Skoda Octavia RS 230 Fahrbericht

10 PS für 3.000 Euro? Hört sich erst mal nach einem schlechten Deal an. Genau so viel kostet der RS 230 mehr als der „gewöhnliche“ RS. Wie viel genau „mehr“ drin ist, in der Sonderedition von Skodas Sportmodell, klärt der Fahrbericht des neuen Skoda Octavia RS 230. Von Thomas Blachetzki

Man soll das Eisen schmieden, solange das Feuer heiß ist. Und der Octavia ist eines der heißesten Modelle, die Skoda zur Zeit im Angebot hat. Das gilt besonders für das Sportmodell RS, auf das Käufer in der Vergangenheit zum Teil bis zu 9 Monate warten mussten. Ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis, viel Raum, sportliche Fahrleistungen und ein ansprechendes Design ließen den Anteil des RS innerhalb der Modellreihe auf über 16% ansteigen. Damit das so bleibt, hat Skoda mit dem RS 230 nachgewürzt.

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All die Tugenden, die der Octavia schon immer hatte, hat natürlich auch der 230er. Und mit dem Leistungszuwachs mutiert er zum stärksten Serien-Octavia und ist das einzige Auto bei Skoda, dass bei Tempo 250 eingebremst wird. Von den 10 Mehr-PS spürt man allerdings nur wenig. Lediglich 0,1 Sekunden schneller auf Tempo 100 und 2 km/h schneller in der Endgeschwindigkeit ist unsere Limo im Vergleich zum Serien-RS. Und doch spürt man, dass Skoda ein wenig geschraubt man. Der Motor hängt subjektiv besser am Gas und hält das Drehmoment von 350 NM über 200 U/min länger.  Dass die überarbeitete Abgasanlage (nun mit schwarz-lackierten Endrohren) auch etwas kerniger klingt, registriert der sportliche Fahrer. Bei Gaswegnahme brabbelt es schön aus den beiden Endrohren, allerdings ohne auf Dauer zu nerven.

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Ein deutlicher Gewinn hingegen ist das nun verbaute elektrohydraulische Sperrdifferential, dass es im Seat Leon Cupra und dem Golf GTI mit Performance-Paket schon immer gegeben hat. Dieses leitet bei Schlupf die Kraft bis zu 100% auf das kurvenäußere Rad. Und während beim Rausbeschleunigen zum Beispiel aus nassen Kurven der normale RS schon lange die Räder durchdrehen lässt und dann durch gezielten Bremseneingriff eingebremst wird, beschleunigt der RS230 mit deutlich weniger „Hufen scharren“ auch aus engen Kurven raus. Traktionsprobleme gibt es nun kaum mehr. Ein deutlicher Gewinn, was Sportlichkeit und Agilität angeht. Dass die Lenkung nach wie vor frei von Antriebseinflüssen bleibt, sei nur nebenbei erwähnt. Der Skoda Octavia RS 230 lässt sich also schon sportlich bewegen, wenngleich die langen Überhänge doch Grenzen setzen. Wer es permanent krachen lässt, wird mit Verbräuchen von über 12l/100km rechnen müssen. Doch wer macht das schon? Der überwiegende Teil der Fahrer wird das großzügige Platzangebot an Bord geniessen, das sichere Fahrwerk und das schier unendlich große Kofferraumabteil. Sind dann noch Kind und Kegel an Bord fährt es sich eh gelassener am Besten. Dann sind auch Verbräuche von rund 7l/100km möglich. Unsere Testfahrten haben wir mit rund 9,3l/100km abgeschlossen. Das geht, in Anbetracht der Leistung, völlig in Ordnung, ist aber trotzdem weit entfernt von der Werksangabe.

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Von außen erkennbar ist die RS230-Limousine vor allem durch den schwarz glänzenden Kühlergrilleinsatz, die schwarzen Auspuffblenden, schwarz glänzende Außenspiegelkappen und mächtige 19 Zoll Felgen mit 225/35er Bereifung (in unserem Testwagen gegen 18 Zoll Winterbereifung getauscht). Ordert man das Panoramadach, wird der Heckspoiler und der Rest des Daches in glänzend schwarz lackiert.

Im Inneren hat sich nur wenig verändert. Der RS230 kommt serienmäßig immer mit einer Vollleder-Ausstattung daher, wo das vRS-Logo nicht geprägt, sondern mehrfarbig gestickt wird und die Dekor-Einlagen in Cockpit und Türverkleidungen in piano-black erstrahlen. Das sieht zwar sehr edel aus, verkratzt leider schneller, als man gucken kann. Serienmäßig auch dabei ist eine elektrische Verstellung der Vordersitze mit Memory-Funktion. Überhaupt ist das Gestühl sehr angenehm. Es bietet guten Seitenhalt, ohne großartig einzuengen und die Sitzfläche ist für die meisten Fahrer angenehm lang, um auch lange Autobahn-Etappen zu absolvieren. Das 6-Gang-Handschaltgetriebe lässt sich knackig, präzise und direkt schalten. Ansonsten findet man natürlich all das, was man bei einem Octavia immer vorfindet. Ein für diese Klasse großzügiges Platzangebot mit sehr guter Beinfreiheit auf allen Plätzen, übersichtliche Instrumente mit guter Bedienbarkeit und ein riesiges Kofferraumabteil. Alles, wie immer, gut verarbeitet.

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Was man sich getrost sparen kann, ist die optionale, in unserem Testfahrzeug verbaute Rückfahrkamera. Diese enttäuschte dadurch, dass sie im Dunklen kaum brauchbare Bilder lieferte und zudem, weil sie ungeschützt am Heckklappengriff verbaut, meist verschmutzt war. Dass sich die Hilfslinien zum Einparken zudem nicht dynamisch verschieben ist ein weiterer Nachteil. Die serienmäßigen Parkpiepser reichen also vollkommen aus.

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Fazit: Kommen wir also zur Eingangsfrage zurück: Lohnen sich die 3.000 Euro Aufpreis zum Serien-RS? Ja, wenn wir alle Extras, die der RS230 serienmäßig hat, zum normalen RS dazu rechnen. Dann bekommt man quasi die elektro-mechanische Differential-Sperre „geschenkt“ und die lohnt sich allemal. Er bleibt eine fahrdynamische Mittelklasse-Limousine mit hoher Leistung, großzügigem Innenraum und bester Alltagstauglichkeit. Straff, aber nicht zu hart gefedert, so dass Papa sowohl seine sportlichen Ambitionen ausleben kann, als auch mit Kind und Kegel gemütlich zum Wochenend-Trip starten kann. Ein Preisschnapper ist er aber nicht mehr.

 

Daten: Skoda RS 230 Limousine (ab 33.490 Euro)

Serienausstattug u.a.:

Blackpaket mit 19″ Leichtmetallfelgen Xtreme-Schwarz/glanzgedreht
Elektrisch einstellbare Vordersitze
Lederausstattung Supreme RS-Schwarz mit roten Ziernähten oder grauen Ziernähten
Telefonfreisprecheinrichtung Bluetooth mit Sprachbedienung
Multifunktiosnlenkrad (bei DSG mit Schaltwippen)
Vorderachs-Quersperre (VAQ)
Fahrprofilauswahl inkl. Soundgenerator
Bi-Xenon-Hauptscheinwerfer
LED-Rücklichter

Technische Daten

169 kW (230 PS)
max. Drehmoment 350 NM bei 1500-4600 u/min
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h (elektr. begrenzt)
Beschleunigung 0-100 km/h 6,7 s
Gepäckraumvolumen 590 l -1580 l
Leergewicht 1445 kg
Verbrauch innerorts 7,7 l, außerorts 5,3 l, kombiniert 6,2 l
Länge 4.650 mm, Breite 1.810 mm, Höhe 1.440 mm

Konkurrenz:

Ford Focus ST (ab 29.300 Euro)
Seat Leon Cupra 265 (ab 31.820 Euro)
VW Golf GTI Performance (ab 30.800 Euro)

Autogefühl: ****

Video: Thomas Majchrzak/Thomas Blachetzki
Text/Fotos: Thomas Blachetzki/Skoda Deutschland (Motor)

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