Seat Mii Mango Limited Edition Fahrbericht

Wären es Menschen, würde man von eineiigen Drillingen reden. Der VW up!, der Skoda Citigo und der Seat Mii gleichen sich, bis auf Kleinigkeiten an Front und Heck, wie das sprichwörtliche Ei dem anderen. Kein Wunder, sind sie doch Geschwister und laufen alle vom gleichen Band in Bratislava. Lediglich bei bestimmten Ausstattungskombinationen und bei den Aufpreisen einzelner Sonderausstattungen unterscheiden sie sich. Seat ist für dieses Sondermodell Limited Edition by Mango, dass es weltweit nur 750mal (500 mal in Deutschland) gibt, eine Kooperation mit dem spanischen Modelabel Mango eingegangen. Wie sich der stylische Seat Mii schlägt, verrät unser Fahrbericht. Von Thomas Blachetzki

Da steht er nun vor mir, der Seat Mii in der Limited Edition by Mango, einer von fünfhundert in Deutschland, und bringt mich zurück in meine automobile Vergangenheit. Zumindest, was die Größe und die Leistung angeht. 60 PS? Klein(st)-Wagen? Das soll reichen? Nun gut – hat es früher auch. Wir hätten kein Autogefühl, wenn wir nicht unvoreingenommen an die Sache gehen würden.

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Exterieur

Von außen hat der Seat Mii auf jeden Fall mit seinem markanten Auftreten, dem kleinen Kühlergrill und durch das kantige Scheinwerfer-Design, die Nase vorn. Wirkt gefällig pfiffig. Und preislich fügt er sich so ziemlich in die Mitte zwischen VW up! und Skoda Citigo ein. Zumindest in der Basisversion. Unser Testwagen beinhaltet aber die Limited Edition by Mango, sowie zusätzliche Extras und bewegt sich mit 13.655 Euro dann schon ziemlich am oberen Ende der Preisskala. Das ist eine gute Stange Geld für einen Kleinstwagen und deswegen muss also mehr kommen als gutes Aussehen. Von außen jedenfalls glänzt der Wagen in der einzig verfügbaren Farbe Perleffektlackierung Oryxweiß, hat Spiegelkappen in „Velvet“ und 15 Zoll Aluminiumfelgen, ebenfalls in der Sonderfarbe „Velvet“.

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Interieur

Auch nach dem Betreten des Innenraums schaut es durchaus wohnlich aus. Von automobiler Enthaltsamkeit im Kleinwagensegment ist hier wenig zu sehen. Die Instrumente sind übersichtlich, alle Schalter befinden sich ergonomisch im Bereich des Fahrers. Und sogar ein Hauch von Luxus ist zu spüren. Hier ein paar Chromapplikationen, da eine Blende in „Velvet“ auf dem Armaturenbrett. Sitzheizung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel und Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung stimmen schon mal etwas versöhnlicher mit dem Kaufpreis. Der schwarze Dachhimmel wertet den Innenraum zusätzlich ein wenig auf.

Wer genauer hinsieht, erkennt auch die Zielgruppe der Limited Edition by Mango. In den Öffnungsgriff des Handschuhfaches hat man einen ausklappbaren Handtaschenhalter integriert. Da kann man(n) oder Frau das liebste Stück immer in Griffnähe haben. Auch wenn die Handtaschengriffe dabei nicht allzu dick ausfallen dürfen. Pfiffig, wie es eigentlich nur Skoda kann!

Im Kofferraum findet man dann noch eine Art Hutschachtel, die mit einem Schlüsselanhänger, einer „Mango“-Decke und einer kleiner „Mango“-Ledertasche, passend zum Gesamtdesign des Wagen in der Farbe „Velvet“ die neue Besitzerin erfreut.

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Besonders nett ist im Mii das Navigationsgerät ausgefallen. Es steht mittig auf dem Armaturenbrett auf einem (abnehmbaren) Sockel, gefällt durch flüssige, übersichtliche Bedienung und dient gleichzeitig als Bedieneinheit für die Blutooth-Freisprecheinrichtung, den Medienplayer, das Radio und den Bordcomputer. Außerdem kann man sich dort noch diverse Rundinstrumente, wie Drehzahlmesser, Außentemperatur- und Kühlmittelanzeige darstellen lassen. Ein Eco-Trainer zum Sprit sparen ist zusätzlich abrufbar. Stellt man den Wagen abends ab, lässt sich mit einem Handgriff das Navi abdocken und mitnehmen. So kann es auch nicht geklaut werden. Ein gute, preiswerte Idee.

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Motoren

Viel wichtiger ist aber: Wie fährt sich der Kleine? Und welchen Motor sollte man nehmen? Die Antwort ist einfach. In der „Limited Edition by Mango“ gibt es nur einen Motor. Nämlich einen 1.0l-Dreizylinder mit entweder 60 oder 75 PS. Die Ecomotive-, bzw. Ecofuelvarianten (Erdgas) bleiben den anderen Ausstattungslinien vorbehalten. So werkelt also in unserem Mii der „normale“ 60 PS-Motor. Und das gar nicht mal schlecht.

Fahrverhalten

Zündschlüssel kurz gedreht, schon erwachen die Lebensgeister des 1.0 Liter-Dreizylinders. Während er sich im Leerlauf noch etwas schüttelt, benimmt er sich beim Fahren tadellos. Leise, kultiviert, nahezu vibrationsfrei. Und nachdem eine deutlich spürbare Anfahrschwäche im ersten Gang überwunden wurde, auch durchaus flott. Nicht falsch verstehen! Beim Ampelsprint wird man selten Sieger und für regelmäßige Autobahnfahrten empfiehlt sich eher die 75 PS-Version. Gerade wenn es vollbeladen in die Kasseler Berge geht. Aber für die täglichen Einkaufsfahrten im Großstadtdschungel und Kurzstrecken in die Nachbarstadt ist die Motorisierung durchaus ausreichend. Die Federung macht ihre Sache gut, nur bei kurzen, kleinen Stößen dringt es etwas härter durch den Sitz. Die Schaltung flutscht ohne Widerwillen durch die manuelle 5-Gang-Schaltbox und das Geräuschniveau ist erfreulich gering. Auf der Autobahn reicht es zu mehr als nur Mitschwimmen bei Richtgeschwindigkeit (Höchstgeschwindigkeit 160km/h) und trotz des kurzen Radstandes, lässt sich der Mii nicht beirren, die Spur zu halten. Starkes Verzögern des Fahrzeuges bereitet keinerlei Probleme. In unter 37 Metern kommt der Mii aus Tempo 100 wieder zum Stehen. Dabei unterstützen ihn der serienmäßige Bremsassistent, sowie ESP und ABS.

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Trotzdem fühlt sich der Mii aber im dichten Großstadtverkehr wohler. Parklücken verlieren ihren Schrecken, die Rundumsicht ist durch die kurzen Wagenüberhänge gut und die schmalen Dachsäulen schränken die Übersichtlichkeit wenig ein. Zudem verhelfen serienmäßige Parkpiepser hinten in engen Parklücken nicht anzuecken. Für die Einkäufe stehen im Gepäckabteil mind. 251 Liter zur Verfügung, die sich bei Bedarf, durch Umklappen der Rückbank auf bis zu 951 Liter erweitern lassen. Apropos Rückbank: Die ist auf Dauer eher für Kinder geeignet. Erwachsene sind hier „bauartbedingt“ seltener anzutreffen, auch weil das Entern der hinteren Sitzbank, trotz „Easy-Entry-Funktion“ beschwerlich ist.

Den dichten Stadtverkehr erträglicher macht das für diese Fahrzeugklasse klangmäßig sehr gute serienmäßige Seat Sound System, inklusive CD-Player, MP3-Wiedergabefunktion, AUX-in-Anschluss und 6 Lautsprechern. Manchmal lässt allerdings die Empfangsstärke zu wünschen übrig. Die Fensterheber verfügen leider über keine „Tipp-Funktion“, so dass man den Knopf gedrückt halten muss, bis die Fenster geöffnet oder geschlossen sind. Sitzen tut man gut in diesem Miniwagen, auch wenn die integrierten Kopfstützen gerne etwas höher hätten ausfallen können. Das Lenkrad ist leider nur höhenverstellbar, sollte aber trotzdem den meisten Fahrer(innen) gut in der Hand liegen. Die Heizung- und Radioregler liegen vorbildlich angeordnet in Reichweite und Blickfeld. Das alles mit einem Durchschnittsverbrauch von runden 5,8 Liter/100 km, der sich durchaus auch auf unter 5 Liter drücken lassen, wenn man vorausschauend im Verkehr mitschwimmt.

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Fazit: Der Seat Mii „Limited Edition by Mango“ ist ein toller Kleinwagen, der die Parkplatzsuche in der Großstadt mächtig erleichtert, an der Tankstelle den Fahrer nicht in Tränen ausbrechen lässt und sich trotzdem gelegentlich auch auf der Autobahn zu Hause fühlen darf. Klar, knapp 14.000 Euro sind eine Stange Geld, aber es muss ja nicht die stylische Vollausstattung in der „Limited Edition by Mango“ sein, um glücklich zu werden. Einen Mii gibt es bereits ab 8.890 Euro und für rund 11.000 Euro bekommt man schon einen pfiffigen, quirligen Kleinwagen mit sinnvollen Extras. Automobile Schonkost ist also was anderes und meine Erinnerungen an meinen ersten Kleinwagen verblassen. Alles nach dem Motto: Kleiner Mii, ganz groß!

 

Die Daten:

– (44 kW / 60 PS) 999 ccm
– 5-Gang-Schaltgetriebe
– Testwagenpreis: 13655 Euro (55 kW/75 PS für 14255 Euro, Grundmodell ab 8990 Euro)
– limitiert auf 750 Stck. weltweit (500 Stck. in D)
– einziges Extra: 5 Türen (480 Euro Aufpreis)

u.a. mit

– 15″-Leichtmetallräder „Enjoy“ 5,5J x 15″ in Velvet
– Außenspiegelkappen in Velvet
– Außenspiegel elektrisch einstell- und beheizbar
– Perleffektlackierung in Oryxweiß
– Tagfahrlicht in LED-Technologie
– Türeinstiegsleisten vorn mit „Mii by MANGO-Logo“
– Dachhimmel in Schwarz
– Halter für Handtasche am Handschuhfach
– Klimaanlage
– Lenkrad und Schaltknauf in Leder mit Sticknaht in Velvet
– Mittlerer Armaturentafelbereich in Velvet
– Vordersitze beheizbar
– SEAT Sound System 1.1 inklusive CD-Player, MP3-Wiedergabefunktion, AUX-in-Anschluss und 6 Lautsprechern
– SEAT Portable System
– Airbag für Fahrer und Beifahrer
– Berganfahrassistent
– Elektronisches Stabilisierungsprogramm inkl. Antiblockiersystem mit elektronischer Bremskraftverteilung, Antischlupfregelung
und Bremsassistent
– Fensterheber vorne elektrisch
– Geschwindigkeitsregelanlage
– Kopf-Thorax-Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer
– Reifendruckkontrolle
– Ultraschall-Einparkhilfe hinten
– Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung

Technische Daten:

0-100km/h 14,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
max. Drehmoment 95 NM bei 3000-4300 U/min.
Leergewicht 929 kg
5,6/3,9/4,6 l/100 km (außerorts, innerorts, kombiniert)
Länge 3557 mm
Breite 1641 mm (3-Türer)
Höhe 1478 mm

„Geschwister“:

VW up! (ab 9.975 Euro)
Skoda Citigo (ab 8.970 Euro)

Die Konkurrenz:

Hyundai i10 (ab 9.990 Euro)
Renault Twingo (ab 10.790 Euro)
Peugeot 108 (ab 8.890 Euro)
Toyota Aygo (ab 9.950 Euro)
Smart Forfour (ab 11.085 Euro)

Autogefühl: ***

Text und Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki
Video: Autogefühl, Thomas Majchrzak, Thomas Blachetzki

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