Neuer Renault Megane GT & Bose Edition Test

Renault hat auch im Kompaktsegment an der völligen Erneuerung der Marke gearbeitet und präsentiert nun die vierte Generation des Renault Megane. Wir haben ihn getestet – als Sportversion Renault Megane GT mit Allrad-Lenkung und als Bose-Edition. Von Thomas Majchrzak

Die dritte Generation lief von 2008 bis 2015, nun teilt sich der neue Renault Megane eine Plattform mit dem Nissan Pulsar. Der Einstiegspreis für den neuen Megane liegt bei 16.700 Euro (ca. 1.000 Euro niedriger als ein VW Golf). Die Sportversion Megane GT liegt bei ca. 29.000 Euro mit dem vorgestellten Benziner. Da der Megane stets mit mehr Ausstattung kommt, ist man vom Listenpreis her schon deutlich unter der Konkurrenz, sei es von VW oder auch von der restlichen Konkurrenz. Renault setzt also auf Kampfpreise. Nicht in totalen Zahlen, aber dadurch, dass man kaum mehr Sonderausstattung dazu ordern muss.





Exterieur

RenaultMeganeGT_autogefuehl21

RenaultMeganeGT_autogefuehl15

RenaultMeganeGT_autogefuehl16

RenaultMeganeGT_autogefuehl19

RenaultMeganeGT_autogefuehl20

Auch der neue Renault Megane teilt sich das Designkonzept mit den neuen Modellen von Talisman und Espace: Ein nach oben gezogenes Gesicht in der Front, dazu als Spange hinunterlaufend die LED-Tagfahrlichter. Diese C-Signatur fällt groß aus und ist deutlich mächtiger als bei allen anderen Kompaktfahrzeugen. Seitlich zeigt sich der Megane eher konservativ, es gibt nur eine klare Designlinie, aber diese Einfachheit gefällt uns auch. Schließlich prangen über den Radhäusern breite Schultern. Am Heck dominieren die flachen und langgezogenen Leuchten, die das Fahrzeug optisch in die Breite ziehen. Die Rückleuchten berühren sich sogar fast.

Im Sportmodell Megane GT gibt es zudem breitere Schweller vorne, seitlich und hinten, größere Lufteinlässe und Felgen sowie Bremsscheiben. Interessant und beim GT auch stärker ausgeprägt: der seitliche untere Lufteinlass produziert einen Luftstrom entlang der Reifen, was für weniger Windwiderstand beim Geradeauslauf sorgt.

Doch auch schon in den Nicht-Sportversionen (siehe Bose-Version weiter unten) fehlt es dem neuen Megane keineswegs an Attraktivität. Bis auf die nicht so stark ausgeprägten Schweller hat der Megane nämlich auch ansonsten die charakteristischen Merkmale. Wer hätte es gedacht, dass der Renault Megane einmal mit das extrovertierteste Design in der Kompaktklasse anbietet?

Interieur

Im Interieur wurde ordentlich aufgeräumt, es gibt nur noch wenige Knöpfe, die meisten Funktionen sind ins senkrechte iPad-große Display gewandert, das per Touch bedient wird. Separate Temperatur-Regler gibt es jedoch noch, und das ist auch gut so. In den höheren Ausstattungslevels ist der Bildschirm 8,7 Zoll groß, in den niederen trims gibt es den eher waagerechten Bildschirm, den man aus dem Renault Kadjar kennt. Wir testen den großen Screen und sind auch durchaus von der optischen Darstellung angetan. Die Navi-Karte reagiert zeitgemäß schnell und kann auch wie ein iPad bedient werden. Grundsätzlich findet man intuitiv durchs Menü.

Die Renault Multi Sense Technologie formt auf Knopfdruck eigene Modi, die Stimmung (Innenraumbeleuchtung) und technische Eigenschaften (Ansprechverhalten des Gaspedals, Sound) verändern, ein nettes emotionales Feature, mit dem man sich sein Fahrzeug individualisieren kann. Auch die Instrumenten-Farbe der digitalen Anzeigen wechseln. Hierbei fällt die Darstellung allerdings etwas billig wirkend aus, eher wie aus einem 90er Computerspiel.

Die GT-Version weist ein abgeflachtes Lenkrad mit perforierter Oberfläche an den Seiten auf, Renault-Sport-Zierleiste und blaue Kontrastnähte. Auffällig sind zudem die Voll-Alcantara-Sportsitze mit integrierter Kopfstütze. Sie sind bequem, geeignet für große Leute und bieten ordentlich Seitenhalt bis an die Schultern. Alternativ kann man die Sportsitze auch in außen Alcantara und innen Stoff bekommen. Die Variante mit innen Stoff ist dann etwas „rutschiger“, das Alcantara hält eher fest – Geschmacksache, was einem lieber ist. Beides sieht gut aus.

Überhaupt ist die Innenraumqualität stark gestiegen, das war auch eines der Hauptinvestments, die Renault getätigt hat. Im Grunde ist alles solide verarbeitet. Und auch optisch ergeben sich viele flache Elemente, nichts sticht ungebührend hervor. Nur wenige Details kann man mit etwas Suchen finden, die z.B. einer Verarbeitungsqualität aus dem Volkswagen-Konzern hinterher hinken: etwa dass man die Armlehne, wenn sie hochgeklappt ist, hin und her rütteln kann. Oder die Knöpfe am Lenkrad. Verstecken muss sich der Megane nun aber keineswegs mehr, und schon gar nicht vor der restlichen Konkurrenz.

Megane GT

RenaultMeganeGT_autogefuehl11

RenaultMeganeGT_autogefuehl06

RenaultMeganeGT_autogefuehl10

RenaultMeganeGT_autogefuehl08

RenaultMeganeGT_autogefuehl12

RenaultMeganeGT_autogefuehl13

RenaultMeganeGT_Kofferraum

Megane Bose Edition

RenaultMeganeBoseEdition05

RenaultMeganeBoseEdition07

RenaultMeganeBoseEdition08

Hier sehen wir in der Bose Edition, die die Top-Version der Nicht-Sport-Linie darstellt, dass man andere Sitze bekommt und auf ein paar sportliche Elemente verzichten muss. Die Sitze sind in der Lendenwirbel-Zone stärker ausgeprägt. Außen tragen sie Kunstleder, innen Stoff. Auch eine sehr gute Lösung. Für große Menschen fühlen sich die Sportsitze allerdings langfristig besser an, so unsere Meinung.

Im Fond bleibt beim Renault Megane leider nicht viel Platz, hier reiht er sich in der Klasse eher hinten ein, der jüngst getestete Opel Astra K hatte da deutlich mehr Kniefreiheit.

Der Kofferraum liegt im Durchschnitt, reißt weder groß nach oben noch nach unten aus.

Motoren

Die Stärke der Motoren reichen von 90 bis 205 PS.

Benziner
100 PS (manuell)
115 PS ohne Turbo (manuell)
130 PS (manuell oder Doppelkupplungsgetriebe)
1,6 l mit 205 PS (exklusive für Megane GT, mit Doppelkupplungsgetriebe)

Diesel
90 PS (manuell)
110 PS (manuell oder Doppelkupplungsgetriebe)
130 PS (manuell)
165 PS (Doppelkupplungsgetriebe) (auch als Megane GT erhältlich)

2017 soll es ferner einen Diesel-Hybrid geben.

Fahrverhalten

Wir testen den neuen Renault Megane GT mit dem 1,6 l Benziner mit 205 PS. Der Sound hört sich natürlich nach kleinem Hubraum an, und wenn man den Megane so richtig tritt, dann heult der Turbo auf. Satten Sound gibt es hier nicht, da hätte man mit einem Soundgenerator arbeiten müssen. Drehfreudig ist der Motor durchaus und für die ambitionierte Straßenfahrt sind das auch allemal genügend PS. Später wird es dann auch noch wieder die RS-Variante geben mit noch mehr Performance.

Der Megane GT benötigt 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h, eine gute halbe Sekunde langsamer als ein Golf GTI, der mehr PS hat. Am schnellsten schießt der Megane GT mit der Launch Control nach vorne, dazu muss man das Bremspedal herunterdrücken und beide Shift-Paddles gleichzeitig ziehen und halten. Dann sieht man eine kleine grüne Ampel im Display. Anschließend drückt man das Gas durch und löst dann die Bremse. Funktioniert echt gut, leider konnten wir aufgrund nasser Straße die volle Performance nicht so gut testen, denn bei Nässe drehen da die Räder nur durch.

Renault hat an der Geräuschisolierung gearbeitet und man merkt einen Fortschritt gegenüber dem Vorgänger, wenngleich wir auch empfinden, dass andere Wettbewerber im Segment etwas leiser unterwegs sind. Störend laut ist es aber auch nicht.

Ungewöhnlich für diese Klasse ist die auch schon im Espace und Talisman angebotene Allradlenkung 4Control. Dabei lenkt die Hinterachse mit. Erhältlich ist dieses System im Megane GT, unterhalb von 60 km/h (bzw. 80 km/h im Sport-Modus) wird entgegen der Richtung der Vorderräder mitgelenkt, darüber in selber Richtung zur Stabilität. Der Sport-Modus führt ferner dazu, dass man das Lenkrad nicht mehr so weit bewegen muss, es verhält sich progressiver. Der GT hat zudem ein strafferes Fahrwerk. Außerdem steht mit dem Multi-Change Down eine Technologie zur Verfügung, die mehrere Gänge zugleich herunterschalten kann.

Effektiv macht sich die Allradlenkung am meisten im Fahrverhalten bemerkbar, was auch andere so sehen. Es ist in der Tat ein sehr komisches Gefühl, eher so, als wenn man einen Hecktriebler fahren würde und in den Kurven mit dem Heck ausbricht. Aber die Reifen rutschen nicht weg, sie rollen. Das sorgt für eine unglaubliche Agilität. Der neue Renault Megane GT sorgt somit für ein völlig neues Fahrgefühl in dieser Klasse, für dieses GoKart-Gefühl könnte man sogar allein nur deswegen den Megane GT wählen. Übrigens: Auch der Wendekreis reduziert sich durch die Allradlenkung natürlich, in der Stadt hat man fast das Gefühl, man würde mit einem VW up! einen U-Turn machen.

Die Adaptive Cruise Control funktioniert übrigens leider nur zwischen 50 und 140 km/h, hier wäre ein System angebracht, das bis auf 0 herunterbremst.

Abmessungen

Länge: 4,35 m
Breite: 1,81 m
Höhe: 1,44 m
Radstand: 2,66 m

Fazit: Extrovertierte Optik, viel Ausstattung bei einem vergleichsweise günstigen Preis, ordentliche Verarbeitung im Interieur, dort auch optisch attraktive Lösungen und ein Fahrverhalten, das dank optionaler Allradlenkung seinesgleichen sucht. Mit dem neuen Renault Megane hat Renault einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht und kann im Kompaktsegment wieder voll mitspielen. Insbesondere der neue Megane GT bietet ein tolles Package und ist mit der einzigartigen Technologie für diese Klasse etwas ganz besonderes. Ein echtes Spaßgerät, das auch noch im Alltag genug Komfort bietet. Nur im Detail gibt es hier noch Verbesserungswünsche, die aber das große Ganze nicht stören. Der neue Megane wird sicher ein voller Erfolg.

Eine weitere Perspektive auf den neuen Megane gibt es bei:
motoreport

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Megane GT

RenaultMeganeGT_autogefuehl18

RenaultMeganeGT_autogefuehl01

RenaultMeganeGT_autogefuehl02

RenaultMeganeGT_autogefuehl04

Megane Bose Edition

RenaultMeganeBoseEdition09

RenaultMeganeBoseEdition02

RenaultMeganeBoseEdition03

RenaultMeganeBoseEdition06

Kommentare sind geschlossen.