Alfa Romeo Giulietta QV Quadrifoglio Verde Testbericht

Die Topversion Alfa Romeo Giulietta QV steht für Quadrifoglio Verde, das vierblättrige Kleeblatt. Die damit gekennzeichnete Sportvariante der Giulietta haben wir im Mutterland des Herstellers getestet. Von Thomas Majchrzak

Giulietta Übersicht

Eine gewöhnliche Alfa Romeo Giulietta fängt bei 19.950 Euro an, dann mit einem 1.4 Liter Benziner mit 105 PS. Diesen Motor gibt es auch mit 120 PS und 170 PS, darüber hinaus steht ein 1.6 Liter Diesel mit 105 PS sowie ein 2.0 Liter Diesel mit 150 oder 175 PS zur Verfügung. Der stärkste Benziner und der stärkste Diesel schaffen die 0 auf 100 km/h beide in 7,8 Sekunden.

Gebaut wird der Kompaktwagen und Nachfolger des Alfa 147 seit 2010, im vergangenen Jahr kam die neue QV-Version. Der Alfa Romeo Giulietta QV liegt bei 32.500 Euro und damit für eine Sportversion gar nicht so weit entfernt vom Basispreis wie bei manch anderen Marken. Hier kommt dann exklusiv der 1.8 Liter Turbo mit 240 PS zum Einsatz, der auch im Alfa Romeo 4C steckt. Dieser drückt den Beschleunigungswert dann auf 6 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Im vergangenem Jahr erzielt die Giulietta gut 2.500 Neuzulassungen in Deutschland, damit ist sie eine Exotin auf dem Kompaktwagen-Markt. Und als QV noch mehr. Aber so kommt es auch, dass es im In- und Ausland eifrige Thumbs up für die Giulietta QV von Passanten gibt, womöglich auch wegen der attraktiven Außenfarbe.



Exterieur

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Denn die QV-Variante bietet eine Vielzahl von optischen Leckerbissen: Mit dem „Dark Chrome“ Paket sind Frontgrill schwarz und viele Elemente wie die Nebelscheinwerfer oder die Türgriffe schwarz eingefasst. Die Fensterrahmen verbleiben dagegen in edler Chromoptik. Im fotografierten Fahrzeug in der Launch Edition gibt es dagegen noch mehr schwarze Elemente, die Fensterrahmen sind schwarz und auch die unteren Spoiler sind komplett in Schwarz.

Heckscheiben und hintere Seitenscheiben sind stets abgedunkelt. Von hinten sieht man dann also primär die zweiflutige Auspuffanlage. Das Heck wirkt wuchtig und wird durch den mächtigen Diffusor noch unterstrichen.

Im Seitenprofil strahlen sie 17-Zoll-Felgen vor rot lackierten Bremssätteln, optional können auch 18 Zöller verbaut werden, wie hier auf den Aufnahmen. Diese lassen dann noch einen besseren Blick auf die roten Bremssättel zu. Das Fahrzeug ist insgesamt um 15 mm tiefergelegt – mit Sportfahrwerk.

Zusammen mit dem klassischen Alfa-Kühlergrill macht die Giulietta QV ein durchweg sportliches Bild und wird zumeist teurer und exklusiver eingeschätzt, als sie auf dem Papier ist. Wer hört, dass sie in dieser Ausstattung für über 30.000 Euro zu bekommen ist, wundert sich meistens. Blicke zieht die Giulietta QV ohnehin auf sich.

Interieur

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Die umfangreiche Serienausstattung macht fast wunschlos glücklich:

– Dunkles Interieur
– Tempomat
– QV-Einstiegsleisten und Zierleisten
– Halbschalen-Sportsitze im Alcantara-Leder-Mix
– Leder-Sportlenkrad, unten abgeflacht
– Zwei-Zonen-Klimaautomatik
– Alu-Pedalerie
– Sechs Airbags
– Parksensor vorne und hinten
– Bluetooth-Schnittstelle fürs Handy

Was man optional noch bestellen könnte: Sitzheizung (320 Euro), Panorama-Glasdach (1.250 Euro), Navi (1.500 Euro).

Am auffälligsten sind die Sportsitze, die im unteren Bereich recht normal wirken und im oberen Bereich dann an einen Schalensitz erinnern. Auf den Innenseiten tragen sie Alcantara, auf den Außenbahnen (vermutlich) Kunst-Leder. Sie sind ein optisches Kunstwerk, nur für größere Menschen sind sie von der Ergonomie her nicht optimal ausgelegt. Im Bereich der Türgriffe finden wir billiges Hartplastik, ansonsten haben sich die Alfa-Designer auch im Innenraum viel Mühe gegeben. Eine nette Idee sind zum Bespiel die Kontrastnähte in Grün und Weiß am Schalthebel und an den Sitzen. Das Lenkrad trägt weiße Kontrastnähte an der Innenseite. Allerdings wirkt das Lenkrad etwas plump, zu groß für ein sportliches Auto. Auch die innere Seite, die zwar schön das Logo nachahmt, ist zu sperrig. Ein filigraneres Sportlenkrad wäre hier angebrachter gewesen.

In der Gesamtbetrachtung zeigt die Giulietta QV einen der besten Innenräume aus dem Fiat-Konzern, wenn wir mal von Maserati und Ferrari absehen. Trotzdem könnte man noch etwas an dem Look and Feel arbeiten.

Das optionale Navigationssystem leitet einen häufiger fehl oder schockt mit Routen-Neuberechnungen, die kurze Zeit später verworfen werden. Immerhin ist die Bedienung recht intuitiv, anraten kann man das System allerdings nicht.

Die vorderen Passagiere haben ausreichend Platz, auch über dem Kopf. Daher könnte man hier auch noch das Panorama-Dach nehmen.

Wer allerdings häufig mit Erwachsenen hinten unterwegs ist, sollte vom Panorama-Dach Abstand nehmen. Denn hier ist die Kopffreiheit gerade so noch für 1,85 m große Leute gegeben, danach ist Schluss. Das größte Problem ist jedoch die Beinfreiheit. Für erwachsene Knie bleibt nämlich im Fond kaum Platz. Da ist der Wettbewerb deutlich besser. Auch der Kofferraum ist für einen Kompaktwagen eher klein und unpraktisch. Immerhin kann man die Sitze umklappen und auch eine Ski-Durchreiche ist verfügbar.

Fahrverhalten

Das Sportfahrwerk gibt eine gute Rückmeldung von der Straße, ohne auf ebener Fläche umkomfortabel zu sein. Bodenwellen werden gut geschluckt. Die Giulietta QV macht richtig Laune. Ruppig wird es erst bei Schlaglöchern, da gibt es bessere Sportfahrwerke, die das auch noch verpacken. Aber man muss sich hier eben entscheiden. Trotzdem bleibt die Giulietta Quadrifoglio Verde unser Meinung nach alltagstauglich.

Das in der QV serienmäßige 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet die Gänge fix hoch und trägt zur Fahrfreude bei. Nur im Stop-und-Go-Verkehr merkt und hört man das Auskuppeln immer deutlicher als bei anderen Doppelkupplungsgetrieben. Technisch sollte das aber kein Problem sein. Der Automatik-Wählhebel lässt sich einfach bedienen, so dass auch beim Rangieren das Vor- und Zurückschalten sehr schnell geht. Dasselbe gilt für die Lenkung. Im Stand kann man sich kinderleicht herumdrehen, so dass man beim Ausparken nicht ins Schwitzen kommt. Bei schnellerer Fahr bietet sie genügend Rückmeldung und ist direkt genug.

Die Beschleunigung von 6 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist für einen Kompaktwagen sehr gut und bildet ein weiteres zentrales Element des sportlichen Fahrerlebnisses. Wer es noch ein wenig sportlicher mag, kann den Fahrmodus-Schalter bedienen. Stufe 1, Komfort oder Winter, garantiert ein frühes Eingreifen der Stabilitätskontrolle und nimmt das Gas nur sanft an. Stufe 2, normal, nimmt dann etwas schneller Gas an, die Lenkung bleibt komfortabel. In Stufe 3, Sport, wird die Lenkung dann straffer, die Gänge werden höher ausgedreht und die Gasannahme ist empfindlicher.

Angegeben ist der Motor übrigens mit 7 l / 100 km, wir erzielen effektiv 9,6 l / 100 km. Das könnte etwas weniger sein, geht aber durchaus noch in Ordnung.

Abmessungen

Länge: 4,35 m
Breite: 1,79 m
Höhe: 1,46 m
Radstand: 2634 m
Leergewicht: 1.395 kg

Fazit: Die Alfa Romeo Giulietta Quadrifoglio Verde / QV punktet mit italienischem Design, einer sportlichen Ausrichtung, viel Fahrfreude und einigen emotionalen Features im Innenraum. Das Auto wirkt grundsätzlich solide und ist auch alltagstauglich. Das Sportfahrwerk trägt einerseits zur Fahrfreude bei, wer allerdings viel Komfort haben möchte, sollte von dieser Version Abstand nehmen. Der Motor ist natürlich stark hochgezüchtet für diesen Hubraum, das reine Fahrerlebnis hinterlässt allerdings einen positiven Eindruck. Das Zusammenspiel mit dem Doppelkupplungsgetriebe funktioniert gut. An kleinen Details wie der Qualitätsanmutung im Innenraum und modernen Anzeigen könnte Alfa noch arbeiten. Aber die Giulietta Quadrifoglio Verde ist ein guter Schritt dorthin, wo Alfa Romeo eigentlich hin gehört. Um gegen die etwas reifer wirkenden Konkurrenten durchhalten zu können, muss es unser Meinung nach aber effektiv für den Kunden ein besseres Angebot geben als z.B. beim Golf GTI – es sei denn, das attraktivere Design zählt als vorwiegendes Argument.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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