Fiat Panda Cross Testbericht

Mit gut 550 Neuzulassungen pro Monat ist der Fiat Panda das zweiterfolgreichste Pkw-Modell von Fiat in Deutschland hinter dem Fiat 500. Und auch allgemein unter den Minis liegt man ganz gut, so zum Beispiel nur knapp hinter dem Ford Ka. Nun haben die Italiener mit dem Fiat Panda Cross eine Offroad-Version als Spitzenmodell auf den Markt gebracht – und somit ein Mini-SUV für Fiat. Die wohl teuerste Versuchung, seit es Fiat Panda gibt. Doch was bietet er fürs Geld? Von Thomas Majchrzak

Ein Schnäppchen ist der neue Fiat Panda Cross wahrlich nicht. Während ein normaler Fiat Panda bei 9.490 Euro beginnt, liegt der Basispreis des Fiat Panda Cross bei 18.990 Euro. Nur knapp unter dem Einstiegspreis des deutlich größeren Fiat 500L Trekking (19.550 Euro). Dafür muss man nicht seitenlange Optionen wälzen, sondern ist mit der Konfiguration weitgehend fertig.

So kommt der Fiat Panda Cross direkt mit folgender Serienaussttatung:
– Allradantrieb
– Klimaautomatik
– 15-Zoll-Alufelgen
– Multifunktionslenkrad

An Extras könnte man zum Beispiel noch für 500 Euro die Sitzheizung und die beheizbare Frontscheibe im Winter-Paket dazubuchen. Ein Parksensor für hinten kostet 300 Euro, wobei man eigentlich direkt sieht, wo das Auto aufhört. Fauxpas: Die Seitenairbags muss man für 250 Euro dazu buchen, das gehört serienmäßig!

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An Motoren stehen ein 0,9 Liter Benziner mit 90 PS (4,9 l/100 km offizielle Angabe) sowie ein 1,3 Liter Diesel mit 80 PS zur Verfügung, der 900 Euro mehr kostet als der Benziner (4,7 l/100 km offizielle Angabe). Der effektive Verbrauch lag in unserem Test bei 6,4 Litern / 100 km. Das könnte bei einem solch kleinem Diesel durchaus weniger sein. Die Motorisierung ist aber grundsätzlich in Ordnung für das Fahrzeug. Bis auf 100 km/h kommt man ganz gut, darüber wird es auf der Autobahn allerdings ein wenig schleppend.

Exterieur

Grundsätzlich gibt es schon einen Fiat Panda Trekking, aber der Fiat Panda Cross markiert die Speerspitze, bietet mehr Offroad-Fähigkeit und auch schon einen noch stärkeren Offroad-Look. So setzen die schwarzen Plastikelemente starke Kontraste, gerade zum Beispiel bei einer gelben Außenfarbe. Am unteren Ende gibt es als dritte Kontrastfarbe ferner vorne und hinten einen silbernen Plastik-Schutz, um die Optik noch weiter zu schärfen. Auffallen um jeden Preis. Zweifelsohne polarisierter der Offroad-Zwerg, gerade in Verbindung mit der Kastenform, die eher der Praktikabilität denn der Optik dient.

Doch was man außen sieht, hat auch Einfluss auf die Eigenschaften des Fiat Panda Cross. Die größeren Räder sowie die Front- und Heckschürze vergrößern die Bodenfreiheit auf 15,8 cm (Diesel) bzw. 16,1 cm (Benziner). Der Böschungswinkel beträgt somit 24 Grad vorne und 34 Grad hinten, bis zu diesem Grad setzt der Fiat Panda Cross vorne bzw. bei einer An- oder Abfahrt nicht auf. Und wenn es doch mal kracht: Der Unterboden des Fiat Panda Cross ist mit Stahlprotektoren versehen. Erstaunlich ist zudem, dass der Ansaugpunkt für die Motorluft sehr hoch hängt, so dass der Benziner Wasseerdurchfahrten bis 71 cm Höhe schafft und der Diesel sogar bis 73 cm. Das muss dann so aussehen, als käme ein gelbes Dach als Schnorchel aus dem Wasser.

Der Fiat Panda Cross fällt auf im Straßenverkehr, gerade in der gelben Warnfarbe. Grundsätzlich dominierend bleibt natürlich die am Nutzwert orientierte Form, die sich dann auch positiv in jeder Parklücke bemerkbar macht.

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Interieur

Das Interieur ist wie schon von einigen anderen neuen Fiat-Modellen eher verspielt und fröhlich. Wir sehen viele runde Elemente, die sich teilweise überlappen. Das farbenfrohe Spektrum schlägt sich auch an den Sitzen nieder, die auch ohne Leder für ein optisches Highlight sorgen. Der Kontrast zwischen grauem Sitzbezug und schwarzen Seitenteilen imitiert die Sitzoptik höherwertiger Ausstattungen. Wenn man allerdings effektiv darauf sitzt, fühlt sich der Sitz eher wie aus einem Guss an. Große Menschen werden, wen wundert’s, nicht glücklich im Panda Cross. Generell punktet die höhere Sitzposition zwar mit Komfort, doch allzu lange Beine müssen einfach stark angewinkelt werden, wodurch die Oberschenkel in der Luft schweben und nicht auf der Sitzfläche aufliegen – zumindest, wenn man verkehrssicher in der Nähe des Lenkrads sitzen möchte. Enttäuschend sind die Kopfstützen, die sich eher nach Hartplastik anfühlen. Auch die Infotainment-Bedienung mutet eher altmodisch an, rote pixelige Letter in einem Menü, das sich nicht sofort erschließt. Das Navigationssystem ist ein externes TomTom, das auf einer wackeligen Halterung in der Mitte auf dem Armaturenbrett eingeklinkt werden kann.

Das Lenkrad dagegen vermittelt ein grundsätzlich angenehmes Fahrgefühl, auch wenn es nur höhenverstellbar ist und nicht vor und zurück geht. Witziges Gimmick sind dabei die Instrumente, die aus abgerundeten Rechtecken bestehen. Hier möchte der Fiat Panda Cross ein wenig Abwechslung in den Alltag bringen.

Die Rückbank ist ausschließlich für Kinder geeignet, aufgrund der Kürze der Karosserie bleibt hier einfach kein Platz für Erwachsenen-Beine. Die Kopffreiheit bleibt allerdings aufgrund der Kastenform üppig und wäre auch für Erwachsene in Ordnung. Der kleine Kofferraum ist für seine Ausmaße sehr praktisch, es passen zum Beispiel sehr gut Getränkekisten hinein.

Fahrverhalten

Bei einem Auto, das weniger als 4 Meter lang ist, macht sich am stärksten der Wendekreis bemerkbar. Dieser beträgt lediglich 9,7 Meter, wendiger kann man in der Stadt wohl nur in einem Smart unterwegs sein. Wenn man in einem Wendehammer umdreht, erwischt man sich dabei, einfach aus Spaß noch 2,3 Runden zu drehen und zu beobachten, wie sich das Auto gefühlt auf der Stelle im Kreis dreht.

Die Ganzjahresreifen im Breitformat 185/65R15 merkt man beim Fahren übrigens nicht, fallen also nicht negativ auf, wie man es sonst von machen Ganzjahresreifen kennt. Während der Abrollkomfort in Ordnung geht, ist das Lautstärkeniveau erhöht. Auf der Autobahn wird es richtig laut im Innenraum, ein Minuspunkt.

Die Offroad-Fähigkeiten machen sich auf der Straße beim Fahrverhalten zunächst nicht bemerkbar. Nur wenn man genau hinsieht und hinfühlt, so wird zum Beispiel klar, dass der erste Gang niedrig übersetzt ist. Das heißt: Auf der Straße schaltet man eher früher hoch, weil beim ersten Gang nicht viel Geschwindigkeit möglich ist. Wenn es ins Gelände geht, dann kann man in der Mittelkonsole den Drehknopf nach rechts drehen (und ein paar Sekunden) halten, so wechselt der Panda Cross in den Gelände-Modus. Beim Schneefall auf der Straße kann das natürlich auch ganz praktisch sein.

Für den Offroad- oder Schlechtwetter-Einsatz hat der Fiat Panda Cross nämlich ein elektronisches Traktionsregelsystem, das zwischen Automatik, Offroad (elektronisches Sperrdifferenzial) und Bergabfahrhilfe eingestellt werden kann. Normalerweise wird die meiste Kraft an die Vorderräder übertragen, nur bei Bedarf schaltet sich die Hinterachse dazu – oder wenn man in den besagten Offroad-Modus geht, dann werden permanent beide Achsen angetrieben. Die Bergabfahrhilfe funktioniert auch tadellos, sogar wenn man den Gang auf neutral setzt. Wenn man also den Drehschalter noch weiter nach rechts gedreht hat und dann eine Abfahrt bewältigt, bremst der Panda Cross automatisch, wenn man sich nicht mehr einmischt.

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Abmessungen

Länge: 3,70 m
Breite: 1,66 m
Höhe: 1,88 m / 1,65 m (mit/ohne Außenspiegel)

Fazit Der Fiat Panda Cross ist eine frische Abwechslung im Straßen-Alltag, weil er so anders ist als alles andere, was so herumfährt. Knallig und auffällig, dabei praktisch und witzig. Besser einparken oder wenden kann man wohl nur mit einem Smart, dabei bleibt der Fiat Panda Cross voll einkaufstauglich und glänzt auch mit praktischen inneren Werten. Im Interieur hat sich Fiat ebenfalls einige interessante Details einfallen lassen, wenn auch die Interieurqualität gegenüber der Konkurrenz etwas zurückbleibt. Der kleine Dieselmotor und das Schaltgetriebe können im Test überzeugen, zudem fährt sich der Fiat Panda Cross erstaunlich flott und macht daher mit dem kurzen Radstand in der Stadt auch Freude. 20.000 Euro für einen Fiat Panda auszugeben, bleibt jedoch grundsätzlich ein Problem. Doch mit einem Nachlass beim Händler könnte sich das ein wenig relativieren, und schließlich werden die Fahrzeuge immer häufiger auch ohnehin mit einer höheren Ausstattung gekauft.

Autogefühl: **

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Fiat

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