Neuer Audi Q7 Testbericht 2. Generation

Ein neuer Audi Q7 in der zweiten Generation verspricht nach einer Abspeck-Kur ein deutlich agileres Fahrverhalten und ein exklusives Interieur. Das Exterieur-Design wurde dagegen bislang kritisiert. Wir testen nun die Neuauflage des großen Audi-SUVs. Gerade der Vergleich zum neuen Volvo XC90 wurde mit Spannung erwartet. Von Thomas Majchrzak

Von der ersten Q7‑Generation (ab 2006) hat Audi mehr als 500.000 Einheiten verkauft. Die zweite Generation ist minimal kleiner geworden, das tut ihm gut, denn ein Auto muss nicht immer nur größer werden. Trotzdem hat Audi mehr Platz im Innenraum geschaffen. Es gibt einen neuen Innenraum mit zahlreichen optionalen Assistenzsystemen. Serienmäßig ist lediglich der City-Notbremsassistent.

Der neue Basispreis für den 3.0 TDI mit 272 PS liegt bei 60.900 Euro, für den 3.0 TFSI mit 333 PS bei 62.900 Euro.




Exterieur

 

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Der neue Audi Q7 misst nun 5,05 Meter in der Länge (3 cm kürzer als der Vorgänger), 2,99 Meter Radstand, 1,97 Meter Breite (1 cm schmaler) und 1,74 Meter Höhe (mit Stahlfederung). Es tut ihm gut, dass er nicht noch größer geworden ist, war er doch in der Konzernfamilie mit VW Touareg und Porsche Cayenne ohnehin schon das größte SUV. Interessant für Interessierte, langsam lesen, denn nun wird es etwas kompliziert: Der bisherige Audi Q7 stand auf der Plattform des ersten Touareg, so wie auch der erste Cayenne. Dann haben Touareg und Cayenne zusammen die zweite Generation auf der neuen Plattform gemacht, während der Q7 diese 2. Generation ausgelassen hat. Nun setzt dafür der Q7 die dritte Plattform-Generation, die dann im nächsten Schritt auch wieder Touareg und Cayenne nutzen werden. Der Q7 hat den langen Radstand, Touareg und Cayenne den kurzen.

Optisch ist der Audi Q7 aber noch kleiner geworden, als er tatsächlich ist. Das Styling hat sich dem kleineren Q5 angenähert, so dass ungeübte Blicke von weitem die Modelle nicht so gut unterscheiden können. Das macht den Audi Q7 grundsätzlich unauffälliger, ein Gegenentwurf zu manch anderen Full-Size-SUVs.

Der neue Audi Q7 ist zudem als Diesel im Vergleich zum Vorgänger-Diesel 325 kg leichter geworden, 71 kg davon entfallen auf die Karosserie, die nun zu 41 Prozent aus Aluminium besteht (Rest Stahl). Weitere 100 kg wurden beim Fahrwerk eingespart. Am größten ist der Gewichtsunterschied beim Dieselmotor, da gerade hier bei der Abgasanlage Gewicht eingespart wurde.

Während die erste Generation vorne eine eher rund-bullige Schnauze hatte, setzt die zweite Generation auf mehr Kante. Das zeigt sich im Kühlergrill sowie in der Lichtsignatur. Dabei stehen Scheinwerfer mit Xenon, LED oder Matrix LED zur Verfügung. Der Grill ist nun hexagonal, hat also eine zusätzliche „Seite“ dazubekommen. Seitlich zeigt der Audi Q7 eine Linie, die eher den Passagieren im Innenraum dient. Keine groß abfallende Dachlinie, steil anstehende Fenster. Am Heck dominieren nun horizontal in die Breite gezogene Rückleuchten, die die kantige Optik unterstreichen – und sich damit gegen den SUV-Trend setzen, alles immer rundlicher zu gestalten, etwa für den chinesischen Markt.

Dennoch wurde das Exterieur-Design des neuen Audi Q7 bisher vielfach kritisiert, während das Interieur vorab von den Autogefühl-Zuschauern gelobt wurde. Ein konservatives Design wird vom Fachpublikum häufig nicht allzu sehr geschätzt, während es am Markt gut ankommt. Wir sind gespannt, wie es hier wird. Uns konnte der Audi Q7 vom Exterieur-Design nicht überzeugen.

Für den neuen Audi Q7 gibt es vier neue Außenfarben, insgesamt stehen elf im Angebot. Auf unseren Fotos sehen wir einmal Macaw Blue (Ara-Blau), eine sehr schöne Farbe, sowie Argusbraun. Serienmäßig steht der neue Audi Q7 auf 18-Zoll-Rädern, optional geht es rauf bis auf 21-Zoll. Im S-line Exterieurpaket sind Stoßfänger, Lufteinlässe, Seitenschweller, Dachkantenspoiler und Diffusor sportlicher gestaltet, wie wir auf dem Fotos mit dem blauen Fahrzeug sehen.

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Interieur

Obwohl das Fahrzeug eher ein wenig kleiner geworden ist, hat sich die Raumausnutzung verbessert. Im Innenraum bietet der neue Audi Q7 zwischen der ersten und zweiten Sitzreihe 2,1 cm mehr Platz in der Länge und 2,3 cm mehr Kopffreiheit. Vorne sind es 4,1 cm mehr Kopffreiheit. Serienmäßig liefert Audi in der zweiten Reihe eine Dreier-Sitzanlage mit neigungs-verstellbaren Lehnen. Als Option lassen sich alle drei Sitze um bis zu 11 cm längs verschieben. Das Kofferraumvolumen beträgt nunmehr 890 Liter und 2.075 Liter mit umgeklappter Rückbank.

Eine weitere Option sind zwei Einzelsitze in der dritten Reihe, die auch als Kindersitz zugelassen sind. Somit kann man den Audi Q7 wie den neuen Volvo XC90 zum Siebensitzer machen. Und das funktioniert wunderbar: Weil man die zweite Reihe etwas nach vorne schieben und dann die Füße darunter schieben kann, ist es sogar möglich, dass Erwachsene in der dritten Sitzreihe Platz nehmen – das hat bisher keiner in diesem Ausmaß geschafft. Im neuen Audi Q7 kann man also tatsächlich mit sieben Erwachsenen reisen.

Serienmäßig gibt es eine neue Zweizonen-Klimaautomatik, optional ist eine Vierzonen-Anlage, die dann auch die Rücksitze mit einbezieht. Ein neues MMI „all‑in‑touch“ Bedienteil bietet ein Touchpad, das sogar eine haptische Rückmeldung gibt, sprich: Das Touchpad sinkt etwas ein auf Druck. Effektiv benötigt man aber eigentlich nur die Menü- und Zurück-Taste, das restliche Touchpad ist für den Alltagsgebrauch eher irrelevant. Die Bedienung ist ferner auch per Sprachsteuerung möglich, was wir aber nicht getestet haben, da auch dafür kein Bedarf bestand.

Optional gibt es das Audi virtual cockpit (bekannt aus dem neuen Audi TT), ein 12,3 Zoll TFT-Bildschirm mit 60 fps Bildwiederholrate. Zudem ist auch ein Head-up-Display erhältlich, das wir als sehr angenehm empfunden haben. Erstmals bietet Audi auch Google Android Auto und Apple Carplay an, was die Smartphones im Auto spiegelt – wobei der Zusatznutzen gegenüber der Bluetooth-Verbindung für Musik und Telefonie bekanntlich überschaubar bleibt. Außerdem gibt es auf Wunsch einen Internetzugang nach LTE-Standard mit WLAN-Hotspot.

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Auf die Ohren gibt es im Highend-Bereich was vom optionalen Bang & Olufsen-Soundsystem – mit 1.920 Watt und 23 Lautsprechern inklusive Subwoofer. Der Klang ist herrlich und zählt zweifelsohne zu den besten auf dem Markt.

Insgesamt ist das Interieur mehr als perfekt verarbeitet und sieht großartig aus, in jeder Hinsicht. In der Basisversion gibt es Textil-Sitze, alle weiteren Optionen darüber nutzen Tierhaut für die Sitzbezüge. Um die durchweg negativen Eigenschaften von Leder auszugleichen, gibt es optional eine Sitzlüftung, die aber wenig effektiv ist.

Motoren

Der neue Audi Q7 startet mit zwei 3-Liter-Motoren: ein Diesel und ein Benziner. Hier die aktuellen und zukünftigen Motoren in der Übersicht:

– 3.0 TDI mit 272 PS, 0 auf 100 km/h in 6,3 Sekunden – 5,7 Liter / 100 km (offiziell)
– 3.0 TFSI mit 333 PS, 0-100 in 6,1 Sekunden – 7,7 Liter / 100 km (offiziell)

Später folgen noch:

– 3.0 TDI mit 218 PS („Effizienzmodell“)
– 2.0 TFSI mit 252 PS (vor allem für China und USA)

Audi Q7 e‑tron quattro, erster Plug‑in‑Hybrid mit Dieselmotor von Audi, mit einer Systemleistung von 373 PS und einer rein elektrischen Reichweite von 56 Kilometern. Zusätzlich wird auch noch ein Benzin-Plug-in-Hybrid kommen, primär für den chinesischen Markt

Fahrverhalten

Mit knapp 2 Tonnen Leergewicht ist der Audi Q7 natürlich immer noch kein Leichtgewicht, aber laut Angaben von Audi der leichteste in seiner Klasse. Die Abspeck-Kur merkt man dem Q7 auch direkt an. Eingespart hat man zum Beispiel an der jeweiligen Materialdicke. Für ein großes Fahrzeug lässt sich der neue Q7 so wirklich super fahren. Haarnadelkurven machen zwar nicht unbedingt viel Freude wie z.B. noch bei einem sportlichen Kompakt-SUV, aber der Q7 ist alles andere als schwergängig.

Gegenüber dem Vorgängermodell ist der Schwerpunkt des Audi Q7 zudem um 5 cm abgesenkt. Das hat man dadurch erreicht, dass man den Motor tiefer einbaute. Dynamische Kurvenfahrten werden ferner von einer selektiven Drehmomentsteuerung unterstützt: In schnellen Kurvenfahrten werden die kurveninneren Räder leicht eingebremst, damit die kurvenäußeren Räder im Verhältnis noch schneller sind und das Fahrzeug besser „herumziehen“. So etwas kennt man bei Porsche unter dem Namen Torque Vectoring.

Und wo wir gerade beim Konzernbruder Porsche sind: Das vom Porsche 911 Turbo S bekannte System der Hinterradlenkung wurde auf den neuen Audi Q7 übertragen. Diese Allradlenkung schlägt die Hinterräder bis zu fünf Grad ein. Bei niedrigen Geschwindigkeiten lenkt sie gegensinnig zu den Vorderrädern und verkleinert dadurch zum Beispiel den Wendekreis um bis zu einem Meter. Bei höheren Geschwindigkeiten folgen die Hinterräder der Bewegung der Vorderräder, um für mehr Stabilität zu sorgen. Uns fällt vor allem auf, dass der Wendekreis dadurch für ein Fahrzeug mit 3 Metern Radstand sehr gering ist. Wenden auf engstem Raum ist damit kein Problem.

Im regulären Fahrbetrieb leitet das Mitteldifferenzial die Kräfte im Verhältnis 40:60 an die Vorder- und Hinterachse. Wenn die Räder einer Achse Grip verlieren, kann die Kraft maximal zu 70 Prozent an die Vorderachse und maximal zu 85 Prozent an die Hinterachse geleitet werden.

Optional erhältlich ist eine Luftfederung. Diese senkt die Karosserie bei schnellen Fahrten auf der Autobahn um bis zu 3 cm ab, bei langsamer Fahrt im Gelände kann sie bis zu 6 cm angehoben werden – für mehr Bodenfreiheit. Mit der Luftfederung kann der Audi Q7 dann auch die bekannten 3,5 Tonnen ziehen und wird auch für Liebhaber von Pferden und Booten interessant. Auch wir testen die Luftfederung und sind begeistert vom Komfort. Man schwebt über der Straße, hat aber in Kurven trotzdem genügend Rückmeldung.

Und zu der Motoren-Performance: Zu unserer Überraschung fühlen sich Benziner und Diesel relativ gleich an. Das liegt zum einen daran, dass die Beschleunigungswerte so ziemlich identisch sind. Zum anderen daran, dass die Geräuschisolierung derart großartig ist, dass man den Motor kaum hört. Die Isolierung ist sogar so dicht, dass man Menschen, die neben der Scheibe stehen und sich unterhalten, gar nicht hört. Wir hatten sogar das Gefühl, etwas Druck auf den Ohren zu haben, weil nicht genügend Druckausgleich stattfindet.

Vielleicht ist der Benziner unten herum einen minimalen Tacken spritziger. Ansonsten ist es mehr eine Frage der Philosophie und des Verbrauchs. Beim Diesel rechnen wir mit gut 10 l / 100 km, beim Benziner mit 14 l / 100 km.

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Assistenzsysteme

Serienmäßig sind die Einparkhilfe hinten, ein Tempomat und das Sicherheitssystem Audi pre sense city. Bei Stadt-Tempo warnt es den Fahrer vor drohenden Kollisionen mit anderen Fahrzeugen und Fußgängern, im Notfall veranlasst es eine starke Bremsung.

Optional sind weitere neue Assistenzsysteme, etwa die Adaptive Cruise Control nun mit Stauassistent. In der Top-Ausbaustufe „ACC Stop & Go inklusive Stauassistent“ übernimmt das System auf gut ausgebauten Straßen sogar die Lenkarbeit, solange der Verkehr zähflüssig ist und das Tempo nicht mehr als 65 km/h beträgt. Das konnten wir – mangels Stau – nicht testen. Allerdings kann der teuerste adaptive Tempomat auch etwas anderes interessantes: Wir sind beeindruckt davon, wie der Q7 anhand der Kartendaten und der Kamera-Bestätigung die Straße liest und automatisch das Beschleunigen und Bremsen übernimmt – selbst, wenn kein Fahrzeug vorne weg fährt. Man fährt also in die nächste Kurve und wird automatisch langsamer, damit man nicht über das Ziel hinaus schießt. Je nach Kartenlage kann das System auch einmal nicht zu 100 % funktionieren, aber in den meisten Fällen konnten wir somit weite Strecken sehr entspannt fahren und mussten nur das Lenkrad bedienen. Erschreckend für einen passionierten Autofahrer, aber man gewöhnt sich tatsächlich daran und genießt es.

Abmessungen

Länge: 5,05 m
Breite: 1,96 m
Höhe: 1,74 m
Radstand: 2,99 m
Leergewicht: 1.970–1.995 kg
Kofferraumvolumen: 890 / 2.075 Liter (mit umgeklappten Lehnen der zweiten Sitzreihe)

Fazit: Der neue Audi Q7 ist ein technologisches Highlight. Der konsequente Leichtbau hilft beim überzeugenden Fahrverhalten, der Q7 ist für so ein großes Fahrzeug recht agil. Das konservative Exterieur stellt unser Meinung nach eine Verbesserung gegenüber dem Vormodell dar, allerdings zieht die Konkurrenz, gerade der Volvo XC90, vom Styling davon. Der Innenraum bietet großes Kino in jeglicher Hinsicht. Die perfekte Verarbeitung bis ins Detail, der großartige Sound oder allein schon das Akustik-Design der Knöpfe. Sicherlich einer der besten Innenräume überhaupt. Gut auch, dass man auf das Virtual Cockpit verzichten kann, wenn man möchte, denn Manchem ist die Bedienung mit zig Verstell-Möglichkeiten vielleicht ein wenig overdone. Platz bietet der Audi Q7 reichlich, gerade die 7-Sitzer-Option ist wohl überlegt und bietet sogar 7 Erwachsenen Platz, sonst sind die Sitze in der dritten Reihe immer ausschließlich Notsitze für Kleinkinder. Technologisch ist uns besonders das teil-autonome Fahren aufgefallen, das in der höchsten Ausbaustufe des adaptiven Tempomats erhältlich ist. Da setzt Audi Maßstäbe. Letztlich wird die Entscheidung auf den Audi Q7 fallen, wenn man Perfektion und Unauffälligkeit sucht. Dafür hat er eben nicht ganz so viel Rasse wie z.B. ein neuer XC90.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Weitere Perspektiven auf den neuen Audi Q7:

rad-ab
Autophorie
der-auto-blogger
trendlupe
1300ccm
Autorild
Passiondriving
Newgadgets
Racingblog

 

 

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