Neuer Land Rover Discovery Sport Fahrbericht

Der neue Land Rover Discovery Sport löst den Freelander ab und platziert sich im Segment der Premium-Kompakt-SUV neu. Durch Premium-Ausrichtung und den Preis ist er nun ein heißer Konkurrent zu Audi Q5, Mercedes GLK (bald GLC) und BMW X3. Wie ordnet er sich ein, was ist besser als beim Freelander und wie verhält er sich zum Schwestermodell Evoque? Von Thomas Majchrzak

Technisch wie optisch ähnelt der neue Land Rover Discovery Sport dem Range Rover Evqoue, der schon mit dem Vorgänger Land Rover Freelander die Gene teilte. So steht der Discovery Sport wie der Evoque auf der noch gleichen LRMS Plattform. Dennoch wird der neue Discovery Sport rein namentlich der nun neuen Discovery-Familie zugeordnet, um ein wenig vom Entdecker-Image des größeren Bruders zu profitieren.

Obwohl das letzte Facelift ausgereift und hochwertig wirkte, war der nun schon in die Jahre gekommene Freelander für die meisten Kunden im Segment der Premium-Kompakt-SUV nicht mehr wirklich eine Alternative zu den Fabrikaten von Audi, BMW und Mercedes. Das dürfte sich nun wieder ändern. Schließlich sind nicht so viele mit einem Discovery Sport unterwegs und die Optik ist außen wie innen deutlich spezieller. Dabei wird ein neuer Disco Sport gar nicht mal teurer:





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Preisvergleich

32.250 Euro lautet der Einstiegspreis für die neu erhältliche Frontantrieb-Einstiegsversion eD4 (2.0 Liter Diesel mit 150 PS), die vorher schon erhältlichen Modelle mit 2.2 l Diesel und 150 PS heißen TD4 (34.400 Euro) und SD4 (41.000 Euro). Und dann gibt es noch den für Deutschland eher weniger relevanten 2.0 Liter Si4-Benziner (43.350 Euro). Doch alle spielen preislich gut mit. Zum Vergleich:

Volvo XC60 – ab 35.650 Euro (D3 mit 136 PS)
Audi Q5 – ab 36.900 Euro (mit 2.0 Liter Diesel und 150 PS sowie Frontantrieb, Allrad kostet damit schon 39.250 Euro)
Mercedes GLK – ab 37.500 Euro (143 PS Diesel und Frontantrieb, Allrad ab knapp über 44.000 Euro)
BMW X3 – ab 37.600 Euro (auch mit 150 PS sowie Frontantrieb, Allrad gibt es erst im nächst größeren Motor für 41.500 Euro)

Die Einstiegsversion kommt damit teilweise 5.000 Euro günstiger als die Einstiegsversionen der Konkurrenz, das ist eine Hausnummer. Und nackter als die Einstiegsversionen von Audi, BMW und Mercedes ist der Discovery Sport beileibe nicht ausgestattet.

Exterieur

Die Front lässt sich auf den ersten Blick kaum vom Range Rover Evoque unterscheiden und setzt damit voll auf den Erfolg des bekannten Gesichts. Nach dem Motto: Das hat bei den Kunden funktioniert. Nur bei genauerem Hinsehen wird klar, dass der Evoque durch die schlitzförmigeren Frontleuchten und die etwas plattere Schnauze noch ein Stück dramatischer wirkt. Beim Land Rover Discovery Sport dagegen fließt die Linie von der Front etwas steiler nach oben und unten etwas ab und steht nicht ganz so aufrecht. Die etwas breiteren Frontleuchten signalisieren eher den Abenteuer-Charakter anstatt modernen City-Stil.

Ansonsten unterscheiden sich die beiden am größten im Seitenprofil: Der Land Rover Discovery Sport setzt nämlich trotz seines modernen Designs auf Nutzbarkeit im Innenraum und hat daher große Fensterflächen an den Seiten, die sich auch bis zu den Fondpassagieren durchziehen. Zudem ist die C-Säule in Wagenfarbe lackiert und nicht schwarz und scheinbar schwebend wie beim Evoque. Die Dachlinie fällt kaum ab und sorgt damit für viel Kopffreiheit auch im Fond.

Am Heck äußert sich der Unterschied durch eine größere Heckscheibe im Vergleich zum Evqoue – und auch wieder durch Lichter, die nicht ganz so gedrungen wirken. Diese neuen Heckleuchten führen einen neuen Stil ein und sind rund, aber in vier Viertelkreise geteilt. Durch den Abschluss des Hecks und auch durch die im Bogen geschwungene Motorhaube vermittelt der Land Rover Discovery Sport insgesamt einen im wahrsten Sinne runden Design-Eindruck. Ein Auto aus einem Guss und mit der Betonung auf runde Flächen, ganz im Gegensatz zum klassischen Range Rover Ansatz von vielen Kanten.

Interieur: Serienausstattung und Ausstattungsvarianten

Im Innenraum hat sich auch einiges gegenüber dem Freelander getan, wobei der Gesamteindruck dem Land Rover Design treu bleibt. In vielen Elementen lehnt sich der Discovery Sport dem großen Discovery an. So finden wir die Bedienung für die Scheiben direkt unterhalb der Fenster und nicht wie so häufig an den Innenseiten der Türen. Auch die Temperatur-Bedienelemente bestehen wie beim großen Disco aus Drehreglern und Anzeigen hinter einer kleinen Plastikscheibe, was optisch sehr ansprechend wirkt. Die grundsätzliche Geometrie des Cockpits lässt aber auch zu, dass sich Freelander-Kunden weiterhin heimisch fühlen. Das Lenkrad erinnert mit seiner Form und mit den Tasten an die neuen Jaguar-Lenkräder. Warum auch nicht. So ist die Atmosphäre insgesamt durchaus hochwertig, aber trotzdem zweckmäßig und nicht so exklusiv-luxuriös wie beim Evoque. So kann sich der neue Discovery Sport auch abzeichnen. Schließlich ist er ja auch günstiger und praxisorientierter. In manchen Details fällt der Discovery Sport vom Look & Feel gegenüber der anderen Premium-Konkurrenz ab, etwa was die Hartplastik-Verkleidungen an den Innenseiten der Türen angeht oder die Sitzqualität. Aber dafür muss man bei der Konkurrenz auch tiefer in die Tasche greifen.

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Es gibt vier Ausstattungsvarianten: S, SE, HSE und HSE Luxury.

S
– Stoffsitze
– Audiosystem mit 6 Lautsprechern
– Bluetooth-Schnittstelle
– 17“-Leichtmetallfelgen
– Klimaanlage

SE
– Stoffsitze
– Audiosystem mit 10 Lautsprechern
– Bluetooth-Schnittstelle
– 17“-Leichtmetallfelgen
– 2-Zonen-Klimaautomatik
– Multifunktions-Lederlenkrad
– Einparkhilfe hinten

HSE
– Ledersitze
– Audiosystem mit 11 Lautsprechern
– Bluetooth-Schnittstelle
– 18“-Leichtmetallfelgen
– 2-Zonen-Klimaautomatik
– Multifunktions-Lederlenkrad
– Einparkhilfe hinten, vorne und Rückfahrkamera
– Xenon Scheinwerfer

HSE Luxury
– spezielle Ledersitze
– Audiosystem mit 11 Lautsprechern
– Bluetooth-Schnittstelle
– 19“-Leichtmetallfelgen
– 2-Zonen-Klimaautomatik
– Multifunktions-Lederlenkrad
– Einparkhilfe hinten, vorne und Rückfahrkamera
– Xenon Scheinwerfer
– Toter-Winkel-Warner

Optional wäre noch ein Panorama-Glasdach (1200 Euro).

Auf der technischen Seite stehen ein neues optionales Head-up-Display sowie ein neues Infotainmentsystem mit Acht-Zoll-Touchscreen. Letzteres ist ein deutlicher Fortschritt zum bisherigen System. Es ist übersichtlicher, reagiert fix und bietet alle Funktionen, die man so braucht. Über den Touchscreen findet man alles recht intuitiv, ohne sich groß mit dem System beschäftigt zu haben.

Die Sitze der zweiten Reihe kann man nach vorn und hinten verschieben sowie in der Neigung verstellen, das gefällt uns richtig gut. Alleinstellungsmerkmal in diesem Segment ist die Möglichkeit, den Innenraum mit 7 Sitzen auszustatten (1.300 Euro Aufpreis). Das ist sonst nur im Nicht-Premium-Bereich möglich, beim Nissan X-Trail. Der Kofferraum fasst 541 bis 1698 Liter und damit ein wenig mehr als die Konkurrenz.

Bei den Sicherheitssystemen hat Land Rover aus dem Vollen geschöpft: Verfügbar sind Notfall-Bremsassistent (serienmäßig), Verkehrsschilderkennung, Park-, Fernlicht- und Spurhalteassistent, Toter-Winkel-Warnsystem, HD-Surround-Kameras, sensorgesteuerte Scheinwerfer und ein Fußgänger-Airbag (serienmäßig). Bei einem Unfall zwischen 24 und 48 km/h entfaltet sich in 60 Millisekunden ein an der Basis der Windschutzscheibe montierter Airbag. Man erkennt den Fußgänger-Airbag an der Plastik-Abdeckung am oberen Ende der Motorhaube. Dieses Sicherheits-Feature kombiniert mit den ansonsten tollen Werten hat dem Discovery Sport beim Euro NCAP Crashtest Bestwerte beschert.

Motoren und Fahrverhalten

Bei den Motoren kommen ausschließlich Vierzylinder zum Einsatz, der neue Diesel mit 2.0 Liter Hubraum und 150 PS oder der alte Diesel mit 2.2 Liter Hubraum und 150 oder 190 PS sowie der Benziner mit 2 Liter und 240 PS. Alle können mit der neuen ZF-9-Gang-Automatik fahren, der Benziner ausschließlich, die Diesel starten basismäßig mit einer Sechsgang-Handschaltung. Fast alle Modelle haben Allrad, nun ist noch ein Einstiegsmodell mit Frontantrieb verfügbar (eD4), das mit dem neuen Diesel fährt. Während die alten Motoren alle noch auf Ford-Basis laufen, ist der neue 2.0 Liter Diesel eine Eigenentwicklung von Jaguar Land Rover und gehört zur neuen „Ingenium“-Familie.

Der Benziner ist mit 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h der schnellste, der kleine Diesel mit Handschaltung mit 11,7 Sekunden der langsamste. Alle anderen bewegen sich dazwischen. Die Diesel sind offiziell mit ca. 6 Litern Verbrauch / 100 km angegeben, der Benziner mit knapp über 8 Litern. Beim Benziner wird sich der Realverbrauch angelehnt an diesen Motor aus dem Evqoue eher um die 11 Liter bewegen, bei den Diesel sind wir zuversichtlicher. Im Mix von on- und offroad erzielen wir knapp 10 Liter mit dem 190 PS Diesel, aber bei reinem Straßennutzen wird sich das etwas geringer einpendeln.

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Auf der Straße verhält sich der neue Land Rover Discovery Sport ausgeglichen und zeigt einen guten Allround-Charakter. Er ist komfortabler als ein Range Rover Evoque, ist aber auch nicht richtig weich abgestimmt. D.h. es macht durchaus Freude, etwas schneller in den Kurven unterwegs zu sein. Im Vergleich zum Freelander hat das Fahrwerk auch noch mal an Komfort zugelegt. An BMW & Co. kommt man allerdings da nicht ganz heran. Wer es richtig sportlich mag, kann das neue optionale adaptive Fahrwerk hinzubuchen, damit kann man sich den Discovery Sport auch richtig sportlich machen, also mit mehr Rückmeldung von der Straße.

Die Geräuschisolierung ist durchweg gut, lediglich der alte Diesel nagelt noch klassisch, das wird sich vermutlich mit dem neuen Ingenium-Diesel verbessern. Die Lenkung ist auf der Straße etwas indirekt, etwas weich. Beim Einparken ist das recht hilfreich, weil man nicht viel Kraft benötigt. Ambitionierte Fahrer werden dagegen in Kurven nicht so recht glücklich.

Offroad ist die leichtgängige Lenkung dagegen hilfreich, weil man in engen Kehren und auf anstrengenden Trails nicht viel Lenk-Kraft benötigt. Beim Wenden hilft das ungemein, denn der Wendekreis beträgt fast 12 Meter, da muss man durchaus noch mal nachkurbeln. Überhaupt ist es ein leichtes, den Land Rover Discovery Sport auch abseits der Straße zu bewegen. Obwohl er ein kompaktes SUV ist, schreckt er vor keinem Gelände zurück, Schluss ist erst, wenn die Überhänge den Boden berühren. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass der Disco Sport den Offroad-Komfort eines großen Geländewagens mit Luftfederung nicht erreichen kann. Wer also häufiger und länger Offroad fahren möchte, der sollte doch noch den großen Discovery nehmen. Überwiegend wird der Disco Sport auf der Straße bewegt werden, aber es ist durchaus gut zu wissen, dass er die meisten Hindernisse bewältigen kann und eine gewisse Robustheit im Fahrzeug steckt.

Abmessungen

Länge: 4,59 m
Breite: 2,17 m (mit Außenspiegeln) / 2,06 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,72 m
Wendekreis: 11,86 m
Leergewicht: 1.765 bis 1.863 kg

Fazit: Über 2.000 Euro günstiger als der Evoque ist der Land Rover Discovery Sport, mit zunehmendem Ausstattungsniveau wird die Preisdifferenz tendenziell noch größer. Dafür bietet der Discovery Sport außen ein ähnliches Design, das innen zwar etwas robuster ausgelegt ist, aber deutlich höheren Praxisnutzen bietet. Kopffreiheit und Beinfreiheit sind vorne wie hinten führend in dieser Klasse. Von der Anmutung her und vom Fahrwerk liegt der Discovery Sport etwas hinter seinen Konkurrenten aus deutscher und schwedischer Premium-Produktion, bietet dafür aber auch einen deutlich attraktiveren Einstiegspreis. Eine clevere Positionierung, die sowohl den Einstieg in die moderne Land Rover Welt als auch den Einstieg in das Segment der Premium-Kompakt-SUV bedeutet. Dass technisch noch viel Freelander im neuen Modell steckt, mag man verzeihen, denn der zuletzt ausgereifte Freelander war ein gutes Auto. Durch nun noch neue Motoren und neue Technologien wurde und wird das Fahrzeug Stück für Stück noch weiter erneuert. Gerade in den niedrigen Trim-Levels ist der neue Discovery Sport nicht nur eine bequeme und hochwertige Wahl, sondern auch eine neue preislich attraktive Alternative unter den Premium-Kompakt-SUVs.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Katharina Kruppa

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