Audi SQ7 TDI Test: 435 PS SUV-Bombe

Audi hat einen neuen Diesel-Bomber im Programm: Der Audi SQ7 TDI kommt mit einem 4,0 Liter V8 Diesel mit 435 PS und 900 Nm Drehmoment. Damit kann man an V8-Benziner Versionen à la Range Rover Sport SVR oder Mercedes-AMG GLE 63 anknüpfen. Das stärkste Diesel-SUV auf dem Markt, was steckt dahinter? Die eigentliche technologische Neuheit ist nämlich nicht der große Motor. Von Thomas Majchrzak




Exterieur

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Der neue Audi Q7 hat schon in der Standard-Variante eine bullige Front, der SQ7 stärkt diese mit einem speziellen Kühlergitter, sportlichen Schwellern und dem SQ7-Logo. Die LED-Scheinwerfer sind im Paket inbegriffen. Im Seitenprofil kommen ebenfalls stärkere Schweller zum Einsatz, flankiert von Alu-Spiegelkappen und serienmäßigen 20-Zoll-Felgen. Optional erhält man bis 22 Zoll, wie beim Fahrzeug in Daytonagrau zu sehen, die SQ7 in Weiß und Sepangblau tragen jeweils mit 21 Zoll. Der weiße SQ7 hat ferner das Audi Exclusive gloss black Paket, das einen schwarzen Kühlergrill, schwarze Spiegelkappen und schwarze Fensterrahmen vorsieht. Die Sport-Variante des Audi Q7 lenkt durch die aggressiven Elemente vom Kombi-Charakter ab. Denn es gab bereits Diskussionen, dass der Q7 gar nicht SUV-mäßig aussehe. Das kann man positiv wie negativ sehen, es gibt auch Stimmen, die sagen, dass es gut ist, dass man nicht als dicker SUV-Fahrer direkt erkannt wird. Am Heck zeigt der Audi SQ7 jedenfalls vier eckige verchromte Endrohre, wobei es sich hier um Zierblenden handelt. Vier Endrohre gibt es wirklich, aber technisch gesehen sind diese rund.

Interieur

Grundsätzlich zeichnet sich der Innenraum des Audi Q7 dadurch aus, das man wohl in keinem anderen automobilen Innenraum eine derartig hohe Verarbeitungsqualität findet – nur im neuen Audi A4, der sich Plattform und Teile mit dem Q7 teilt. Jeder Knopf klickt angenehm beim Drehen, alle Spaltmaße passen perfekt, Alu- oder Holzoberflächen laden aufgrund der Materialqualität dazu ein, ertastet zu werden. Derzeit unserer Meinung nach der beste Innenraum auf dem gesamten Automobilmarkt. Dabei ist er nicht minder praktisch, denn Platz gibt es massig. Eine angenehm aufrechte Sitzposition vorne, Platz für drei 2,00 m Menschen im Fond und sogar optional 7 Sitze, auch in der SQ7 Version. Die normale Rückbank lässt sich übrigens umklappen und verschieben, und das mit drei Einzelsitzen. Wir empfehlen die elektrischen Klapp-Knöpfe für den Laderaum, denn ansonsten wird das manuelle Umlegen der Sitze mit ziehbaren Schlaufen etwas umständlich.

Serienmäßig sind im Audi SQ7 Interieur die sportlichen Elemente wie die Sport-Plus-Sitze und Kontrastnähte. Der Dachhimmel ist in schwarzem Alcantara gehalten. Leider glaubt Audi aber auch, dass die sportliche Kundschaft ausschließlich eine Echt-Belederung von Sitzen und Armaturenbrett möchte. Dabei zeigt man die mögliche andere Materialauswahl doch schon mit dem Dachhimmel. Angenehm sind die Velours-Fußmatten, auf die man am liebsten barfuß gehen möchte.

Das Audi Virtual Cockpit ist optional, d.h. man kann den SQ7 TDI auch standardmäßig mit analogem Cockpit erhalten. Neu ist bei Audi auch die Smartphone-Konnektivität über Apple CarPlay oder für Android-Geräte, die reibungsfrei funktioniert. Ohne die Option kann man sein Handy auch normal über Bluetooth koppeln.

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Motoren

Herzstück ist der 4,0 Liter V8 Kompressor-Biturbo-Diesel mit 435 PS und 900 Nm Drehmoment. Dreifache Aufladung? Das ist vielleicht ein bisschen over-engineered. Technologisches Highlight ist das 48-V-Teil-Bordnetz, das auch im Zuge der Elektrifizierung interessant wird. Hierbei wird der elektrische Kompressor gespeist und auch die elektromechanische Wank-Kontrolle, damit das große SUV sich in den Kurven nicht so stark neigt. Üblich ist ein 12-Volt-Netz, das auch noch im SQ7 und auch künftig zum Einsatz kommt, und zwar für kleine Verbraucher wie Ladestationen und Fensterheber. Denn wenn man dafür 48 Volt anlegen würde, müsste man diese Elemente wieder besser gegen Stromschläge abdichten. Die beiden Turbos arbeiten übrigens bei Voll-Last gleichzeitig, bei niedrigen Drehzahlen arbeitet lediglich ein Turbo. Und so gestaltet sich auch der Verbrauch total variabel. Bei warmem Motor und gleichmäßiger Autobahnfahrt kann man den Normverbrauch von gut 8 Litern / 100 km erreichen, bei sehr sportlicher Fahrweise und Serpentinen aber auch 15 l / 100 km. Die reale Wahrheit liegt dann in der Mitte, wir rechnen also effektiv mit ca. 11,5 l im Mix.

Die Top-Sportvariante beginnt preislich bei 90.000 Euro. Das ist im Vergleich zur Audi Q7 Basisvariante für 59.000 Euro teuer, aber nicht extrem teuer im Vergleich zu anderen Audi Q7 mit Top-Ausstattung, Audi spricht sogar von einem Preisvorteil mit der enthaltenden Serienausstattung, diese sei umgerechnet 10.000 Euro wert.

Fahrverhalten

In 4,8 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h, damit ist Audi der Benziner-Konkurrenz ebenbürtig. Der V8 Diesel ist somit leistungsmäßig über jeden Zweifel erhaben, mit dem entsprechenden Verbrauch. Es gibt tatsächlich kein Turboloch, überhaupt nicht. Bei 2.300 kg Gewicht ist das schon beachtlich, dass man so schnell vom Fleck kommt. Das 8-Stufen-Wandlergetriebe schaltet entweder fast lautlos hoch, oder im Sportmodus mit spürbaren Schaltvorgängen.

Der Audi SQ7 TDI hat nicht nur die dicke Maschine serienmäßig, sondern auch weitere Features wie die adaptive Luftfederung. Das ist wahrscheinlich das Feature, das am meisten Ausschlag gibt. Denn hiermit ist ein himmlischer Fahrgenuss garantiert. Interessant: Sogar mit 22 Zoll Felgen hat man somit noch einen sehr komfortablen Fahrgenuss.

Optional kann man sich noch die Allrad-Lenkung bestellen, bei der die Hinterräder leicht entgegengesetzt (reduziert Wendekreis und Agilität) oder bei höheren Geschwindigkeiten parallel mitlenken (steigert Stabilität). Neuheit im SQ7 ist die erwähnte mitgelieferte elektromechanische Wank-Stabilisierung, welche die sportliche Gangart unterstützt. Denn gewöhnlich wankt ein großes SUV bauartgemäß beim schnelleren Fahren. Und als drittes Element ist ein Sportdifferenzial erhältlich, das neben der serienmäßigen dynamischen Verteilung der Kraft auf Vorder- und Hinterachse und die Kräfte zwischen den beiden Hinterrädern regelt.

Diese drei Sport-Elemente sind in einem Fahrwerks-Paket gebündelt, das man sich bestellen kann. Und dieses testen wir auch – und sind begeistert. Die Agilität liegt auf Niveau eines deutlich leichteren und kleineren sportlichen Fahrzeugs. Selbst Serpentinen-Straßen machen mit dem Audi SQ7 richtig viel Spaß. Gerade die Wank-Stabilisierung, bei der kleine Elektromotoren die kurvenäußere Seite höher stellen, macht viel aus.

Und zum automatischen Abbremsen hat der SQ7 den autonomen Bremsassistenten mit an Bord. So soll es sein. Optional gibt es dann noch sehr ausgereifte adaptive Tempomaten, die in der höchsten Ausbaustufe Gas und Bremse autonom bedienen, man muss nur noch lenken. Selbst Verkehrszeichen und Anfang/Ende von Ortschaften, Landstraßen und Autobahnen werden erkannt, die Geschwindigkeit wird dann entsprechend angepasst. Das funktioniert, weil das System vorhandene Kartendaten des GPS mit aktuellen Kamera-Erfassungen abgleicht.

Abmessungen

Länge: 5,05 m
Breite: 1,96 m
Höhe: 1,74 m
Radstand: 2,99 m
Kofferraumvolumen: 890 / 2.075 Liter (mit umgeklappten Lehnen der zweiten Sitzreihe)

Fazit: Der Audi Q7 hat bereits in der Basisversion eines der besten und angenehmsten Fahrverhalten in der Klasse der Full-Size-SUVs. Mit der Sportversion zieht Audi nun mit dem Konzernbruder Porsche Cayenne (mindestens) gleich – und stellt die Messlatte selbst für den Bruder Bentley Bentayga sehr hoch. Abgesehen von Leistung und Technologie satt muss man sich natürlich fragen, ob es denn wirklich so viel PS in diesem Fahrzeug sein muss. Muss es natürlich nicht. Wobei es hier stark darauf ankommt, wie stark man tatsächlich aufs Gas tritt. Zukunftsträchtiger im gesellschaftlichen Sinne erscheint uns da eher der ebenfalls schon von uns getestete Audi Q7 e-tron. Generell ist der Audi SQ7 nun eines der größten SUVs auf dem Markt und eines der agilsten zugleich, diese Kombination muss man erst einmal hinbekommen. Dazu kommen das beste Interieur und massig Platz. Jetzt braucht man nur noch Platz auf der Straße und ein dickes Portemonnaie.

Autogefühl: *****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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