Neuer Jaguar XF S V6 AWD Testbericht

Die neue Generation des Jaguar XF gibt es nun mit mehreren Allrad-Varianten. Wir haben die Katze der oberen Mittelklasse als Jaguar XF S AWD mit 3.0 Liter V6 auf Schnee und Eis bewegt. Von Thomas Majchrzak

Während der Basispreis des neuen Jaguar XF bei 41.350 Euro liegt (2.0 Liter Diesel mit 163 PS), beginnt die erste Allrad-Variante mit 2.0 Liter Diesel und 180 PS bei 47.660 Euro. Knapp über 2.500 Euro davon sind der Allrad-Aufpreis. Die AWD-Versionen sind dann auch mit der bekannten 8-Gang-Automatik gekoppelt, lediglich die Heckantriebler sind auch als Handschalter erhältlich, und das auch sogar auf Wunsch bis in die höheren Ausstattungsvarianten.





Exterieur

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Der neue Jaguar XF knüpft grundsätzlich an das Erbe der Vorgänger-Generation an, hat sich mit einem noch markanteren Kühlergrill und schmaleren Scheinwerfern weiterentwickelt. Pfiffige Details finden sich seitlich in den Scheinwerfern, denn dort sieht man einen kleinen Jaguar Leaper. Auffällig ist bei unserer Ausstattung mit adaptiven Tempomaten der Jaguar Growler in 2D, es gibt also kein 3D-Logo. Denn hinter der Abdeckung sitzen die Abstands-Sensoren. Ferner wurde beim neuen Jaguar XF das Heck umgestaltet und sieht nun sportlicher aus. Die Rückleuchten werden weit herumgezogen und tragen den rundlichen Schwung nach unten, der bis zum Jaguar E-TYPE zurückgeht. Zudem ergibt sich insgesamt nun eine große Verwandtschaft zum Mittelklasse-Modell Jaguar XE. Jaguar setzt nun komplett auf eine Aluminium-Strategie, so ist nun auch der XF fast komplett aus Alu und hat dadurch je nach Motorisierung bis zu 200 kg abgespeckt. Das Wichtigste aber von außen: Für uns ist der Jaguar XF immer noch oder schon wieder das schönste Fahrzeug in der oberen Mittelklasse.

Interieur

Visuell trumpft der Jaguar XF auch im Interieur auf. Hier setzt man sich hinein und hat nicht sofort mit einem Blick den gesamten Innenraum erfasst, vielmehr kann man immer wieder neue Details entdecken: Etwa die Yacht-Holzspange vor dem gesamten Armaturenbrett unterhalb der Scheibe, Mattholz- oder Aluminium-Einlagen an den Türen und am Mitteltunnel oder der bewährte edle Jaguar DriveSelector, der beim Starten des Motors hochfährt.

Die Verarbeitungsqualität war bei den ersten Fahrzeugen, die wir getestet haben, noch nicht auf dem entsprechenden Level. Denn der alte Jaguar XF war innen vergleichsweise richtig gut verarbeitet und ließ keine Wünsche offen. Nun treffen wir auf ein deutlich besseres Ergebnis. Gegenüber den ersten Vorserien-Fahrzeugen hat sich hier im Detail noch mal einiges getan, was uns zufriedener stellt. Lediglich die optionalen Voll-Ledersitze werden nach wie vor nach einiger Benutzung schnell unschön aussehen, da braucht man nur einmal tief mit dem Daumen hineindrücken. Zum Glück bietet Jaguar den XF aber auch mit Stoff-Sitzen an sowie in den Sport-Versionen standardmäßig immerhin mit Stoff oder Mikrofaser auf den Innenbahnen.

Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Pure, Prestige, Portfolio, R-Sport und S.

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Pure

• 2-Zonen-Klimaautomatik für Fahrer und Beifahrer
• 17″-Leichtmetallfelgen Design „Lightweight“ in Silber
• Armaturentafeloberseite in Kunstleder (Luxtec)
• Automatische Geschwindigkeitsregelung mit Geschwindigkeitsbegrenzer
• Einstiegsleisten aus Metall mit Jaguar Schriftzug
• Halogen-Scheinwerfer mit Halogen-Tagfahrlicht
• InControl Touch 8“-Touchscreen-Farbdisplay
• Intelligenter (autonomer) Notfall-Bremsassistent (AEB)
• Kofferraum-Zierleiste in Chrom
• Kühlergrill in Schwarz mit Einfassung in Chrom
• Paneele in Pianolack Schwarz mit strukturiertem Aluminium
• Scheibenrahmeneinfassung in Chrom
• Sitze in Stoff mit 8/8-Wege-Sitzeinstellung – manuell verstellbar (nur E-Performance)
• Sitze in Stoff mit 10/10-Wege-Sitzeinstellung – elektrisch verstellbar (nur 20d)
• Torque Vectoring

Prestige (zusätzlich zu Pure)

• 18“-Leichtmetallfelgen Design „Fan“ in Silber (nur 30d, 35t)
• Ambiente Innenraumbeleuchtung–Phosphor Blau
• Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und Scheinwerferreinigungsanlage
• Fußmatten
• Sitze mit Tierhaut mit farblich abgestimmten Nähten und 10/10-Wege-Sitzeinstellung – elektrisch verstellbar

Portfolio (zusätzlich zu Pure)

• 17“-Leichtmetallfelgen Design „Aerodynamic“ in Silber (nur E-Performance)
• 18“-Leichtmetallfelgen Design „Chalice“ (nur 20d, 30d, 35t)
• Ambiente Innenraumbeleuchtung – Phosphor Blau
• Armaturentafeloberseite in Tierhaut
• Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und Scheinwerferreinigungsanlage
• Fußmatten
• Geprägter Jaguar-Springer auf vorderen Kopfstützen
• Kühlergrill in glänzend Schwarz mit Einfassung in Chrom
• Paneele in glänzend marmoriertem Ebenholz mit dunkel strukturiertem Aluminium
• Sitze in perforierter Tierhaut mit farblich abgestimmten Nähten und 10/10-Wege-Sitzeinstellung – elektrisch verstellbar

R-Sport (zusätzlich zu Pure)

• 17“-Leichtmetallfelgen Design „Turbine“ in Silber (nur E-Performance)
• 18“-Leichtmetallfelgen Design „Helix“ in Silber (nur 20d, 30d, 35t)
• Ambiente Innenraumbeleuchtung – Phosphor Blau
• Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und Scheinwerferreinigungsanlage
• Dachverkleidung in Morzine in Jet
• Fußmatten
• Kofferraum-Zierleiste in mattem Chrom
• Kühlergrill in Schwarz mit Einfassung in mattem Chrom
• R-Sport Exterieur – R-Sport Frontstoßfänger, R-Sport Seitenschweller in Wagenfarbe, seitliche Luftauslässe in mattem Chrom mit R-Sport Emblem und Heckspoiler in Wagenfarbe
• Scheibenrahmeneinfassung in glänzend Schwarz
• Sportfahrwerk
• Sportsitze mit Tierhaut außen (Unterschied zum XE, dort ist es sinnvollerweise Kunstleder) und Sitzflächen in Technical Mesh (Stoff), Kontrastnähten und 10/10-Wege-Sitzeinstellung – elektrisch verstellbar (im gezeigten Testwagen wurde die Sitzfläche auch optional in Tierhaut gewählt)

S (zusätzlich zu Pure)

• 19“-Leichtmetallfelgen Design „Blade“
• Adaptive Dynamics (adaptives Fahrwerk)
• Ambiente Innenraumbeleuchtung – Phosphor Blau
• Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und Scheinwerferreinigungsanlage
• Bremssättel in Rot
• Dachverkleidung in Morzine in Jet
• Fußmatten
• Geprägtes S Emblem auf vorderen Kopfstützen
• Kofferraum-Zierleiste in mattem Chrom
• Kühlergrill in glänzend Schwarz mit Einfassung in mattem Chrom
• Paneele in grau marmoriertem Ebenholz mit Dark Hex Aluminium
• Polierte Edelstahlpedalerie
• Scheibenrahmeneinfassung in glänzend Schwarz
• S Emblem im Kühlergrill und auf der Heckklappe
• S Exterieur – S Frontstoßfänger, S Heckschürze und Heckspoiler in Wagenfarbe, S Seitenschweller und Diffusor in glänzend Schwarz, seitliche Luftauslässe in mattem Chrom
• Sportsitze mit Tierhaut außen und Sitzflächen in Premium-Velours mit Kontrastnähten und 10/10-Wege-Sitzeinstellung – elektrisch verstellbar

Wenn man Sitzheizung bestellt hat, kann man sich für 250 Euro Aufpreis auch ein beheizbares Lenkrad dazu ordern.

Das Navi kostet entweder 1.000 Euro extra für den 8-Zoll-Screen, oder man holt sich den großen 12,3 Zoll Screen mit eingebautem Navi für 2.600 Euro Paketpreis. Den großen Screen haben wir schon kurz in einem Jaguar F-PACE gesehen und getestet, dieser hat scheinbar auch einen anderen Prozessor, die Karte reagiert dort nämlich sehr schnell, zudem sieht die Darstellung besser aus. Im 8-Zoll-Screen lahmt die Karte doch etwas.

Motoren

Folgende Motoren stehen zur Verfügung:

Benziner
V6 3,0 Liter mit 340 PS oder 380 PS (5,4 bzw. 5,3 Sek. 0-100 km/h)
Immer mit ZF-8-Gang-Automatik.
Beide auch mit Allrad erhältlich.

Diesel
Reihen-Vierzylinder 2,0 Liter mit 163 PS oder 180 PS (8,7 bzw. 8,1 Sek. 0-100 km/h)
Auch mit manueller Sechsgang-Schaltung erhältlich, ZF-8-Gang-Automatik für 2.500 Euro extra.
Für die 180 PS Version gibt es nun auch Allrad.

V6 3,0 Liter Diesel mit 300 PS (6,2 Sek. 0-100 km/h)
Immer mit 8-Gang-Automatik und Heckantrieb.

Fahrverhalten

Generell zeichnet sich der neue Jagaur XF dadurch aus, dass er sich viel agiler fährt als der Vorgänger. War es in der Vorgängergeneration noch ein Argument, eine andere Marke zu wählen, fällt das nun weg. Der XF wird nun seinem dynamischen Äußeren gerecht. Schon die Basisversion bietet das torque vectoring, mit der die kurveninneren Räder leicht abgebremst werden und das Fahrzeug somit in die Kurven „gezogen“ wird.

Der neue Allradantrieb funktioniert über eine Öl-gekühlte Lammellenkupplung, die dafür sorgt, dass bei Bedarf je nach Situation auch Drehmoment an die Vorderachse gegeben wird. Grundsätzlich wird auf die Hinterachse 50 bis 100 Prozent der Leistung gegeben, auf die Vorderachse 0 bis 50 Prozent. So hat man eigentlich immer mehr Leistung hinten.

Auf dem Schnee-Test-Track geben wir dem Jaguar XF S die Sporen, der 3.0 Liter V6 Kompressor mit 380 PS. Langsam tasten wir uns an die Grenzen der Physik heran. Wir fangen im normalen Fahrmodus an, also mit ESP eingeschaltet und normaler AWD-Verteilung. Viel falsch machen kann man hierbei nicht, außer zu schnell fahren. Das Stabilitätsprogramm bremst die kurvenäußeren Räder ein, sobald man anfängt zu rutschen. Im Schnee-Modus ist die grundsätzliche Allrad-Verteilung dann 30-70 vorne/hinten, so dass man noch mehr Stabilität beim Beschleunigen an der Vorderachse hat. Zudem erfolgt die Gasannahme etwas sachter.

Gehen wir dagegen in den Race-Modus, haben wir mehr Kraft auf der Hinterachse und eine schnellere Gasannahme. Aber erst in Kombination mit dem TracDSC ist es möglich, das Heck etwas herumzuzirkeln. Aber schnell wird man selbst hier auch wieder von den kurvenäußeren Rädern eingebremst.

Erst wenn wir die DSC-Taste halten und die elektronischen Helferlein komplett ausschalten, haben wir freie Bahn. Dabei fällt erneut auf, dass der Jaguar XF sich kleiner anfühlt, als er ist. Das spricht für die gute Agilität, die man mit der neuen Generation auf die Straße – oder hier auf Eis gezaubert hat.

Dazu kommt die zwar limousinengerechte niedrige, aber sehr komfortable Sitzposition, die trotz sportlicher Gangart ein Höchstmaß an Komfort bietet. Insgesamt kann man so sportlich driften, ist aber trotzdem entspannt unterwegs. Das findet man selten. Sportliche Souveränität könnte man das nennen.

Abmessungen

Länge: 4,95 m (4,96 m alter XF)
Breite: 1,98 m
Höhe: 1,45 m
Radstand: 2,96 m
Leergewicht: 1.545-1.760 kg

Fazit: Der neue Jaguar XF S AWD ist die Top-Version der zweiten Generation. Mit einem grollenden Sound, mehr als genügend Leistung und einer tollen Mischung aus Agilität und Komfort macht der XF S wohl so viel Spaß wie kaum ein anderes Mittelklasse-Fahrzeug. Dabei ist er gleichzeitig der schönste. Auch im Interieur finden wir schöne Designansätze, wobei Bedienung und Verarbeitung von den deutschen Premium-Herstellern noch dominiert werden. Was das Bauchgefühl für den XF aber nicht stören muss.

Autogefühl: *****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Kamera (Video): Autogefühl, Thomas Blachetzki

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