Neuer Audi R8 & R8 V10 plus Test Fahrbericht

Die zweite Generation des Audi R8 kommt mit einer aktualisierten Optik und noch mehr Leistung. Die Regel von höher, schnell, weiter scheint kein Ende zu nehmen. Wir testen die High-End-Version Audi R8 V10 plus, den neuen ultimativen Supersportwagen. Von Thomas Majchrzak

Seit der Markteinführung der ersten Generation im Jahr 2007 hat Audi gut 27.000 Einheiten des Audi R8 verkauft. Das ist für Audi-Verhältnisse wenig, aber für Supersportwagen sehr viel. Das Grundprinzip mit Mittelmotor bleibt gleich, ebenso die grundsätzlichen Proportionen. Der neue Audi R8 der zweiten Generation mit 5,2 Liter V10-Saugermotor mit 540 PS kostet 165.000 Euro, die neue Top‑Variante Audi Audi R8 V10 plus mit 610 PS und festem Heckspoiler aus Karbonfaser 187.400 Euro.

Während sich die erste Generation des Audi R8 viele Teile mit dem Lamborghini Gallardo teilte, hat die zweite Generation dieselbe Plattform wie der Lamborghini Huracán.





Exterieur

Audi R8 V10

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Der neue hexagonale und breitere Kühlergrill und die spitz zulaufende LED-Lichtsignatur lassen den neuen Audi R8 noch aggressiver dreinschauen, zudem ist er 4 cm breiter geworden. Die seitlichen Lufteinlässe sind dafür nun etwas schmaler. Serienmäßig steht der Audi R8 auf 19 Zoll Alufelgen, optional sind 20 Zoll verfügbar. Der neue Audi R8 versprüht eine gehörige Portion Dramatik, bleibt aber bewusst etwas zurückhaltender als die exotischen Kollegen von Lamborghini, McLaren und Co. Lediglich das Heck macht, gerade beim V10 plus, einen brachialen Auftritt. Beim V10 plus ist der Karbon-Heckspoiler fest verbaut, was unser Meinung nach der Optik nicht zuträglich ist. Er passt durchaus zum Auto, aber der „normale“ Audi R8 fügt sich mit dem flexiblen Heckspoiler harmonischer ein.

Im Kern steckt hier ein Leichtbaukonzept aus Aluminium und kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK), das den Wagen auf nur 1.454 kg kommen lässt – 50 kg leichter als der Vorgänger. Die Kohlefaserteile sind insbesondere an der B-Säule, Mitteltunnel und Rückwand der Karosserie verbaut. Gebaut wird der neue Audi R8 in einem eigens neu errichteten Produktionsstandort der quattro GmbH – den „Böllinger Höfen“ in Heilbronn.

Serienmäßig gibt es nun LED‑Scheinwerfer. Dazu wird eine neue Technologie mit dem optionalen Laserfernlicht eingeführt, das eine doppelt so weite Sicht von 600 Metern bei Nacht bringen soll.

Interieur

Im Innenraum gibt es nun das im Audi TT eingeführte Audi virtual cockpit, das digitale Instrumente in das Blickfeld des Fahrers schickt. Das Gesamt-Design des Cockpits zeigt mehr Kante, es finden sich einige hexagonale Formen, die den dynamischen Charakter unterstreichen sollen. Vielleicht ist dies das bisher beste Sport-Cockpit, was wir gesehen haben. Die Verarbeitung ist einzigartig, die Ideen zur klaren Verwirklichung und gleichzeitigen Funktionalität großartig. Besonders positiv fällt die Bedienung der Lüftung auf, die sich an die im Audi TT eingeführten Systeme anlehnt. So strecken sich die Bedienungen dem Fahrer optisch entgegen, bleiben aber gleichzeitig klein und übersichtlich, weil man die Temperatur innerhalb der Drehknöpfe sieht. Des Weiteren finden sich im Interieur wie beim Exterieur und der Karosserie auch Karbon-Elemente, etwa rund um die Luftauslässe herum. Ein weiteres Highlight ist das unten abgeflachte Lenkrad, bei dem die Performance-Knöpfe ebenfalls rund herausstehen, Cockpit-Atmosphäre pur.

Die neuen Sportsitze bieten nun noch mehr Seitenhalt, insbesondere die Sport-Schalensitze, die optional oder serienmäßig im V10 plus erhältlich – und für den Alltag nicht zu empfehlen sind. Nach einer längeren Fahrt stellen sich schnell Rückenschmerzen ein. Auf der Rennstrecke helfen sie dagegen eindeutig. Übrigens gibt es vom Audi-Originalzubehör hier auch Beinpolster für links und rechts im Fahrgastraum, die ungemein helfen. So schlagen die Knie nicht immer rechts und links an, wenn man auf der Rennstrecke fährt.

Ein Rätsel bleibt uns, wieso Audi in einem Supersportwagen komplette Echt-Ledersitze verbaut, da man gerade beim sportlichen Fahren darauf sehr schwitzt, ganz abgesehen von der moralisch äußerst fragwürdigen Benutzung von Tierhaut. Hier wären serienmäßig Alcantara-Sitze angebracht. Der Himmel ist übrigens aus Velours, toll gelöst – so etwas bitte auch direkt auf den Sitzen!

Immerhin: Man kann sich aufpreislos für die normalen Sportsitze die Sitzmittelbahnen aus Alcantara machen lassen, ab Werk. Das ist auch beim V10 plus möglich, führt aber zwangsweise zur Abwahl der Schalensitze – was aber zu empfehlen ist.

Die Heckklappe aus Glas, die den Motor bedeckt, ist übrigens nur zu öffnen, wenn die Zündung an ist – als kleiner Tipp für Besitzer, die verzweifelt versuchen, diese im Stand aufzubekommen.

Vorne im Kofferraum bleibt naturgemäß nicht viel Platz, ein quer gelegter kleiner Reise-Trolley und darüber ein flach gelegter Rucksack, das passt so gerade noch. Die Fahrt zum Flughafen mit zwei Personen wird allerdings eher ein Problem. Hinter den Sitzen gibt es noch eine Ablagemöglichkeit, die allerdings die Dinge, die dort abgelegt werden, nicht gerade festhält.

Motoren

Zwei Motoren stehen zur Auswahl:

Audi R8 mit 5,2 Liter V10-Saugermotor mit 540 PS (Heckspoiler elektronisch ausfahrbar)
Audi R8 V10 plus mit 5,2 Liter V10-Saugermotor mit 610 PS und festem Heckspoiler

Die Top-Variante Audi R8 V10 plus beschleunigt in 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und in 9,9 Sekunden auf 200 km/h. Die überflüssig hohe Höchstgeschwindigkeit liegt bei 330 km/h. Außerdem kommt der V10 plus mit Karbon-Keramik-Bremsen und das Fahrwerk ist noch härter abgestimmt.

Der „normale“ R8 benötigt 3,5 Sekunden auf 100 km/h.

Ferner stehen noch die Neuauflagen der Elektroversion Audi R8 e-tron und der Rennversion Audi R8 LMS aus, allerdings eher in Einzelstücken.

Audi R8 V10 plus

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Fahrverhalten

Neben der zusätzlichen Kraft wurde der neue Audi R8 noch straffer abgestimmt. Das serienmäßige adaptive Fahrwerk ist allerdings dabei nicht unkomfortabler. Im Comfort-Modus fühlt es sich eher an wie ein etwas sportlicheres Serien-Fahrwerk und ist für den Alltag in der Tat zu empfehlen. Nur, wie schon beschrieben, eignen sich die Schalensitze keinesweg für den Einsatz im Alltag. Die eingeengte Sitzposition ist für das sportliche Gefühl zuträglich, aber keineswegs für den Reisekomfort. Ob man den Audi R8 im Alltag gut fahren kann? Für einen Supersportwagen ja, er ist deutlich alltagstauglicher als die exotischen Supersportwagen, und das macht ihn auch so erfolgreich.

Deaktiviert man jedoch die elektronischen Helferlein bzw. geht man in die Renn-Modi, dann brüllt der R8 so richtig los. Die Siebengang S tronic wirft dann brutal die Gänge ein und aus der Abgasanlage entfacht ein Höllenfeuer. Über die Launch Control bekommt man die beste Beschleunigung aus dem Stand hin – vielleicht die brutalste Beschleunigung die wir, parallel zum Porsche 911 Turbo S, bisher erlebt haben.

Der Allrad-Antrieb ist so abgestimmt, dass die komplette Kraft über die Vorder- oder Hinterräder fließen könnte – was in der Regel nicht der Fall sein wird. Zum größten Teil wird die Kraft über die Hinterräder geleitet. Bei der Launch Control sehen wir, wie fein das System abgestimmt ist: Trotz brutalster Beschleunigung entstehen keine schwarzen Reifenabrieb-Stellen auf dem Asphalt!

Die Verbrauchswerte auf dem Papier betragen 11,8 Liter / 100 km für den R8 und 12,4 Liter / 100 km für den R8 V10 plus. Erreicht werden soll das u.a. durch eine Zylinderabschaltung, wenn nicht so viel Leistung benötigt wird. Zudem „segelt“ das Fahrzeug, wenn bei höheren Geschwindigkeiten Gas weggenommen wird, der Motor wird also entkoppelt und das Fahrzeug läuft frei und verbraucht dabei kaum Kraftstoff. Effektiv bringt das aber dann doch nicht so viel, 14 Liter gönnt sich der R8 bei lockerer Fahrt, bei Performance-Fahrten natürlich deutlich mehr.

Doch selbst auf der Rennstrecke lässt sich der neue Audi R8 kaum aus der Ruhe bringen, der R8 ist kein Auto, das man so eben mal quer stellt, der Allrad-Antrieb und die Gewichtsbalance verschieben den Grenzbereich deutlich.

Abmessungen

Die Abmessungen sind weitgehend gleich geblieben, lediglich die Breite ist um 4 cm gewachsen.

Länge: 4,42 m
Breite: 1,94 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,24 m
Radstand: 2,65 m

Fazit: Der neue Audi R8 ist die perfekte Renn-Maschine. Er ist alltagstauglicher als die exotischen Konkurrenten und sogar größtenteils noch günstiger. Das Interieur kann an Perfektion kaum überboten werden und bietet mit den rundlichen Cockpit-Elementen auch viele emotionale Komponenten. Lediglich der serienmäßige Einsatz von schweißtreibendem Echtleder im Supersportwagen bleibt mehr als fraglich. Das Fahrverhalten kann auch an Perfektion kaum überboten werden, die Lenkung führt jeden Befehl sofort aus und das Gleichgewicht des Fahrzeugs bleibt jederzeit erhalten. Abgesehen von Diskussionen über Sinnhaftigkeit dieses Segments (schließlich könnte man sich auch fünf Audi TT dafür kaufen) zeigt Audi hier als Showcase, was technologisch im Racing-Bereich in Serie möglich ist.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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Weitere Stimmen zum neuen Audi R8:
racingblog
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trendlupe
rad-ab
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Autorild

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