Neuer Skoda Superb: Premiere und Preis

Ein neuer Skoda Superb ist da: Während schon das bisherige Modell bei uns im Test sehr gut abschnitt, will Skoda nun noch einen drauflegen. Der erste Eindruck von der Weltpremiere zeigt: Skoda wird mit dieser Anmutung und dem zu erwartenden Preis-Leistungs-Verhältnis womöglich die obere Mittelklasse überrollen. Von Thomas Majchrzak

Erstmals wurde der Name Superb für ein frühes Modell von 1934 – 1949 verwendet. Die erste Generation des modernen Skoda Superb lief von 2001 bis 2008, die zweite Generation von 2008 bis nun 2015.

Bis heute wurden insgesamt 700.000 Skoda Superb der ersten und zweiten Generation ausgeliefert. Die Markteinführung des neuen Skoda Superb in der dritten Generation ist für Mitte 2015 geplant, die Kombi-Version folgt etwas später und wird auf der IAA zu sehen sein. Bislang ist der Superb trotz der sehenswerten Verkaufszahlen im Vergleich nicht das Zugpferd der Marke, wie man an den weltweiten Verkäufen aus 2014 sieht:

Skoda Verkäufe 2014 (Entwicklung gegenüber Vorjahr)

Octavia (389.300; +8,3 %)
Rapid (221.400; +113,3 %)
Fabia (160.500; -20,5 %)
Yeti (102.900; +24,8 %)
Superb (91.100; -3,5 %)
Roomster (29.600; -11,0 %)
Citigo (Verkauf nur in Europa: 42.500; -6,0 %)

Nicht ungewöhnlich ist, dass Fabia und Superb kurz vor Ende des Lifecycles sich rückläufig entwickelt haben. Dies wird sich in diesem Jahr ändern, beim Superb allerspätestens im nächsten Jahr.

Bei unserem Test der Vorgänger-Version fiel noch auf, dass man mit dem Skoda Octavia einen deutlich besseren Fitsch macht, weil der Superb zwar gut ist, aber der Octavia besser – und sogar noch günstiger. Dieses Fazit wird künftig zu überdenken sein.

Attraktiv macht den Superb vor allen Dingen, dass er wie der Octavia zwischen den Klassen schwebt. Er ist größer als ein Passat, aber etwas kleiner als manch andere Fahrzeuge der oberen Mittelklasse – und deutlich praktischer. So bekommt man den Platz der oberen Mittelklasse zum Preis der Mittel- oder sogar Kompaktklasse.

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Exterieur

Skoda erhält nun nicht mehr jeweils die ältere Bodengruppe aus dem Volkswagenkonzern, sondern die aktuelle Variante. Der modulare Querbaukasten (MQB) bildet den Grundstein für den neuen Superb und damit auch die technische Ähnlichkeit zum Passat. Mit 4,85 Meter ist der neue Superb zwar „nur“ zwei Zentimeter länger als sein 2008 erschienener Vorgänger; dafür wächst jedoch der Radstand deutlich von 2,76 auf 2,84 Meter. Zugleich wird das Flaggschiff auch deutlich flacher und breiter.

Die Leuchten sollen laut Skoda sogar an die traditionsreiche böhmische Glashandwerkskunst erinnern. Weit gegriffen, aber in der Tat sind die Leuchten ein Highlight. Kristallklar erlauben die vorderen Scheinwerfer einen Blick ins Innere. Dabei laufen Leuchtstreifen in die Tiefe hinein und erzeugen so einen 3D-Effekt. Eine schraffierte Fläche mit schräg laufenden Linien symbolisiert die Kristallstruktur. Schließlich markiert das Tagfahrlicht das neue kantige Design. Die Umrisse des Scheinwerfers kommen nun dem Seat-Design nahe. Die Heckleuchten formen ein C und fließen optisch nach innen aus. Diese Signatur wird sich gerade nachts auf der Straße als einzigartig für den Skoda Superb einprägen.

Seitlich dominiert die Dropping Line wie schon beim Passat den Wendepunkt im Spiel von Licht und Schatten. Diese Designlinie ist von vorne bis hinten durchgezogen. Zusammen mit dem großen Frontgrill, dem kleinen Powerdome auf der Motorhaube und den nun muskulöseren hinteren Kotflügeln ergibt sich ein scharfes Designbild, das aber in der Gänze nicht zu übertrieben wirkt. Schließlich will man die bestehende Kundschaft auch nicht vergraulen. Gerade die hinteren Seitenscheiben bieten noch genug Platz, um die Fond-Kundschaft mit Licht zu versorgen. Hier hat man nicht zugunsten des Designs gespart.

Motoren

Der neue Skoda Superb lehnt sich in der Motorengestaltung natürlich an den neuen VW Passat an. Er kommt zum einen mit drei Dieselmotoren: 120, 150 und 190 PS. Der mit 120 PS soll auf dem Papier nur 3,7 Liter auf 100 Kilometer brauchen, die 190 PS Version wird vermutlich die erfolgreichste. Bei den Benzinern wird sich die Spanne langfristig zwischen 125 und 280 PS bewegen, alles Vierzylinder.

Interieur

Beim Einsteigen trifft man zunächst auf ein wohl bekanntes Skoda-Lenkrad und fühlt sich als Skoda-Fahrer direkt zu Hause. Allzu viel wurde optisch gegenüber dem aktuellen Octavia nicht geändert, so will man auch hier die Kunden nicht erschrecken. Das Infotainment-System ist nun auf dem neusten Stand und bietet einen großen Touchscreen in der höchsten Options-Stufe. Die von uns in Augenschein genommenen Sitze des höchsten Ausstattungslevels glänzen mit einer Sofa-Atmosphäre, viel Platz und Komfort. Sportlich möchte man dagegen nicht sein, so bieten die Sitze keinen großen Seitenhalt und auch das Lenkrad ist eher größer ausgefallen. Auf diese Art und Weise kann man den Superb noch stärker vom Octavia abgrenzen. Der Octavia, auf Wunsch auch als RS, geht somit stärker auf sportlich, der Superb ganz klar auf Komfort. Der Superb ist keineswegs mehr nur ein verlängerter Octavia.

Am größten zeichnet sich der Skoda Superb im Fond vom Octavia ab: Dort gibt es massig Beinfreiheit, eher auf dem Niveau der Oberklasse. Selbst wenn große Fahrer vorne sitzen, bleibt hinten genug Beinfreiheit. Auch die Kopffreiheit ist großzügiger bemessen. Zwar testen wir die Limousinen-Version mit Schiebedach nur vorne, doch wenn man sich die Panoramadach-Linie weiterdenkt, die später sicher durchgehend für den Kombi angeboten wird, dann ist die Kopffreiheit trotzdem gewachsen. Der Kofferraum wächst auf 625 bis 1.760 Liter (Vorgänger 565 bis 1.700, also 60 l mehr). Die praktische Heckklappe der Limousine öffnet nicht für einen abgeschlossenen Kofferraum, sondern lässt ein praktisches Laden wie beim Kombi zu. Zudem ist hier so viel Platz vorhanden wie sonst nur bei den größten Kombis auf dem Markt. Eine großartige Möglichkeit, eine Limousine zu fahren und trotzdem praktischen Laderaum zu genießen. Außerdem kann man mit umgeklappten Sitzen Gegenstände bis zu 3,10 Metern Länge transportieren.

Was wir erst im Testbericht prüfen können: Der neue Skoda Superb soll eine bessere Geräuschdämmung besitzen sowie ein besseres, komfortableres Fahrwerk. Optional kann man sogar für 1.500 Euro adaptive Dämpfer bestellen.

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Fazit: Der neue Skoda Superb der 3. Generation trägt ein Äußeres, das grundsätzlich der Marke treu bleibt, aber trotzdem nun so attraktiv ist, dass man das Fahrzeug wegen seines Designs kaufen möchte. Davon konnte man beim Vorgänger weniger sprechen. Auch im Interieur gibt es nun alle Komfortfeatures und Assistenzsysteme, die man von der oberen Mittelklasse kennt – wobei Skoda hier der konzerninternen Konkurrenz geringfügig hinterher hinkt, das neue Passat-Interieur macht z.B. einen deutlich edleren Eindruck. Die Anmutung im neuen Skoda Superb ist dennoch tadellos und es ist wirklich schwierig, Einzelheiten zu finden, mit denen die Premium-Marken im Vergleich einen immens höheren Preis rechtfertigen können. Zudem bietet der neue Skoda Superb ein unvergleichliches Platzangebot in Fond und Laderaum für diese Klasse. Wer also nicht markenfokussiert auf eine der Premium-Marken ist, wird beim genauen Nachdenken in dieser Klasse nur beim neuen Skoda Superb landen können. Denn bei einem Einstiegspreis von 24.590 Euro für die Ausstattungslinie Active mit 1,4 TSI mit 125 PS und voll ausgestatteten Fahrzeugen von 40.000 bis 50.000 Euro (Preise dafür werden offiziell später bekannt gegeben) kann keiner der Premium-Hersteller mithalten. Und bei den so wichtigen Firmenflotten wird die Rechnungsprüfung dann doch ein Wörtchen mitzuspielen haben.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Skoda

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