Range Rover Sport SVR 550 PS Test Fahrbericht

Special Vehicle Operations (SVO) nennt sich die Abteilung für Sonder-Anfertigungen bei Jaguar Land Rover. Aus dieser Schmiede kommt nun das Gegenstück zu einem BMW X5/X6 M, der Range Rover Sport SVR (Special Vehicle Racing). Der stärkste Range Rover (Sport) aller Zeiten liefert 550 PS und damit noch 40 PS mehr als die bisherige Supercharged-Version – getestet von uns auf dem Nürburgring. Von Thomas Majchrzak

Gewöhnlich startet der Range Rover Sport mit einem 3.0l TDV6 (Diesel) mit 258 PS und kostet in der Basisversion 61.610 Euro. Der Range Rover Sport SVR mit 5-Liter-V8 Kompressor mit 550 PS liegt bei 125.910 Euro, kostet also doppelt so viel wie die Basis-Version – und auch über 20.000 Euro mehr als die Autobiography Version des 5-Liter-V8, die eigentlich schon die höchste Luxus-Ausstattung darstellt.





Exterieur

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Beim Exterieur gibt es dafür folgende Features:

– SVR Logo
– Kühlergrill und Lufteinlässe in der Motorhaube
– Sport-Stoßfänger vorne und hinten
– Riesige Bremssättel in Blau mit Brembo-Branding vorne
– Sport-Seitenschweller
– Seitliche Lufteinlässe mit Streben und Einfassung
– Türgriffe in Wagenfarbe
– SVR Scheinwerfer und Rückleuchten
– Heckspoiler
– Diffusor mit integrierter vierflutiger Auspuffanlage
– Höhere Endgeschwindigkeit: 260 km/h (elektronisch abgeregelt)
– 21 Zoll Alufelgen (optional 22 Zoll)

Das 2,07 m breite Full-Size-SUV (mit Außenspiegeln 2,22 m) wirkt dadurch noch aggressiver, gerade in Verbindung mit der schon ohnehin kantigen Form, die heutzutage auf dem Markt kaum noch zu finden ist. Trotzdem bleiben die sportlichen Änderungen vergleichsweise alltagsverträglich, es ist also nicht zu viel des Guten. Beeindruckend ist die exklusive Sonderfarbe Estoril Blau, die auch unsere Fotos zeigen.

Interieur

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Im Interieur gibt es Voll-Ausstattung, im Vergleich zu den sonstigen hohen Ausstattungen fallen die Sportsitze als Kontrast auf. Diese weisen eine stark ausgeformte Schulterpartie aus und eine früh beginnende Nackenunterstützung. Größere Menschen können dies als etwas störend empfinden, da die Sitze offensichtlich bis 1,80 m optimiert sind. Es funktioniert natürlich trotzdem und die Sitze werden nicht unbequem, aber man merkt, dass der Nacken/Kopf-Bereich schon im Rücken beginnt.

Am Armaturenbrett finden sich hier keine Holzapplikationen, sondern Karbon-Look, etwa rund um die Klima-Einheit herum. Die Verarbeitung ist tadellos und sehr hochwertig. Der Grundton ist schwarz, was für den Dachhimmel gilt als auch für alle anderen Elemente außer den Karbon-Inlets.

Die Sportsitze beeinflussen nicht die Beinfreiheit im Fond, so bleibt der Range Rover Sport SVR allzeit alltagstauglich. Auf der Rückbank finden sich sogar zwei Einzelsitze im Stile der vorderen Sportsitze, ein nettes Detail.

Motoren

Der 5 Liter V8-Kompressormotor mit 550 PS ist bekannt aus dem F-TYPE R Coupé und stellt das leistungsstärkste Aggregat von Jaguar Land Rover dar. Das Drehmoment liegt maximal bei 680 Newtonmeter. So ist es auch möglich, einen 2,4 Tonnen Koloss in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu katapultieren. Der angegebene Verbrauch liegt bei 12,8 l / 100 km – eher theoretisch.

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Fahrverhalten

Denn der atemberaubende, grollende Sound macht Lust auf mehr. Wer Aufsehen erregen möchte, kann wie beim F-TYPE die Klappenauspuff-Taste betätigen (automatisch im Race/Dynamik-Modus), dann öffnet sich in der vierflutigen Auspuffanlage eine zusätzliche Klappe, die für ein richtiges Röhren sorgt. Gewöhnlich sind SUVs allerdings dann in der Kurve so träge, dass es kaum Freude macht, die Power auszufahren. Der Range Rover Sport SVR wartet dagegen mit einem straffen Fahrwerk auf, bei dem die Wankneigung deutlich reduziert wurde. So fühlt er sich in Kurven gar nicht so schwer an und es macht richtig Spaß, ihn um den Nürburgring zu prügeln. Die ZF-Achtstufenautomatik schaltet zuverlässig die Gänge hoch und macht sich im Dynamik-Modus sogar gut bemerkbar. Ansonsten arbeitet sie im normalen Drive-Modus eher zurückhaltend.

Lediglich beim starken Bremsen in die Kurve hinein merkt man doch noch das Gewicht, da kann man die Physik nicht überlisten. Ansonsten ist das Bremsverhalten z.B. von 200 auf 100 km/h auf der Start- und Zielgeraden beachtlich. Das einzige, was man z.B. als sportlich ambitionierter BMW-Fahrer vermisst, ist eine etwas straffere Lenkung. Die Lenkung ist direkt, vermittelt aber nicht ganz die Verbindung zur Straße, die ein BMW X5/X6 M transportiert.

Selten haben wir so entspannte Runden auf dem Nürburgring erlebt. Denn trotz des Gewichts bleibt der Range Rover Sport SVR relativ einfach zu fahren und kann tatsächlich so etwas wie Komfort auf der Rennstrecke vermitteln, selbst Beifahrer fühlen sich da wohl.

In 8 Minuten und 14 Sekunden umrundete der Range Rover Sport SVR bei Testfahrten die Nordschleife, Rekord für ein SUV dieser Größe. Im Alltag ist das natürlich eher irrelevant, aber es zeigt, dass hier mehr Sport drin steckt als in den meisten anderen SUVs. Die Endgeschwindigkeit liegt beim SVR bei 260 km/h, und das ist sogar noch elektronisch abgeriegelt. Man fragt sich, für wen das tatsächlich in Frage kommt.

Obwohl der Range Rover Sport SVR durchweg eher ein Sportfahrzeug ist, bietet er alle Offroad-Features eines gewöhnlichen RRS, so auch die Geländeuntersetzung. Mit der serienmäßigen Luftfederung kann man die Bodenfreiheit von 20 cm auf 26,5 cm erhöhen, die maximale Wat-Tiefe liegt dann bei 85 cm. Einzige Einschränkung: Ganz steile Auf- und Abfahrten oder Löcher kann man nicht ganz so gut durchschreiten, weil die Böschungswinkel wegen der tieferen Spoiler etwas geringer ausfallen. Auch die Anhängelast fällt von 3,5 auf 3,0 Tonnen.

Fazit: Der neue Range Rover Sport SVR bietet wohl die bequemste Art und Weise, auf der Rennstrecke unterwegs zu sein. Trotz des hohen Gewichts und der Abmessungen eines Full-Size-SUVs ist es gelungen, ein extrem sportliches Gefährt auf die Beine zu stellen, das wirklich Freude auf dem Track macht. Angesichts des gleichzeitig gebotenem Komforts erwischt man sich dabei, das nächste Mal wieder mit dem RRS SVR auf den Nürburgring gehen zu wollen – und nicht unbedingt in einem Sportwagen. Ein unerwartetes Ergebnis. Das sportliche, aber nicht zu übertriebene Exterieur gepaart mit dem exklusiven Blauton begeistert in seiner Einzigartigkeit, das Interieur überzeugt mit hoher Qualität und Racing-Style, sofern man nicht helle Interieurs bevorzugt. Lediglich der Preis sollte markenintern betrachtet nicht noch mehr als 20.000 Euro über der Autobiography-Variante liegen, wobei er markenextern betrachtet damit genau im Wettbewerb liegt.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl

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