Nissan Pulsar Test Fahrbericht

Nachdem der Name lange brach lag und in Europa sogar noch nie verwendet wurde, ließ Nissan den Pulsar in 2015 wieder aufleben (Nissan Tiida in Russland). Der in Spanien gebaute Kompaktwagen wurde speziell für den europäischen Markt entwickelt und bildet den Nachfolger des Nissan Almera, der 2006 eingestellt wurde. Wir wollten herausfinden, wie sich der neue Nissan Pulsar so macht. Von Thomas Majchrzak

Die Preise reichen je nach Ausstattung und Motor von 18.000 bis 27.000 Euro (18.000 Euro ist auch der Einstiegspreis für einen VW Golf), unser Testwagen liegt mit quasi Vollausstattung bei 24.000 Euro. Und das ist auch schon ein Kaufkriterium, beim Nissan Pulsar bekommt man mehr Ausstattung zum selben Preis als bei der Konkurrenz, zumindest wenn man sich an den Listenpreisen orientiert. Letztlich kommt es natürlich immer darauf an, welchen konkreten Kurs man bei Preis oder Leasing beim Händler erhält.





Exterieur

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Der Nissan Pulsar zeigt die nach oben gezogene Schnauze aus Kühlergrill und Scheinwerfern von Nissan, wobei sich keine genau gerade Linie ergibt, die Scheinwerfer dürfen ein paar Ecken und Kanten zeigen. Das versprüht Modernität. Die Motorhaube ist im Vergleich zu anderen Wettbewerbern in der Kompaktklasse relativ hoch gezogen und akzentuiert. Im Seitenprofil werden starke Schultern herausgebildet. Die Heckleuchten beginnen schon an der Seite des Fahrzeugs und weisen dann spitz nach innen. Insgesamt ergibt sich ein Design, das zeitweilig ein wenig an einen Kompakt-Van erinnert und sich somit von den anderen Modellen in diesem Segment klar abzeichnet. Unter dem Motto Nissan Design Studio kann man sich übrigens extrovertierte Kombinationen für das Exterieur aussuchen, etwa orangefarbene Felgen und Spiegelkappen im Paket „Oppama Orange“. Unsere Felgen sind da eher dezent und kommen mit moderaten 17 Zoll, was aber für eine attraktive Optik schon ausreicht.

Interieur

Im Interieur sieht man, dass Nissan mittlerweile auch zu gewissen Corporate-Elementen gefunden hat, die man in allen modernen Fahrzeugen wiederfindet. Dazu gehört auch das Lenkrad in Schwarz/Silber mit der geschwungenen Airbag-Abdeckung. Wer es übrigens noch nicht gehört hat, das soll aussehen wie ein Elefanten-Kopf. Wer einmal mit diesem Wissen draufschaut, wird es erkennen. Auffällig ist die geschwungene Armaturenbrettabdeckung, die hinter dem Infotainment-Screen liegt. Diese darf dann auch edle Materialien tragen und ist das attraktivste Element. In unserem Testwagen ist ein so genanntes Cubic Print verbaut, ein hochwertiges Holz-Imitat. Ist wirklich gut geworden und man muss schon genau hingucken und fühlen, um sicherzugehen, dass es kein echtes Holz ist. Ansonsten ist das Cockpit eher funktional gehalten. Die Smartphone-Integration läuft hier unter „Nissan Connect“.

Nissan nimmt für sich in Anspruch, den klassenbesten Beinraum zu bieten. Und in der Tat wundern wir uns darüber, dass selbst 1,90 m Personen mehr Kniefreiheit haben als in mancher Oberklasse-Limousine. Top! Nur beim Kopfraum darf man nicht allzu viel erwarten, da das Dach nach hinten etwas abfällt.

Der Kofferraum zeigt sich sehr geräumig, die Abdeckung kann man einfach entnehmen und die Sitze umklappen. Den Mechanismus an der Spitze der Sitze kann man sowohl vom Kofferraum als auch vom Fahrgastraum aus erreichen. Ist die Rückbank umgeklappt, kann man die Länge noch etwas verlängern, in dem man den Beifahrersitz ganz nach vorne schiebt. Leider ist es nicht möglich, den Beifahrersitz komplett nach vorne flach zu klappen, das haben die Ingenieure wohl verschlafen. Aber allein durchs Schieben ergibt sich dann von der Rückenlehne des Beifahrersitzes bis zum Kofferraumende eine Länge von 1,90 m. Das ist respektabel und somit ist der Pulser fast schon als eine Art Kombi einsetzbar. Ein großes Mountainbike lässt sich verstauen, wenn man das Vorderrad ausbaut.

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Die Ausstattungslinien:

Visia
– Stoffsitze
– 16″-Stahlfelgen
– Bluetooth
– Klimaanlage

Acenta (zusätzlich zum vorherigen Niveau)
– Stoffsitze mit anderem Bezug
– 16″-Alus
– Außenspiegel elektrisch einstellbar
– Autonomer Bremsassistent
– Fahrlichtautomatik
– Klimaautomatik, 2 Zonen
– keyless entry

N-Connecta (zusätzlich zum vorherigen Niveau)
– Teile in Tierhaut
– Navi
– 17″-Alus
– Lordosenstütze Fahrer-und Beifahrersitz

Tekna (zusätzlich zum vorherigen Niveau)
– Volle chemisch behandelte Tierhaut-Sitze
– 360-Grad-Kamerasystem
– LED-Scheinwerfer
– 18″-Alus
– Außenspiegel elektrisch anklappbar

Natürlich kann man auch ein niedriges Niveau wählen und dann einzelne Extras buchen.

Motoren

Benziner
1.2 Liter Turbo mit 115 PS (optional mit Automatik)
1.6 Liter Turbo mit 190 PS

Diesel
1.5 Liter mit 110 PS

Fahrverhalten

Der 1.2 Liter Turbo ist eine gute Wahl, denn er bietet zwar keine großen Kraftreserven, aber genügend Durchzug für den Stadtverkehr. Und durch den Turbo kann man selbst auf der Autobahn noch oberhalb von 120 km/h im sechsten Gang beschleunigen. Die Schaltung ist unauffällig und tut ihre Dienste. Auch die Geräuschisolierung befindet sich im Mittelfeld. Überhaupt hält sich der Nissan Pulsar im Fahrverhalten sehr zurück. Er geht weder in die eine, noch in die andere Richtung und versucht sich überall im Mittelfeld zu positionieren, möchte nicht auffallen. Das Fahrwerk ist eher weich abgestimmt und damit für den Geradeauslauf in der Stadt, allerdings fällt es auch bei schnelleren Autobahnfahrten nicht negativ auf. Die Langstreckentauglichkeit der Sitze könnte allerdings besser sein.

Der autonome Bremsassistent ist zwar nicht serienmäßig, aber immerhin mit dem zweiten trim level inkludiert. Somit ist er auch Bestandteil unseres Testwagens. Zudem macht sich manchmal der Spurhalteassistent bemerkbar, der optisch und visuell auf das Verlassen der Spur hinweist. Sinnvoll ist in jedem Fall der Tote-Winkel-Warner, der Warnlichter in der Nähe der Spiegel aufblinken lässt, wenn sich von hinten ein Fahrzeug nähert. Unfreiwillig waren wir auch in eine Situation mit einer kräftigen Bremsung eingebunden, als ein Lkw meinte, bei einer Autobahn-Ausfahrt plötzlich stehen zu bleiben. Selbst wenn man nur mäßig auf die Bremse tritt, hilft der Pulsar in diesem Fall etwas elektronisch nach und aktiviert dann eine Vollbremsung mit ABS. Gut, wenn man das weiß und mit dieser Sicherheit fahren kann.

Abmessungen

Länge: 4,38 m
Breite: 1,76 m
Höhe: 1,52 m
Radstand: 2,70 m
Leergewicht: 1.265 – 1.427 kg

Fazit: Der Nissan Pulsar ist durchweg solide und betont unauffällig. Die Lampen außen sind modern gestaltet, ansonsten verhält er sich im Design eher konservativ, ebenso im Interieur. Look & Feel können andere besser. Ein großer Vorteil ist hier hingegen das Package, man bekommt also viel Raum auf wenig Außenlänge. Mit Umklappen der Sitze hat man fast schon Möglichkeiten wie in einem Kombi. Zudem ist die Beinfreiheit im Fond tatsächlich erstaunlich groß für das Kompaktsegment. Wer also viel Platz hinten benötigt und viel Ausstattung für einen attraktiven Preis, findet in dieser Hinsicht den größten Vorteil des Nissan Pulsar.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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