McLaren 650S Spider Test Fahrbericht

Der McLaren 650S Spider ist bei McLaren insbesondere beliebt, weil es derzeit noch das einzige Hardtop-Cabriolet ist. Wir haben den englischen Renntleman getestet. Von Thomas Majchrzak

In der neuen McLaren Systematik aus Sports Series, Super Series und Ultimate Series befinden sich McLaren 650S Spider/Coupé mit 650 PS im Mittelbau, was PS und Preis angeht (255.000 / 230.000 Euro). Noch ist der 650S Spider insbesondere die Wahl, wenn es darum geht, auch offen fahren zu können. Für die etwas „schwächere“ und günstiger Sports Series wird nämlich auch noch ein Cabriolet erwartet. Der 650S hat übrigens den McLaren 12C abgelöst, den wir hier schon einmal getestet hatten.





Exterieur

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Optisch orientiert sich der McLaren 650S Spider stärker am Top-Technologie-Modell McLaren P1, während z.B. der neue McLaren 570S eher eine eigene Formsprache einführt. Im Gegensatz zum Vorgänger-Modell 12C, bei dem die Scheinwerfer eher noch eine einzelne Einheit darstellten, fügt der McLaren 650S die Scheinwerfer in geschwungener Form in die bestehende Designline ein, eben so wie beim P1. Das Heck bleibt dagegen optisch weitgehend unangetastet und erinnert an frühere McLaren-Modelle. Flach, breit, stark. Und auch schon wie beim 12C wird der Heckspoiler bei Bedarf als so genannte Luftbremse auch beim starken Verzögern herausgefahren. Die vor den Hinterrädern sitzenden und schwarz abgesetzten Einlassschächte beherbergen die Kühler, welche für die richtige Temperierung des als Mittelmotor hinter den Insassen montierten Motors sorgen. Rennsport-verpflichtend wird ein großer Teil des Fahrzeugs aus Kohlefaser gefertigt, außen sichtbar sind der Frontspoiler und seitlicher Lufteinlass sowie die seitliche Spoilerlippe, unter der Haut steckt das Carbon-Chassis.

Interieur

Im Innenraum dominiert die McLaren-Gestaltung aus zentriertem Drehzahlmesser und einer schmalen Mittelkonsole, die Fahrer und Beifahrer trennt. Darunter befinden sich zwei Becherhalter. Neben diesen und einem schmalen Fach unter der Armlehne war es das dann auch schon an Ablagemöglichkeiten. Dafür gibt es umso mehr Carbon, etwa am flachen und kompakten Lenkrad, das mit einer sportlich-optimalen Bedienbarkeit glänzt. Die Sitzhaltung ist gegenüber dem 12C verbessert worden, wir finden, dass der McLaren 650S Spider sich für einen Supersportwagen recht komfortabel fährt. Standardmäßig gibt es auf den Sitzflächen Stoff und an den Außenkanten Leder, es gibt aber auf Wunsch auch ein komplettes Alcantara-Interieur ohne echte Tierhaut.

Die Verarbeitung ist überall sehr gut, positiv fallen Details auf wie die geschwungenen Schalter-Hebel für Blinker und Scheibenwischer, die sich haptisch auch sehr glatt und weich anfühlen. Auch so etwas gehört zum Gesamterlebnis. Die Temperatur-Bedienung befindet sich jeweils an den Innenseiten der Türen, so können Fahrer und Beifahrer separat die Temperatur einstellen, ohne dass es eine große Klimaeinheit in der Mitte geben müsste. Das hält die Mittelkonsole schlank. Das Infotainment-System ist nun weitgehend auf Höhe der Zeit, gegenüber dem 12C wurden die Reaktions-Zeiten des Systems verbessert und Radio, Navi & Co. sind nun auch normal nutzbar. Wenn man den Sound des V8 genießen möchte, kann man übrigens jederzeit auf eine dicke Mute-Taste drücken, wahrscheinlich ist diese nicht ohne Grund beim McLaren relativ groß ausgefallen.

Der Kofferraum bietet genügend Platz für einen Trolley und einen Rucksack für den Weg zum Flughafen, allerdings muss man die Klappe vorne aus Sicherheitsgründen natürlich immer separat entriegeln, und somit ist man nicht ganz so schnell. Wirklich praktisch ist das nicht, aber für einen Supersportwagen bleibt vorne im Kofferraum noch vergleichsweise viel Platz.

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Motoren

Der 3,8 Liter Bi-Turbo-V8-Motor mit interner Bezeichnung M838T bringt den Supersportwagen in drei Sekunden auf Tempo 100 km/h und nach 8,4 Sekunden auf Tempo 200. Wie der Name schon sagt, hat dieser im McLaren 650S Spider 650 PS, geschaltet wird über ein 7-Gang- Doppelkupplungsgetriebe. Der Sound wird noch verstärkt, wenn man die Fahrmodus-Schalter von N auf S oder T stellt (Normal – Sport – Track). Handling (ESP und Fahrwerk) sowie Powertrain (Ansprechverhalten des Motors und Sound) können separat voneinander verstellt werden.

Fahrverhalten

Handling pur. Der McLaren 650S Spider ist ein Racing-Genuss, denn die Lenkung spricht direkt an und der Supersportwagen fährt sich trotz 4,50 m Länge wie ein kleines GoKart. Man merkt den Leichtbau und die kompromisslose Ausrichtung. Doch ist sie wirklich völlig kompromisslos? Der McLaren 650S Spider lässt sich im zivilen Fahrmodus nämlich durchaus gut im normalen Straßenverkehr bewegen, das Fahrwerk bügelt kleinere Bodenwellen sogar angenehm aus. Zudem wurde der Langstreckenkomfort gesteigert. Durch das recht frühe Hochschalten im Normal-Modus erregt man auch mit dem Sound nicht allzu viel Aufmerksamkeit, eher dann durch die tolle Farbe Tarocco-Orange.

Wählt man allerdings den Sport-Modus bei Handling und Powertrain, heult der McLaren 650S Spider deutlich mehr auf, spricht schneller aufs Gas an und schaltet später hoch. Auf der Handling-Seite hält sich das ESP zudem zurück, so dass man den 650S ohne Problem bei jedem Beschleunigen querstellen kann – hier sind geübte Fahrer gefragt. Der Track-Modus ist somit dann tatsächlich nur für abgesperrtes Gelände zu empfehlen.

Aber auch im normalen Modus kann man den kernigen V8-Sound genießen, die Raketenperformance und das GoKart-Handling. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet entweder selber smooth hoch oder lässt sich auch per Paddles bedienen.

Abmessungen

Länge: 4,51 m
Breite: 2,09 m
Höhe: 1,20 m
Radstand: 2,67 m

Fazit: Der McLaren 650S Spider ist einer der Exzentriker unter den Supersportwagen, und gerade in einem Orange, wie traditionell für McLaren, erregt er unglaublich viel Aufmerksamkeit. Er brüllt los, kann aber im normalen Fahrmodus auch recht zahm und komfortabel sein – das überraschendste an diesem Test. In den Sport-Fahrmodi dagegen geht es richtig brutal zu und fahrerisches Können ist gefragt. Das Coupé ist im Grunde genommen überflüssig, denn man kann sich durch das Hardtop hier ja jederzeit auch ein Coupé machen. Somit bleibt der McLaren 650S Spider der derzeit begehrenswerteste McLaren, zumindest, bis es auch von der Sports Series eine offene Version gibt.

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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