Neuer Mazda2 im Fahrbericht

Nach dem Erfolg bei den SUVs soll es ein neuer Mazda2 in der Kleinwagenklasse richten. Wenn ein Autohersteller ohne Zögern sein Verkaufsziel veröffentlicht, dann muss er sich sehr sicher sein, dass das neue Auto ein Erfolg wird. Der neue Mazda2 soll das mit einer Strategie schaffen, die Premium-Gefühl zum niedrigeren Preis bietet. Ob das funktioniert, haben wir im Testbericht untersucht. Von Thomas Majchrzak

Waren es 2014 in Deutschland noch unter 7.000 Einheiten, will Mazda mit dem neuen Modell gut 11.000 Stück in diesem Jahr absetzen. Ein ambitionierter Plan in einer Klasse, die hart umkämpft ist wie kaum eine andere. Die Gewinnmargen sind niedrig, die Konkurrenz hoch und der Preis entscheidet. Somit kann sich Mazda auch nicht erlauben, an der Preisschraube zu drehen. Gleichzeitig wollte man aber mehr Hochwertigkeit bieten. Mit einem Einstiegspreis von 12.790 Euro liegt man auf den ersten Blick nicht gerade günstig:

Ford Fiesta 10.950 Euro
Opel Corsa 11.980 Euro
Volkswagen Polo 12.600 Euro



Allerdings muss man direkt mit einberechnen, dass der Mazda2 serienmäßig als 5-Türer kommt und die anderen Einstiegspreise sich auf den 3-Türer beziehen. Für die zwei zusätzlichen Türen rufen die Hersteller locker 800 Euro auf, so dass die Preise letztlich alle recht vergleichbar sind. Mazda pachtet jedoch für sich, dass für den Preis direkt mehr geboten wird.

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Exterieur

Bei den Dimensionen hat der Mazda2 um 14 cm in der Länge zugelegt (jetzt 4,06 m) und in der Höhe um 2 cm (jetzt 1,49 m). Das Leergewicht bleibt jedoch bei 970 kg, womit man im Segment sehr gut liegt. Die Karosserie besteht nun zu 65 Prozent aus hochfestem Stahl. Gleichzeitig ist die Karosserie ein Viertel verwindungssteifer als die vorherige.

Der optische Eindruck ist modern und schnittig. Vorne hätten es ein paar weniger Designlinien sein können, etwas mehr Stringenz hätte dem Design gut getan. Das Seitenprofil wird dominiert durch die hochziehende Linie an den hinteren Türen. Das sieht von außen gut aus, reduziert aber von innen etwas die Sicht. Durch die klobigen Radkästen hinten wirkt das Heck breiter. Insgesamt wird der neue Mazda2 insbesondere Fans finden, die sich bei den Kleinwagen für ein zeitgenössisches und eher rundliches Design interessieren.

Motoren

Bei den Motoren wurden die Benziner auf den Mazda2 angepasst, die Neuheit ist der Diesel.

– 1.5 l SKYACTIV-D Dieselmotor mit 105 PS (Turbo)

– 1.5 l SKYACTIV-G Vierzylinder-Benziner mit 75, 90 oder 115 PS. Den 90-PS-Benziner gibt es auch mit Automatik, weil dieser der volumenstärkste wird. Alle Benziner sind Sauger-Motoren, haben also keinen Turbo.

Das hat den Nachteil, dass gerade im höheren Geschwindigkeitsbereich etwas der Wumms fehlt. Mit einem modernen Turbomotor passiert im fünften oder sechsten Gang bei 80 auf der Autobahn noch etwas, wenn man auf 100 km/h beschleunigen will. Selbst beim 115 PS Benziner tut sich da gar nichts mehr. Der Saugermotor verlangt, dass man noch mehr herunterschaltet. Auf der anderen Seite vermittelt der Motor insgesamt ein entspannenderes Fahrgefühl, weil man eben nicht den Moment hat, in dem der Turbo einsetzt. Und größter Vorteil der Sauger: Sie verbrauchen auch im Voll-Last-Bereich nicht wesentlich mehr Sprit, wohingegen die Turbos sich locker 3 Liter mehr gönnen als angegeben.

Unser Testverbrauch für den 115 PS Benziner lag bei 6,5 Liter / 100 km.

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Interieur

Weil der Radstand um acht Zentimeter auf 2,57 Meter gewachsen ist, gibt es im Innenraum grundsätzlich mehr Platz als beim Vorgänger. Fahrer- und Beifahrerposition bieten ein sehr angenehmes und großzügiges Raumgefühl. Tatsächlich vergisst man manchmal, dass man sich noch im Kleinwagensegment befindet. Kopfraum und Bewegungsfreiheit sind lobenswert.

Einen großen Fokus will Mazda auf die Materialqualität gelegt haben. Und dieses Konzept geht auf. Ein Mazda sah von innen wohl noch nie hochwertiger aus, und das in einem Kleinwagen – Respekt. In der Top-Ausstattung Sportsline bekommt man eine horizontale Kunstleder-Leiste am Armaturenbrett – das ist mehr als Premium. Im Sondermodell zum Verkaufsstart „White Edition“ ist diese Oberfläche sogar im weißen Kunstleder gehalten. Dazu gibt es weiße Leder/Kunstleder-Sitze (im Mix) und Kunstleder an den Tür-Innenseite. Ein optischer Hit.

Weniger hochwertig sind lediglich die Knöpfe für die Temperatur-Regelung. Sie geben weder optisch noch haptisch eine hochwertige Rückmeldung, fühlen sich billig an. Die Mittelkonsole lässt sich zudem etwas hin- und her bewegen. Insgesamt überwiegt aber deutlich der gute Qualitätseindruck und die pfiffigen Lösungen. So ist z.B. das Armaturenbrett zwar aus Hartplastik, doch trägt es eine interessante Struktur, so dass dort auch wieder ein höherwertiger Eindruck entsteht.

Mazda setzt zudem auf Sicherheits- und Assistenzsysteme wie Ausparkhilfe, Spurwechsel- und Spurhalteassistent, Fernlichtassistent und City-Notbremsassistent. Ungewöhnlich für die Fahrzeugklasse ist das optionale Head-Up-Display, das wir ebenfalls im Testfahrzeug ausprobieret haben. Tatsächlich haben wir die Geschwindigkeit dann immer dort abgelesen, mussten also den Blick nicht Richtung Armaturenbrett lenken. Dort gibt es dann ohnehin nur noch einen großen analogen Drehzahlmesser mit einer kleinen digitalen Geschwindigkeitsanzeige.

Im Fond bleibt, obwohl der Mazda2 z.B. 9 cm länger ist als ein VW Polo, überraschend wenig Platz. Erwachsene stoßen mit den Knien an den Sitz, wenn große Erwachsene auf den Vordersitzen Platz nehmen. Auch die Kopffreiheit leidet unter dem Designfokus, für Erwachsenen sind die Rücksitze wirklich nichts. Auch vom Kofferraum hätten wir mehr erwartet, er wirkt wie von den Seiten zusammengedrückt. Große Koffer können schon Schwierigkeiten bereiten.

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White Edition Sonderedition zur Einführung

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Der Basispreis von 12.790 Euro bezieht sich auf den 75-PS-Benziner mit Prime-Line. Das sind die Ausstattungs-Niveaus, die aufsteigend aufeinander aufbauen.

Prime-Line

• Mazda Audio-System mit Radio,
• USB-/AUX-Anschluss und Lenkradbedienung
• Dynamische Stabilitätskontrolle (DSC) mit Traktionskontrollsystem (TCS)
• Antiblockiersystem (ABS) mit Bremsassistent (EBA)
• Kopf-Schulter-Airbags, vorne und hinten
• Seitenairbags, vorne
• Reifendruck-Kontrollsystem (TPMS)
• i-stop: Mazda Stopp-/Start-System
• Elektrische Fensterheber, vorne und hinten
• Multi-Informations-Display mit Touring-Computer
• Innenraumkonzept „PURE SPORT” inkl. Sitzbezug Stoff „Blue Stripes”
• Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Motor-Start-/Stopp-Knopf
• Türgriffe außen in Wagenfarbe lackiert
• Außenspiegel elektrisch einstellbar

Center-Line (ca. 2.000 Euro extra gegenüber Prime)
• Klimaanlage
• Freisprecheinrichtung1) mit Sprachsteuerung und Bluetooth mit Audiostreaming
• Cruisematic (Geschwindigkeitsregelanlage)
• 3-Speichen-Sport-Lederlenkrad
• Innenraumkonzept „INDIGO EMOTION” inkl. Sitzbezug Stoff „Deep Indigo”
• Rücksitzlehnen im Verhältnis 60:40 geteilt klappbar
• Außenspiegel beheizbar

Exclusive-Line (1.000 Euro extra gegenüber Center)
• Leichtmetallfelgen mit 185/65 R15 Bereifung
• MZD Connect2) mit 17,8 cm (7 Zoll) Farbdisplay, Multi Commander und Zugang zu Internetradio- und Social-Media-Anwendungen via Smartphone
• CD-Player (MP3-fähig), zusätzlicher USB-Anschluss, 2 zusätzliche Lautsprecher
• Spurhalteassistent (LDWS)
• Nebelscheinwerfer
• Heck- und Seitenscheiben hinten abgedunkelt

Sports-Line (ca. 1.500 Euro extra gegenüber Exclusive)
• Klimatisierungsautomatik
• Leichtmetallfelgen mit 185/60 R16 Bereifung
• City-Notbremsasssistent (SCBS)
• Touring-Paket
• Innenraumkonzept „PERFORMANCE STYLE” inkl. Sitzbezug Stoff „Black Race”
• Auspuffanlage mit Chromblende
• Frontgrillapplikation in Wagenfarbe lackiert
• Außenspiegel elektrisch anklappbar

Der Diesel in Sports-Line würde dementsprechend die umfassendste Variante sein, er kostet dann 19.390 Euro.

Fahrverhalten

Deutlich bemerkbar macht sich die verbesserte Geräuschisolierung, der Mazda2 läuft ruhig, sowohl vom Ton als auch vom Fahrwerk. Letzteres ist klar auf Komfort ausgerichtet, was für diesen Wagen auch die richtige Wahl ist. Die Lenkung ist kein Sportgerät, aber keineswegs indirekt. Insgesamt kann man das Fahrverhalten als durchweg ausgewogen und passend bezeichnen. Fürs Kurvenjagen ist der Mazda2 also nicht geeignet, wobei er sich keineswegs leicht aus der Ruhe bringen lässt.

Wir würden definitiv zum 115 PS Benziner raten – oder zum Diesel. Die kleineren Benziner werden für heutige Ansprüche vielen Kunden nicht genug Power liefern, gerade, wenn man auf die Autobahn möchte. Dennoch finden wir es grundsätzlich gut, noch auf Sauger-Motoren zu setzen. Denn selbst bei hohen Drehzahlen lässt sich der Verbrauch kaum weiter in die Höhe treiben. Zudem erwarten wir von diesen Motoren eine hohe Langlebigkeit – ein Teil weniger (Turbo), das kaputt gehen kann.

Beim Fahren bestätigt sich der solide Eindruck des Fahrzeugs. Auch das neue Navigationssystem leitet zuverlässig zu den Zielen, ist dabei recht geschickt in das Armaturenbrett eingelassen. Für 600 Euro bleibt es auch noch bezahlbar. Die Bedienung des Multimedia-Systems während der Fahrt ist optimal gelöst, weil der Fahrer den Drehknopf in der unteren Mittelkonsole nutzen kann und der Beifahrer den Touchscreen.

Fazit: Mit dem neuen Mazda2 ist zweifelsohne ein großer Wurf gelungen. Selten machte ein Mazda so einen hohen Qualitätseindruck. Der neue Mazda2 ist solide, unkompliziert und bietet pfiffige Lösungen, gerade in puncto Materialqualität. Nur einige wenige Schwächen im Detail konnten wir entdecken, die aber den Gesamteindruck nicht trüben. Der Mazda2 setzt sich damit an die Spitze der Kleinwagen aus Fernost und nähert sich den Fabrikaten aus deutscher Konzernproduktion sehr an, bietet zum Teil sogar das bessere Raumgefühl in dieser Klasse. Vor allem haben wir vom Mazda2 den Eindruck gewonnen, dass man an diesem neuen hochwertigen Kleinwagen lange Freude haben wird.

Ende Februar 2015 steht der Mazda2 bei den Händlern. Dass das Konzept jetzt schon funktioniert, zeigt die Zahl der Vorbestellungen: Fast 5.000 Mazda2 sind in Deutschland schon bestellt, das ist eine Hausnummer.

Autogefühl: ***

Text & Schnitt: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Kamera: Autogefühl, Thomas Blachetzki
Fotos: Mazda

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