Neuer VW Caddy Test Fahrbericht Pkw Nfz und Maxi

Vom Aussehen von vielen belächelt, aber ebenso häufig gekauft: Der VW Caddy ist zwar kein optischer Preisträger, doch bietet kaum ein anderes Fahrzeug so viel Nutzwert bei diesen Abmessungen. Das hat das kleine Nutztier bislang so erfolgreich gemacht. Nun kommt die nächste Generation – wieder in unterschiedlichsten Versionen als Nutzfahrzeug und als Pkw, bei uns im Testbericht. Von Thomas Majchrzak

In elf Jahren hat sich die vorherige Generation des VW Caddy über 1,5 Millionen Mal verkauft. Die nächste Generation möchte daran anknüpfen. Außen wurde der Caddy modern und hübscher gemacht, im Inneren erhält er moderne Multimedia, auch Apple CarPlay. Nun kann der Caddy Bauteile von der MQB-Plattform verwenden, was für Volkswagen Kostenvorteile bringt und für den Kunden die neuen Multimedia-Systeme und ein modernes Fahrzeugkonzept.

Der Basispreis liegt bei 17.600 Euro für den neuen Caddy-Kastenwagen und 18.250 Euro für die neue Caddy-Pkw-Variante. Die Einstiegsversionen kommen mit dem 1,2 Liter Turbobenziner mit 84 PS. Die Preisspanne reicht bis zum Caddy in Highline-Ausstattung als 2.0 TDI, der dann bei gut 31.000 Euro liegt.

Ferner gibt es auch wieder eine Caddy Maxi Version, mit 32 cm mehr Radstand (Länge dann 4,97 m anstatt 4,50 m). Der Aufpreis liegt bei knapp 2.400 Euro. Bisher wurde jeder dritte Caddy als Maxi ausgeliefert. Dieser hat dann zwei Sitzreihen im Fond – und trotzdem noch 530 Liter Laderaum. Bei Bedarf lassen sich die beiden Sitzreihen aber auch wieder entfernen und geben dann 1.350 Liter bzw. 3.700 Liter Stauraum frei. Der normale Caddy kommt auf bis zu 2.852 Liter Laderaumvolumen ohne Sitze im Fahrgastraum.





Exterieur

Pkw-Variante mit normalem Radstand, trim level Trendline

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Die Bauform an sich beschränkt die Designer natürlich grundsätzlich in ihrer Arbeit. Denn hier gilt das Prinzip form follows function. Doch in der neuen Generation des VW Caddy hat man versucht, mehr an „Dynamik“ herauszuholen. So leiten die horizontalen Lamellen im Kühlergrill nahtlos über in die nun schärfer gezeichnete Scheinwerfer-Einheit, um das Fahrzeug optisch breiter erscheinen zu lassen. Die Pkw-Version ist rundherum lackiert, darf mehr Chromlamellen im Kühlergrill tragen und hat natürlich auch für den Fahrgastraum hinten Fenster. Zudem gibt es eine Dachreling.

Bei der Nutzfahrzeug-Version ist die Frontschürze, im Prinzip alles unterhalb der Scheinwerfer, kostengünstig aus schwarzem Kunststoff, etwa damit man dieses Teil bei Kratzern einfacher austauschen kann. Und alles hinter der Fahrertür ist zum Beispiel nur ein simpler Kasten zur Beladung von hinten. Darüber hinaus sind zahlreiche Sonder-Bauten erhältlich, etwa das Double Cab (Mischung aus Pkw- und Nfz-Variante) oder ein Sicherheitsfahrzeug für Straßen/Autobahnen mit Blinklicht-Aufbau oder das Sondermodell Beach mit ausklappbarem Bett.

Interieur

Auch im Interieur gibt es Unterschiede zwischen Nfz- und Pkw-Version.

Der Nutzfahrzeug-Innenraum ist möglichst simpel und unempfindlich, so wird ein robusterer Textilstoff für die Sitze verwandt. Es gibt Dreh-Regler für die einfachere Version der Klimaanlage und einen nicht sonderlich verkleideten Schalthebel – und that’s it. Der Caddy Kastenwagen ist serienmäßig nur mit Fahrersitz bestückt oder optional auch mit einem Beifahrersitz.

Die Pkw-Version hat beim Innenraum dagegen ordentlich zugelegt und zeigt auf dem Armaturenbrett zum Beispiel eine schicke Zierleiste in Alu-Optik, was gut zu den optionalen neuen Multimedia-Systemen passt. Am Lenkrad gibt es Multifunktionsknöpfe, zudem kann man die Climatronic wählen, die auch eine Zwei-Zonen-Temperatureinstellung ermöglicht. Man kann sich den Caddy auch mit Alcantara-Sitzen ausstatten lassen. Im Modell Trendline schauen wir uns die Textil-Sitze an, die zweifarbig sind und einen immer noch robusten, aber deutlich weicheren Stoff bieten als bei der Nutzfahrzeug-Variante.

Man sitzt aufrecht, was für lange Reisen sehr angenehm ist. Trotzdem erfolgt der Einstieg relativ flach, so dass auch mobilitätseingeschränkte Personen einen guten Zugang zum Fahrzeug haben. Während der Caddy von außen gar nicht so hoch ist, fühlt er sich von innen aber so an. Es gibt massig Kopfraum für alle Passagiere, was das Raumgefühl bestimmt.

In unserem Testwagen sind zwei Schiebetüren verbaut, was ab dem Ausstattungslevel Trendlind serienmäßig ist für die Pkw-Variante. Das bringt der Familie einen enormen Vorteil, etwa wenn man Kindersitze installiert und den Kindern hinten beim Anschnallen hilft.

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Bei der hinteren Sitzbank kann man die Rückenlehnen umklappen und dann im zweiten Schritt auch die gesamte Sitzbank nach oben flippen. So entsteht ein noch längerer ebener Laderaum dahinter, was das Fahrzeug maximal flexibel macht. Doch selbst mit installierter Rückbank bleibt massig Kofferraum, so viel, dass man den Caddy schon anstatt dem VW Transporter als Flughafentaxi einsetzten könnte. Aber wenn der Fahrer recht groß ist, bleibt im Fond dahinter gerade so viel Knieraum, dass man maximal mit etwa 1,85 m Körpergröße hinten gut seine Beine unterstellen kann. Die Beinfreiheit ist also auf der Rückbank nicht für große Erwachsene ausgelegt – da müsste man dann schon die Maxi Version nehmen.

Die Heckklappe ist in der Pkw-Version standardmäßig eine echte Klappe, die weit ausladend öffnet und damit dann eine sehr niedrige Ladekante bietet. Selbst mit 1,90 m Größe kann man noch unter der Heckklappe stehen. Zum Schließen kann man eine Schlaufe greifen, falls man nicht so groß ist, um die Klappe am Ende zu greifen. Optional kann man sich eine zweitgeteilte Tür für den Laderaum bestellen, bei der Nfz-Variante ist diese Lösung wiederum die Regel.

Neu sind für die neue Generation VW Caddy einige Assistenzsysteme. So bietet VW serienmäßig die City-Notbremsfunktion. Übersieht der Fahrer bei Geschwindigkeiten unterhalb von 30 km/h ein Hindernis, bremst das System automatisch ab, im Idealfall werden so Auffahrunfälle gänzlich vermieden. Ebenfalls serienmäßig ist die so genannte Multikollisionsbremse, die die Bremse aktiviert, wenn der Fahrzeug schon in einen Crash verwickelt ist – so können Folgeunfälle vermeidet werden. Neben den Fahrer- Beifahrer- und Seitenairbags gibt es optional noch Curtain-Airbags, die sich wie ein Vorhang entlang des Fensters ziehen.

Verfügbar ist für den neuen Caddy auch die automatische Distanzregelung ACC, die bei einer Geschwindigkeit von 0 bis 160 km/h (DSG) oder 30 bis 160 km/h (Schaltgetriebe) aktiv ist. Sie misst und überwacht mit einem Radar-Sensor die Entfernung und die Relativgeschwindigkeit zu vorausfahrenden Fahrzeugen. In Kombination mit dem DSG bremst die ACC das Fahrzeug, beispielsweise in Kolonnen oder in Stausituationen, auch bis zum völligen Stillstand ab. Beim Schaltgetriebe muss man bei geringer Geschwindigkeit die Bremse wieder selber übernehmen, was unser Meinung nach eine ungünstige Kombination ist.

Nutzfahrzeug-Variante

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Motoren

Bei den Benzinern stehen zwei Motoren zur Auswahl:

– 1,0 l TSI mit 102 PS (Dreizylinder, neu)
– 1,2 l TSI mit 84 PS (Vierzylinder)
– 1.4 l TSI mit 125 PS (Vierzylinder)

Bei den Dieseln läuft der VW-Volumenmotor mit zwei Litern Hubraum.

– 2,0 l TDI mit 102 PS
– 2,0 l TDI mit 125 PS
– 2,0 l TDI mit 150 PS
– 2,0 l TDI mit 175 PS

Zudem gibt es eine 1,4 Liter Erdgas-Variante.

Fahrverhalten

Wir testen den 2,0 Liter Turbodiesel mit 102 PS, zunächst in der Pkw-Variante mit kurzem Radstand. In der Stadt ist der Motor für das Fahrzeug völlig ausreichend und hat auch genug Durchzug. Bemerkbar machen sich die ggf. fehlenden PS erst auf der Autobahn. Bei der Beschleunigung von 90 auf 120 km/h passiert erstmal wenig, selbst ohne Beladung. Wer also häufiger auf der Autobahn unterwegs ist, sollte den Diesel eher mit mehr PS wählen oder den 125 PS Benziner. Den stärkeren Diesel hat Motoreport getestet.

Das neue Fahrwerk überzeugt mit einer komfortablen Ausrichtung, die auf Reise abgestimmt ist. Bei Bodenwellen schaukelt es ordentlich, was nicht unbedingt negativ sein muss. Denn für die Insassen ist das angenehmer, nur nicht für sportlich ambitionierte. Im Vergleich zum Vorgängermodell lässt sich der neue VW Caddy aber schon durchaus flotter bewegen, die Lenkung ist gar nicht mal indirekt und die neuen Dämpfern versprechen auch ein wenig mehr Fahrspaß.

Viel getan hat sich auch bei der Geräuschisolierung, man kann sich auch auf der Autobahn noch gut und ruhig unterhalten. Die Sitzposition bleibt auch auf längeren Strecken angenehm. Überhaupt finden wir nichts, worüber man klagen könnte. Der neue Caddy ist durchweg solide und in der Pkw-Variante schon im mittleren Ausstattungsniveau ein hochwertiges Fahrzeug, was Pkw-Gefühl mit Nutzfahrzeug-Stauraum verbindet. Familien mit Kinder werden sich sicher fühlen, allein schon mit der soliden Verarbeitung, optional dann noch weiter mit den neuen Assistenzsystemen.

Den Caddy Maxi testen wir in der Mischform mit voller Rücksitzbank, aber verlängertem Laderaum. Ein Fahrzeug, was zum Beispiel für ein Tierheim geeignet wäre. Hier sind die Achsen auf mehr Zuladung abgestimmt, was einen Komfortverlust bedeutet. Zudem ist die Akustik deutlich schlechter, was am Hall im Laderaum liegt. Der längere Radstand macht sich beim Geradeauslaufen nicht sonderlich bemerkbar, aber in Kurven deutlich. Das Heck hängt vergleichsweise deutlich hinterher. Der Wendekreis steigt ferner von 11 auf 12 Meter. Insgesamt bleibt bei uns der Eindruck hängen, dass der Pkw-Caddy deutlich angenehmer zu fahren ist.

Sondermodell Beach

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Abmessungen

Länge: 4,50 m 4,97 m (Caddy Maxi)
Breite: 1,79 m / 2,06 m (mit Außenspiegeln)
Höhe: 1,83 – 1,88 m
Radstand: 2,68 m / 3,00 m (Caddy Maxi)

Fazit: Die Neuheiten im Volkswagen Caddy gehen über die neuen Scheinwerfer hinaus. Die Agilität, sofern man davon bei einem solchen Fahrzeug sprechen kann, wurde deutlich gesteigert und der Qualitätseindruck gestärkt. Das liegt an den simplen, aber gut verarbeiteten Materialien und der Geräuschisolierung. Das Fahrverhalten ist ohne Fehl und Tadel. Bei noch recht kompakten Abmessungen bietet schon der normale Caddy eine große Vielseitigkeit im Innenraum, die viele Familien weiter überzeugen wird. Die Nutzfahrzeug-Version dagegen ist auf den harten Arbeitseinsatz ausgelegt, was je nach Beladungsanspruch auch Komforteinbußen mit sich bringt. Die oberflächliche Qualität ist hierbei auch niedriger, wobei sich das natürlich nicht technisch auswirkt. Die Version mit langem Radstand ist schon recht träge zu fahren und man sollte sich diese nur zulegen, wenn man den Platz wirklich benötigt. Und das ist auch der Vorteil am Caddy: Die vielseitigen Optionen machen die Konfiguration zwar schwer, doch es gibt sozusagen für jede Familie und für jede Berufsgruppe einen maßgeschneiderten Caddy.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

Double Cab, Mischung Pkw/Nfz

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