Infiniti Q70 Facelift Testbericht 2.2d

Das Modell der oberen Mittelklasse von Infiniti hat jüngst ein Update erhalten: Das Infiniti Q70 Facelift kommt zu uns in den Testbericht als 2.2d, also mit dem kleinen sparsameren Diesel. Kann der Q70 sich gegen Mercedes E-Klasse, 5er BMW & Co. behaupten? Von Thomas Majchrzak

Ab 2010 wurde das Fahrzeug hierzulande als Infiniti M verkauft, 2013 erfolgte der Namenswechsel zu Q70, um eine Einheitlichkeit bei den Infiniti-Modellnamen zu erzeugen. In Japan wird das Modell als Nissan Fuga vertrieben. In Amerika ist der Q70 recht beliebt und verkauft sich fünfstellig pro Jahr. In Deutschland dagegen kann man die Neuzulassungen bislang an einer Hand abzählen. Von der Länge her ist der Infiniti Q70 mit 4,94 m schon Oberklasse, ist er es auch in seiner Qualität? Der Einstiegspreis für das Q70 Facelift liegt bei 44.500 Euro mit dem 2,2-Liter-Diesel – und damit ein paar tausend Euro höher als die Einstiegspreise bei der deutschen Premium-Konkurrenz in der oberen Mittelklasse, aber schon mit deutlich mehr Ausstattung – effektiv also im fairen Vergleich günstiger.





Exterieur

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Während zum Beispiel Audi und BMW auf klare Kanten setzen, kommt der Infiniti Q70 eher mit rundlichen Designformen daher, genau wie die anderen Infiniti-Modelle. Als charakteristischer Zug hat sich die gewölbte Ausbildung oberhalb der vorderen Radkästen ausgebildet. Die geschwungenen Formen wirken stimmig und sind in der Tat ein willkommener Gegenentwurf. Der Q70 hat damit ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Klasse.

Die Änderungen im Facelift 2015 betreffen hauptsächlich den Kühlergrill, der nun nicht mehr horizontale Lamellen trägt, sondern eine schwarze Gitterstruktur. Ferner haben die Scheinwerfer eine zusätzliche Kante erhalten. Serienmäßig kommen diese als Voll-LED-Scheinwerfer. Im unteren vorderen Bereich wurden die Schweller etwas maskuliner gestaltet. Am Heck wurden die Rückleuchten abgeändert. Serienmäßig steht der Infiniti Q70 auf 18-Zoll-Felgen. Darüber hinaus will Infiniti an Verarbeitungsqualität und Fahrkomfort gearbeitet haben. Das nehmen wir unter die Lupe.

Unser Testwagen ist der Infiniti Q70S, die Sportvariante. Diese trägt dann noch einen breiteren Schweller vorne sowie beeindruckende 20 Zoll Felgen.

Interieur

Das angenehme Konzept von Infiniti, dass man den Preis des Fahrzeugs für ein bisschen Ausstattung nicht verdoppeln muss, setzt sich im Innenraum fort. Im Basispreis sind bereits Rückfahrkamera sowie Parksensoren vorne und hinten enthalten. Standardmäßig sind Stoffsitze.

Für 4.400 Euro Aufpreis erhält man die Ausstattungslinie Premium, die dann z.B. das Navi beinhaltet sowie die Voll-Lederausstattung, bei denen die Vordersitze dann, weil Leder schließlich meistens zu heiß oder zu kalt ist, beheiz- und belüftbar sind.

Insgesamt hat man mit 50.000 Euro ein voll ausgestattetes Premium-Fahrzeug der oberen Mittelklasse. Da können die deutschen Hersteller preislich nicht mithalten.

Ein interessantes Feature ist die „Forest Air“, ein separater Schalter, mit dem die Luftfeuchtigkeit reguliert wird und die Luft nicht ständig, sondern in Zyklen/Wellen in den Innenraum geblasen wird, um so einen frischen Windzug wie im Wald nachzuahmen.

Das Cockpit wirkt sehr geräumig, gerade, weil das Armaturenbrett nicht weit in den Innenraum hineinragt. Das macht besonders viel für den Beifahrer aus. Auch im Innenraum dominieren runde und geschwungene Linien, was eine Wohlfühlatmosphäre erzeugt. Material-Verarbeitung und Anmutung überzeugen auf ganzer Linie. Selten haben wir ein Fahrzeug gefunden außerhalb der deutschen Premium-Hersteller, das mit der Verarbeitungsqualität mithalten kann. Selbst die Haptik und die Akustik der Knöpfe und Regler stimmen.

Einziges Manko: Die Anzahl der Knöpfe auf der Mittelkonsole, davon wird man doch etwas erschlagen. Zudem ist die Darstellung auf dem zentralen Bildschirm nicht mehr zeitgemäß, geschweige denn die Art der Knöpfe. Hier müsste dringend mal Hand angelegt werden. Dennoch ist, wie beschrieben, die grundsätzliche Qualität überragend.

Im Fond gibt es aufgrund der Länge des Fahrzeugs massig Platz, selbst wenn die Komfort-Einstiegsfunktion aktiviert ist (Sitz geht automatisch zurück, Lenkrad geht hoch), bleibt für Fond-Passagiere auch bei Großgewachsenen ordentlich Beinfreiheit. Und auch wenn das Schiebedach verbaut ist, hat man mit 1,90 m noch locker Kopf-Freiheit. Abgesehen von einer Ski-Durchreiche ist der Kofferraum dagegen weniger gut nutzbar. Es ist weder besonders groß, noch kann man die Sitze umklappen.

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Fahrverhalten

Der 2,2-Liter-Diesel, den wir schon aus dem Mittelklasse-Modell Infiniti Q50 kennen, ersetzt den bisherigen V6-Diesel-Motor. Der kleine Diesel mit 170 PS stammt ursprünglich von Mercedes und zielt auf die Flottenkunden ab, die einen geringen Listenpreis und einen geringen Verbrauch schätzen. Wir finden: Eine gute Wahl für dieses Fahrzeug, denn das überzeugende Fahrwerk stimmt den Fahrer auf Komfort ein. Mit dem Infiniti Q70 möchte man genießen, und nicht rasen. Da ist es zu entschuldigen, dass der Diesel eine Gedenksekunde benötigt, bevor der Turbo einsetzt. Als Autobahnmotor ist er dennoch geeignet, weil für Überholmanöver genügend Drehmoment vorhanden ist. Unser Testverbrauch liegt bei 7 l / 100 km. Das ist für 1.765 kg Gewicht noch in Ordnung, könnte allerdings ein klein bisschen weniger sein. Serienmäßig gibt es das 7-Stufen-Automatikgetriebe, das zuverlässig und reibungslos die Gänge hochschaltet. Auch das gefällt uns. Mit der Lenkung sind wir ebenfalls zufrieden. Sie vermittelt zwar nicht das sportlichste Gefühl, muss sie aber auch nicht. Dafür kann man sie recht mühelos bedienen.

Alternativ kann man übrigens den 3,7-Liter-V6-Benziner wählen (320 PS) oder einen 3,5-Liter-V6-Benzin-Hybrid (Systemleistung 364 PS), der die 0-100 km/h in 5,3 Sekunden erledigt. Diese beiden Modelle werden aber auf dem deutschen Markt kaum eine Rolle spielen.

Abmessungen

Länge: 4.94 m
Breite: 1.84 m
Höhe: 1.50 m
Radstand: 2.90 m
Leergewicht: 1.765 kg

Fazit: Der Infiniti Q70 überzeugt mit einem komplett anderen, sehr sinnlichen Design. Das Facelift hat dieses noch mal nachgeschärft. Das Interieur zeigt eine selten außerhalb der deutschen Konkurrenz gesehene Qualität. Verarbeitung und Haptik sprechen für sich. Die rundlichen Formen erzeugen zudem eine Wohlfühlatmosphäre. Nur die Mittelkonsole ist mit zu vielen Knöpfen überhäuft und müsste aufgeräumt werden. Auch der Preis liegt im Vergleich zu E-Klasse & Co. richtig gut, mit dem Infiniti Q70 kann man also durchaus ein Schnäppchen in dieser Klasse machen – es sei denn, man bekommt über die Großflotte bei den bekannten Herstellern einen besseren Tarif. Und letzteres dürfte wohl auch der Grund sein, warum Infiniti noch nicht so stark vertreten ist. Man muss in den Flottenmarkt. Der neue Diesel dürfte allerdings nun dabei helfen. Für Komfort und Entspannung ist der Q70 eine sehr gute Wahl. Lediglich Sport-Liebhaber sind z.B. mit einem BMW 5er besser beraten.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Katharina Kruppa

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