Der neue Opel Astra Sports Tourer Fahrbericht

„Car of the year 2016“, mehr als 100.000 Bestellungen für 5-Türer und Sports Tourer – das sind jede Menge Vorschusslorbeeren für Opels Kombi in zehnter Generation. Dazu eine komplett neue Fahrzeugarchitektur, deutliche Gewichtsersparnis und neue Motoren. Opels Aufbruch in eine neue Zeit verspricht viel. Zu viel? Ein Fahrbericht zum Opel Astra Sports Tourer von Thomas Blachetzki





Am 9. April 2016 wird die zehnte Generation des Opel Astra Sports Tourer, so jedenfalls nennt Opel seine Kombis seit einigen Jahren, bei den Händlern landen. Ganz früher hießen die Modelle „Caravan“ und waren praktische Fahrzeuge mit viel Platz und Variabilität zu einem günstigen Preis in bewährter Opel-Qualität. Sie waren beliebt bei Familien mit Platzbedarf, aber auch bei Handwerkern, die damit ihre Werkzeuge transportierten. Opels letzte Astra Sports Tourer-Generation verließ aber irgendwie diesen Pfad des Erfolges. Zu „schwer“, zu lahme Motoren, zu viele Knöpfe am Armaturenbrett, schlechte Raumökonomie – das war das, was man oftmals von der letzten Modellreihe hören musste.

Exterieur

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Opels Neuer hat bis zu 190 kg abgespeckt, bekam neue, effiziente Motoren, ein sortiertes, ansehnliches Cockpit und endlich wieder viel Platz. Dazu technische Raffinessen, wie z.B. das LED-Matrix-Licht und ausgeklügelte Telematik-Systeme, die es bei vielen anderen Konkurrenten nur eine Klasse höher gibt – wenn überhaupt. Und so steht er nun in Brillant-Power-Rot (275 Euro Aufpreis) vor uns und strahlt mit der Sonne Portugals um die Wette. Mit 4,70 m Länge nahezu genauso lang, wie sein Vorgänger, aber mit einer deutlich besseren Raumausnutzung.

Interieur

1630 l schluckt sein Gepäckabteil nun, dass sind ganze 80 l mehr als sein Vorgänger und immer noch 10 l mehr als sein Hauptkonkurrent, der VW Golf Variant. Sogar der eine Klasse höher angesiedelte Opel Insignia Sports Tourer muss hier die Segel streichen. Mit einem lässigen „Fußwischen“ unterhalb des Stoßfängers öffnet sich auf Wunsch gegen Aufpreis das Heckabteil, ohne dass man die Hände zu Hilfe nehmen muss und mit dem Schalter in der Fahrertür öffnet sich die Heckklappe auf Wunsch nur zu drei Viertel. Praktisch, wenn der Wagen in einer niedrigen Garage steht und Beulen drohen. Zudem ist die Rückbank im Verhältnis 40-20-40 geteilt und der Laderaum auf Wunsch mit einem FlexOrganizer-Paket ausgestattet, so dass Gepäckstücke durch seitliche Schienen, Trennnetze und diverse Befestigungsmöglichkeiten an ihrem Platz bleiben.

Auf dem Fahrersitz stellt man erfreut fest, dass Opel das Armaturenbrett aufgeräumt hat. Vorbei die Zeiten der zahlreichen, winzigen Tasten. Die Bedienung gibt nun keine Rätsel auf und glänzt mit tollen Technik-Features. Sehr fein ist das Telematiksystem Opel OnStar. Es baut auf Wunsch per Knopfdruck eine Telefonverbindung mit der OnStar-Zentrale auf, von dort kann man sich u.a. Navigationsziele direkt ins Auto schicken lassen, im Falle eine Panne Hilfe holen lassen oder per SOS-Taste im Falle eines Unfalls den Rettungsdienst. Löst der Airbag im Falle eines Unfalls aus, geschieht das Ganze automatisch und auch die Standortdaten werden weitergeleitet.

Smartphones werden per Intellilink ins System integriert, so dass man per Apple Carplay oder Android Auto zahlreiche Apps auf dem bis zu 7 Zoll großen Display (fern-)bedienen kann. Das bei unserem Testwagen verbaute Navigationssystem erfreute mit klarer Bedienung, auch per Sprache, nur an der Auflösung und an der Reaktionszeit des Display könnte Opel noch ein wenig arbeiten.

Eine deutliche Empfehlung gibt es für die gegen Aufpreis erhältlichen AGR-Sportsitze (AGR = Aktion gesunder Rücken). Sie schmeicheln dem Fahrerrücken auf Wunsch mit Massage, Heizung und Ventilation. Zudem gibt es eine ausziehbare Oberschenkelauflage, elektrische Verstellung mit Memory-Funktion und verstellbare Seitenwangen im Rückenbereich, die den Fahrer in Kurvenfahrten noch besser seitlich abstützen. Leider gibt es das volle Programm nur in Kombination mit dem Leder-Paket (ab 2.300 Euro), dann aber auch noch u.a. mit beheizbarem Lenkrad, zusätzlichen USB-Schnittstellen und einigem mehr. Den „einfachen“ AGR-Sitz gibt es allerdings schon für 685 Euro.

Das Raumangebot, gerade auch in Reihe 2, hat deutlich zugenommen. So sitzen jetzt auch groß gewachsene Menschen kommod im Fond, wenn in Reihe 1 ihresgleichen sitzen und erfreuen sich an 28mm mehr Beinfreiheit gegenüber dem Vorgänger. Hinterm Volant in Reihe 1 geht es nun auch luftiger zu. 26 mm mehr Kopffreiheit verspricht Opel hier.

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Motor und Fahrverhalten

In unserem Testwagen wurde der Top-Diesel 1.6 CDTI verbaut. 160 PS, 350 Nm Drehmoment ab bereits 1500 u/min und 2 Turbolader sind hier die Eckdaten, die ausreichend Leistung versprechen. Zudem sind die Triebwerke leichter und effizienter geworden, sagt Opel. Bereits im kalten Zustand ist der Diesel akustisch wenig präsent, warm gefahren dann kaum mehr zu hören. Endlich folgen die Motoren dem dynamischen Äußeren. Man merkt jedenfalls deutlich, dass die Agilität durch das verringerte Fahrzeuggewicht und die Motoren zugelegt hat. Bereits ab 1200 u/min liegen 320 NM an und so beschleunigt unser Testmodell von 0-100 km/h in 8,9 Sekunden, absolviert den Zwischenspurt von 80-120 km/h in 8,1 Sekunden und lässt erst bei Tempo 220 mit dem Vortrieb nach. Das serienmäßige 6-Gang-Getriebe lässt sich dabei leicht schalten, wobei das ein wenig in den Hintergrund tritt, weil man den Opel sehr „schaltfaul“ fahren kann. Das Fahrwerk ist ein guter Kompromiss aus Komfort und Straffheit, ohne zu hart und polterig zu wirken. Das noch im Vorgänger angebotene elektrisch verstellbare Fahrwerk haben wir jedenfalls nicht vermisst. Der Sports Tourer folgt auch bei höheren Geschwindigkeiten jedem Lenkbefehl genau, um erst im Grenzbereich dann gutmütig zu untersteuern. So sind schnell durchfahrene Kurvenkombinationen, natürlich auch dank der hervorragenden Sitze, gerne genommen. Das Ganze mit erfreulich niedrigem Innengeräuschpegel.

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Am Ende stehen nach zügig gefahrenen Etappen in den hügeligen Landschaften rund um Porto respektable 5,7 Liter/100 km im Bordcomputer (Werksangabe 4,1 Liter im ECE-Mix), die sich aber ohne größere Anstrengung ganz sicher unterbieten lassen können.

Fazit: Opel ist ein großer Wurf gelungen. Endlich vereint der neue Astra Sports Tourer wieder die Attribute, die einem echten Opel Kombi würdig sind. Zeitgemäße, sparsame und kraftvolle Triebwerke, Assistenzsysteme, die einem das Fahren erleichtern, ein großzügiges Raumangebot und Luxus-Extras, die man zum Teil nur eine Fahrzeugklasse höher ordern kann. Das alles in einer schönen Hülle für einen akzeptablen Preis. So kann es mit Opel nur weiter bergauf gehen.

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Gezeigtes Modell:

Opel Astra Sports Tourer 1.6.CDTI Innovation ab 29.110 Euro (Grundmodell 1.4 Benziner Selection: ab 18.260 Euro)

Serienmäßig u.a. mit
– Frontkamera
– Rückfahrkamera
– Lendenwirbelstütze, elektropneumatisch, Fahrer
– Opel OnStar
– Parkpilot, vorn und hinten
– Radio R 4.0 IntelliLink, 7˝-Touchscreen-Farbdisplay, Freisprecheinrichtung via Bluetooth-Schnittstelle
– Leichtmetallräder 7½ J x 17 mit Reifen 225/45 R 17

Opel Astra Sports Tourer 1.6.CDTI – Technische Daten

– Diesel-Motor mit doppelter Turboaufladung
– Leistung: 118 kw (160 PS) / 4000 u/min
– max. Drehmoment: 350 NM /1500-2250 u/min
– Beschleunigung: 0-100 km 8,9 Sekunden
– Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
– Länge 4702 mm, Breite 2042 mm, Höhe 1510 mm
– Leergewicht: 1435 kg
– Tankinhalt 48 Liter
– Gepäckraumvolumen 540 – 1630 Liter

Konkurrenten u.a.
– VW Golf Variant (ab 19.800 Euro)
– Ford Focus Turnier (ab17.560 Euro)
– Skoda Octavia Combi (ab 17.650 Euro)
– Peugeot 308 SW (ab 19.700 Euro)
– Seat Leon ST (ab 16.640 Euro)

Autogefühl: ****

Video: Autogefühl, Thomas Blachetzki/Thomas Majchrzak
Text/Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki