Neuer Suzuki Vitara Test Fahrbericht

Der Suzuki Vitara ist namentlich keineswegs unbekannt, wurde er doch als ikonischer kleiner Geländewagen bis 1998 in Deutschland verkauft – und dann durch den Grand Vitara abgelöst. Nun ist es genau andersherum, der neue Vitara ist da und der Grand Vitara ist ausgelaufen. Dabei zielt der neue Suzuki Vitara mit einer Länge von 4,17 m erneut in die Klasse der Mini-SUVs, die gerade so boomt. Und dann wäre da noch der Suzuki SX4 S-Cross, der nur 13 cm länger ist, dieselbe Plattform hat und auch nicht viel mehr kostet. Genügend Fragen also für unseren Fahrbericht, um den neuen Suzuki Vitara zu definieren und zu erkunden. Von Thomas Majchrzak





Mit dem Grand Vitara hat der neue Suzuki Vitara bis auf den Teil des Namens gar nichts zu tun. Vielmehr teilt er sich Plattform und Bauteile mit dem SX4 S-Cross und wird auch im selben Werk in Ungarn gebaut. Den neuen Vitara gibt es ab 18.000 Euro, den etwas längeren SX4 S-Cross ab 19.500 Euro – was ist der Unterschied? Eines vorweg gesagt: Er ist größer, als man beim ersten Blick auf die Fakten denkt.

Exterieur

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Zunächst einmal zeigt der neue Suzuki Vitara ein deutlich mutigeres Design. Während der SX4 S-Cross mit seiner abgerundeten Form unaufgeregt und pkw-ähnlich wirkt, zeigt der neue Suzuki Vitara am Frontgrill einen aufrechten Stand und teilweise auch klare kantige Designlinien, die ihn mehr in die Offroad-Ecke schieben. Die Grundform das Vitara orientiert sich also nicht an einem rundlichen Layout wie bei vielen anderen Mini SUVs, sondern zeigt eher die klassische Kante – was natürlich später dem Platzangebot im Innern zugute kommt. Als S-Version gibt es sogar einen aggressiven Kühlergrill mit Gitter und senkrechten Streben, etwas, das man von den aktuellen Suzuki-Modellen eher nicht gewohnt ist. Außerdem gibt es für den Vitara optional für 360 Euro eine Zweifarben-Lackierung, mit der man z.B. das Dach des Fahrzeugs in sechs kontrastierende Farben tauchen kann (Blau, Schwarz, Weiß, Porzellan, Grau, Silber, möglich ab Comfort trim level). Unser Testwagen kommt im Comfort+ trim level und zeigt die Außenhaut Atlantis Turquoise Pearl Metallic, also Türkis. Eine Aufsehen erregende Farbe, gerade im Kontrast zum weißen Dach.

Interieur

Genau so wie beim Exterieur zeichnet sich der neue Suzuki Vitara mit einer Liebe zum Detail im Innenraum aus. Wenn ein Fahrzeug den Begriff Lifestyle vertritt, dann ist es auch wohl dieser neue Vitara. Passend zum Exterieur finden wir hier im Innenraum ebenfalls Türkis-Akzente in Hochglanz, auf dem Armaturenbrett, bei Kontrastnähten oder auch rund um die Lüftungsdüsen. Wer auffallen und etwas Exzentrisches haben möchte, ist hier genau richtig. Auffällig ist ferner, dass Suzuki an der Materialqualität gefeilt hat. Die Verarbeitung von Knöpfen, Schaltern und Oberflächen ist richtig gut, nur vereinzelt finden wir verbesserungswürdige Stellen. So ist zum Beispiel der manuelle Hebel für die Höhenverstellung des Vordersitzes etwas labberig. Die Sitze bieten sowohl vorne als auch hinten eine aufrechte Sitzposition, und daher gibt es auch ausreichend Kniefreiheit auf allen Plätzen. So kann man auf 4,17 m Länge gut mit vier großen Erwachsenen fahren, sehr praktisch. Auch der fünfte Sitz hinten ist nutzbar, auch wenn in der Breite kaum noch Platz übrig bleibt. Der zusätzliche Gurt ist im Fahrzeughimmel versteckt.

Sitzheizung gibt es ab dem mittleren trim level für die Vordersitze, zwei Stufen sind wählbar. Wenn man die Hi-Stufe wählt, ballert die Sitzheizung richtig, geht dann aber immer wieder für eine Weile aus, etwas irritierend.

Das neue Infotainment-System überrascht mit einer modernen Darstellung und cleveren Lösungen, die viele weitere Knöpfe verschwinden lassen. Die Lautstärke ist zudem immer links am Display regelbar, auch eine Home-Menü-Taste bleibt immer erreichbar (rechts). Mit diesen fixen Punkten kann man sich gut zurecht finden. Die wichtigsten Funktionen sind im Haupt-Menü dann wie vier große Apps angeordnet. Seltsam: Beim ersten Test der Bluetooth-Verbindung wurde beim Gespräch nur der Sound des Gesprächspartners übertragen, aber nicht die eigene Stimme, als wenn das Mikrofon deaktiviert wäre.

Der Kofferraum hat praktische Ausmaße, hier spielt dann die quadratische Form eine Rolle. Wenn man die Sitze vom Fond aus umklappt, ergibt sich eine weitgehend ebene Ladefläche. Zusätzlich gibt es einen kleinen Staurau unter dem Kofferraumboden, den man praktisch hochklappen und arretieren kann.

Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Club, Comfort und Comfort+. Schnell fällt auf, dass man auf jeden Fall die Comfort-Ausstattung wählen sollte, um ein gewisses Maß an Komfort zu haben.

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Hier die Unterschiede:

Club
– Klimaanlage (manuell)
– CD-Radio MP3-fähig mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung inklusive Lenkradbedienung
– 16″-Stahlfelgen

Comfort (zusätzlich zu Club)
– Klimaautomatik
– Fensterheber vorn und hinten elektrisch
– Adaptiver Tempomat (ACC) mit Geschwindigkeitsbegrenzer
– Sitzheizung vorn (2-stufig)
– Audio-System mit Smartphone-Anbindung inkl. Bluetooth-Freisprecheinrichtung
– LED-Tagfahrlicht
– 17″-Alufelgen
– Rückfahrkamera

Comfort+ (zusätzlich zu Comfort)
– Panorama-Glasschiebehubdach elektrisch mit Sonnenblende
– Veloursledersitze (Die Definition ist nach unterschiedlichen Quellen unklar, ob die Innenseite echtes Veloursleder oder Alcantara ist, die Außenseiten sind in jedem Fall aus Echtleder)
– Analoge Uhr
– Audio-System mit Smartphone-Anbindung inkl. Navigation, Bluetooth-Freisprecheinrichtung
– 6 Lautsprecher anstatt 4
– Keyless Start
– LED-Scheinwerfer mit automatischer Leuchtweitenregulierung
– Lichtsensor
– Regensensor
– 17″-Alufelgen poliert

Die Ausstattung des Suzuki Vitara S richtet sich nach der Comfort+ Ausstattung und fügt noch einige sportliche Elemente wie Kontrastnähte hinzu.

Motoren

Folgende Motoren stehen zur Verfügung:

1.6 Liter Vierzylinder Sauger-Benziner mit 120 PS
Verfügbar mit Frontantrieb oder Allrad, 5-Gang-Schaltgetriebe oder 6-Stufen-Automatikgetriebe

1.6 Liter Vierzylinder Turbodiesel mit 120 PS
Verfügbar mit Frontantrieb oder Allrad, 5-Gang-Schaltgetriebe oder 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (nur in Kombination mit Allrad)

Die Preisspanne reicht von 18.000 Euro (Benziner mit Frontantrieb und Schaltgetriebe in Ausstattung Club) bis 29.600 Euro (Diesel mit Allrad und Doppelkupplungsgetriebe in Top-Ausstattung Comfort+).

Im Vitara S kommt dagegen ein 1.4 Liter Vierzylinder-Turbomotor mit 140 PS zum Einsatz (ab 26.800 Euro).

Fahrverhalten

Wir fahren den 1.6 Liter Diesel mit 120 PS und manueller Schaltung in der Comfort+ Ausstattung, preislich kommen wir da mit ein paar zusätzlichen Extras dann auf die knapp 30.000 Euro.

Die Power reicht für dieses Fahrzeug völlig aus. Sowohl in der Stadt, auf dem Land als auch auf der Autobahn benötigt der Suzuki Vitara nicht mehr Vortrieb, zudem fällt der Verbrauch mit gut 6 Liter / 100 km recht moderat aus. Abgesehen davon, dass der Diesel doch recht laut und altmodisch klingt, ist er für dieses Fahrzeug durchaus empfehlenswert. Allerdings muss es natürlich bei dieser Größe nicht unbedingt ein Diesel sein.

Die manuelle Schaltung könnte etwas geschmeidiger sein, bewegt sich aber insgesamt auf einem soliden Niveau. Dasselbe gilt für das Fahrwerk, das durchweg auf Komfort ausgelegt ist. Bei schnellen Kurvenfahrten wankt der Suzuki Vitara etwas, fokussiert sich eher darauf, Bodenwellen komfortabel auszugleichen.

Die Lenkung fühlt sich nicht sonderlich natürlich an, überzeugt aber durch einen geringen Lenkeinschlag, man muss also nicht viel kurbeln, um ans jeweilige Ziel zu kommen.

Große Stärke des Suzuki Vitara ist die Übersichtlichkeit zu allen Seiten und der Komfort für alle Fahrgäste trotz geringer Abmessungen. So kann man auch bei 4,17 m Länge angenehme Autobahn-Fahrten verbringen. Nur oberhalb von 120 km/h wird es im Innenraum etwas laut.

Abmessungen

Länge: 4,17 m
Breite: 1,77 m
Höhe: 1,61 m
Radstand: 2,50 m

Fazit: Der neue Suzuki Vitara ist viel interessanter, frischer und moderner als der technisch weitgehend identische SX4 S-Cross – und das funktioniert. Extrovertiert von außen und innen, ein echtes Lifestyle-Gefährt mit einer übersichtlichen Preisspanne. Die Verarbeitung ist ordentlich. Kein Wunder, dass der neue Suzuki Vitara in Deutschland somit nun der am häufigsten verkaufte Suzuki nach dem Kleinwagen Swift ist. Bei geringen Abmessungen bekommt man hier eben viel Platz und viel Styling und ein modernes Infotainment-System. Damit erfüllt der Suzuki Vitara alle zeitgenössischen Ansprüche. Etwas Luft nach oben bleibt bei den Verkleidungen von Armaturenbrett und Türinnenseiten, bei manchen Hebeln und bei der Geräuschkulisse.

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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