Der neue VW Touran im Fahrbericht

Der VW Touran lag im vergangenen Jahr auf Platz 13 der meistverkauften Autos in Deutschland, erfreut sich also nach wie vor größter Beliebtheit. In seinem Segment der Vans ist er klarer Spitzenreiter. Nun folgt die Neuauflage des Touran – hier bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak

Seit 2003 wird der VW Touran in der ersten Generation verkauft, und das schon seitdem fast 2 Millionen Mal. Größere Produktpflegemaßnahmen gab es 2006 und 2010. Für Volkswagen war 2006 offiziell ein Modellwechsel, so dass der offizielle Sprachgebrauch für den Neuen die 3. Generation ausruft. Sei’s drum, in Deutschland dominiert der Touran das Van-Segment, auch gegenüber dem früher so beliebten VW Sharan, der noch mal ganze 33 cm größer ist – übrigens auch gerade frisch getestet im Facelift hier bei uns. Der Touran scheint für Deutschland genau die richtige Größe zu haben. Kleiner als ein Sharan, aber mehr Kofferraum als ein Golf Sportsvan und mehr Variabilität als ein Golf Kombi. Nun kommt der neue VW Touran in der zweiten Generation, der nun 4,52 m lang ist. Basispreis: 23.350 Euro.





Exterieur

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Der neue VW Touaran basiert nun wie alle Neuentwicklungen des VW-Konzerns auf dem modularen Querbaukasten. Das ebnet den Weg für einen langen Radstand, kurze Karosserieüberhänge und eine bessere Raumausnutzung. Der Radstand wächst gegenüber dem Vorgänger um 11 cm, und das ist auch komplett für den Längenzuwachs um 13 cm verantwortlich. Gleichzeitig hat der Touran um 62 kg abgespeckt.

Wer eigentlich lieber ein sportliches Auto fahren würde, aber für die Familie den Touran kauft: Es gibt R-Line Pakete für Exterieur und Interieur, die den Auftritt sportlicher gestalten, etwa die Stoßfänger außen und besondere Sitzstoffe für innen. Die R-Line basiert auf der ansonsten höchsten Ausstattung Highline.

Generell hat der neue VW Touran nun ein breites Gesicht, das einhergeht mit der jüngsten Designsprache der horizontalen Lamellen im Kühlergrill. Die Scheinwerfer sind gegenüber dem Vorgänger schlanker geworden und haben einen dreidimensionalen Effekt, sind scharf gezeichnet. Die Seitenlinie wirkt klarer gestaltet und hat eine signifikante Sicke, die tief ins Fleisch geht und bis in die Rückleuchten durchgezogen wird. Das ist durchaus schon mutig und gibt dem Fahrzeug auch von der Seite eine Prise mehr Dynamik, wenn man in dieser Klasse davon sprechen kann. Insgesamt wirkt der Touran dadurch schlanker, obwohl er objektiv größer geworden ist.

Interieur

Der VW Touran war ohnehin schon für seinen variablen Innenraum bekannt. Nun kommt eine so genannte Fold-Flat-Sitzanlage hinzu, das heißt, dass man die Sitze komplett flach umlegen kann. Man zieht nur an einer Schlaufe und die Sitzfläche bewegt sie etwas nach vorne sowie nach unten und die Rückenlehne faltet sich flach darüber. Optional ist das wichtige Merkmal des VW Touran gegenüber z.B. dem Golf Sportsvan die Möglichkeit, ihn mit sieben Sitzen zu bestuhlen. Die zusätzlichen Sitze sind natürlich nicht für Erwachsene gedacht, bieten aber einer Großfamilie noch mehr Spielraum. Isofix-Halteösen für Kindersitze kommen direkt mit für alle hinteren Sitze.

Das Kofferraumvolumen umfasst nun ohne Umklappen der hinteren Sitzreihe 1.040 Liter (48 Liter mehr als der Vorgänger). Mit umgeklappten Sitzen erreicht der Stauraum 1.857 Liter. Laut VW der größte Kofferraum der Klasse. Die Heckklappe ist optional auch elektrisch zu öffnen, auch mit einer Fußbewegung. Kritikpunkt ist hier der Sensor für den Einklemmschutz, denn selbst wenn man einen kräftigen Erwachsenen-Arm zwischen die elektrisch schließende Heckklappe hält, hat man keine Chance, sie stoppt nicht.

Der gesamte Innenraum ist dank des längeren Radstandes um 11 cm in der Länge gewachsen. Über das Fahrzeug sind 47 Ablagemöglichkeiten verteilt. Dazu gehört zum Beispiel ein herausnehmbarer großer Behälter unter der vorderen Mittelarmlehne – ein praktischer Mülleimer für die ganze Familie. Oder eine Kofferraumbeleuchtung, die mit einem Klick entnommen und als Taschenlampe eingesetzt werden kann.

Optional gibt es ein neues Klimakonzept (Pure Air), eine 3-Zonen-Klimaautomatik mit anti-allergenem Filter. Ferner gibt es nun als Extra alle Sicherheitssysteme, die der Konzern zu bieten hat, etwa die automatische Distanzregelung ACC, der Front Assist inklusive City-Notbremsfunktion, der Stauassistent, ein proaktives Insassenschutzsystem, der Side Assist mit Ausparkassistent und der Trailer Assist (Anhängerrangier-Assistent). Diese möchten aber wie gesagt alle separat bezahlt werden. Der Front Assist ist ab der Comfort Line inkludiert.

Besonders für Familien hält der neue VW Touran noch eine weitere optionale Ausstattung bereit: die elektronische Sprachverstärkung. Bei diesem System wird die im Frontbereich über ein Mikrofon aufgenommene Sprache in die hinteren Sitzreihen über die eingebauten Lautsprecher wiedergegeben. Etwa für die Antwort auf „Sind wir endlich da??“

Rein vom Design dominieren im neuen Touran nun auch die aus dem Golf 7 und Golf Sportsvan bekannten Hochglanzflächen, die einen Premium-Look erzeugen. Klare Strukturierungen, hohe Qualität der Bedienelemente und einfache Menüführungen gestalten alles unkompliziert. Es gibt keine Spielereien, sondern einheitliche Linien und ein hochwertiges Ambiente. Besonders auffällig ist, dass die Designer die Kanten vom Exterieur ins Interieur übersetzt haben, so tragen etwa das Ablagefach auf dem Armaturenbrett und die Klappe für die SD-Kartenslots dieselben Designkanten wie die Scheinwerfer.

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Ausstattungslinien

Der neue VW Touran kommt in den Ausstattungen Trendline, Comfortline und Highline. Hier zur Auswahl einige der Features:

Trendline:

– Klimaanlage
– Fold-Flat-Sitzanlage
– hochglanzschwarze B-Säulen-Verkleidungen
– ISOFIX-Kindersitzaufnahmen auf allen Rücksitzen
– Anschnallerkennung auch für die zweite und dritte Sitzreihe
– Chromzierringe um die Luftausströmer und das Kombiinstrument
– Gepäckraumabdeckung mit Komfortöffnung
– aktive Sicherheitssysteme (inklusive XDS und Multikollisionsbremse)
– Radiosystem „Composition Touch“
– elektrische Parkbremse

Comfortline (zusätzlich)

– Front Assist inklusive City-Notbremsfunktion
– Radiosystem „Composition Colour“ mit Mediafach auf der Beifahrerseite
– 16-Zoll-Leichtmetallfelgen

Highline (zusätzlich)

– chromumrandete Seitenfenster
– 17-Zoll-Leichtmetallfelgen
– Ambientebeleuchtung
– 3-Zonen-Klimaautomatik (inklusive Bedienteil in der zweiten Sitzreihe)

Motoren

Folgende Motoren stehen zur Verfügung:

Turbo-Benziner
1.2 TSI mit 110 PS
1.4 TSI mit 150 PS
1.8 TSI mit 180 PS

Turbo-Diesel
1.6 TDI mit 110 PS
2.0 TDI mit 150 PS
2.0 TDI mit 190 PS

(Die beiden Top-Motorisierungen von Diesel und Benziner sind nicht sofort beim Verkaufsstart erhältlich, sondern kommen später)

Fahrverhalten

Beim Fahren überzeugt der VW Touran durch eine übersichtliche und hohe Sitzposition. So sitzt man hier 62 cm über der Straße, im Vergleich zu einem Golf GTI sind das 13 cm mehr an Höhe. Zudem sind die Sitze (getestet in der Highline) überaus bequem, sehr zu empfehlen sind die Highline-Sitze mit der Mischung aus Alcantara auf den Innenbahnen und Textil außen. Dabei ist die Oberfläche nicht nur straff mit Alcantara bezogen, die ersten zwei, drei Zentimeter federn ein und sorgen so für noch mehr Komfort. Insgesamt zählen diese Sitze sicherlich mit zu den Spitzenreitern auf dem Markt.

Das Fahrwerk ist ebenfalls ganz auf Komfort ausgelegt, wobei sich der Touran durchaus agil fahren lässt, gerade in Vergleich zu anderen Vans. Das ist auch der große Vorteil, der Touran ist wendiger als die Vans der großen Klasse, bietet aber im Innenraum gefühlt schon genauso viel Platz.

Wir testen beide 150 PS Motoren, einmal den Benziner, einmal den Diesel. Den Benziner fahren wir in Verbindung mit dem optionalen Doppelkupplungsgetriebe. Das DSG bringt zusammen mit dem leisen Benziner und der sehr guten Geräuschisolierung ein entspanntes Fahrverhalten, oder aber auch ein sportliches Schalten, wenn man das Gaspedal richtig herunterdrückt. Für Autobahn-Überholmanöver ist der 150 PS Benziner nicht der optimale Motor, aber für Familien, die weniger als 20.000 km pro Jahr fahren sicher der beste Motor für den Touran, was das Preis/Leistungsverhältnis angeht.

Wer häufiger auf der Autobahn unterwegs ist, sollte dann auf den 150 PS Diesel gehen, der gerade bei Überholvorgängen noch mehr Drehmoment bietet. Der Diesel nagelt zwar etwas, aber hat gerade mit Zuladung einfach mehr Zug. Hier testen wir die Handschaltung, die reibungsfrei in jeden Gang klackt und somit auch kein großes Hindernis darstellt.

Wer das Investment nicht scheut, der wird mit dem großen Benziner (180 PS) am glücklichsten, wobei dieser auch mehr verbrauchen wird.

Wir rechnen etwa mit 5 bis 6 Liter Verbrauch auf 100 km für die Diesel und 7 bis 9 für die Benziner.

Abmessungen

Länge: 4,52 m
Breite: 1,81 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,62 m
Radstand: 2,79 m
Kofferraumvolumen: 1040 Liter / 1.857 Liter (mit umgeklappter Sitzbank)

Fazit: Der neue Volkswagen Touran wird seine Stellung als Top of the Vans behaupten, mehr denn je. Denn mit seinem verlängerten Radstand greift er sogar die Full-Size-Vans an, weil er schon fast genauso viel Platz bietet, aber außen noch praktischer zu fahren bleibt – und günstiger als die ganz großen. Die Verarbeitung im Innenraum ist großartig und edel, zumindest in der Highline-Version. Kritikpunkte finden wir kaum, außer bei der elektrischen Heckklappe, die keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Nachdem wir in der jüngsten Zeit viele Vans getestet haben, können wir nur das Fazit ziehen, dass der Touran darunter die erste Wahl ist.
Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

Mehr zum Touran gibt es auch bei Motoreport und Der Autoblogger sowie bei 1300ccm.

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