Der neue Kia Sorento – 3. Generation im Test

Wir testen den neuen Kia Sorento, die 3. Generation des großen Kia SUV, der nun noch deutlich mehr Platz bietet als der kompakte Bestseller Kia Sportage. Was leistet der teuerste und exklusivste Kia in seiner Neuauflage? Von Thomas Majchrzak

Die erste Generation Kia Sorento lief von 2002 bis 2009. Relativ schnell erreichte er eine große Beliebtheit in Deutschland, was damals lange Lieferzeiten nach sich zog. Die zweite Generation wurde von 2009 bis 2014 gebaut. Er teilte sich fortan eine Basis mit dem Hyundai Santa Fe. 2012 gab es zuletzt ein Facelift mit Design-Änderungen an Front und Heck, neuen Motoren und auch Oberflächen-Updates im Innenraum. Dabei verlor er auch seine maximale Anhängelast von 3,5 Tonnen, seit dem Facelift ist sie auf 2,5 Tonnen beschränkt. Und das ist für manche Freunde von Pferden und Booten durchaus ein Ausschlusskriterium. Allerdings sollte man tatsächlich dann überlegen, wie viel man zieht, denn wenn man mit der maximalen Anhängelast keine Probleme hat, dann kommt es mehr auf den Motor an, also ob dieser die Last noch ziehen kann. Die neue Generation ab 2015 kann in der Automatik-Variante sogar nur 2,0 Tonnen ziehen.





Weltweit hat Kia seit 2002 bereits gut 2 Millionen Sorento verkauft, 60.000 Einheiten waren es bislang in Deutschland. Im vergangenen Jahr (2014) waren es schon ohne Modellwechsel 2.825 Stück Sorento, damit hat er um die Hälfte gegenüber 2013 zugelegt. Ein beachtliches Ergebnis, so dass der Sorento sogar am Konzernbruder Hyundai Santa Fe in Deutschland vorbeigezogen ist. Nur die großen Premium-SUV haben mehr Neuzulassungen in Deutschland.

2015 folgt nun also die Neuauflage, die 3. Generation des Kia Sorento. Mehr denn je soll der Sorento das Flaggschiff der Marke sein, ist er doch ohnehin das teuerste Modell und auch das luxuriöseste. Seit März 2015 steht er in Deutschland bei den Händlern. Die neue Generation ist mit 4,78 m ganze 9,5 cm länger als der Vorgänger. Damit zeichnet sich der Sorento nun auch deutlicher vom kompakten Sportage (4,44 m) ab. „Wir sprechen mit dem neuen Kia Sorento Kunden an, die sich an Premium-Fahrzeugen orientieren und einen SUV suchen, der zu ihrem aktiven Lebensstil passt“, so Jin Ha Kim, Geschäftsführer Kia Motors Deutschland.

Mit der Neuauflage gibt es auch nicht mehr nur die Top-Ausstattung für bisher 45.000 Euro (die kostet jetzt noch mehr), sondern auch wieder eine Basisversion für 34.990 Euro.

Als Konkurrenten kann man den Jeep Grand Cherokee sehen (ab 48.300 Euro, Preisunterschied ist nicht mehr so groß, wenn der Sorento auch gut ausgestattet ist) oder eben den konzerninternen Hyundai Santa Fe (ab 29.990 Euro).

Exterieur

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Während einige SUVs auf dem Markt immer rundlicher werden, wollte Kia den Sorento markanter machen. Dafür ist der nun fast senkrecht stehende Kühlergrill da. Attraktiv ist die Punkt-Struktur der Kühlergrills, die wir ähnlich auch bei den neuen Mercedes-Kühlergrills finden. Zusammen mit der Chrom-Umrandung ergibt sich ein echter Premium-Look, der beeindruckte Blicke auf sich zieht. Das Designer-Team stellte sich einen „Straßenwolf“ vor, der mit den weit nach hinten gezogenen Scheinwerfern an die Augen eines wilden Tieres erinnern soll. Wir erkennen zwar keinen Straßenwolf, aber finden die neue Front richtig gelungen.

Im Seitenprofil führt das Plus an Länge (9,5 cm) und Radstand (8 cm) sowie die niedrigere Dachlinie (- 1,5 cm) zu einer zweifelsfrei längeren Optik, dadurch wirkt der Sorento von der Seite her weniger kantig und dafür flüssiger. Seit Einführung des Sorentos hat sich von Generation zu Generation die Offroadfähigkeit immer weiter verringert, so schwindet bei der 3. Generation auch wieder ein bisschen Bodenfreiheit. Aber die wenigsten bewegen die SUVs schließlich offroad. Rein optisch wirkt der Kia Sorento nun weniger SUV-mäßig, sondern eher wie eine Mischung aus SUV und Van. Der Premium-Look wird dabei besonders durch die breite Chrom-Einfassung der Fenster unterstrichen.

Interieur

Der neue Innenraum wirkt deutlicher sportlicher und fügt sich in das aktuelle Kia-Design ein. Weniger Schnickschnack, mehr Übersicht. Optisch schön eingefasst befinden sich alle Infotainment-Bedienelemente samt Touchscreen in einer abgerundeten Alu-Spange eingefasst. Das wirkt sehr aufgeräumt. Zudem hinterlassen die Knöpfe haptisch einen guten Eindruck. Das gilt auch für die Elemente der Klima-Bedieneinheit, die sich als zweites großes Element im Cockpit befindet – ebenfalls gut aufgeräumt und übersichtlich. Das Armaturenbrett ist teilweise aus aufgeschäumten Plastik, also mit Soft Touch, teilweise sieht es aus wie Leder, durch die Struktur des Plastiks. Eine nette Idee.

Das Navigations-System kann man per Touch bedienen, alle Elemente sind recht intuitiv angeordnet und die Reaktionszeiten sind auch in Ordnung. Die Darstellung könnte vielleicht ein wenig moderner sein.

Die Vordersitze bieten einen guten Sitzkomfort, natürlich allein schon durch die aufrechte Sitzposition. Allerdings sitzt man nicht so hoch wie in einem Full-Size-SUV. Auch hier macht sich die Mischung aus SUV und Van bemerkbar.

Die wichtigste Platzveränderung findet im Fond statt, denn durch den längeren Radstand gibt es dort wesentlich mehr Platz. Vier Erwachsene können problemlos reisen, denn selbst mit 1,90 m passt man trotz Panorama-Dach mit dem Kopf unters Dach.

Die Sitze der zweiten Reihe können in Längsrichtung verschoben werden (60:40 geteilt). Darüber hinaus lässt sich die zweite Reihe in drei separaten Teilen umklappen (Verhältnis 40:20:40). Sind alle Sitze umgeklappt, beträgt der Laderaum ganze 1.732 Liter. Hier wurde der Platz sehr gut ausgenutzt. Die Ladefläche ist komplett eben, das hat man dadurch erreicht, dass man im Unterboden noch zusätzlichen Stauraum hat. Die elektrische Heckklappe (serienmäßig ab Niveau Spirit), öffnet sich automatisch, wenn der Sensor des Systems den Smart-Key des Fahrers hinter dem Fahrzeug ortet.

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Die trim level sind aufgeteilt in Edition 7 (Basisversion), Vision, Spirit und Platinum Edition. Pro Ausstattungsniveau kostet das ca. 5.000 Euro Aufpreis, wobei im höchsten Ausstattungsniveau direkt Automatik und Allrad mit enthalten sind, das geht dann hoch bis über 51.000 Euro.

Basisversion Edition 7
– Klimaanlage
– Audiosystem
– Bluetooth-Freisprecheinrichtung
– Tempomat
– Parksensoren hinten
– einstellbare und elektrisch anklappbare Außenspiegel
– 17-Zoll-Leichtmetallfelgen
– Nebelscheinwerfer, Abbiegelicht, LED-Tagfahrlicht
– Dachreling

Vision zusätzlich:
– Zwei-Zonen-Klimaautomatik
– Sitzheizung vorn und hinten (äußere Sitze der zweiten Sitzreihe)
– 7-Zoll-Kartennavigation
– Rückfahrkamera, Parksensoren vorn
– Regensensor
– beheizbares Lenkrad und beheizbare Außenspiegel

Spirit zusätzlich:
– 18-Zoll-Leichtmetallfelgen
– schwarze Teil-Ledersitze
– elektrisch einstellbarer Fahrersitz
– „Aktiv-Matrix-Display“
– Smart-Key für elektrische Heckklappe
– Xenon-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten

Platinum Edition zusätzlich:
– 8-Zoll-Kartennavigation
– Infinity Premium-Soundsystem
– Rundumsichtkamera
– adaptive Geschwindigkeitsregelanlage
– Intelligentes Parksystem zum Parallel- und Quereinparken sowie Parallelausparken
– 10-fach elektrisch einstellbarer Fahrersitz und Memory-Funktion (nur bei Automatik)
– elektrisch einstellbarer Beifahrersitz
– Sitzventilation vorn
– Panoramadach
– 19-Zoll-Leichtmetallfelgen
– adaptives Kurvenlicht

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Fahrverhalten

Wir fahren den Kia Sorento 2,2 CRDi AWD AT Spirit. Heißt: 2,2 Liter Dieselmotor mit Allrad in der Ausstattung Spirit, dem zweithöchsten Niveau. Diese Kombination liegt bei 45.990 Euro. Der Diesel ist der einzige wählbare Motor in Deutschland (reicht aber auch) und hat nun 200 PS. Grundsätzlich ist der Motor bekannt, wurde für die 3. Generation dann überarbeitet. 8,7 bis 9,6 Sekunden benötigt er von 0 auf 100 km/h. Am schnellsten ist der Fronttriebler mit manueller Schaltung, am langsamsten die Allrad-Version mit Automatik (Allrad-Aufpreis ca. 2.000 Euro). Letztere fahren wir.

Der Diesel bietet immer genügend Durchzug, und man spürt, dass er auch einiges an Zuladung vertragen könnte. Wenn man den Sport-Modus anschaltet, dreht er höher, die Gasannahme funktioniert schneller und die Lenkung wird etwas fester. Dadurch macht es sogar ein wenig Freude, den Kia Sorento flott durch die Stadt zu bewegen. In der normalen Einstellung ist die Lenkung dagegen recht leicht, d.h. man benötigt nicht viel Kraft in den Armen. Gerade beim Rangieren hilft das, trotz der Länge kann man den Sorento gut ein- und umparken. Trotzdem ist die Lenkung gegenüber dem Vorgänger direkter geworden und wirkt beim Fahren nicht gefühllos.

Bei 6,6 l / 100 km liegt der offizielle Verbrauch, der wird allerdings kaum eingehalten. Mit 9 Litern muss man locker rechnen.

Windgeräusche wollte Kia durch eine großflächige Unterbodenverkleidung reduzieren. Und das funktioniert auch. Auf dem Papier hat sich das Fahrgeräusch um sechs Prozent verringert, und rein gefühlt ist die Isolierung auch gut, so dass man sich auf der Autobahn auch noch locker unterhalten kann.

Die Adaptive Cruise Control funktioniert auf der Autobahn grundsätzlich gut, nur in der Stadt hatten wir ein paar Situation, in denen der Kia Sorento mal zu früh auf die Bremse gegangen ist. Trotzdem ein sinnvolles Feature.

Schließlich muss man sich auch noch mal die Garantiebedingungen auf der Zunge zergehen lassen, da kann sich jeder Premium-Anbieter eine Scheibe von abschneiden:

Fahrzeuggarantie: 7 Jahre oder 150.000 Kilometer
Lackgarantie: 5 Jahre oder 150.000 Kilometer
Mobilitätsgarantie: 7 Jahre ohne Kilometerbegrenzung (wurde zum Modellwechsel von 3 auf 7 Jahre aufgestockt!)
Garantie gegen Durchrostung: 12 Jahre ohne Kilometerbegrenzung
Wartungsintervall: 30.000 Kilometer oder 24 Monate

Abmessungen

Länge: 4,78 m
Breite: 1,89 m
Höhe: 1,68
Radstand: 2,78 m
Leergewicht: 1.838–2.107 kg

Fazit: Mit der neuen Generation entfernt sich der Kia Sorento von den bisherigen Wettbewerbern, in dem er mit der Hochwertigkeit außen wie innen glänzt. Mitsubishi und Nissan bleiben da locker auf der Strecke. Vielmehr muss man nun sehen, was man alternativ für den Preis bekommen könnte. Wenn wir gut 45.000 Euro für einen super ausgestatteten Kia Sorento ausgeben, wäre es auch eine Überlegung, für einen ähnlichen Preis einen geringer ausgestatteten, etwas kürzeren Volvo XC60 (4,64 m) mit D4-Diesel zu nehmen. Der Unterschied zu den Premium-Fahrzeugen besteht klar noch im Preis, und so siedelt sich der Kia Sorento fortan oberhalb der gut bezahlbaren Fahrzeuge aber knapp unterhalb des Premium-Bereichs an. Ein spannender Versuch, der Kunden reizen wird, die Premium mögen, aber nicht bereit sind, so viel Aufpreis nur für Markenwerte zu zahlen. Der Sorento sieht nach Premium aus, bietet im Interieur eine mehr als ordentliche Verarbeitung und massig Platz. Lediglich beim Fahrverhalten liegt die Premium-Konkurrenz noch deutlich vorn, aber so ist es für den Sorento schon eine Auszeichnung, dass dies die Messlatte ist.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Weitere Perspektiven auf den Kia Sorento gibt es bei der-auto-blogger und der-autotester.

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Zum Vergleich, bisher sah der Kia Sorento (2. Generation) übrigens so aus:
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