Maserati Quattroporte Diesel im Test

Während der noch recht frische Maserati Ghibli in der oberen Mittelklasse für Maserati zum Verkaufserfolg geworden ist, selbst hier in Deutschland, tut sich ein Maserati Quattroporte weiterhin schwer. Das Oberklasse-Segment ist in Deutschland traditionell schwierig, wenn man selber nicht in Deutschland fabriziert. Können wir dafür eine Begründung finden, oder verpassen deutsche Oberklasse-Käufer da einen heißen Kandidaten? Und sollte der Maserati-Interessierte eher einen Quattroporte oder einen Ghibli nehmen? Der Maserati Quattroporte Diesel bei uns im Test. Von Thomas Majchrzak

Als Diesel gehen in Deutschland etwas weniger als die Hälfte aller Quattroporte raus. Neu zugelassen werden insgesamt etwa 15 Fahrzeuge pro Monat hierzulande, das ist weniger als vom Jaguar XJ – und das heißt schon was. Selbst ein deutlich teurer Bentley Continetal wird doppelt so häufig verkauft.

Der Maserati Quattroporte blickt wie der Jaguar XJ auf eine reiche Historie zurück. 1963 gab es die erste viertürige Maserati-Luxuslimousine. Damals war der Quattroporte mit einer Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h eine der schnellsten Serienlimousinen der Welt. Nach vier Generationen gab es eine Produktionspause, die fünfte Generation lief dann von 2003 bis 2012. Seit Frühjahr 2013 fährt die sechste und aktuelle Generation.

Exterieur

Das Exterieur ist grundsätzlich klassisch gehalten. Maserati Ghibli und Maserati Quattroporte ähneln sich äußerlich sehr. So zeigt auch der große Bruder den traditionellen großen schwarzen Kühlergrill mit dem Dreizack-Emblem, das optische Highlight. Die serienmäßig adaptiven Bi-Xenon-Scheinwerfer sind dynamisch nach hinten gezogen. Es gibt keinen Powerdome, vielmehr befindet sich in der Mitte der Motorhaube eine Ausbuchtung, die dann je eine Wölbung neben sich hat. Schön sind auch die technisch nicht notwendigen Luftauslässe am Seitenspoiler, die mit Chrom umrandet sind. Serienmäßig sind übrigens 19-Zoll-Felgen.

Auch von hinten sehen sich die Maserati-Limousinen sehr ähnlich, doch der Quattroporte ist hier ein wenig attraktiver, weil sein etwas breiteres und flacher wirkendes Heck harmonischer daher kommt. Die Form von Heck und Leuchten ist aber nicht sehr eigenständig und erinnert leider eher an Produktionen aus Fernost.

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Interieur

Im Interieur glänzt der Maserati Quattroporte mit italienischem Luxus. Dabei ist das Cockpit keineswegs pompös verspielt, sondern stylisch elegant. Waagerecht ziehen sich die Chromleisten der Lüftungen durch das Armaturenbrett. Jetzt wissen wir, wo Volkswagen für den neuen Passat abgeguckt hat und warum der neue Passat so edel aussieht. Die edle Analog-Uhr darf natürlich nicht fehlen. Das Lenkrad ist wie von Maserati gewöhnt nicht allzu sportlich, sondern eher bullig. Das vermittelt jedoch einen hochwertigen Eindruck. Weniger erfreulich sind die Plastikschalter hinterm Lenkrad für Lautstärke und Radiobedienung. Auch das Multimedia-System sieht billig aus, zudem kommt es auch in jedem Fiat zum Einsatz. Pluspunkt dabei ist jedoch, dass das System sehr gut intuitiv bedienbar ist und damit jeder sofort damit zurecht kommt. Auch die Geschwindigkeit des Systems ist ohne Fehl und Tadel. Die Sitze weisen im Rückenbereich auch ohne eingesetzte Lordosenstütze eine spürbare Wölbung auf, was Menschen, die gerne mit Lordosenstütze fahren, schon in der Standard-Einstellung entgegen kommt (und umgekehrt natürlich nicht). Die Qualität der Materialien ist Weltklasse.

Hier noch einmal die Standard-Ausstattung zusammengefasst.

Serienausstattung

Im Innenraum gibt es serienmäßig Applikationen aus offenporigem Holz, 7-Zoll-Farb-Display, Lederausstattung in Poltrona Frau Leder, 3-Speichen-Multifunktions-Lederlenkrad in Lederfarbe nach Wahl, verchromte analoge Maserati Uhr, Velours-Teppiche, Premium-Audiosystem mit 600 Watt und 10 Lautsprechern, Tempomat, Keyless Entry, 2-Zonen-Klimaautomatik, Parksensoren vorn und hinten sowie Rückfahrkamera.

Was fehlt in der Serienaussattung? Sitzheizung und Lenkradheizung. Das muss für 100.000 Euro einfach mit drin sein!

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Sonderausstattungen

Optional geht die Felgengröße hoch bis 21 Zoll. Für 590 Euro kann man sich die Bremssättel z.B. rot oder blau färben lassen. Den Innenraum kann man sich wie von Maserati gewohnt stark individualisieren lassen. Die Lederfarben reichen von Beige über Marron und Schwarz bis zu Blau und Rot. Für knapp 6.000 Euro kann man den Quattroporte als ultimatives Chauffeur-Auto gestalten, in dem man hinten zwei Einzelsitze verbauen lässt. 1.000 Euro Aufpreis verlangt Maserati für die Sitzlüftung vorn und 1.400 Euro das beheizte Lenkrad.

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Motorisierungen und Preise

Verfügbar sind in Deutschland folgende Modelle:

– Quattroporte S Q4 mit 3 Liter V6 Biturbo-Benziner und 410 PS (und Allrad) ab 107.700 Euro
– Quattroporte GTS mit 3,8 Liter V8 Biturbo-Benziner und 530 PS (Hinterradantrieb) ab 146.370 Euro
– Quattroporte Diesel mit 3 Liter V6 Diesel mit 275 PS (Hinterradantrieb) ab 94.850

Letzter auch schon bekannt aus dem Test des Maserati Ghibli. Mit diesem Motor waren wir im Ghibli äußerst zufrieden. Ghibli wie Quattroporte Diesel haben das Maserati Active Sound System, ein aktives Abgas-Soundsystem, das selbst beim Diesel einen blubbernden Sound im Sport-Modus verspricht. Der Maserati Quattroporte Diesel soll nur 6,2 l / 100 km schlucken. Effektiv sind das zwar immer 3 Liter mehr, so dass wir im Testverbrauch auf 9 l / 100 km kommen, aber für so einen kräftigen Motor ist das in Ordnung. Und die Benziner verbrauchen Sprit jenseits von Gut und Böse. Der Diesel ist auch rein preislich das Einstiegsmodell, was ihn zusätzlich attraktiver macht.

Maserati Quattroporte Abmessungen

Länge: 5,26 m
Breite: 1,94 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,48 m
Radstand: 3,17 m
Leergewicht: 1.900 kg

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Fahrverhalten

Wie schon im Ghibli sind wir vom V6-Diesel begeistert. Im Zusammenspiel mit der 8-Gang-Automatik von ZF ist er im normalen Modus sehr laufruhig, kultiviert, leise und entspannend. Im Sport-Modus darf er dann schön blubbern und hält die Drehzahl höher, das macht Fahrfreude.

Die Lenkung ist eher artifiziell. Beim Einparken ist es gut, wenn die Lenkung der leichtgängig ist. Doch beim zügigen Kurvenfahren vermittelt das Lenkrad keinen unmittelbaren Draht zu Fahrzeug und Straße. Der Maserati Quattroporte vermittelt eher das souveräne und erhabene Fahrgefühl. Ganz auffällig ist die außerordentliche Schalldämmung. Wer Ruhe pur genießen möchte, ist hier genau richtig. Das kann man übrigens auch im Fond tun. Selbst wenn große Fahrer vorne sitzen, bleibt hinten genug Beinfreiheit – und auch Kopffreiheit für 1,90 m Personen. Allerdings sitzt man wie gewöhnlich in einer Limousine etwas nach hinten gelehnt.

Das Gewicht des Oberklasse-Italieners merkt man natürlich, allerdings gar nicht beim Beschleunigen, nicht allzu arg in den Kurven, aber dafür umso mehr beim Bremsen. Zur optimalen Bedienung der Bremse lässt sich das Fußpedal übrigens nach oben oder unten verstellen, vorne am Fahrersitz ist ein Extra-Hebel dafür, ein klassisches Maserati-Feature.

Insgesamt ist das Fahrverhalten nicht allzu sportlich. Das liegt primär an der artifiziellen Lenkung. Im Stand und beim Parken lässt es sich leicht lenken, was auch gut so ist. Doch die Lenkung ist weder progressiv, noch vermittelt sie in schnellen Kurven ein kontrolliertes Gefühl. Lange Lenkwege sind die Folge, und man erhält nie einen direkten Draht zwischen Fahrer, Auto und Straße. Der Maserati Quattroporte eignet sich eher für das souveräne Cruisen.

Fazit: Der Maserati Quattroporte bietet im Vergleich zu den deutschen Premiumherstellern ein deutlich emotionaleres Interieur, das jeden Auto-Fan einfach begeistern muss. Details wie die erhabenen Maserati-Logos auf den Kopfstützen oder die seitlichen Chromleisten in den Türen, die in den Türgriff übergehen, machen jeden Tag Freude. Von Fahrverhalten und Agilität liegen die Deutschen jedoch vorne. Dasselbe gilt für den Markenbruder Maserati Ghibli. Der kleinere Ghibli bietet vorne denselben Luxus, aber mehr Sportlichkeit und Fahrfreude bei geringeren Abmessungen. Der Maserati Quattroporte bleibt ein hoch emotionales Auto und für die Oberklasse uneingeschränkt zu empfehlen. Wer sich allerdings für die Chauffeur-Funktion bzw. den Platz auf den Rücksitzen nicht interessiert, der wird mit dem neuen Ghibli mehr Fahrfreude haben.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Maserati / Autogefühl

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