeatures wie die Sitzlüftung und das 360-Grad-Kamerasystem sind in dieser Klasse zudem führend. Ein ganz neuer GLK wird irgendwann im Jahr 2015 erwartet. Dringend nötig hat der GLK die Neuauflage aber nicht unbedingt.

Autogefühl: ****

Mercedes Benz, 4-Matic, Fahrveranstaltung Hochgurgl 2012

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Mercedes

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