Neuer Renault Kadjar Test Fahrbericht Kompakt-SUV

Weltweit sind es derzeit schon über ein Fünftel, und bald sollen es ein Drittel der Neuwagen sein, die als SUV-Konzept verkauft werden. Im kleinen SUV-Bereich ist Renault mit dem Captur schon recht gut aufgestellt. Und nachdem der Koleos nicht so recht fruchten wollte, legt Renault nun ein neues Kompakt-SUV nach: Der neue Renault Kadjar soll europaweit nach dem (technisch verwandten) Nissan Qashqai sowie dem VW Tiguan die Nummer drei werden. Ein ambitioniertes Projekt, das wir gerne im Fahrbericht unter die Lupe nehmen. Von Thomas Majchrzak

Technisch ist der neue Renault Kadjar insofern interessant, als dass er auch die neue so gennante Plattform CMF-C/D nutzt, die neben dem Nissan Qashqai und Nissan X-Trail auch dem neuen Renault Espace als Basis dient. Mit einer Länge von 4,45 Meter und einer Breite von 1,84 Meter ist der Renault Kadjar zwar etwas größer als der Nissan Qasqhai, teilt sich aber etwa zwei Drittel der Teile. Der Basispreis des Renault Kadjar liegt bei 20.000 Euro mit dem 130 PS Benziner und ist damit identisch zum Qashqai.





Exterieur

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An der Front zeigt der neue Renault Kadjar ein freundliches, nach oben gezogenes Gesicht mit einer modernen LED-Lichtsignatur in den Scheinwerfern. Das Tagfahrlicht trägt eine C-Form – wie auch beim neuen Espace und weiteren künftigen Renault-Modellen. Die 3D-artigen Rücklichter dagegen tragen eine wellige Lichtsignatur. Das Seitenprofil, das ist bei Renault nun sehr beliebt, wird dadurch dominiert, dass die letzte Seitenscheibe geschwungen angeschnitten wird. Das lässt die Blicke nach hinten „abfließen“ und macht hier die Schultern des Kompakt-SUVs auch bulliger. Unser Meinung nach hat der Renault Kadjar einen Design-Vorteil gegenüber dem Qashqai, aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Der Gesamteindruck ist der eines zeitgemäßen SUV mit modernem Design, ohne zu übertreiben.

Interieur

Renault will im Interieur viel auf neue Wertanmutung geachtet haben, und das geht auch auf. Unsere Meinung deckt sich mit der einiger Kollegen aus der Branche, dass der Innenraum im Kadjar noch hochwertiger wirkt als im neuen Qashqai. Wir finden ferner nette Details, wie den Haltegriff an der Mittelkonsole auf der Beifahrerseite. In der getesteten Top-Version Bose Edition sind Sitze im Mix Kunstleder außen und Textil innen verbaut, eine sehr gute Kombination. Die Seitenwangen sind etwas weich, das wirkt nicht gerade hochwertig. Aber optisch sind die Sitze top und der Sitzkomfort stimmt ebenfalls, auch für größere Personen.

Lenkrad und Knöpfe liefern eine sehr passable Anmutung, wobei das Grundthema vorherrscht, alles möglichst unkompliziert zu halten. Unprätentiös präsentiert sich somit die gesamte Bedienung, die dank des neuen 7 Zoll Touchscreen auch übersichtlich geworden ist. Dieser hat die Anzahl der Knöpfe reduziert und reagiert auch fix auf die Befehle. Die Darstellung des Navigationssystems gefällt uns ebenfalls. Wir testen wie hier häufig Vorserien-Autos, allerdings sollte es trotzdem nicht passieren, dass das Sound-System ausfällt. Dieses erwachte erst nach einem Abklemmen der Batterie, so dass sich der Computer des Fahrzeugs komplett neu startete. Danach konnten wir dann das Bose-System testen, das in seiner Klang-Qualität überzeugt, ein lohnenswertes Extra.

Das optionale Panoramadach ist fest integriert und grundsätzlich sehr attraktiv, lässt sich allerdings nicht öffnen, schade. Aber das kennt man ja vom Qashqai. Trotzdem ist die Dachlinie noch so hoch, dass man auch hinten noch genügend Kopffreiheit hat. Mit 1,86 m kommt man hinten so gerade eben hin, wenn das Panorama-Dach verbaut ist.

Die im Verhältnis 60:40 teilbare Rückbanklehne lässt sich je nach Ausstattung vom Kofferraum aus per Hebel vorklappen, eine sehr unkomplizierte und praktsiche Lösung. Auch die Beifahrersitzlehne ist umlegbar. Nach Vorbild des Qashqai ist der Kofferraumboden variabel gestaltet: In oberster Position ermöglicht er einen durchgängig ebenen Ladeboden, in unterer Position (mit herausnehmbarem Ladeboden) steigt das maximale Ladevolumen auf 472 Liter (gemessen bis zur Fensterkante). Dazu gibt es optional Gepäckraumteiler, die verhindern, dass lose Gepäckstücke umfallen oder umherrutschen.

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Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Life, Experience, XMod und Bose Edition.

Hier die Details:

Life
• 16-Zoll-Stahlfelgen mit Radabdeckung „Pragma“
• Außenspiegel elektrisch einstell- und beheizbar
• Außenspiegel und Türgriffe in Wagenfarbe
• Automatische Parkbremse
• Fahrersitz höhenverstellbar
• Manuelle Klimaanlage mit Pollenfilter
• LED-Heckleuchten,-Blinker und -Bremsleuchten
• LED-Tagfahrlicht vorne
• Mittelarmlehne vorne
• Radio CD MP3 mit Bluetooth®-Freisprecheinrichtung und Plug & Music
• Rücksitzbank asymmetrisch umklappbar (1/3, 2/3)
• Tempopilot mit Geschwindigkeitsbegrenzer

Experience
• 17-Zoll-Leichtmetallfelgen „Aquila“
• Armatureneinfassung in Silbergrau
• Dachreling in Matt-Chrom
• Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze
• Getönte Scheiben hinten
• Keycard Handsfree
• Komfort-Paket:
– Air-Quality-Sensor
– Licht- und Regensensor – 2-Zonen-Klimaautomatik
• Konsolenleiste in Hochglanz-Schwarz
• Lederlenkrad
• Nebelscheinwerfer mit Kurvenlicht-funktion und Chromeinfassung
• Seitenschutzleisten am unteren Türbereich mit Chromapplikationen
• Radio 3D Sound by Arkamys mit 6 Lautsprechern und Digitalempfang (DAB)

Xmod
• Armatureneinfassung in Sandbraun
• Extended Grip
• Front- und Heckschürze im SUV-Look in Sandbraun
• Modularitäts-Paket
– Easy-Break
– Mittelarmlehne hinten
– Beifahrersitz höhenverstellbar und umklappbar
• Safety-Paket
– Spurhalte-Warner
– Fernlichtassistent
– Verkehrszeichenerkennung
• 17-Zoll-Leichtmetallfelgen „Impulsion“/M+S-Ganzjahresreifen
• Stoff-Textillederpolsterung XMOD

Bose Edition
• Armatureneinfassung in Anthrazit mit Lasertextur
• Außenspiegel in Klavierlack-Schwarz
• Bose-Soundsystem
• City-Paket
– Einparkhilfe vorne und hinten
– Außenspiegel elektrisch anklappbar
• Diamantpolierte 19-Zoll-Leichtmetallfelgen „Egeus“
• Front- und Heckschürze im SUV-Look in Anthrazit
• Konsolenleiste in Hochglanz-Chrom
• Lenkrad in Nappaleder4
• Modularitäts-Paket
– Easy-Break
– Mittelarmlehne hinten
– Beifahrersitz höhenverstellbar und umklappbar
• Navigationssystem inkl. Renault R-LINK 2
• Safety-Paket
– Spurhalte-Warner
– Fernlichtassistent
– Verkehrszeichenerkennung
• Stoff-Textillederpolsterung Bose Edition
• Voll-LED-Scheinwerfer

Motoren

Benziner
1,2 Liter mit 130 PS

Diesel
1,5 Liter mit 110 PS
1,6 Liter mit 130 PS

Nach 20.000 Euro für die Basis-Variante ist die teuerste Version damit der 130 PS Diesel mit Allrad und Bose Edition für 33.490 Euro, eine noch überschaubare Preis-Spanne. Den 130 PS Diesel gibt es auch nur mit Front-Antrieb, die beiden anderen Motorisierungen bieten keinen Allrad.

Fahrverhalten

Auch beim Fahren gibt sich der Kadjar so, wie wir ihn schon „trocken“ kennengelernt haben: unkompliziert. Einsteigen und losfahren, ohne viel Schnickschnack. Die manuelle Schaltung kann nicht ganz mit der Konkurrenz z.B. aus dem Hause Volkswagen mithalten, geht aber grundsätzlich in Ordnung. Wir sind gespannt, wie die Automatik sich verhält, die wir beim ersten Test nicht mit einbeziehen konnten. Der 130 PS Diesel geht so gerade noch in Ordnung für das Fahrzeug. Manchmal wünscht man sich ein wenig mehr Power. In jedem Fall können wir vom 1,5 Liter Diesel abraten, man sollte nicht auf die 110 PS herunter gehen. Und der Benziner wird auch nicht viel helfen. Also ganz klar: 130 PS Diesel nehmen!

Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt, auch noch mehr als beim verwandten Modell Qashqai. Dadurch ergibt sich auch eine gewisse Wankneigung beim dynamischen Fahren, auf das der Kadjar nicht ausgelegt ist. Bequemlichkeit ist hier wichtiger und das geht für dieses Fahrzeug auch in Ordnung. Weil alle Passagiere recht aufrecht sitzen, bleibt der Kadjar auch auf längeren Strecken bequem.

Mit 19 cm Bodenfreiheit, Unterfahrschützern vorne und hinten sowie Böschungswinkeln von 18 beziehungsweise 25 Grad sollten zumindest Ausflüge ins sanfte Gelände ebenfalls abgedeckt sein. Man muss sich jedenfalls weniger Gedanken machen, wenn man über Berliner Kissen fährt.

Beim Rangieren zeigt sich der Renault Kadjar auch völlig unbeeindruckt, das Kurbeln am Lenkrad erfolgt mit wenig Kraft und die Übersicht beim Einparken ist trotz der ein oder anderen Design-Spitzfindigkeit gut gegeben.

Abmessungen

Länge: 4,45 m
Breite: 1,84 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,60 m

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Fazit: Der neue Renault Kadjar wird der Marke zweifelsohne einen großen Verkaufserfolg bescheren. Denn er bietet zu einem attraktiven Preis ein umkompliziertes, praktisches und ansehnliches SUV, das im Innenraum sehr ordentlich verarbeitet ist. Wenn man nicht gerade ein Nissan-Fan ist, wird man sich im direkten Vergleich auch eher für den Renault Kadjar entscheiden, das wird Nissan sicherlich einige Kopfschmerzen machen. An einen Volkswagen Tiguan kommt der Renault Kadjar von den Fahreigenschaften nicht heran, allerdings bietet er deutlich mehr Platz, gerade im Kofferraum, und das für einen deutlich attraktiveren Preis. Zusammen mit dem neuen Renault Espace, den wir ebenfalls jüngst getestet haben, kann man sagen, dass Renault sich mit diesem beiden neuen Modellen eindrucksvoll zurückmeldet.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Holger Majchrzak

Und hier gibt es noch weitere Perspektiven auf den Kadjar:
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