Opel Karl – Preis und Markteinführung

Karl der Kleine: Opel hat neues Bild- und Infomaterial zu seinem neuen Einstiegsmodell bekanntgegeben. Der Opel Karl, benannt nach einem der fünf Söhne des Firmengründers Adam Opel, soll ab Sommer 2015 zu einem Einstiegspreis von unter 10.000 Euro gegen Konkurrenten wie den Hyundai i10, den VW Up oder das Trio Toyota Aygo/Peugeot 108/Citroen C1 antreten. Und zugleich die Lücke füllen, die nach dem Rückzug Chevrolets vom europäischen Markt am unteren Ende des Automobilmarktes entstanden ist. Von Thomas Imhof

Als Hommage an den in der seinerzeit modernen französischen Schreibweise „Carl“ geschriebenen Sohn des Firmengründers Adam gedacht, ersetzt der neue Super-Mini ab 2015 den in Kooperation mit Suzuki gebauten Agila. Carl Opel (1869-1927) trug maßgeblich dazu bei, dass Opel neben Nähmaschinen und Fahrrädern auch Automobile in sein Programm aufnahm. Nach dem Tod des Vaters 1895 übernahm er mit seinen Brüdern die Firma und öffnete ihr 1898 durch den Kauf der kleinen Lutzmannfabrik das Tor zur automobilen Welt. Am 18. Januar 1918 wurde Carl vom letzten Großherzog Ernst Ludwig in den großherzoglich hessischen Adelsstand erhoben – und nannte sich ab da Carl von Opel. Hier auf dem Foto mit den fünf Opel-Brüdern ist Carl ganz links zu sehen.

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Ebenso wie der hocherfolgreiche SUV Mokka wird der nach Carl von Opel benannte neue Opel Karl zunächst ausschließlich in Südkorea gebaut, was bei den Arbeitnehmervertretern deutscher Opel-Werke – ganz speziell jenen in Eisenach – nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen wurde. Wobei Opel-CEO Karl-Thomas Neumann für die Zukunft eine Montage in Europa nicht ausschließen will: „Die GM-Philosophie lautet: build where you sell. Wenn der Karl ein großer Erfolg wird, hätte er theoretisch auch Chancen, in Europa gebaut zu werden“, sagte er der Automobilwoche.

Produktion in Korea – weil in diesem Segment jeder Euro zählt

Aber in dieser Fahrzeugklasse zählt bekanntlich fast jeder Euro, denn Kunden des unterhalb des Lifestyle-Schnittchens Adam positionierten Karlchens wollen primär ein solides Fortbewegungsmittel von A nach B. Und das soll der Opel Karl, der in England auf den schon einmal zwischen 1963 und 1979 genutzten Namen Vauxhall Viva hören wird, vor allem sein. Daher macht es nur Sinn, ihn gemeinsam mit seinem Plattformbruder, dem neuen Chevrolet Spark, in Asien auf einem Band zu montieren.

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Vernunftbetont wie das ganze Konzept sind die dem Opel Karl mitgegebenen Gene: Ab Werk bereits mit vier Türen ausgestattet, bietet er im sehr aufgeräumt wirkenden Innenraum je nach Rückbank Platz für vier oder fünf Personen. Mit einer Länge von 3,68 Meter ist er sechs Zentimeter kürzer als sein Vorgänger Agila und noch zwei Zentimeter knapper geschnitten als der lifestylige, maximal für vier Personen zugelassene Adam (sprich: Ädäm).

Opel mit Karl, Adam und Corsa so gut aufgestellt wie nie

Die Markteinführung des neuen Opel Karl ist für Sommer 2015 angesetzt. In zehn verschiedenen Farben und diversen Felgendesigns bis maximal 16 Zoll Größe. Mit Karl, Adam und dem neuen Corsa sind die Rüsselsheimer im Klein- und Kompaktwagensegment dann so stark und sogleich so aktuell aufgestellt wie noch nie. Zumal 2015 auf der IAA auch schon der neue Astra stehen wird. Speziell Konkurrent Ford, der in der Kölner Fiesta Produktion wegen mangelnder Nachfrage im Oktober und November an insgesamt neun Tagen Kurzarbeit einführen musste, dürfte das mit Sorge sehen. Zumal auch das Band für den in Rumänien gefertigten B-MAX wegen starker Zurückhaltung der Kunden immer wieder mal gestoppt wird. Und mittlerweile auch die eigentlich für 2015 angedachte Markteinführung des neuen, aus Brasilien kommenden Ka wohl auf 2016 verschoben wird. Aktuell „verkloppt“ Ford – oder zumindest jene Händler, die solche Fahrzeuge im Bestand haben – spartanisch ausgestattete Ka-Modelle zu Preisen ab 7.990 Euro. Ein Erfolgstyp sieht anders aus…

Namensgebung fand in der Opel-Community geteiltes Echo

Doch zurück zum neuen Opel Karl. Dass es in der Opel Community durchaus geteilte Meinungen zu seiner Namenswahl gibt, nimmt Opel-Marketingchefin Tina Müller sportlich: Der für viele Fans eher etwas altdeutsch klingende Name solle die Stärken des Modells wiederspiegeln: „Kurz, knackig, charaktervoll, zugleich deutsch, emotional und nahbar“. Opel-Chef Neumann sieht den Neuling sogar als „ein durch und durch erwachsenes Fahrzeug, das Herz und Verstand gleichermaßen anspricht!“

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Designsprache lehnt sich eng an den neuen Corsa an

Die Design-DNA des neuen Opel Karl lehnt sich eng an die beim neuen Corsa zur Schau gestellte Formensprache an. Das lächelnde Opel-Face an der Front wird zu beiden Seiten von hochgezogenen Chrom-Grillspangen eingerahmt; der Opel-Blitz sitzt mittig. An den Flanken dominieren wieder die für aktuelle Opel so typischen scharfen, teils sichelförmigen Linien: Zur angedeuteten Sichel im unteren Türbereich kommen zwei oberhalb und parallel durch die Türgriffe verlaufende scharfe Kanten. Die Lichteinheiten sind vorn wie hinten eher groß dimensioniert und sollen die insgesamt dynamische Graphik betonen. Keine Frage: Im Vergleich zum alten Agila, der im Grunde nicht mehr war als ein mühsam als Opel kaschierter Suzuki Splash, ist der Karl von vorn bis hinten ein echter Opel.

Dreizylinder-Direkteinspritzer ohne Turbo leistet 75 PS

Mit dem 1,0-Liter-ECOTECH-Benziner hat der Opel Karl das aktuell beste Kleinwagentriebwerk der Opelaner unter der Haube – wenngleich es im Vergleich zum 115 PS starken Pendant des Adam mangels Turbounterstützung hier nur 75 PS an die Vorderräder leitet. Vermählt wird der Saug-Motor mit einem manuellen Fünfganggetriebe und einem – laut Pressetext – auf Komfort ausgelegten Fahrwerk.

Spurassistent und modernes Infotainment-System

Einige der Sicherheits- und Komfortfeatures sind für ein preislich so aggressiv positioniertes Modell wie den Opel Karl nicht selbstverständlich. Neben dem sogar serienmäßigen Berg-Anfahrt-Assistenten darf der Spurassistent als kleines Highlight gelten. Der City-Modus für die Servolenkung (analog zu Adam und Corsa) ist ab der Ausstattung Edition serienmäßig und eine feine Sache, wenn man/frau in der Stadt viel auf engem Raum zu kurbeln hat. Auch piepsende Parkwächter im Heckstoßfänger sind für den Kompakten zu ordern. Zu den aufpreispflichtigen Optionen gehören so angenehme Dinge wie beheizbare Vordersitze, ein beheizbares Lederlenkrad und ein Glas-Schiebedach.

Das Mega-Thema von heute – Infotainment – kommt natürlich auch beim neuen Opel Karl nicht zu kurz. Das auch schon aus Adam und Corsa bekannte IntelliLink-Infotainment-System integriert Apple iOS- und Android-Geräte nahtlos ins Auto und holt so die Smartphone-Welt ins Interieur.

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Opel