Neuer Honda Civic Type R Test Fahrbericht

Hot hatches sind die sportlichen Versionen der Kompaktklasse-Fahrzeuge, die hinten eine große Tür/Klappe haben, in Deutschland ist der Golf GTI der Klassiker in diesem Bereich. Hot hatches gibt es, wie beim GTI, eher dezent, aber auch auffällig. Der extrovertierteste ist sicherlich der Honda Civic Type R, der zu den schnellsten und brutalsten Fronttrieblern zählt – bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak

Während ein normaler Honda Civic bei 17.000 Euro einsteigt, liegt der Type R mit Frontantrieb und 310 PS bei gut 35.000 Euro mit Top-Ausstattung und Top-Motorisierung. Zum Vergleich: Ein Golf GTI Performance mit 230 PS und Frontantrieb liegt bei 29.825 Euro, der Golf R mit vergleichbaren 300 PS aber Allrad bei 38.350 Euro.





Exterieur

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Nun ist es so, dass der Honda Civic im Vergleich zu anderen Kompaktklasse-Fahrzeugen schon in der Basisversion und selbst als Kombi einen sportlichen Auftritt hat: Eine weit in die Breite gezogene Front mit schmalen spitzen Scheinwerfern, große untere Lufteinlässe und eine flache Silhouette. Der Honda Civic Type R setzt da noch einen oben drauf. Er sitzt tiefer, trägt einen roten Racing-Hintergrund im Honda-Logo, einen Waben-Grill vorne, breite Seitenschweller und einen überaus kräftigen Heckflügel, den größten im Segment. Dabei scheiden sich die Geister: love or hate? Seitlich gibt es zudem 19 Zoll Felgen mit rotem Kontrast für einen noch breiteren Auftritt. Wenn wir mit dem Honda Civic Type R unterwegs sind, merken wir direkt: Entweder man erhält eine positive Reaktion und Bewunderung, oder man eckt an. Neutral dazwischen? Gibt es nicht.

Interieur

Highlight im Interieur sind die exklusiven Sportsitze in einer tollen Stoff-Mikrofaser-Kombination. Sie bieten einen mehr als ordentlichen Seitenhalt und fordern den Fahrer geradezu heraus, sportlicher zu fahren. Ein echter Racing-Sitz. Und man kann nur noch einmal den Materialmix betonen, der für eine gute Klimatisierung und festen Halt sorgt. So macht man Sportsitze!

Da der Honda Civic Type R die Top-Variante darstellt, hat man hier auch direkt alles inklusive:

– Bluetooth
– Rückfahrkamera
– Sportpedale in Aluminium
– Sportsitze mit Velours
– Klimatisierungsautomatik mit Pollenfilter

Das GT-Paket fügt dann für 2.500 Euro noch hinzu:

– 2-Zonen-Klimaautomatik
– Navi
– Stärkeres Sound-System
– automatische Fahrlichtschaltung (kleines Detail, aber wichtig!)

Irritierend ist die Aufteilung der Instrumente. Da gibt es einmal die klassischen zentralen Instrumente, hier befindet sich dort nur der Drehzahlmesser. Für die Rennstrecke reicht das, gut. Darüber befindet sich dann getrennt die digitale Anzeige für die Geschwindigkeit. Daneben ein weiterer Screen für z.B. die Verbrauchsanzeige. Und dann gibt es noch das Infotainment-System (Touchscreen) in der Mitte, das eine eher veraltete Software und Bedienungsweise enthält. Insgesamt ist die Instrumente-Aufteilung also unglücklich. Zudem ragt das gesamte Cockpit weit in den Innenraum hinein. Einen Vorteil haben die weit oben angeordneten Tempo-Instrumente jedoch: Sie liegen im Blickfeld relativ knapp unterhalb der Straße, sind also fast so wirksam wie ein Head-up-Display, man muss also den Blick nicht so stark von der Straße abwenden.

Das Platzangebot ist recht gut für die Kompaktklasse: Zunächst sitzt man selbst als großer Mensch hervorragend auf den Sportsitzen. Zudem bleibt im Fond massig Platz, man hat selbst mit 1,90 m noch Platz über dem Kopf – und sogar reichlich vor den Knien, erstaunlich. Die Rückbank lässt sich am oberen Ende umklappen, da kommt man vom Fond aus und auch vom Kofferraum aus heran. Der Kofferraum selbst ist zwar durch die hohe Ladekante hatch-gemäß nicht allzu praktisch in der Beladung, bietet aber durchaus praktische Ausmaße. Das sieht man dem Fahrzeug von außen gar nicht an.

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Motoren

Die genaue Bezeichnung unseres Testvehikels lautet denn Honda Civic Type R GT 2.0 VTEC-TURBO.

Dahinter versteckt sich ein 2.0 Liter Turbo mit 310 PS und 6-Gang-Schaltgetriebe.
Von 0 auf 100 km/h geht es in 5,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h.

Fahrverhalten

Manchmal ist es dann doch schon erstaunlich, was man mit Frontantrieb erreichen kann, so rühmt sich der Honda Civic Type R mit einer Nordschleifen-Rundenzeit von 7 Minuten 50 Sekunden. Die +R Taste ist dafür dann das geeignete Instrument, denn sie optimiert Drehmoment, Lenkung und Federung für die härtere Gangart. Das Fahrwerk ist dann zum Beispiel um ein Drittel steifer. Und das merkt man auch. Doch auch schon ohne +R Taste ist das Fahrwerk für eine Racing-Gangart abgestimmt. Im Alltag kann das durchaus hinderlich sein, auf der Rennstrecke bekommt man dabei bessere Rückmeldung von der Straße. Zusammen mit den Sportsitzen bleibt man stets fest im Sattel, so soll es sein bei einem sportlichen Fahrzeug. Die Lenkung erfordert durchaus Kraftaufwand, ein weiterer Unterschied zum normalen Honda-Civic. Dasselbe gilt für die 6-Gang-Schaltung. Hier klacken die Gänge richtig hörbar ein und sie wollen auch härter angepackt werden. Der Rennsport-Fan kommt hier voll auf seine Kosten. So zeigt der Honda Civic Type R ein sehr agiles Fahrverhalten. Der Turbo-Motor dreht schnell hoch und röhrt auch richtig, gefolgt von einem Turbo-Zischen. Die Charakteristik insgesamt verleitet immer dazu, schneller zu fahren. Somit schnellt auch der Verbrauch in die Höhe, mit 9 l / 100 km muss man durchaus rechnen.

Abmessungen

Länge: 4,39 m
Breite: 1,87 m
Höhe: 1,47 m
Radstand: 2,60 m
Gewicht: 1.453 kg

Fazit: Der Honda Civic Type R ist der schrille Vogel bei den hot hatches. Auffälliger kann keiner. Deswegen heißt das Prinzip hier klar: Lieben oder hassen, gerade mit dem großen Heckspoiler. Der Innenraum ist im Cockpit-Bereich unübersichtlich und etwas überladen. Dafür glänzen die hervorragenden Racing-Sitze. Überraschend ist das Platzangebot wirklich gut und man hat ein in dieser Hinsicht alltagstaugliches Rennauto. Im Fahrverhalten geht der Honda Civic Type R dagegen keine Kompromisse ein, hier ist alles ganz klar auf Sportlichkeit abgestimmt. Es wird also ganz schön rau, gerade auf langen Strecken. Rennsportfans wird das richtig freuen, der Rest sollte lieber den normalen Civic wählen.

Autogefühl: ***

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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