Seat Leon X-Perience Allrad Test

„Auf einem Bein kann man nicht stehen“ – so sagte man früher, wenn es noch ein Gläschen sein sollte. Beim Autofahren ist das natürlich anders und verboten. Nicht verboten ist das, was die SEAT-Ingenieure gemacht haben. Sie griffen tief ins Konzernregal und schenkten uns den Seat Leon X-Perience ein, der momentan nur mit Allrad-Antrieb zu haben ist. Getreu dem Motto: Vier Räder treiben ein Auto besser an, als zwei. Der formschöne Spanier bekam ein ein paar rustikale Beplankungen, hat nun ca. 3 cm mehr Bodenfreiheit und – das ist das Wichtigste – den modernen Allrad-Antrieb aus dem VW-Regal. Wir fuhren den X-Perience im Schnee-Test in Tirol/Österreich. Von Thomas Blachetzki.

Überblick und Motoren

Ein Schönling war der Seat Leon ST schon immer, noch bevor er zum „ X-Perience“ wurde. Außen toll geformt, innen sehr praktisch, dabei mit einer Portion Sportlichkeit ausgestattet. Da Seat noch eine Weile auf sein erstes „echtes“ SUV warten muss (kommt frühestens 2016), liegt es nahe, den Leon ST als Allrad in einer Offroad-Variante zu präsentieren und schließt damit ganz geschickt eine Lücke. Die Zutaten gibt es schon im Konzernregal und so pflanzte man dem Leon ST den Allradantrieb der neuesten Generation ein und legte ihn höher. Merken tut man davon erstmal nicht viel. Auf asphaltierten Strassen zieht der Leon stur seine Bahnen. Das kann auch der „normale“ Leon sehr gut. Einzig beim Rausbeschleunigen aus engen Kurven merkt man, dass sich jedes Rad in den Fahrbahnbelag krallt und ein Durchdrehen der Räder verhindert. Da spielt es denn auch fast keine Rolle, ob die Fahrbahn trocken, nass, oder gar schmierig ist. Gut so – wird doch der Seat Leon X-Perience nur in den stärkeren Motorisierungen angeboten. Wahlweise ein Benzinmotor (1.8 TSI mit 180 PS; nur mit DSG) oder drei Dieselmotoren (1.6 TDI mit 110 PS und ein 2.0 TDI mit 150 PS – jeweils nur handgeschaltet – und ein 2.0 TDI mit 184 PS – nur mit DSG) sind die Herzen des Leon X-Perience. Und diese Motoren harmonieren allesamt sehr gut mit dem Allrad-Antrieb. Weitere Motoren, dann nur mit Vorderradantrieb, sollen im Laufe des Jahres folgen und einen preislich attraktiveren Einstieg erlauben.

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Allrad-System

Richtig schön wird es, wenn es abseits der Straßen in den Schnee geht. Durch die erhöhte Bodenfreiheit gibt es nur wenige Wege, die man nicht befahren sollte und den Rest absolviert der Leon X-Perience mit Bravour. Dafür sorgt eine Haldex-Kupplung der 5. Generation und eine neu entwickelte Lamellenkupplung mit hydraulischer Betätigung, die das Antriebsmoment variabel auf Vorder- und Hinterachse verteilen und so für optimale Traktion sorgen. Liegt der Antrieb standardmäßig zumeist auf der Vorderachse, kann das System binnen Millisekunden im Ernstfall die Kraft variabel bis nahezu 100 Prozent auf die Hinterachse verteilen. Das Alles passiert völlig unaufgeregt, schnell und unmerklich, ohne dass der Fahrer davon was mitbekommt. Und so wundert man sich, dass der X-Perience fast Wege erklimmen kann, die man sich kaum zu Fuß trauen würde. Nein, natürlich reicht es nicht dazu, einen echten Geländewagen, wie zum Beispiel eine Mercedes G-Klasse, zu toppen, aber matschige Feldwege, leichtes Gelände und Schnee und Eis im Alltag sind das Terrain des Seat Leon X-Perience.

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Was geht wenn man das serienmäßige ESP auf „Sport“ schaltet (dann regelt das ESP deutlich später und ist nur noch zu 25 Prozent aktiv), durften wir dann auf dem abgesperrten, tief verschneiten Testgelände erfahren. Querstehende Drifts in der Kreisbahn, die sich jederzeit sicher mit einer kleinen Lenkbewegung und einem beherzten Gasstoß beherrschen lassen, machen einfach Spaß. Auch die Spurtreue bei Ausweichmanövern im Schnee beeindruckt und die Querbeschleunigung begeistert. Sicher – so wird sich kaum jemand im öffentlichen Raum bewegen, allerdings kommt die gute Beherrschbarkeit des Seat Leon X-Perience natürlich auch dem Familienvater im Straßenverkehr zu Gute. Nicht vergessen sollte man allerdings, dass die Bremswege von Allradlern den der 2-Rad-Getriebenen gleichen.

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Der Innenraum ist schnell beschrieben. Ein gewohnt übersichtliches, gut verarbeitetes Armaturenbrett. Sinnvoll und logisch platzierte Bedienelemente und ein Platzangebot, das zwar einem Skoda Octavia unterlegen ist, aber durchaus dem Golf ebenbürtig. Einen ganz detaillierten Fahrbericht finden Sie hier: Seat Leon X-Perience Fahrbericht (ohne Schnee)

Was bleibt? Spaß, Spaß und nochmal Spaß. Es macht eine irre Freude, den Seat Leon X-Perience im Schnee zu bewegen. Stets gut zu beherrschen, aber auch für einen gewagten Drift zu haben. Dabei hatten wir das Gefühl, dass der 1.8 TSI Benziner ein wenig besser harmoniert als die Dieselmotoren, obgleich er natürlich, wenn man ihn fordert, deutlich mehr Treibstoff verbraucht. So werden sich wohl mehr Menschen für die sparsamen Dieselmodelle entscheiden. Am besten mit dem tollen DSG. Spaß machen aber beide.

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Autogefühl: ***

Text & Bilder: Autogefühl, Thomas Blachetzki & Seat
Video: Autogefühl, Thomas Blachetzki, mit Seat-Material

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