Mitsubishi Pajero 3-Türer 2015 Fahrbericht

Der Mitsubishi Pajero 3-Türer, also die Kurzversion des bekannten Offroad-Gefährts, ist in seinem Konzept so ziemlich alleine auf dem Markt. Auf 4,38 m Länge und mit drei Türen bietet er trotzdem das Gefühl eines Full-Size-Offroaders. Der Sonderling bei uns im Fahrbericht zum Modelljahr 2015, das auch ein paar kleine Neuerungen bereit hält. Von Thomas Majchrzak

Seit 1982 wurden nun weltweit schon 3 Millionen Mitsubishi Pajero verkauft, davon 190.000 in Deutschland. Die Sport-Ableger erzielten insgesamt zwölf Siege bei der Rallye Dakar. Der Hype um den Pajero ist mittlerweile zwar grundsätzlich vorüber, weil moderne SUVs den Offroad-Giganten in den Verkaufsstatistiken ablösen. 2014 wurden europaweit nur noch knapp über 6.000 Stück verkauft, 1.600 davon in Deutschland. Aber siehe da: Zwar auf einem niedrigen Niveau, aber durchaus wieder mit Tendenz nach oben, legte der Pajero damit wieder gegenüber dem Vorjahr um fast ein Drittel zu. Im deutschen Markt liegt der Privatkundenanteil sogar fast bei der Hälfte, das ist überdurchschnittlich hoch. Der Mitsubishi Pajero findet also gerade viele Privat-Liebhaber, die den eigenwilligen Charakter schätzen. Viele setzen auf die bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast zum Ziehen von Anhängern mit Pferden oder Booten. Fast jeder neu zugelassene Pajero hat eine Anhängerkupplung verbaut. Kleine Besonderheit für den 3-Türer: Er verträgt nur 3 Tonnen maximale Anhängelast, der 5-Türer dagegen die besagten 3,5 Tonnen. Dafür ist der 3-Türer gut 200 kg leichter.





Exterieur

MitsubishiPajero_offroad_3tuerer4

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl015

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl004

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl000

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl001

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl003

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl002

Der Mitsubishi Pajero 3-Türer wirkt so ganz anders als alles, was man sonst so kaufen kann. Die ungewöhnliche Paarung besteht aus einer bulligen Front des Full-Size-Offroaders, der dann aber nach einer Länge von 4,38 m abgeschnitten ist. Als 5-Türer wirkt der Pajero deutlich mächtiger, jedoch hat er als 3-Türer wiederum seinen ganz eigenen Charme. Insgesamt würden wir sagen, dass die längere Version zwar stimmiger aussieht, aber der 3-Türer wegen seiner Abmessungen für die Stadt praktischer ist.

Denn welches andere Fahrzeug kombiniert den Komfort eines Full-Size-SUVs und dessen Geländegängigkeit mit kompakten Abmessungen fürs Einparken und Einkaufen? Der Basispreis des Mitsubishi Pajero 3-Türer liegt derzeit bei 29.000 Euro, damit ist er 4.000 Euro günstiger als der 5-Türer. Um die Optik zu unterstreichen, erhält der Pajero 3-Türer von nun an auch die serienmäßige Kotflügelverbreitung (also einen nach außen gewölbten Flügel jeweils oberhalb des Rades) vom 5-Türer und neue 17 Zoll Alufelgen. Zum Modelljahr 2015 wurden ferner für alle Pajero-Modelle hier und da kleinere Verbesserungen vorgenommen. So hat das Reserverad nun ab Basis eine Abdeckung und der Frontgrill wurde leicht modifiziert. Gerade die Reserverad-Abdeckung hinten ist richtig schick geworden und trimmt den Pajero ein bisschen auf City-Style.

Interieur

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl017

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl006

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl009

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl007

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl008

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl016

MitsubishiPajero_3tuerer_autogefuehl012

Zum Modelljahr 2015 gibt es in der Serienausstattung für 29.000 Euro Klimaautomatik, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrische Scheibenheber, Radio mit CD-Spieler und MP3-Funktion, USB-Anschluss, Mittelkonsole mit Ablagefach und Klavierlackoptik, beheizbare Außenspiegeln und Fußraumbeleuchtung vorne und hinten sowie silberfarbene Rahmen an den Lüftungsdüsen. Seitenairbags vorne und Kopfairbags in beiden Sitzreihen sind ebenfalls inklusive. Dies nennt man das Ausstattungsniveau Basis.

Weiter geht es mit Plus: Hier liegt der 3-Türer bei 35.000 Euro und kommt mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern (anstatt 17″), Türgriffen in Wagenfarbe, lackierten Außenspiegel mit integrierten LED-Blinkleuchten, Nebelscheinwerfer, dunklem Privacy-Glas, Trittbrettern und silberfarbenen Unterfahrschutz sowie Xenonscheinwerfern. Innen kommen Aluminiumpedale, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, elektrische Verstellung des Fahrersitzes, Fernlichtassistent, Tempomat, Hinterachssperrdifferenzial, Rückfahrkamera für den 6,1-Zoll-Screen (bisher im Rückspiegel), Multifunktionslenkrad in Leder sowie Teil-Ledersitze und Sitzheizung hinzu.

Top gibt es für 41.000 Euro. Dann kommt Chrom an Außenspiegel und Türgriffe, eine Dachreling umschließt ein elektrisches Glas-Schiebe-/Hubdach. Innen empfängt eine Volllederausstattung die Passagiere. Der Kranz des Lenkrads wird von einer Wurzelholz-Lederkombination geformt. Außerdem gibt es ein hochwertigeres Audio-System. Die Top-Ausstattung beinhaltet natürlich die Features der niedrigeren Versionen, insofern diese nicht jeweils ersetzt wurden.

Das Interieur wirkt zweckmäßig und wartet nicht mit allzu viel Spielereien auf. Die Materialien sind günstig und robust. Nur in der Top-Version sehen wir, hier auch in unserem Testwagen, Holzelemente an der Mittelkonsole und das angesprochene Lenkrad mit Holzintarsie. Das macht beim Fahren einen zusätzlichen Charme aus, bietet es doch Abwechslung im haptischen Alltag, wenn man beim Lenken auch mal auf die lackierte Oberfläche fasst. Und optisch ist es ohnehin sehr edel. Die Infotainment-Einheit hat grundsätzlich die nötigen Funktionen von Navi bis Bluetooth, wirkt aber angestaubt und reagiert auch nicht sonderlich schnell. Die Verbindung des Mobiltelefons muss man erst einmal suchen. Aber rein von den Funktionen her klappt alles.

Sehr solide und stimmig wirkt der große Automatik-Wählhebel, so muss es sein für einen echten Offroader. Daneben finden wir den kleineren Wählhebel für die Gelände-Gänge. Natürlich hat der Pajero permanenten Allradantrieb. Darüber hinaus gibt es einen Schalter für das hintere Sperrdifferenzial sowie den angesprochenen zusätzlichen Wählhebel fürs Umstellen auf 2-Rad-Antrieb (sinnlos), 4-Rad (normal), 4-Rad mit Mittelsperrdifferenzial sowie 4-Rad mit Mittelsperrdifferenzial und Geländeuntersetzung. Nur für letzteren Modus muss man anhalten und den Ganghebel in Neutral stellen.

Kommen wir zu den Besonderheiten des 3-Türers: Die Türen sind grundsätzlich großzügig gehalten, so dass man große Fensterflächen hat. Zudem ist so auch der Einstieg nach hinten möglich. Die Fahrerseite ist nicht zum Einsteigen gedacht, denn dort können wir den Sitz elektrisch nach vorne und hinten stellen, und das dauert für den Einstiegsprozess zu lange. Die Gäste der hinteren Sitzbank sollen über den Beifahrersitz einsteigen. Dieser hat auch einen praktischen Hebel, der den Sitz mechanisch direkt nach vorne klappt und auf der Schiene nach vorne fährt. Dadurch hat man recht viel Platz, nach hinten einzusteigen. Hilfreich dabei sind auch die optionalen Trittbretter außen am Pajero, die es ab dem Niveau „Plus“ dabei gibt. Die hintere Sitzbank bietet dann, auch wenn man es von außen nicht sieht, sogar erstaunlich viel Platz. Die Kopffreiheit reicht im Sitzen für Personen über 1,80 m, nur über 1,90 funktioniert es nicht mehr. An den äußeren Seiten können die hinteren Passagiere sich sogar eine Armlehne herausklappen. Zum Ausstieg kann man als hinterer Passagier mit dem Fuß rechts unten einen Hebel betätigen, der den Vorder-Sitz wieder nach vorne klappen lässt. Hier hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht.

Der Kofferraum wiederum ist zunächst nur recht schmal, da könnte man nur eine kleine Einkaufstasche hineinstellen. Auf Knopfdruck vom Kofferraum aus kann man allerdings zunächst die Lehnen umklappen, und dann einfach in einem zweiten Schritt sogar die kompletten Sitze aufrecht stellen, so dass sich eine ebene Ladefläche ergibt. Die Sitze stellen sich dank einer Gasfeder automatisch auf, clever gelöst. Nur zum Herabklappen muss man die Feder leicht eindrücken, da kommt man vom Kofferraum nur etwas schwer heran. Ganz eingeebnet jedenfalls bietet der Pajero 3-Türer Kofferraum viel Platz auch für sperrige Gegenstände und zeigt sich somit sehr flexibel. Die Tür hinten geht wie vom Offroad gewohnt seitlich auf, denn das Reserverad trohnt ganz hinten zum Abschluss.

Fahrverhalten

MitsubishiPajero_offroad_3tuerer2

MitsubishiPajero_offroad_3tuerer3

MitsubishiPajero_offroad_3tuerer

Für den Vortrieb sorgt stets der 3.2 Liter DI-D Motor mit 200 PS (442 Nm Drehmoment). Der 3-Türer verbraucht etwas weniger als der Fünftürer, er soll offiziell auf 7,8 Liter / 100 km kommen. Effektiv sind es gut 10 Liter / 100 km. Der Diesel ist ausgereift und eher als klassisch zu bezeichnen. Er schreit nicht außergewöhnlich, ist aber auch nicht mit den ganz modernen Turbodieseln zu vergleichen. Jedenfalls ist er von Grund auf solide und tut seine Dienste. Da man mit dem Pajero ohnehin nicht rast, reicht die Kraft auch völlig aus. Die Geräuschdämmung ist nicht mehr zeitgemäß, so hört man von außen nicht nur den Diesel, sondern auch auf der Autobahn Windgeräusche. Da muss man die Musik schon mal etwas lauter stellen.

Der Mitsubishi Pajero 3-Türer ist 50 cm kürzer als der große Bruder, das macht sich auch beim Fahren bemerkbar. Beim Geradeauslauf spürt man das allerdings erstaunlich wenig, man könnte nicht sagen, dass der 3-Türer wesentlich unstabiler auf der Straße liegt. Vielmehr macht sich die Wendigkeit in der Stadt bemerkbar, Einparken und Herumkurven ist deutlich leichter, der Wendekreis dementsprechend geringer. Ansonsten leidet der Pajero 3-Türer auch wie der 5-Türer unter der indirekten Lenkung, die in schnelleren Kurven schnell schwammig wird und die im Stand und beim Wenden noch viel gekurbelt werden möchte. Das Fahrwerk zeigt sich bei Schlaglöchern ruppig und bei höheren Geschwindigkeiten so schwammig wie die Lenkung. Dafür hat man aber auch das typische wippende Gefühl eines Offroaders auf der Straße, was durchaus auch wieder seinen Reiz hat.

Alternativ zur Handschaltung steht übrigens auch ein Fünfgang-Automatikgetriebe zur Verfügung, doch wir sind mit der Automatik vollauf zufrieden. Man spürt zwar wie bei einer klassischen Automatik die Schaltübergänge, aber das ist für diesen Offroader völlig in Ordnung. Mehr zu den Offroad-Fahreigenschaften gibt es in einem früheren Bericht von uns.

Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass Mitsubishi insgesamt 5 Jahre Garantie gewährt, bestehend aus der 3-jährigen Herstellergarantie bis 100.000 km und einer vom deutschen Importeur gestellten kostenlosen 2-jährigen Anschluss-Garantie bis 150.000 km sowie einer kostenlosen Mobilitätsgarantie von Wartung zu Wartung. Hut ab.

Abmessungen

Länge: 4,38 m (Vergleich 5-Türer: 4,90 m)
Breite: 1,84 m
Höhe: 1,84 m
Radstand: 2,54 m
Leergewicht: 2.180 kg

Fazit: Im nächsten Jahr rechnet man mit dem ganz neuen Mitsubishi Pajero. Die aktuelle kleine Modellauffrischung ist also wohl der letzte Aufschlag einer Generation. Das Auto wirkt grundsätzlich ausgereift und macht durch seinen einzigartigen Charakter immer wieder Freude – und ist dabei günstiger als vergleichbar große Fahrzeuge. Gerade als 3-Türer ist der Mitsubishi Pajero ein Geheimtipp, ist er doch günstiger, leichter, wendiger für die Stadt und durch sein durchdachtes Konzept nicht minder praktisch. Nur muss man sich bewusst sein, dass das Interieur natürlich nicht mehr zeitgemäßen Ansprüchen entspricht. Und Geräuschisolierung, Bremsleistung, Fahrwerk und Lenkung wirken noch wie vor 10 Jahren. Wer aber noch einen echten robusten Offroader gebrauchen kann, sieht darüber gerne hinweg.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

MitsubishiPajero_offroad_3tuerer5

Kommentare sind geschlossen.