Neuer Mitsubishi L200 Pickup Testbericht

Der neue Mitsubishi L200 will seine Position im Pickup-Segment wieder behaupten und setzt nach wie vor auf Allrad-Kompetenz und Robustheit. Mit der fünften Generation hat sich auch im Innenraum einiges getan, kann der L200 in der neuen Generation wieder zum Wettbewerb aufschließen? Von Thomas Majchrzak

Die fünfte Generation des Pick-up-Klassikers ist nun in zwei Karosserieversionen erhältlich, Doppelkabiner (volle drei Sitzplätze hinten, dafür kürzere Ladefläche von 1,52 m) und Club Cab (Notsitze hinten, dafür längere Ladefläche 1,85 m). Der Unterschied in der Ladefläche beträgt also gut 33 cm. Die Club Cab Variante war bisher nur zweitürig, nun ist sie viertürig mit einem einfacheren Einstieg, die Türen öffnen nämlich gegenläufig. Den Doppelkabiner wählt man, wenn man häufig mit mehreren Personen fährt. Los geht es mit dem neuen Mitsubishi L200 bei 26.290 Euro. Der Aufpreis für die Doppelkabine liegt bei 2.200 Euro. Interessant ist übrigens, dass der neue Mitsubishi L200 im Euro NCAP Crashtest 4 Sterne erhalten hat, ungewöhnlich gut für einen Pickup. Produziert wird der L200 in Thailand, Laem Chabang, das ist der Ort, in dem sich auch der riesige Containerhafen befindet, über den der Waren- und Kreuzfahrtschiff-Verkehr der Metropole Bangkok geregelt wird.





Exterieur

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Am auffälligsten ist die neue Front, ein nach oben gezogenes Gesicht, das daher Freundlichkeit ausstrahlt. Zudem wurden die Strukturen an der Front aufgeräumt. So ergibt sich ein stimmigeres Bild, das grundsätzlich durch runde Formen bestimmt wird – wie auch weiterhin an der Seite, wo die hintere Fensterlinie weiterhin charakteristisch ansteigt, allerdings nicht so stark in einem Rundbogen wie bisher. Dafür gibt es nun seitliche Designlinien, einmal von der Motorhaube bis zur ersten Tür und die zweite dann von der hinteren Tür bis zum Laderaum. Das gibt dem neuen L200 Designelemente, die bisher nie vorhanden waren und auch mehr Charakter. Ferner finden wir Heckleuchten, die wie beim Outlander etwas zur Seite hin gezogen sind, optisch schick. Die Ladefläche bleibt quadratisch praktisch gut und bietet auch schon in der Basisversion genügend Verzurrösen. Klassisch ist die offene Pickup-Ladefläche, darüber hinaus gibt es eine Abdeckung auf Höhe der Ladefläche – und einen Komplettaufbau auf Höhe des Daches mit Fenstern.

Interieur

Der Innenraum war der große Schwachpunkt der bisherigen Generation, war er doch sehr in die Jahre gekommen, etwa mit spartanischen digitalen Anzeigen im Pixel-Look oder alten Klimakontroll-Knöpfen und dem matten silbernen Plastik. Nun orientiert sich das L200 Cockpit eher an denen der Mitsubishi-SUVs, etwa was das Lenkrad angeht oder auch die Klavierlack Zierleisten. Von Hochwertigkeit ist der neue Mitsubishi L200 entfernt, doch im Detail gibt es gute neue Lösungen, die bisher fehlten. Das Infotainment-System hat nun Navi, Bluetooth-Verbindung und DAB-Radio – auch wenn die Bedienung des Systems doch sehr zu wünschen übrig lässt. Immerhin gibt es sogar eine funktionierende Sprachsteuerung, über die man z.B. eben schnell die Wahlwiederholung einfordern kann. Es gibt neue Sitze mit mehr Platz in Breite und Länge und mehr Seitenhalt, die auch auf Langstrecken mehr Komfort bringen. Das Lenkrad kann nun in Höhe und Tiefe verstellt werden, ebenfalls sehr wichtig! An Sicherheitsausstattung (nicht alles serienmäßig) sind nun sieben Airbags und zahlreiche Assistenzsysteme (Spurhalteassistent, Gespannstabilisierung, Berganfahrhilfe) erhältlich sowie weitere Extras wie Rückfahrkamera, schlüsselloses Schließsystem und Zweizonen- Klimaautomatik. Gerade die Rückfahrkamera ist bei einem Pickup natürlich Gold wert.

Im Fond bleibt genügend Kopffreiheit für große Erwachsene, nur auf dem dritten Sitz in der Mitte sitzt man etwas höher auf der härteren Polsterung. Für vier große Erwachsene funktioniert der neue L200 aber sehr gut. Man sitzt eben auch hinten aufrecht. Kniefreiheit ist bei 1,86 m auch noch gegeben.

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Wie man auf unseren Fotos sieht, ist für das Zuladen von Zweirädern die offene Variante empfohlen. Wer Motocross-Bikes transportieren will, wählt besser das Club Cab, damit die Ladefläche länger ist.

Die Ausstattungsvarianten reichen von L200 und PLUS bis TOP (nur für Doppelkabiner), wobei der Basispreis von 26.290 dann auf bis zu 40.290 Euro hochschnellt.

Hier die Übersicht:

– L200 (Basis)
2 Airbags (Club Cab) bzw. 7 Airbags (Doppelkabine)
Berganfahrhilfe
Flankenschutzrohre seitlich (Doppelkabine)
Gespannstabilisierung
Hinterachsdifferenzial sperrbar (100 %)
Klimaanlage
Multi-Informationsdisplay
Tempoautomatik inkl. Geschwindigkeitsbegrenzer (Doppelkabine)

– Plus
17″ Leichtmetallfelgen
7 Airbags
Außenspiegel elektrisch einstell-, beheiz- und anklappbar
Bluetooth®-Schnittstelle mit Freisprecheinrichtung
Chrom-Paket
Flankenschutzrohre seitlich (Doppelkabine) / Trittbretter seitlich (Club Cab)
Interieurapplikationen in Klavierlack-Optik
Klimaautomatik
Kotflügelverbreiterung
Lenkrad und Schaltknauf in Leder (Leder in Kombination mit hochwertiger Ledernachbildung)
Multifunktionslenkrad
Radio-CD-/MP3-Kombination mit 6.1″ Touchscreen
Rückfahrkamera mit Hilfslinien
Spurhalteassistent (Doppelkabine)
Tempoautomatik inkl. Geschwindigkeitsbegrenzer

– Top
Bi-Xenon-Scheinwerfer
Digitalradio (DAB)
Fahrersitz elektrisch einstellbar
Klimaautomatik (2 Zonen), Fahrer- und Beifahrerseite getrennt regelbar
LED-Tagfahrlicht, integriert in den Hauptscheinwerfer
Lederausstattung schwarz (Leder in Kombination mit hochwertiger Ledernachbildung)
Lenkradschaltwippen (Automatik)
Mitsubishi Multi Communication System
Sitzheizung vorn
Smart-Key-System mit Start-Stopp-Knopf

Motoren

Unter der Haube gibt es nun einen aktualisierten 2,4-Liter-Diesel mit 154 PS oder 181 PS (der stärkere trägt in der Bezeichnung dann ein +). Geschaltet wird über ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder in der stärkeren Variante mit einer neuen Fünfstufen-Automatik. Der Motor klingt noch eher klassisch nach Diesel, der Motor ist in der Grundversion auch noch von 2010. Weil der neue L200 an Gewicht abgespeckt hat und auch am Windwiderstand gefeilt wurde, verbraucht der Diesel nun weniger, man kann durchaus mit 9 Liter / 100 km fahren.

Die Beschleunigungswerte 0-100 km/h reichen von 12,2 Sekunden für die 154 PS Variante über 11,8 Sekunden für die 181 PS Variante mit Automatik bis zu 10,4 Sekunden für die 181 PS Variante mit Gangschaltung.

Fahrverhalten

Grundsätzlich hat Mitsubishi einige Elemente verbessert, um das Fahrerlebnis moderner zu gestalten. So ist nun die Geräuschdämmung deutlich verbessert, während es im alten Model noch hinten von der Glasscheibe spürbar zog. Auch der Windwiderstand wurde wie besprochen reduziert, was ebenso hilft. Mehr Federungskomfort sorgt für ein angenehmeres Reisen. Auch die Servolenkung hilft nun stärker mit, d.h. man muss beim Kurbeln/Einparken nicht so viel Kraft aufwenden. Mitsubishi reklamiert für sich den kleinsten Wendekreis im Segment mit 11,8 m. Trotzdem könnte die Lenkung progressiver sein, man benötigt noch mehrere Lenkumdrehungen, um die Räder komplett zu drehen. Ferner ist es mit der neuen Generation nun einfacher zu bremsen, die elektrische Unterstützung ist hier auch stärker geworden. Insgesamt gefällt es uns gut, dass der neue Mitsubishi L200 dadurch einfacher zu fahren ist. An den Pkw-Fahrcharakter eines VW Amarok kommt er dadurch aber noch nicht heran.

Für die 181 PS Variante ist ein neues so genanntes „Super Select 4WD II“ mit Geländeuntersetzung erhältlich. Dabei werden die Geländefunktionen nicht mehr etwas sperrig mit einem separaten Schalthebel eingelegt, sondern über einen einfachen Drehschalter. Grundsätzlich liegt das Kräfteverhältnis bei 40:60 Vorderachse/Hinterachse. Man kann von Vier- auf Zweiradantrieb umschalten (was aber keinen Sinn macht), das geht bis 100 km/h während der Fahrt. Dann kann man das Mitteldifferenzial sperren, dazu muss man im neutralen Gang sein. Dasselbe gilt dann für die Zuschaltung der Geländeuntersetzung.

Wir testen auch ein wenig Gelände, und im tiefen Matsch von vielen Regentagen sind wir dann froh, dass wir das Sperrdifferenzial anwenden können. Während der L200 seitlich wegrutscht, weil es am Hang einfach zu rutschig ist, lenken wir gegen und geben behutsam Gas – bis sich das Geländemonster freigräbt. So macht es Spaß!

Bei der normalen Fahrt verhält sich der Diesel unauffällig und ist auch ausreichend mit Kraft ausgestattet. Die Automatik ist ebenfalls zu empfehlen. Wie für einen Gelände-Pickup vorgesehen ist die Federung weit und weich, so kann man den L200 einfach aufschwanken, wenn man schnell von links nach rechts und wieder zurück lenkt. Für höhere Geschwindigkeiten ist das also nichts.

Wichtig für die Nutztier-Fans: Zuladen kann man bis zu 960 kg, anhängen bis zu 3,1 t gebremst.

Abmessungen

Länge: 5,19 m – 5,28 (Plus/Top ist etwas länger)
Breite: 1,82 m
Höhe: 1,78 m
Radstand: 3,00 m
Länge der Ladefläche: 1,52 m (Doppelkabine) / 1,85 m (Club Cab)
Leergewicht: ab 1.875 kg (Mit Ausstattung und Doppelkabine in der Regel 2 Tonnen)

Fazit: Der neue Mitsubishi L200 bietet auf den ersten Blick nicht so viel Neues, im Detail gibt es dann aber eine Vielzahl an neuen Elementen, die das Fahren einfacher machen. Die Optik bleibt sich weitgehend treu, wobei der L200 nun auch schicke Designelemente tragen darf. Das Interieur wurde überarbeitet mit neuen Sitzen, Infotainment und Einstellmöglichkeiten wie beim Lenkrad. Auch die Allrad-Bedienung ist nun einfacher. Insgesamt sind Komfort und Alltagstauglichkeit deutlich gestiegen und ein Umsteigegrund von der alten zur neuen Generation. Gerade in der Stadt kommt man mit der fünften Generation nun deutlich einfacher zurecht. In Sachen Innenraum-Verarbeitung und Infotainment-System hätte sich allerdings ruhig noch mehr tun können. Übrigens bietet Mitsubishi eine fünfjährige Herstellergarantie bis 100.000 km, so kann man wenigstens sicher sein, dass im Grunde genommen die Technik sehr solide ist. Der Focus bleibt in der Tat auf der Allradfähigkeit, da ist der L200 Spitze. Es macht richtig Laune, ihn im Matsch zu bewegen.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Einen Familientest zum L200 gibt es hier, und hier haben wir noch einen weiteren Test im kräftigen Rot.

Wer sich übrigens kurz noch einmal über die alte Version schlau machen will, findet die Vorgänger-Generation hier.

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