Volvo S60 Limousine Test D4

Den Kombi Volvo V60 hatten wir hier bereits im Test und auch auf der Schnee-Strecke als R-Design. Nun widmen wir uns der Limousine Volvo S60 – vielleicht dem derzeit schnittigsten Volvo. Von Thomas Majchrzak

In Deutschland steht die „60er“-Baureihe an dritter Stelle der Verkaufszahlen nach XC60 und V40. Allerdings werden hierzulande die Kombis bevorzugt, also in diesem Fall der V60. Weltweit hält sich das Verhältnis die Waage, denn gerade in China wird die Nachfrage nach dem neuen (und hier nicht erhältlichen) Volvo S60 L, der Version mit langem Radstand, immer größer. Dort sind besonders Mittelklasse-Fahrzeuge mit extra viel Platz im Fond gefragt.
Die erste Generation Volvo S60 gab es im Jahr 2000, die zweite Generation ist seit 2010 unterwegs – besonders markant zu erkennen an den Scheinwerfern, die von ihrer Form innen nach unten zur Motorhaube hin weglaufen. Mit dem Facelift 2013 wurde genau das geändert, die Scheinwerfer sitzen waagerechter und der Kühlergrill gewann an Kraft. Ferner wurde die Frontschürze abgeändert. Insgesamt ergibt sich somit eine sportlichere Optik.





Exterieur

Und so ist es auch diese kräftige Front, die den dynamischen Auftritt des Volvo S60 ausmacht. Das Design ist grundsätzlich modern, aber zeitlos. Volvo nimmt in der Regel nur behutsame Designeränderungen vor, und die Kunden werden das dem Hersteller insofern danken, als dass ihr Volvo S60 auch in 10 Jahren noch modern aussehen wird.

Die herabfallende Dachlinie enthält eine lange Heckscheibe, die an der betonten oberen Kofferraumkante endet. Die Heckscheinwerfer fließen seit jeher auf diese Kante zu.

Die von uns empfohlene Felgengröße für dieses Fahrzeug ist 18 Zoll. 17 sieht zwar schon ganz passabel aus, aber ab 18 Zoll stimmen die Proportionen besser. Die noch größeren Felgen sind dann noch teurer und haben natürlich leichte Komforteinbußen und sind tendenziell im Alltag unpraktischer, weil man sie einfacher verkratzt.

Volvo S60

Volvo S60

Volvo S60

Motoren

Der derzeitiger Basispreis von 28.150 Euro bezieht sich auf den Einstiegsbenziner T3 mit 150 PS. Hier die Motoren in der Übersicht:

Benziner / PS
T3 150
T4 180
T5 245
T6 306
T6 AWD 304

Diesel / PS
D2 115
D3 136
D4 181
D5 215
D5 AWD 215

Den günstigen Diesel gibt es 28.900 Euro, er ist damit nicht viel teurer als der Benziner. Die Top-Versionen gibt es jeweils mit Allrad. Die Automatik schlägt jeweils mit gut 2.000 Euro zu Buche, wobei T3, T4, D2 die von Ford bekannte PowerShift-Technologie besitzen (Doppelkupplungsgetriebe) und die restlichen Antriebe eine Wandlerautomatik von Aisin. Beides sicher eine gute Wahl.

Interieur

Im Interieur finden wir die gewohnt edle Volvo-Optik, die auf geschwungene Linien und saubere Oberflächen setzt. Highlight ist dabei die Mittelkonsole, dessen Zierelement aus einem großen Stück besteht. Wahlweise gibt es hier Alu- oder Holzoptik. Die Drehknöpfe sind mit Alu-Optik umzogen, ein neues Feature, das noch mehr Hochwertigkeit versprüht im Vergleich zu den Knopf-Versionen vor einigen Jahren.

Das Lenkrad ist – kaum sichtbar, aber fühlbar – jeweils rechts und links etwas abgeflacht, so dass die Hände einen besseren Halt finden. Dies erzeugt eine schnelle Verbindung von Mensch und Maschine.

Die Sitze zählen zu den besten in der Mittelklasse und zeichnen sich durch ihre besonders ergonomische Form aus. Dies wird durch die Kopfstützen unterstrichen, die im Vergleich zu den Konkurrenten durch die ebenfalls geschwungene Form näher am Kopf sitzen und daher besser zum Anlehnen geeignet sind – und für den Crashfall. Die weiche und gepolsterte Oberfläche ermöglicht zudem, sich auch während der Fahrt mal etwas in die Kopfstützen gleiten zu lassen. Die Sportsitze in unserem Testfahrzeug bieten zudem einen außergewöhnlichen Seitenhalt im oberen Schulterbereich, der sonst selten zu finden ist.

Alle Knöpfe sind haptisch und auch akustisch gut gelungen, es gibt im Volvo S60 kein einziges Teil, das einen minderwertigen Eindruck macht. Immer wieder erfrischend ist der Blick in den rahmenlosen Rückspiegel, eine tolle Idee, die sehr edel wirkt.

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Serienausstattung

Zu den nennenswerten Serienausstattungen zählen:

– City Safety-Technologie (kann einen Auffahrunfall bei einer Geschwindigkeit bis zu 15 km/h auf das vorausfahrende Fahrzeug vermeiden oder dessen Folgen bis 50 km/h erheblich verringern)
– Segelfunktion des Motors bei T5, T6 und D4 (Motor kann abschalten und Sprit sparen, wenn er nur rollt)
– Elektronische Differentialsperre Corner Traction Control (CTC) mit Torque Vectoring
– Geschwindigkeitsabhängige Servolenkung (Motor T5, T6, D4)
– Audiosystem mit 6 Lautsprechern
– Klimaautomatik mit getrennter Temperaturregelung für Fahrer und Beifahrer
– Lenkrad höhen- und längseinstellbar

Die höheren Ausstattungslinien, die aufsteigend jeweils immer gut 2.000 Euro mehr kosten:

Kinetic:
– Lederlenkrad und Lederschaltknauf
– 16-Zoll-Alufelgen (statt Stahlfelgen)
– Tempomat
– Fußmatten (kein Witz, die muss man selbst bei Jaguar teilweise extra ordern…)
– Luftqualitätssystem mit Aktivkohlefilter

Momentum (zusätzlich):
– Audiosystem mit 8 Lautsprechern und Blueetooth-Freisprecheinrichtung
– Außenspiegel elektrisch einklappbar mit Bodenbeleuchtung
– Einparkhilfe hinten
– Alufelgen 17 Zoll
– Lordosenstütze für Fahrer und Beifahrer
– Hochwertigere Sitzoberfläche
– Regensensor
– Chromapplikationen an den Seitenfenstern

Summum (zusätzlich):
– Chromapplikationen im vorderen Stoßfänger
– Sitzheizung
– Frontscheibenheizung
– Fahrersitz elektrisch einstellbar
– Ledersitze

Ferner lassen sich alle Niveaus noch mit dem R-Design kombinieren, der Sport-Linie. Je höher der Ausstattungslevel, desto „günstiger“ ist die R-Design-Option. 3.950, 2.500 oder 2.150 Euro absteigend. Diese äußerst sich durch die sportlichen Front- und Heckschürzen, 18 Zoll Alus, Außenspiegel, Fußmatten, Schalthebel, Sportpedale, Sportfahrwerk (15 mm) und weitere optische Schmankerl.

Volvo S60 R-Design

Volvo S60 R-Design

Wir finden: Die R-Design-Linie ist großartig gelungen, hat aber natürlich auch ihren Preis. Eine sehr zu empfehlende Kombination ist zum Beispiel ein D4 mit Momentum-Ausstattung, der dann bei ca. 38.000 Euro landet.

Fahrverhalten

Von Fahrwerk und Lenkverhalten sind die meisten Volvos nicht primär für das sportliche Fahrgefühl ausgelegt. Auch beim Volvo S60 dominiert ganz klar der Komfort, das Serien-Fahrwerk schluckt alles mühelos und lange Strecken sind gar kein Problem. Der Volvo S60 vermittelt schneller als andere Fahrzeuge ein Gefühl von „zu Hause ankommen“ – und damit meinen wir das Auto. Der eingangs erwähnte Sitzkomfort tut sein Übriges.

Wir fahren den Diesel D4 mit 181 PS. Der Basispreis liegt hier bei 33.750 Euro. Die Wahl sollte darauf fallen, wenn man viel Power haben möchte, aber dies in einen Kompromiss mit dem Verbrauch unterbringen will. 6,6 Liter auf 100 km sagt der Testverbrauch, das geht noch gerade in Ordnung. Die Volvo-Benziner sind dagegen allesamt sehr verbrauchs-freudig und der D4 insbesondere ist der modernste Diesel-Motor. Wir raten auch nicht von den kleineren Dieseln ab, denn bei einer tendenziell ruhigen Fahrweise sind diese ebenfalls geeignet, wir hatten den kleinsten Diesel z.B. bereits einmal im Volvo S80 getestet.

Der D4 Diesel ist dennoch derzeit die empfohlene Wahl. Wir fahren ihn in Verbindung mit einem manuellen Getriebe, 6 Gänge. Die Gänge geben etwas Widerstand beim Einlegen, butterweich kann man das nicht nennen. Auch die Schaltwege sind nicht gerade kurz. Einmal mehr zeigt der S60 eher eine edle Seite denn eine sportliche.

In schnell gefahrenen Kurven schiebt der Volvo S60 gerne über die Vorderachse. Beschleunigt man gleichzeitig noch kräftig mit dem D4, wird klar, dass der Diesel schon so kraftvoll ist, um ein weiteres Untersteuern zu erzeugen. Das Fahrwerk gibt dabei auch keine große Rückmeldung von der Straße. Sport-Freunde des S60 sollten daher auf das Sportfahrwerk innerhalb der R-Line zurückgreifen, das dann 15 mm näher am Boden liegt. Wir finden, dass das Sportfahrwerk dem S60 gut tun würde, denn auch damit bleibt er noch komfortabel genug – und wird seiner doch sportlichen Optik eher gerecht. Eine sehr hohe Position in der Mittelklasse in puncto Komfort ist dem S60 allerdings nicht zu nehmen.

Abmessungen Volvo S60

Länge: 4,63 m
Breite: 1,86 m (2,09 m mit Außenspiegeln)
Höhe: 1,48 m
Radstand: 2,77 m
Leergewicht: 1545–1813 kg

Volvo S60 Cross Country

VolvoS60CrossCountry

Im Januar feierte der Volvo S60 Cross Country auf der Automesse in Detroit Weltpremiere. Das in Deutschland ganz frisch bestellbare Modell hat eine 65 Millimeter höhere Bodenfreiheit und 18- oder 19-Zoll-Reifen mit einem hohen Querschnitt. Der S60 Cross Country ist damit die erste Crossover-Limousine überhaupt, sonst ist diese Verbindung nur immer mit Kombis zu finden. Sie wird mit Front- oder Allradantrieb verfügbar sein und mit dem Vierzylinder-Diesel D4 kombiniert, den wir hier auch gefahren sind. In Verbindung mit Allrad gibt es den älteren 2,4 Liter Fünfzylinder-Diesel.

Fazit: Der Volvo S60 zählt zu den schönsten Mittelklasse-Limousinen auf dem Markt und bietet ein hohes Maß an Komfort und Wohlfühl-Atmosphäre. Auch die Sicherheits-Features überzeugen wie gewohnt bei Volvo. Die sportliche Optik macht aber mehr auf Sport, als tatsächlich im Fahrzeug drin steckt. Komfort steht an erster Stelle, Freunde der sportlicheren Gangart sollten dann die umfangreichste R-Line mit Sportfahrwerk wählen. Der S60 ist zwar nicht mehr der Neuste, bleibt aber zeitlos schön außen wie innen. Ein richtiges Wohlfühlauto, dass man immer mehr schätzt, je länger man es fährt. Voraussichtlich werden die meisten an einem Volvo S60 auch lange Freude haben: Jüngst bescheinigte der Dekra-Gebrauchtwagenreport 2015 eine besondere Qualität: S60 und V60 siegten als zuverlässigste Fahrzeuge ihrer Klasse und holten klassenübergreifend sogar noch den 2. Rang.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos Exterieur: Volvo
Fotos Interieur: Autogefühl, Michel Weigel

Volvo S60